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Kritik und Eigensinn im Zeitalter der Katastrophe

Im Folgenden werden drei Beiträge dokumentiert, die thematisch mehr oder weniger zusammen hängen, jedoch jeweils einen eigenen thematischen Fokus haben. Es geht um Rechtsruck, ökologische Krise, Widerstand auf verlorenem Posten, Erziehungsweisen, die Kategorie des Eigensinns und um Ästhetik.

1.) Widerstand ohne Hoffnung

Am 08. Januar 2019 hat der Autor Wolfram Ette einen Vortrag im Chemnitzer Lesecafé Odradek gehalten. Der Vortrag wirft die Frage auf, wie angesichts der historischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, der Antiquiertheit des Fortschrittsglaubens und düsterer Zukunftserwartungen überhaupt noch eine emanzipatorische Perspektive formuliert werden kann. Dafür wird das Motiv des „Widerstands ohne Hoffnung“ eingeführt, das Ette aus der Lektüre der „Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiß entwickelt. Zudem argumentiert Ette, dass der Erfolg rechtspopulistischer und rechtsextremer Motive ein Stück weit aus der Desavouierung des Fortschrittsglaubens erklärbar ist. Die Thesen des Vortrags sind unter dem Eindruck der Ereignisse in Chemnitz im Spätsommer 2018 entstanden.

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Einige Motive des Vortrags werden auch in dem Manifest „Schwarze Linke unter Sternen“ entwickelt. Texte von Wolfram Ette und Anderen finden sich unter wolframettetexte.wordpress.com.

2.) Das eigensinnige Kind

2019 hat Wolfram Ette im Büchner-Verlag das Buch „Das eigensinnige Kind. Über unterdrückten Widerstand und die Formen ungelebten Lebens“ veröffentlicht. Dieses Buch wurde im Oktober 2021 in der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge vorgestellt, wobei Wolfram Ette ausführlich zu Wort kommt. Es geht in der Sendung um das Märchen vom eigensinnigen Kind (Gebrüder Grimm), die Kategorie des Eigensinns und um die pathologischen Folgen unterdrückten Eigensinns.

„Es war einmal ein Kind eigensinnig und tat nicht, was seine Mutter haben wollte. Darum hatte der liebe Gott kein Wohlgefallen an ihm und ließ es krank werden, und kein Arzt konnte ihm helfen, und in kurzem lag es auf dem Totenbettchen.“ – So beginnt eines der kürzesten Märchen aus den Sammlungen der Gebrüder Grimm. Das Märchen vom eigensinnigen Kind verdeutlicht die Bedeutung dessen, was Eigensinn ist: Eine Reaktion auf unterdrückende Verhältnisse, die das Leben tendenziell unmöglich machen. Aber Eigensinn muss keineswegs eine emanzipatorische Stoßrichtung haben, er kann auch gemeine, barbarische, reaktionäre Züge tragen. Wolfram Ette untersucht in seinem Buch „Das eigensinnige Kind – Über unterdrückten Widerstand und die Formen ungelebten Lebens“ die pathologischen Folgen unterdrückten Eigensinns. Einigen Gedanken dieses gesellschaftspolitischen Essays folgt diese Sendung.

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3. Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind

Die nachfolgende Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge widmet sich dann einer kritischen Auseinandersetzung mit Johanna Haarer und dem nationalsozialistischen Erziehungsratgeber „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind„. In der Sendung kommt vor allem die Literaturwissenschaftlerin Karin Nungeßer zu Wort. Die Sendung ist auch ein Ergebnis des Seminars „Das eigensinnige Kind„, das Karin Nungeßer und Wolfram Ette im November 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kritik und Eigensinn“ im Conne Island Infoladen in Leipzig durchgeführt haben. Ausgehend vom „eigensinnigen Kind“ wird der Frage nachgegangen, wie das Nachwirken von Johanna Haarers Erziehungsratgebern nach 1945 zu erklären ist.

Diese Radiosendung setzt sich kritisch mit der Pädagogik von Johanna Haarer (1900-1988) auseinander. Mit den Büchern „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ und „Unsere kleinen Kinder“ schrieb Haarer die wichtigsten nationalsozialistischen Erziehungsratgeber. Doch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ wurde auch nach 1945 unter verändertem Titel bis in die 1980er Jahre wieder aufgelegt. Was machte die Pädagogik von Johanna Haarer aus? Was war das neue an dieser Pädagogik? Worin bestehen Kontinuitäten bis heute? Was machte Haarers Bücher auch nach 1945 anschlussfähig? Zu diesen Fragen kommen Karin Nungeßer, Wolfram Ette, Anne Kratzer und Benjamin Ortmeyer zu Wort.

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Auf dem Youtube-Kanal Schachtel1000 werden zahlreiche Folgen der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge hochgeladen. Hier findet sich ein Verzeichnis von Wutpilger-Sendungen – auf aergernis.org finden sich wesensverwandte Interview und Beiträge.

Revolution in Deutschland 1918-23 #2

Im August 1914 beschloss die SPD die Bewilligung der Kriegskredite – wichtige Voraussetzung für die Kriegsführung des Deutschen Reichs im 1. Weltkrieg. Dies bedeutete unweigerlich die Spaltung der Arbeiterbewegung, die für den Verlauf der Novemberrevolution entscheidend wird. M-SPD, USPD, Gruppe Internationale, Bremer Linksradikale, Spartakusbund und später KPD – damit sind nur die wichtigsten Ergebnisse dieser Spaltung genannt. Im zweiten Teil unserer Beitrags-Serie über die Novemberrevolution fokussieren wir auf diese Neuzusammensetzung der Arbeiterbewegung. Im nächsten Teil beschäftigen wir uns mit den Frauen der Novemberrevolution.

1.) Der Bruch mit dem Bestehenden

Wir stellen zunächst noch einmal ein Gespräch voran, in dem eine zusammenfassende Einordnung über die Geschehnisse der Novemberrevolution gegeben wird. Philipp von den Falken Erfurt – die immer wieder Veranstaltungen zur Geschichte der Novemberrevolution organisiert haben – spricht über die Ursachen der Novemberrevolution und die Frage, wie konkret und verankert revolutionäre Ideen damals in der Arbeiterschaft gewesen sind. Dabei geht es auch um die Rolle der SPD. Im Gespräch, das Radio Corax bereits im Dezember 2015 geführt hat, antwortet er zunächst auf die Frage nach den Ursachen der Novemberrevolution.

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2.) Die Osterkonferenz 1916 in Jena

Während die SPD nach der Bewilligung der Kriegskredite gemeinsam mit den Gewerkschaften eine Politik des Burgfriedens vertrat, wehrten sich viele Mitglieder der sozialdemokratischen Jugendorganisationen gegen den Kriegskurs und traten aktiv gegen den Krieg ein – wie sich etwa in der Autobiografie von Karl Retzlaw oder in der Biografie von Karl Plättner nachlesen lässt. Die Arbeiterjugendbewegung war daher auch besonders empfänglich für radikalere Ideen, wie sie von der Gruppe um Liebknecht und Luxemburg oder den Bremer Linksradikalen vertreten wurden. So fanden sich zu Ostern 1916 in Jena auf der „Osterkonferenz gegen Militarismus und Krieg“ Aktive der Arbeiterjugend aus ganz Deutschland zusammen und berieten über die Perspektiven einer antimilitaristischen Opposition. Im Januar 2016 haben die Thüringer Falken eine Veranstaltung zur Erinnerung an die Osterkonferenz organisiert. Radio Corax hat mit Philipp von den Erfurter Falken darüber gesprochen und ihn zunächst nach der gesellschaftlichen Situation gefragt, in der die Osterkonferenz organisiert worden ist.

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3.) Die Arbeiterbewegung in der Novemberrevolution

Im Gespräch mit dem Historiker Dietmar Lange – Mitglied der Redaktion der Zeitschrift „Arbeit – Bewegung – Geschichte“ – hat Radio Corax explizit darauf geschaut, wie sich die Arbeiterbewegung im Zuge der Novemberrevolution verändert hat. Voraussetzung ist dafür zunächst, sich die Klassenverhältnisse im Deutschen Kaiserreich und die damalige Rolle der SPD anzuschauen. Das Gespräch dreht sich dann um die Ursachen, warum SPD und Gewerkschaften den 1. Weltkrieg mitgetragen haben und im Zuge der Novemberrevolution zu einer gegenrevolutionären Kraft wurden. Es geht dann um die Rolle der USPD und die Forderung nach einem „Ende des Bruderstreits“, die im Zuge der Novemberrevolution in der sozialdemokratischen Basis laut wurde.

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4.) Von Spartakus zur KPD

Die KPD gründete sich erst im Zuge der Novemberrevolution, zum Jahreswechsel 1918/19. Mit der „Gruppe Internationale“, dem „Spartakusbund“, den Bremer Linksradikalen und den Internationalen Kommunisten Deutschlands sind wichtige Vorgängergruppierungen aus der radikalen Linken genannt. Über die Aktivitäten dieser Vorgänger-Gruppierungen (mit Fokus auf Gruppe Internationale und Spartakusbund), die Ursprünge der Kommunistischen Partei und ihren Charakter sprach Radio Corax mit dem Historiker Ottokar Luban, u.a. Sekretär der Internationalen Rosa-Luxemburg-Gesellschaft.

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5.) Rosa Luxemburg und die Bremer Linksradikalen

Die Bremer Linksradikalen wurden hier schon benannt. In einer Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge vom Januar 2018 wurde gemeinsam mit dem Historiker Jörg Wollenberg ein genauerer Blick auf diese Gruppierung geworfen. Dabei geht es insbesondere um die Beziehung zwischen den Bremer Linken und Rosa Luxemburg – um Gemeinsamkeiten und Kontroversen zwischen ihnen. Ein Vortrag von Wollenberg über die „Dissidenten der Arbeiterbewegung“ ist hier dokumentiert – dort gibt es einen genaueren Überblick über die radikaleren Spaltprodukte der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik. Im zweiten Teil der Sendung geht es dann auch um den Rätekommunismus in der Weimarer Republik, insbesondere um die KAPD – das zugrundeliegende Interview mit Seb Bronsky findet sich hier, ein Vortrag von ihm zum Thema ist hier dokumentiert.

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Gewerkschaft oder Klassenkampf?

Wir dokumentieren hier eine Veranstaltung zur Kritik der Gewerkschaften – einen Vortrag von Christian Frings, organisiert von der Translib Leipzig. Anlässlich dieser Veranstaltung ist auch eine Radiosendung entstanden – eine Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge, die wir hier voranstellen. In der Radiosendung geht es um die historischen Ursprünge der Gewerkschaftsbewegung, um die Rolle der Gewerkschaften im 1. Weltkrieg und ihren Charakter als halbstaatliche Organisationen, sowie um den Charakter von Tarifverträgen und dem damit verbundenen Streikrecht. Eingestreut sind außerdem kurze Ausführungen zu Waren- und Lohnfetisch.

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Ähnliche Punkte führt Christian Frings auch im Vortrag aus – er geht zusätzlich auf Beispiele der Entwicklung von Gewerkschaften in den letzten 40 Jahren in Brasilien, Südafrika und Südkorea ein und berichtet von den Erfahrungen des Streiks bei Gate Gourmet.

Die rechtspopulistischen Mobilisierungen nicht nur in Ostdeutschland, sondern auch in anderen Ländern Europas, in den USA, der Türkei oder Brasilien haben zu einem neuen Interesse in linken Kreisen an Fragen des Klassenkampfs geführt. Dabei richten sich die Hoffnungen oft auf eine Revitalisierung gewerkschaftlicher Kämpfe und die Überwindung einer sozialpartnerschaftlichen Befriedungspolitik, die sich an nationalen Standortvorteilen in der internationalen Konkurrenz orientiert und damit den aufkommenden Nationalismus geradezu fördert.

Solche Erwartungen sind in der Vergangenheit immer wieder enttäuscht worden, ohne dass nach den grundlegenden Zusammenhängen zwischen der Organisationsform Gewerkschaft und den Mystifikationen der kapitalistischen Produktionsweise gefragt wurde. Als das internationale Kapital Ende der 1960er-Jahre massiv in die industrielle Produktion in Brasilien und Südafrika investierte, entstanden dort in kurzer Zeit militante Klassenkämpfe, aus denen neue kämpferische Gewerkschaftsorganisationen entstanden. Die brasilianische CUT und die südafrikanische COSATU galten als beispielhaft für die Möglichkeit, alte bürokratisch verkrustete Gewerkschaftsstrukturen durch soziale Bewegungsgewerkschaften zu überwinden. Ähnlich vielversprechend war die gewerkschaftliche Entwicklung in Südkorea, nachdem dort eine massive Streikwelle 1987 die sozialen und politischen Verhältnisse erschüttert hatte. Heute müssen wir ernüchtert feststellen, dass es in allen drei Fällen mit dem Rückgang der offenen Kämpfe wieder zu einer Bürokratisierung und Verknöcherung dieser Organisationen gekommen ist. Sie treiben nicht die Klassenkämpfe voran, sondern haben sich in den Staat integriert und tragen zur sozialen Befriedung bei. Reiner Zufall?

In diesen Ländern des globalen Südens scheint wie im Zeitraffer ein Prozess abgelaufen zu sein, für den es im 19. Jahrhundert in Westeuropa Jahrzehnte brauchte. In mühevollen Debatten und Kämpfen musste überhaupt erst geklärt werden, was „freie Lohnarbeit“ sein soll, wenn doch in jedem Arbeitsverhältnis der Eigentümer der Produktionsmittel die Befehlsgewalt hat und kommandiert. Eine kollektivvertragliche Regelung der Arbeitsbedingungen, wie wir sie heute als Tarifvertrag für selbstverständlich halten, war zunächst sowohl für die Juristen und Staatsmänner als auch für die ersten Zusammenschlüsse von Arbeiter*innen völlig undenkbar – zumal es noch gar keine gerichtlichen Instanzen gab, die die Einhaltung solcher Verträge hätten erzwingen können. Erst nach der großen Streikwelle der Jahre 1889/1890 in Westeuropa, die zum größten Teil von bis dahin noch nicht organisierten Arbeiter*innen ausging, kam es zu einer Verfestigung von Gewerkschaften als Massenorganisationen. Sie konnten sich zunehmend auf die Anerkennung durch Unternehmer und den Staat stützen, von der wiederum ihre organisatorische Stabilität abhing. Die nationalistische Haltung dieser Organisationen im Ersten Weltkrieg war lediglich das konsequente Ergebnis dieser Integration in den Staat.

Diese historischen Befunde werfen die Frage auf, was diese Entwicklungstendenz gewerkschaftlicher Organisierung, die schon Anfang des 20. Jahrhunderts als „ehernes Gesetz der Oligarchie“ bezeichnet wurde, mit den allgemeinen Mystifikationen und Fetischformen der kapitalistischen Produktionsweise zu tun haben könnte. Von zentraler Bedeutung ist dabei die radikale Kritik der Lohnarbeit, wie sie Marx im „Kapital“ entwickelt hat – von der aber heute in linken Kreisen wenig gesprochen wird, weil die Wiederherstellung eines auf Lohnarbeit beruhenden „Normalarbeitsverhältnisses“ das einzig denkbare linke Reformziel zu sein scheint. Das Leiden der Menschen an dieser Normalität findet damit aber keinen – jedenfalls keinen linken und gesellschaftskritischen – Ausdruck mehr.

Diese theoretische und historische Kritik der Gewerkschaft verfolgt einen praktischen Zweck: Möglichkeiten und Wege zu eröffnen, an radikalen Tendenzen in sozialen Konflikten und Streiks anzuknüpfen und ihre Potentiale auszuloten, über die institutionelle Befriedung der Klassengegensätze hinauszugehen. Dies soll abschließend an einigen Beispielen und Erfahrungen erläutert werden.

Christian Frings ist Aktivist, Autor und Übersetzer aus Köln. Seit den 1970er-Jahren beschäftigt er sich mit der Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx und Fragen der globalen Klassenkämpfe. Als prekärer Jobber und Leiharbeiter hat er die verschiedensten Fabriken und Unternehmen in seiner Region kennengelernt und unterstützt selbstständige Arbeiter*innenkämpfe. (via)

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Bei labournet findet sich von Christian Frings der Text Should I Stay Or Should I Go? Gewerkschaften zwischen Sozialpartnerschaft und realen Arbeitskämpfen.

Kommunismus und Geschichte

Wir dokumentieren zwei weitere Ausgaben der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge:

1.) Was wollen Kommunisten?

In der Wutpilger-Ausgabe für Oktober 2018 wird ein Stand kommunistischer Debatte zusammengetragen. Was bedeutet Kommunismus? Welche Schritte führen zu ihm? Wie gehen Kommunistinnen mit dem Erbe kommunistischer Geschichte um? Wo stehen Kommunisten heute?

In vielen Ausgaben der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ habe ich mich mit der Geschichte der Arbeiterbewegung beschäftigt. Dass es dabei um eine Sympathie mit der Sache des Kommunismus geht ist unausgesprochen klar. Aber was denken Kommunistinnen heute, was wollen sie, welche Vorstellung haben sie von Kommunismus? Diesen Fragen bin ich in der aktuellen Ausgabe nachgegangen – und habe dafür einige meiner kommunistischen Freunde befragt. (via)

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2.) Warum Geschichte?

Die Wutpilger-Ausgabe für August 2019 beschäftigt sich mit dem Sinn und Zweck von Geschichtsarbeit. Es sprechen wahlverwandte und eigene GenossInnen über Geschichte in einem materialistischen, feministischen und kritisch-theoretischen Verständnis.

Immer wieder findet im Rahmen der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ eine Auseinandersetzung mit Geschichte statt – insbesondere mit einem Fokus auf die Geschichte der Arbeiterbewegung. In dieser Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ wird den Fragen nachgegangen, welchen Sinn eine Auseinandersetzung mit Geschichte überhaupt macht, welche Motivation und welche Interessen hinter dem Drang zu historischer Auseinandersetzung stehen, warum ein einfach lineares Geschichtsbild abzulehnen ist… Im Feature sind zu hören: Marlene Pardeller, Lilli Helmbold und Julian Kuppe. (via)

    Download: via archive.org (mp3; 151.8 MB; 1:06:24 h)

Ivan Tuw: Die Helden sind leise

Eine Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge vertont den Text „Die Helden sind leise“ von Ivan Tuw. In der Sendung ist der erste Teil des Textes mit dem Titel „Heroische Jammerlappen“ zu hören: Es geht um die ostdeutsche Misere, um die Nachwirkungen der DDR, die Verklärung der „Wende“, Wohlfühlzonen in Leipzig, die letzten radikalen Autonomen und die Fluchtbewegung ins Fußballstadion. Neben einigen Film-Samples, Punksongs und dem Auszug einer Rede von Alexander Gauland ist auch ein Fetzen aus einem Interview mit Bodo Mrozek beigefügt.

    Download: via archive.org (mp3; 95.8 MB; 1 h)

Talkin‘ bout a Revolution?! #2

1968 als multipolares Weltereignis

1868 war ein multipolares, mehrdimensionales Weltereignis. Nicht nur, dass die von 68 ausgehende Bewegung in ihrem Selbstverständnis internationalistisch war – weltweit brachen in den Fabriken und Universitäten ähnliche Konflikte auf, in der sogenannten 3. Welt formierten sich anti-koloniale Befreiungsbewegungen. Es verallgemeinerte sich die Jugend als eigenständiger Lebensabschnitt, der mit einem spezifischen Warenangebot versehen und mit diversen Konflikten verbunden ist. Es formieren sich überall Gruppen, die sich dissident zum damals vorherrschenden Modell kommunistischer Parteien verhielten und eine Revision des Marxismus vornahmen (später bezeichnet als „Neue Linke“). All dies ist verbunden mit einer wechselseitigen Bezugnahme und gegenseitigen Beeinflussung. (Siehe auch diesen Text.) Im zweiten Teil unser 68er-Reihe (Teil 1 hier) beleuchten wir die internationale Dimension von 1968.

1.) Die Situationisten und der Pariser Mai 1968

Die Situationistische Internationale gehört zu den oben genannten dissidenten Gruppierungen, die bereits ab Mitte der 50er Jahre zu wirken begannen und später zu wichtigen Stichwortgebern der 68er-Revolte geworden sind – wobei es den Situationisten selbst darum ging, der radikalste und theoretisch versierteste Ausdruck der revolutionären Bewegung zu sein. Im Gespräch rekonstruieren Kazimir und Negator (BBZN) die Rolle der Situationisten im Pariser Mai 68 und gehen dabei auf die historische Situation im Frankreich der 60er Jahre ein. (Siehe auch die Buchbesprechung zu „Paris Mai 68 – Die Phantasie an die Macht„. Siehe auch „Midnight Notes: Zwei Sendungen über 1968„.)

In der Nachkriegszeit bildeten sich überall neue, linksradikale Gruppen heraus, die nach Organisierungsmodellen jenseits der kommunistischen/sozialistischen Parteien und der traditionellen Gewerkschaften suchten. Zu ihnen gehörte auch die „Situationistische Internationale“ (1957 – 1972). Die Situationisten waren auch während der Maitage 1968 in Frankreich aktiv. Wir sprachen mit Negator und Kazimir über die Situationisten und den französischen Mai ’68. [via]

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2.) Italien: Ein Kampfzyklus 1960-1980

Eine weitere dissidente neo-marxistische Strömung ist später mit dem Stichwort „Operaismus“ bezeichnet worden und ist eng mit den Klassenkämpfen in Italien verbunden. Das besondere an der italienischen Situation besteht darin, dass hier radikale Studentenbewegung und militante Fabrikkämpfe eine Verbindung eingegangen sind und sich die Kämpfe über beinahe zwei Jahrzehnte hinweg zogen – bis hin zu bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen in den 70er Jahren. Über diesen Kampfzyklus und den Operaismus war Christian Frings im Gespräch. (Über Italien siehe auch ein Gespräch mit Thomas Bremer.)

Die Ereignisse, die üblicherweise mit der Chiffre „1968“ bezeichnet werden, zogen sich in Italien über beinahe drei Jahrzehnte hin. Die Auseinandersetzungen waren in Italien besonders intensiv. Wir sprachen mit Christian Frings über die italienische Gesellschaft der Nachkriegszeit, die Ereignisse von 1960 und 1962, die Operaisten, den heißen Herbst 1969, die 77er-Bewegung und die Strategie der Spannung. Am Ende schlagen wir den Bogen zur Gegenwart.

Zunächst fragten wir nach der Nachkriegszeit in Italien. Italien hatte eine faschistische Vergangenheit, hier hatte es jedoch eine starke Resistenza-Bewegung gegeben. Inwiefern hat dies die Nachkriegszeit bestimmt? [via]

    Download: via FRN (mp3; 61 MB; 38:01 min)

3.) 1968 international – ein grenzenloser Aufbruch

Unter dem Titel „1968 international – ein grenzenloser Aufbruch“ hat die Zeitschrift iz3w im Januar/Februar 2018 eine Schwerpunktausgabe veröffentlicht. Die Ausgabe hat sich nicht nur mit 1968 im globalen Süden auseinandergesetzt, sondern auch mit der Geschichte der Zeitschrift selbst – denn 50 Jahre 1968 und 50 Jahre iz3w fielen zusammen (in diesem Zusammenhang hat iz3w auch einiges Audiomarterial veröffentlicht: hier). Im Gespräch mit dem iz3w-Redakteur Christian Stock gibt es einen kusorischen Überblick über 1968 im globalen Süden.

Im Rahmen unserer Sendereihe über 1968 wollen wir den Rahmen des nationalen Geschichtsbewusstseins verlassen und 1968 als ein globales Geschehen in den Blick nehmen. Dazu passend hat die Zeitschrift „iz3w“ im Januar/Februar ein Themenheft veröffentlicht. Wir sprachen mit dem Redakteur Christian Stock über diese Ausgabe und 1968 im globalen Süden. Zunächst baten wir ihn, das iz3w vorzustellen. [via]

    Download: via FRN (mp3; 21 MB; 13:17 min)

4.) 1968 in Afrika

In der im April/Mai 2018 folgenden Ausgabe von iz3w hat Bernhard Schmid einen Artikel mit dem Titel „1968: Révolution Afrique“ geschrieben. Im Gespräch mit Radio Dreyeckland skizziert er Ereignisse um das Jahr 1968 herum in Afrika.

Das magische Revoltenjahr gab es nicht nur in Europa und den USA auch in Mexiko und im frankophonen Afrika war es ein Jahr der Revolte und mehr als ein Anhängsel von Paris oder Westberlin. Der Frankreichskorrespondent von Radio Dreyeckland, Bernard Schmid vertritt sogar die These, dass es den Mai 68 in Paris ohne den Kontakt der französischen Linken jenseits der KP so garnicht gegeben hätte. Das Interview könnt Ihr hier nachhören oder den Artikel im neuen Heft der iz3w nachlesen. [via]

    Download: via RDL (mp3; 8.1 MB; 8;59 min)

5.) Das Massaker von Tlatelolco

Im oben dokumentierten Gespräch mit Christian Stock (iz3w) wird die harte Repression des mexikanischen Staates gegen die Studentenbewegung von 1968 erwähnt. Zentral war dabei das Massaker von Tlaltelolco – ein Massenmord an 200 bis 300 friedlich demonstrierenden Studenten im Stadtteil Tlatelolco von Mexiko-Stadt. Über diesen Massenmord und seine (ungenügende) Aufarbeitung sprach Radio Dreyeckland mit dem Historiker Julián. (Siehe ein weiteres Gespräch mit Julián über Proteste und Gewalt vor dem 02.10.1968.)

Historiker Julián erzählt uns von einem menschenverachtenden Kapitel der mexikanischen Geschichte, als am 2. Oktober 1968 der Staat der Studierendenbewegung gewaltsam ein Ende setzte. Das „Bataillon Olympia“, war eigentlich für die Sicherheit der olympischen Spiele verantwortlich und verursachte heute vor 50 Jahren ein Blutbad.

Während des ganzen sogenannten „Schmutzigen Krieges“ in Mexiko verschwanden etwa 1.200 Personen; man spricht von Folter und politischen Gefangenen, sogar von einer Geheimpolizei. [via]

    Download: via RDL (mp3; 15 MB; 9:34 min)

6.) 1968 in der DDR, der Tschechoslowakei und Polen

Auch im Ostblock war 1968 ein Jahr der Bewegungen und Proteste – und die Entstehung der „Neuen Linken“ im Westen ist auch von zentralen Verschiebungen im Ostblock beeinflusst (die Geheimrede Chruschtschows auf dem XX. Parteitag der KPdSU, der Aufstand in Ungarn 1956, der Prager Frühling 1968). In der DDR lässt sich kaum von einer 68er-Bewegung sprechen – und doch war es auch hier ein Jahr der Proteste und Konflikte. Das ist die These von Bernd Gehrke (AK Geschichte Sozialer Bewegungen Ost West), der im Gespräch einen Überblick über Bewegungen und Ereignisse um 1968 herum in der DDR, der Tschechoslowakei und Polen gibt. (Siehe auch Bernd Gehrke über das „proletarische 1968“ hier.)

Auch wenn in der DDR 1968 keine vergleichbare Revolte stattfand wie in der BRD, war es doch auch hier ein Jahr außerordentlicher Proteste. Dabei ging es sowohl um subkulturelle Bewegungen als auch um Auseinandersetzungen um Öffentlichkeit in den Betrieben.

In der Tschechoslowakei und in Polen fanden unterdessen Ereignisse statt, die für 1968 zentral waren: In der CSSR leuteten Gewerkschaften und kritische Intelligenz den Prager Frühling ein, der schließlich niedergeschlagen wurde. Auch in Polen gab es eine Studentenbewegung, die für eine Demokratisierung des Sozialismus eintrat – sie wurde niedergeschlagen und die Partei leitete eine antisemitische Kampagne ein.

Hinter all dem steht ein längerer Entwicklungsprozess, für den das Jahr 1956 zentral ist: Anfang dieses Jahres sprach Chruschtschow auf dem XX. Parteitag der KPdSU über die Verbrechen Stalins – am Ende des Jahres wurde die Räte-Bewegung in Ungarn niedergeschlagen. Die Räte sind immer wieder Bezugspunkt in den nachfolgenden Ereignissen.

Über diese Ereignisse sprach Radio Corax mit Bernd Gehrke. Wir fragten ihn zunächst nach der Quellenlage und danach, woran es liegt, dass „1968 in der DDR“ in der heutigen Öffentlichkeit kaum präsent ist. [via]

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7.) 1968 in Japan

Auch in Japan gab es 1968 eine starke Studentenbewegung, die dort besonders radikal und militant auftrat. Die in Japan geführten Kämpfe, in deren Zusammenhang die Zengakuren zentral waren, wurden weltweit zu einem Vorbild und diese suchten ihrerseits Kontakte zu Gruppierungen der Neuen Linken in anderen Ländern. Die Entwicklung der Bewegung, ihre Militarisierung und Sektenbildung, hat für die Japanische Linke bis heute traumatisierende Folgen. William Andrews hat eine Forschungsarbeit unter dem Titel „Japanese Radicalism and Counterculture, from 1945 to Fukushima“ veröffentlicht. Ein erweiterter Auszug aus diesem Buch über die Japanische Rote Armee ist in deutscher Übersetzung bei Bahoe Books erschienen. Andrews sprach mit Corax über 1968 in Japan. Das Interview wurde in englischer Sprache geführt.

Die Stärke der japanischen Linken strahlte in den 1960er Jahren in die ganze Welt. Die Studierendengewerkschaft Zengakuren machte aus den japanischen Universitäten verbarrikadierte Stützpunkte und Ausbildungszentren des Klassenkrieges. Auf riesigen Demonstrationen kämpften tausende behelmte und mit Stöcken bewaffnete Studenten gegen die Polizei. Auf internationalen Konferenzen mit Gruppen wie den Students for a Democratic Society, dem Weather Underground, den Black Panthers oder dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund, wurde versucht durch intensive Vernetzung eine weltweite simultane Revolution denkbar zu machen. Hierzulande ist über 1968 in Japan jedoch relativ wenig bekannt.

William Andrews lebt in Tokyo und forscht zur Geschichte der sozialen Bewegungen in Japan. Wir sprachen mit ihm per Skype und fragten ihn zunächst, wie sein Interesse an der japanischen Geschichte zustandekam und nach den Gründen, letztlich nach Japan zu ziehen. [via]

    Download: via FRN (mp3; 61 MB; 37:49 min)

8.) DRUM Beats Detroit – Schwarze Fabrikrevolten 1968

1968 war Detroit ein Zentrum der Fabrikrevolten, die eng mit antirassistischen Kämpfen verbunden waren. Die Heftigkeit und Militanz der Bewegung in Detroit ist historisch verbunden mit der Rolle der Stadt im 2. Weltkrieg, den ökonomischen Verschiebungen nach 1945 und der rassistischen Segregation. Auch in Detroit enstanden Gruppierungen der Neuen Linken, die marxistische Analyse und eine Thematisierung der spezifischen Situation schwarzer FabrikarbeiterInnen miteinander verbanden. Christian Frings, Felix Klopotek, Malte Meyer und Peter Scheiffele haben einen Text darüber geschrieben. Auf Basis dieses Textes und eines Interviews mit Felix Klopotek ist im Rahmen der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge ein einstündiges Feature entstanden. (Siehe auch ein Interview in der Jungle World.)

    Download: via archive.org (mp3; 137.3 MB; 1 h)

Im nächsten Teil der Beitragsserie widmen wir uns den Theoretikern der „Neuen Linken“.

Aktuelles zur Theorie und Überwindung der Klassengesellschaft

Wir stellen hier drei Beiträge zusammen, die sich in letzter Zeit thematisch mit einer Kritik der Klassengesellschaft auseinandergesetzt haben:

1.) Abschied von der Klassenmetaphysik

In der Ausgabe 55 der Zeitschrift Phase 2 haben Charlotte Mohs, Marco Bonavena und Johannes Hauer von der Translib Leipzig einen Text über das Verhältnis der Linken zur Klasse veröffentlicht. Insbesondere geht es dabei um den Abschied der Linken vom Proletariat (André Gorz) – die AutorInnen versuchen nachzuzeichnen, inwiefern dieser Abschied objektive Gründe in Veränderungen innerhalb des Kapitalismus hat, formulieren andererseits eine Kritik dieses Abschieds. Exemplarisch an Positionen von Joachim Bruhn wird eine Kritik an der linksradikalen Verabschiedung von der Klasse formuliert. Ein auf Grundlage dieses Artikels geführtes Interview ist in der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge gesendet worden:

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2.) Fragen neuer Klassenpolitik

Didier Eribons Buch Rückkehr nach Reims (siehe Buchbesprechung hier) hat in Teilen der Linken zu einer Diskussion über „Klassenpolitik“ geführt. So wird u.a. in der Monatszeitung Analyse & Kritik über „neue Klassenpolitik“ debattiert (u.a. Sebastian Friedrich hier). Einer an der Debatte Beteiligten ist Gabriel Kuhn (mit Sebastian Friedrich hier) – im Interview mit Radio Corax hat er über Fragen neuer Klassenpolitik gesprochen. Dabei geht es auch um Grundlagen des Klassenbegriffs, die für Kuhn nicht ausschließlich marxistisch fundiert sind.

In der radikalen Linken wird zur Zeit vermehrt über Klassen diskutiert – und es scheint so, als ob es im Moment gerade eine Art Selbstverständigung darüber gibt, wie man selbst zur Klasse steht, und was das bedeuten könnte: Klassenpolitik zu machen. Der Anlass für diese Diskussion liegt aber bezeichnender Weise nicht auf der unmittelbar sozialen, ökonomischen Ebene, sondern auf der politischen Ebene. Überall in Europa haben wir es gerade mit erstarkenden rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen zu tun – und in der Öffentlichkeit stellen sich diese Parteien und Bewegungen als Vertreter des einfachen Mannes dar – und es sieht so aus, als ob die Rechten so auf ihre Weise die soziale Frage für sich zu beantworten versuchen. Die Linke ist gegenüber diesen Bewegungen in die Defensive geraten – und aus dieser Defensive heraus scheint die Linke die Klasse wieder für sich zu entdecken. Das schlägt sich in verschiedenen Debatten nieder – unter anderem in einer Debatte, die gerade in der Monatszeitung „Analyse und Kritik“ geführt wird. Eine Debatte eben über neue Klassenpolitik. Einer der sich an dieser Debatte beteiligt heißt Gabriel Kuhn – der lebt selber in Schweden, ist aber durchaus im deutschsprachigen Raum bekannt als jemand, der u.a. zum Anarchismus und zum Poststrukturalismus publiziert hat. Zusammen mit Sebastian Friedrich hat er für eine schwedisch-sprachige Internetplattform einen Text zur neuen Klassenpolitik veröffentlicht. Wir haben mit ihm gesprochen und ihn zunächst gefragt, worin er die vermehrte Zuwendung zu Klassenfragen begründet sieht. (via)

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3.) Umrisse der Weltcommune

Innerhalb des linkskommunistischen Spektrums sind die 28 Thesen zur Klassengesellschaft von den Freundinnen und Freunden der klassenlosen Gesellschaft viel diskutiert worden. In der Zeitschrift Kosmoprolet haben die Freundinnen kürzlich ein Text mit dem Titel Umrisse der Weltcommune veröffentlicht. In diesem Text geht es um eine Perspektive jenseits der Klassengesellschaft – diskutiert wird, welche Angaben man machen und welche Vorstellungen man von einer kommunistischen Gesellschaft haben kann. Dabei gehen sie von gegenwärtigen Kämpfen und Produktivkraftentwicklungen aus, wobei der Text selbst eher ein Problemaufriss, denn ein klarer „Umriss“ ist. Ein Redakteur des Kosmprolet hat den Text in der Translib Leipzig vorgestellt. Dabei referiert er weniger die Thesen des Textes, als dass er über Voraussetzungen des Textes, über Diskussionen beim Schreibprozess und einige Abgrenzungen der AutorInnen spricht (etwa vom „Bilderverbot“ Frankfurter Coleur oder vom Dath’schen Kybernetik-Kommunismus):

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In seinem kürzlich bei ZuKlampen erschienenen Buch Verein Freier Menschen – Idee und Realität kommunistischer Ökonomie denkt Hannes Giessler Furlan über ganz ähnliche Aspekte nach, wie die Freundinnen in ihrem jüngsten Text – auch wenn Giessler Furlan zu anderen, teils entgegengesetzten Schlüssen kommt. Im Interview mit Radio Corax hat Hannes Giessler Furlan einen Einblick in die Thesen seiens Buches gegeben.

Siehe auch: Raus aus der Klasse, rein in die Klasse?

Die mitteldeutschen Märzkämpfe von 1921

1.) Die mitteldeutschen Märzkämpfe von 1921

Ende März 1921 riefen KPD und KAPD zu einem Generalstreik im Industriezentrum Halle/Merseburg und Leuna auf. Von Mitteldeutschland aus sollte diese Streikaktion an Masse gewinnen und Initialzündung für weitergehende revolutionäre Bestrebungen sein. Doch vergeblich – die besetzten Betriebe wurden von Schutzpolizei und Reichswehr niedergeschossen und tausende radikale Arbeiter wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Diese Ereignisse sind nicht nur wegen ihrer Folgen interessant – um die Gefangenen der Märzaktion freizukriegen, wurde erst die Rote Hilfe gegründet – sondern auch wegen ihres Vorlaufes: Die Neuordnung der linken Parteienlandschaft, das Verhältnis zur KomIntern und die Debatten um einen offensiven oder einen gemäßigten Kurs. Nicht zuletzt sind die mitteldeutschen Märzkämpfe interessant wegen der beteiligten Gruppierungen und Personen – etwa der rätekommunistischen KAPD und dem berühmten Max Hoelz.

Auf Radio Corax ist im März 2017 ein ausführliches Feature erschienen, das die Ereignisse der mitteldeutschen Märzkämpfe von 1921 rekonstruiert. Zu Wort kommen hier Karsten Rudolph (Historiker, Institut für Soziale Bewegungen an der Ruhr Uni), Stefan Weber (Historiker), Norbert Marohn (Autor) und Seb Bronsky (Kommunist).

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2.) Zum Leben und Wirken des Max Hoelz

Ergänzend zum Feature ist in der April-Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge ein ausführliches Interview mit Norbert Marohn über Max Hoelz gesendet worden. Norbert Marohn hat eine Hoelz-Biographie geschrieben: Hoelz. Biographie einer Zukunft, erschienen im Lychatz-Verlag. Das Interview behandelt die Kindheit von Max Hoelz, dessen Politisierung durch den Ersten Weltkrieg, seine revolutionären Betätigungen und schließlich seinen Aufenthalt in der Sowjetunion, der mit dem Tod in der Oka endete. Zu hören sind außerdem O-Töne aus den Filmen Max Hölz, der Revolutionär und Wolz. Leben und Verklärung eines deutschen Anarchisten.

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Kunst, Spektakel & Revolution N°5

Beiträge zur Kritik der Gewalt

Wir haben immer wieder die Vortragsmitschnitte aus der Veranstaltungsreihe Kunst, Spektakel & Revolution dokumentiert. Seit einiger Zeit haben im Rahmen dieses Formats keine Vorträge stattgefunden – trotzdem ist im letzten Jahr eine weitere Ausgabe des gleichnamigen Magazins erschienen, die sich schwerpunktmäßig um einen kritischen Begriff von Gewalt bemüht hat. Um diese Ausgabe herum sind einige Radiobeiträge entstanden, die wir im Folgenden dokumentieren.

1.) Nachrichten aus dem beschädigten Leben

Das Sendungsformat „Nachrichten aus dem beschädigten Leben“ bei Radio Corax hat die fünfte Ausgabe von Kunst, Spektakel & Revolution vorgestellt, wobei einer der Mitherausgeber zu Wort kommt. Es wird allgemein über das Thema Gewalt gesprochen.

[Audio:http://audioarchiv.k23.in/Referate/Kunst_Spektakel_Revolution/KSR-5-Heftvorstellungen/Nachrichten_aus_dem_beschaedigten_Leben__KSR_Gewalt.mp3]

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2.) Missverständnisse über Kulturindustrie

Im Rahmen einer Gemeinschaftssendung von FSK und Radio Corax hat Jakob Hayner ein Interview über seinen Beitrag gegeben. Er hat in der KSR N°5 über „Missverständnisse über Kulturindustrie“ geschrieben. Er kontextualisiert den Begriff der Kulturindustrie innerhalb der „Dialektik der Aufklärung“ von Adorno und Horkheimer und grenzt ihn von anderen Begriffen ab, etwa von dem der Massenkultur.

[Audio:http://audioarchiv.k23.in/Referate/Kunst_Spektakel_Revolution/KSR-5-Heftvorstellungen/Jakob_Hayner_Missverstaendnisse_Kulturindustrie__Interview.MP3]

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3.) Wutpilger-Streifzüge: Zur Kritik der Gewalt

In einer Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge im Dezember 2016 wurde ein längeres Feature gesendet, das auf der fünften Ausgabe von Kunst, Spektakel & Revolution basiert. Es kommen darin Roger Behrens, Jakob Hayner, Susann Offenmüller und Lukas Holfeld zu Wort. Unter anderem enthält es Auszüge aus einem Mitschnitt einer Heftvorstellung in Hamburg. Das zugrundeliegende Interview mit Jakob Hayner bezog sich auf eine weitere Publikation zu einem ähnlichen Thema: „Grenzsteine – Beiträge zur Kritik der Gewalt“ (Edition Text und Kritik). Es enthält außerdem Passagen aus der Ausgabe 63/2015 der wertkritischen Zeitschrift „Streifzüge„, die sich ebenfalls dem Thema Gewalt gewidmet hat.

[Audio:http://audioarchiv.k23.in/Referate/Kunst_Spektakel_Revolution/KSR-5-Heftvorstellungen/2016_12_18_Wutpilger_Streifzuege__Gewalt.MP3]

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4.) Wutpilger-Streifzüge: Destruction of RSG-6

Die Novemberuar/2016-Ausgabe von Wutpilger-Streifzüge hat sich ebenfalls der fünften Ausgabe von Kunst, Spektakel & Revolution gewidmet. Sie enthält einen Vortrag von Lukas Holfeld über die Ausstellung „Destruction of RSG-6“, die im Jahr 1963 von der Situationistischen Internationale in Odense (DK) organisiert wurde. Der Vortrag ist eine Einführung in die Theorie der Situationisten (mit einem Fokus auf deren Verhältnis zur Kunst), schildert Aspekte des kalten Krieges und beschreibt die genannte Ausstellung.

Destruction of the RSG-6

Oder: Wie man die Kunst mit den Mitteln der Kunst zerstört

Im April 1963 veröffentlichte die britische Aktivisten-Gruppe „Spies for Peace“ die Existenz eines geheimen Atomschutzbunker-Systems, das ausschließlich für Mitglieder der britischen Regierung reserviert war: Die „Regional Seats of Government“ (RSG). Mitglieder der Gruppe selbst waren in den RSG-6 in Reading eingebrochen und hatten dort die Pläne der übrigen Bunker gefunden. Die Gruppe veröffentlichte ihre Funde in einer Broschüre, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgte und einen enormen Mobilisierungsschub für die außer-parlamentarische Abrüstungs-Bewegung nach sich zog. Im Juni 1963 eröffnete die Situationistische Internationale eine Ausstellung, die mit dem Titel „Destruction of RSG-6″ überschrieben war. Offensichtlich nahm die marxistische, post-surrealistische Gruppe Bezug auf die Funde in Reading. Aber nicht nur das: Die Galerie zeigte den Stand einer Kritik der Kunst, die die S.I. in den Jahren zuvor erarbeitet hatte.

Der Vortrag gibt einen Einblick in die fünfte Ausgabe der Zeitschrift „Kunst, Spektakel & Revolution“ und erzählt die Geschichte der Ausstellung „Destruction of RSG-6″. Dabei werden Fotos von der Ausstellung gezeigt. Zugleich sollen Ansätze der kritischen Theorie der Situationistischen Internationale eingeführt werden. Die Ausgaben 3-5 von KSR können beim Vortrag erworben werden. [via]

[Audio:http://audioarchiv.k23.in/Referate/Kunst_Spektakel_Revolution/KSR-5-Heftvorstellungen/2016_11_20_Wutpilger_Streifzuege__Destruction_of_RSG_6.MP3]

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6.) KSR-Heftvorstellung in Berlin

Am 24.07.2016 wurde die fünfte Ausgabe von Kunst, Spektakel & Revolution in Berlin im Laidak vorgestellt. Im Vortrag sprechen Julian Kuppe und ein Redaktionsmitglied, das den im Heft enthaltenen Beitrag von Olga Montseny vorstellt. Julian Kuppe umkreist in seinem Vortrag, wie im Spätkapitalismus bzw. in der Postmoderne Identität und Subjektivität prekär werden und was dies für Gesellschaftskritik und Psychoanalyse für Folgen hat. Der andere Vortrag geht ausgehend von den Hamburger Gefahrengebieten darauf ein, wie der Ausnahmezustand zunehmend ein normaler Bestandteil von Ordnungspolitik wird.

Es gibt keine Herrschaft ohne Gewalt. Die Gewalt sachlich vermittelter Herrschaft ist in den Institutionen verborgen und vollzieht sich als stummer Zwang der Verhältnisse. Offen zutage tritt sie in der Peripherie, an den Grenzen, gegenüber „beschwerdearmen Bevölkerungsgruppen“ und im Ausnahmezustand. Sichtbar wird sie auch in der Deformierung der (post)modernen Subjekte. Herrschaft zwingt ihren Gegnern die Frage der Gewalt auf – ist sie einmal in der Welt, muss mit ihr umgegangen werden. Die äußeren Bedingungen und die Wahl der Mittel entscheiden darüber, ob die Revolution ihr (im doppelten Sinne) erliegt. Die im Juli erscheinende fünfte Ausgabe der Broschüren-Reihe „Kunst, Spektakel & Revolution“ beschäftigt sich auf verschiedenen Ebenen mit der Gewalt der Verhältnisse. Wir wollen im Laidak gemeinsam mit mehreren Autoren einen Einblick in das Heft geben. [via]

[Audio:http://audioarchiv.k23.in/Referate/Kunst_Spektakel_Revolution/KSR-5-Heftvorstellungen/KSR_6_Heftvorstellung_Berlin.mp3]

    Download: via AArchiv (mp3; 1:04:47 h; 88,9 MB)

Wer darüber hinaus weiter hören möchte – die Homepage von Kunst, Spektakel & Revolution enthält auch ein ausführliches Archiv mit Audiodateien, die im Zusammenhang mit der Veranstaltungsreihe und dem Magazin stehen.

Kritik der Knastgesellschaft

Die Diskussion über Knastkritik und die gemeinsame Organisierung von Leuten drinnen und draußen ist weitestgehend aus den linksradikalen Zusammenhängen verschwunden – sie hatte (ähnlich wie die Psychiatrie-Kritik) in den 60’er und 70’er Jahren ihren letzten Höhepunkt. Wir dokumentieren hier einige aktuelle Beiträge zum Thema und freuen uns über Ergänzungen in der Kommentarspalte.

1.) Ein Jahr Gefangenengewerkschaft GG/BO

Am 01.10.2015 hat Oliver Rast von der Gefangenengewerkschaft GG/BO einen Vortrag im Berliner Café Kralle gehalten. Er hat im Vortrag über die Hintergründe der Gründung der GG/BO, über die Entwicklungen im Organisierungsprozess und über die Organisationsbedingungen der Gewerkschaft berichtet. Das Anarchist Radio Berlin hat den Vortrag dokumentiert.

Lohnarbeit im Gefängnis wird bewusst entrechtet und inhaftierte Beschäftige nicht als Arbeitnehmer*innen anerkannt. Trotzdem wird hinter Gittern ein exzessives Sozial- und Lohndumping betrieben um Auftraggeber*innen den Produktionsstandort Knast als attraktive Alternative oder sogar Sonderwirtschaftszone anzubieten.

Eine basisorganisatorische Gefangenen-Gewerkschaft macht bereits von Außen und Innen darauf aufmerksam und will mehr erkämpfen. Dabei wird der bisher sehr erfolgreiche Organisierungsprozess in den Knästen auf politischer und juristischer Ebene attackiert. Einblicke in die Arbeit der Gefangenen Gewerkschaft / Bundesweite Organisation – GG/BO sowie aktuelle Entwicklungen erfahrt ihr beim Tresen. (via)

    Download: via AArchiv (mp3; 63.3 MB; 1:10:15 h) | via archive.org (verschiedene Formate)

Beachtet auch, passend zum Thema, den Text „Ein Jahr Gefangenengewerkschaft – Eine Zwischenbilanz“ von Oliver Rast. Radio Corax hat mehrere Interviews mit Mitgliedern der Gefangenengewerkschaft geführt. So z.B ein Interview mit Oliver Rast, in dem es allgemein um die Gefangenengewerkschaft geht und ein Interview mit Gerd Rockmann über die Aktivitäten der Gefangenengewerkschaft in Sachsen-Anhalt.

2.) abrisse. Innen- und Außenansichten einsperrender Institutionen

2011 hat die Gruppe baul_ucken ein Buch unter dem Titel „abrisse. Innen- und Außenansichten einsperrender Institutionen“ bei Edition Assemblage herausgegeben. Das Buch wurde in engem Kontakt mit mehreren Gefangenen konzipiert, enthält Umfragen über das Thema Knast, einige theoretische Texte, sowie verschiedenen Sichtweisen von Gefangenen, Aktivist_innen aus verschiedenen Ländern und Antwält_innen, die über eine isolierte Betrachtung der Institution Gefängnis hinaus weisen. Am 12.10.2011 waren im Rahmen der Gegenbuchmesse zwei MitherausgeberInnen in der Klapperfeldstraße in Frankfurt zu Gast und haben das Buch dort vorgestellt. Zu Beginn werden O-Töne aus den Umfragen vorgespielt, dann geht es um die Entstehunsgeschichte des Buches und zuletzt wird ein Brief einer Gefangenen vorgelesen, der in dem Buch enthalten ist. In der Diskussion geht es eher grundlegend um Knastkritik und Alternativen zum Gefängnis.

    Download: via AArchiv (mp3; 76 MB; 1:46:49 h)

Eine Rezension des Buches gibt es hier. Im Vorfeld einer Buchlesung in Dresden hat Radio Corax ein Interview mit einem Mitherausgeber geführt, das hier nachgehört werden kann. Auf dem Blog der Gruppe baul_ucken findet sich auch ein Text von Albert Destinazero mit dem Titel „Warum Knastkritik? Selbstverständlichkeiten und Einsprüche. Zur Entstehungsgeschichte und Rechtfertigung des Gefängnisses„.

3.) Anti-Knast-Tage 2014 in Wien / Anarchistische Texte zur Knastkritik

Das Anarchistische Radio Wien hat in einer Sendung die Anti-Knast-Tage dokumentiert, die 2014 im Wiener EKH stattfanden. Gesendet wurden Ausschnitte aus den Vorträgen und Diskussionen, die auf den Anti-Knast-Tagen stattgefunden haben.

Von 7. bis 9. November 2014 fanden in Wien die Anti-Knast-Tage statt. An drei Tagen tauschten sich Interessierte zu diversen Kämpfen gegen Knast und Repression aus, es gab Diskussionen, Vorträge und Workshops, die sich sehr unterschiedlichen Themen widmeten. Einige Höhepunkte waren beispielsweise die Veranstaltung zur neu gegründeten Gefangenengewerkschaft in Deutschland oder ein Vortrag zur aktuellen Situation in den griechischen Knästen.

Diese Sendung fasst unvollständig und bruchstückhaft das Wochenende in Wien zusammen und gibt einen kleinen Einblick für alle, die nicht dabei sein konnten bzw. will mit den Audiomitschnitten allen Teilnehmer_innen die spannenden Vorträge in Erinnerung rufen. (via)

    Download: via Anarchistisches Radio (mp3; 76 MB; 56:57 min)

Das Anarchistische Radio hat außerdem in einer weiteren Sendung mehrere Texte zur anarchistischen Knastkritik eingelesen: Die Einleitung des Buches „Stein für Stein – Kämpfen gegen das Gefängnis und seine Welt“ von einer belgischen Gruppe und den Text „An wen richten wir uns?“ aus der italienischen Zeitschrift „Machete„.

4.) Die Unsichtbaren

Nanni Balestrini hat die Erfahrung der Knastkämpfe in Italien während und nach dem Bürgerkrieg in den 70’er Jahren in seinem Roman „Die Unsichtbaren“ literarisch verarbeitet. Auszüge aus diesem Roman wurden in der Juni-Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ vorgelesen (nach einer Besprechung des Buches „Den Himmel stürmen„).

    Download: via Mediafire (mp3; 140.8 MB; 1:42:31 h)

– – –

Texte zur Kritik am Gefängnis (aus einer eher liberalen Warte) finden sich auf knastkritik.org. Ein grundlegendes Buch zum Thema ist „Sozialstruktur und Strafvollzug“ von Otto Kirchheimer und Georg Rusche. Grundlegend für die Anti-Knast-Bewegung war außerdem das Buch „Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses“ von Michel Foucault. Eine Tradition der Knastikritik hat sich vor allem im anarchistischen Milieu gehalten – die Download-Seite auf der Internet-Präsenz des Anarchist Black Cross Berlin stellt einige Zeitschriften der anarchistischen Knastkritik zur Verfügung. Die Broschüre „Die vernebelte Spur von Os Cangaceiros durch die soziale Pampa“ versammelt einige deutschsprachige Übersetzungen von Texten der „Totengräber“, einem in den 70’er und 80’er Jahren in Frankreich umherreisenden Kollektiv, das sich auch dem Kampf gegen die Knäste widmete. Weitere Literatur-Tips und Links zu Audio-Beiträgen zum Thema (ob historisch-materialistisch oder kritisch-genealogisch) können in der Kommentarspalte hinterlassen werden.

Die Verwirklichung der Poesie

Kunst, Spektakel & Revolution N°4

Ende 2014 ist die vierte Ausgabe der Zeitschrift Kunst, Spektakel & Revolution erschienen (herausgegeben vom Bildungskollektiv im Katzenberg Verlag). Das Heft dokumentiert und ergänzt den vierten Teil der gleichnamigen Veranstaltungsreihe in Weimar. Thema des Heftes ist die Poesie des 19. Jahrhunderts und ihr Verhältnis zu den revolutionären Bewegungen jener Epoche. Wir dokumentieren hier zum einen Vorträge, die bei Heft-Vorstellungen gehalten wurden und zum anderen die der Veranstaltungsreihe zugrundeliegenden Vorträge.

Die vierte Ausgabe dokumentiert den Veranstaltungsblock, der im Sommer 2012 unter dem Titel »Die Verwirklichung der Poesie« stattgefunden hat. Thema ist das Verhältnis von Poesie und Revolution – revolutionäre Poesie, Poetik der Revolution – im Laufe des 19. Jahrhunderts. Die beiden Wegmarken bilden dabei die Französische Revolution von 1789ff und den Aufstand der Pariser Commune von 1871. Jene Revolution und dieser Revolutionsversuch haben bestimmt, was in dieser Epoche möglich war, haben eröffnet, was künftig möglich sein würde und hinterlassen ein Erbe, das noch zu rächen sein wird – auch im Bereich der künstlerischen Produktion. Besprochen werden im Heft u.a.: Friedrich Hölderlin, Heinrich Heine, Rahel Varnhagen, Comte de Lautréamont, Arthur Rimbaud, Baudelaire und Blanqui, Richard Wagner, Louise Michel und die Frauen der Pariser Commune. (via)

Zur vierten Ausgabe von KSR

Interview mit Radio Dreyeckland

Einen kurzen Einblick in das Heft hat der Mitherausgeber Lukas Holfeld in einem Interview bei Radio Dreyeckland in Freiburg gegeben (via):

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    1. :

via AArchiv

    1. |

via FRN

    (mp3; 21 MB; 9:03 min)

Lukas Holfeld im Gespräch mit Marcus Quent

Einen etwas ausführlicheren Einblick in das Heft hat Lukas Holfeld am 11.02.2014 im Leipziger Institut für Zukunft im Gespräch mit Marcus Quent (Engagierte Wissenschaft) gegeben. Sie sprechen über den Hintergrund der Veranstaltungsreihe und das Thema der Broschüre.

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    1. :

via AArchiv

    (mp3; 26.5 MB; 28:54 min)

Despotismus der Freiheit

Im Anschluss an das Gespräch hat Sebastian Tränkle einen Vortrag über Georg Büchner gehalten, ein Dichter, der gut in die vierte KSR-Ausgabe gepasst hätte, es aber nicht hineingeschafft hat. Tränkle arbeitet anhand Georg Büchners Dantons Tod den Widerspruch zwischen revolutionärer Moral und individuellem Glücksstreben heraus – um anschließend mit Bezug auf Oscar Wilde der Moral eine materialistische Absage zu erteilen. Dem Vortrag liegt ein Beitrag zugrunde, den Tränkle für das Buch Gewalt und Moral. Eine Diskussion über die Dialektik der Befreiung (Hendrik Wallat, Hg.) verfasst hat.

In Georg Büchners Dantons Tod (1835) wird ein zentrales Problem aller revolutionären Politik dramatisiert: Der Konflikt zwischen der ihr zugrunde liegenden Moral und dem Glücksstreben der einzelnen Individuen. Büchners Drama – in der Sprache so unerhört modern, dass man bisweilen meinen möchte, es nehme Brecht vorweg – seziert in geradezu ideologiekritischer Manier die jakobinischen Moralvorstellungen und ihren blutigen Konsequenzen. Aus der historischen Rückschau lässt das zur terroristischen Endzeit der Französischen Revolution situierte Stück gar Fluchtlinien hin zum Großen Terror des Stalinismus erkennen. Vor dem Hintergrund der beiden historischen Erfahrungen wird die Fragwürdigkeit eines jeden Ansatzes zu einer politischen Ethik deutlich. Mit einem Seitenblick auf Oscar Wilde soll ihr schließlich eine materialistische Absage erteilt werden: Dort wo nur für »die Sache« gekämpft wird, statt für das eigene Glück ist die Revolution schon an den Revolutionären gescheitert – oder zeitgemäßer formuliert: führt sich jeder Versuch zur Befreiung selbst ad absurdum.

Von Sebastian Tränkle ist jüngst ein Aufsatz zum Thema erschienen: »Polizeisoldat des Himmels. Über revolutionäre Moral und die Negation des individuellen Glücksanspruchs«, in: Hendrik Wallt (Hg.), Gewalt und Moral. Eine Diskussion der Dialektik der Befreiung, Münster: Unrast 2014. Der Vortrag möchte mit dem Essay auch das Buch vorstellen. Sebastian Tränkle ist als freier Autor tätig und lebt in Berlin. [via]

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    1. :

via AArchiv

    (mp3; 48.9 MB; 53:26 min)

Auguste Langlois schäumt nicht im Tuileriengarten

Bei der Release-Veranstaltung zu KSR#4 in der ACC Galerie Weimar hat Clemens Bach seinen in der Broschüre enthaltenen Artikel vorgestellt: es geht um den Begriff einer negativen Pädagogik in den Werken von Joris-Karl Huysmans und Comte de Lautréamont. Zuvor liest Lukas Holfeld einen Auszug aus der Einleitung des Heftes vor.

Am 30.10.2014 wird das Heft in der ACC Galerie vorgestellt und wird erstmals erhältlich sein. Außerdem stellt Clemens Bach die Thesen seines Textbeitrags über die Romane von Joris-Karl Huysman und Comte de Lautréamont vor. In Huysmans‘ Roman »Gegen den Strich« und Lautréamonts »Gesängen des Maldoror« spürt er einen negativen Kern pädagogischer Prozesse auf und stößt dabei auf die Grenzen, die der Leib dem pädagogischen Zugriff setzt und dabei ein fiebriges Erschaudern vor dem gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft hervorruft. Passagen aus beiden Romanen werden leserisch vorgetragen. (via)

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    1. :

via AArchiv

    (mp3; 43.9 MB; 47:57 min)

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Bewegte Ruhe.

Evozierendes Denken in der Lyrik Bertolt Brechts

In der letzten Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ wurde ein Vortrag von Jörg Zimmer (u.a. Internationale Gesellschaft Hegel Marx für dialektisches Denken, Metapher) gesendet, in dem er (wie ich finde) auf eine sympathische Weise sechs Gedichte von Bertolt Brecht interpretiert und dabei fast unbemerkt einige Aspekte dialektischen Denkens vorstellt. In der Radioversion sind die behandelten Gedichte neu eingesprochen.

Download:

  1. unbearbeitete Originalversion des Vortrags via AArchiv: Vortrag (mp3; 18,8 MB; 32:49 min) | Diskussion (mp3; 4,2 MB; 7:22)
  2. Radio-Version mit neu eingesprochenen Gedichten: via Mediafire (mp3; 54,9 MB; 1 h)

Material zu Paul Celan

1. Magnus Klaue – SARKASMEN. Überlegungen zum poetischen Interventionismus in Paul Celans Spätwerk

Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kunst | Spektakel | Revolution„: Daß Paul Celans Lyrik entgegen verbreiteten Klischees über deren vermeintliche Hermetik ihrer Formgestalt nach als ‚engagierte Dichtung‘ verstanden werden muß, ist spätestens seit Ende der siebziger Jahre zunehmend ins Bewußtsein der akademischen Forschung, aber auch der feuilletonistischen Rezeption seines Werks getreten. Nolens volens haben die dezidiert politischen Interpretationen von Celans Lyrik seiner Vereinnahmung als ‚Dichter des Holocaust‘ durch diverse derridistisch-heideggerianische Gedächtnisexperten womöglich sogar vorgearbeitet. Im Mittelpunkt solchen Interesses stehen indes die Lyrikbände aus Celans mittlerer Schaffensperiode, v.a. „Sprachgitter“ und „Die Niemandsrose“. Der Vortrag möchte demgegenüber der Frage nachgehen, inwiefern Celans späte Gedichte, die sich sowohl in ihrer Entstehungsweise wie in ihrer immanenten Formsprache deutlich von den früheren unterscheiden, sich bereits als Reaktion auf verschiedene Weisen der politischen Vereinnahmung seines Werks deuten lassen. Die spezifische Form des Engagements, wie sie seinen früheren Dichtungen immanent ist, wird dabei zugespitzt in einem polemischen Interventionismus, der in bislang ungekannter Weise auf ‚pragmatische‘ Formen wie Sentenz und Epigramm zurückgreift, zugleich aber jede Art politischer ‚Gebrauchsdichtung‘, wie sie zur gleichen Zeit etwa von Enzensberger vertreten wurde, scharf zurückweist. Für die besondere Formsprache, die durch die Verschränkung von Elementen ‚eingreifender‘ und ‚absoluter‘ Dichtung im Spätwerk entsteht, schlägt der Vortrag den Begriff des Sarkasmus vor. Im Mittelpunkt stehen Gedichte aus den Bänden „Fadensonnen“, „Lichtzwang“ und „Schneepart“.

Download: via FRN [mp3; Stereo; 128 kbps; 42,0 MB] oder nachbearbeitet via MF [mp3; Mono; 40 kbps; 13,1 MB]

2. Ich hörte sagen. Gedichte und Prosa

Die Stimme der Poesie – Paul Celan ist einer bedeutendsten deutschprachigen Lyriker des 20. Jahrhunderts. In seinen Gedichten verbindet sich bittere Kritik mit sehnsüchtiger Utopie, sie sind in ihrem Wesen nach Dialoge, Zwiegespräche. Im Vortrag des Autors entfalten sie ihre Trauer und Anklage in eindringliches Tönen.

Paul Celan, 1920 – 1970, liest hier über 80 Gedichte aus Der Sand der Urnen, Mohn und Gedächtnis, Von Schwelle zu Schwelle, Die Niemandsrose, Sprachgitter, Fadensonnen, Atemwende sowie aus Ausgewählte Gedichte.

Paul Celans Vortrag offenbart, wie sehr dieser Dichter aus und in der Sprache lebt, wie er spricht, um zu leben. Sein Werk zeigt, dass auch nach Auschwitz Lyrik noch möglich ist, wenn sie die bittere Realität nicht verdeckt. [Literatur-Report]


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: CD 1 | CD 2 [via MF]; pw:

Schnabelfeld

3. Wutpilger-Streifzüge. Fragmente aus Politik und Kultur #1

Das Debut der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“, in dem das Sendekonzept vorgestellt und Überlegungen zur Möglichkeit einer Radiosendung angestellt werden, enthält die Lesung und eine Interpretation des Celan-Gedichtes „Wutpilger-Streifzüge“ (Fadensonnen, PCGW II, S.169). Das in der Sendung enthaltene Kurz-Essay zu Fragment und Aphorismus kann hier nachgelesen werden.

Download [via MF; mp3; Stereo; 128 kbps; 52 min 17 sec; 47,9 MB]

4. Lorettas Leselampe – Dezember 06

Lorettas Leselampe stellt in diesem Sende-Ausschnitt die 2006 aus dem Nachlass erschienenen Prosa-Fragmente Celans (Paul Celan: Mikrolithen sinds, Steinchen. Die Prosa aus dem Nachlass. Suhrkamp) vor.

Download [via MF; Stereo; 128 kbps; 18 min 57 sec; 17,4 MB]

5. Bremer Literaturpreis 1958

Celan wurde 1958 für seine Bände „Mohn und Gedächtnis“ und „Von Schwelle zu Schwelle“ der Bremer Literaturpreis verliehen. Hier ein kurzer Auszug aus seiner Rede während der Preisverleihung:

hören [Radio Bremen]

6. Literaturempfehlungen zum Thema: Weiterlesen