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Revolution in Deutschland 1918-23 #2

Im August 1914 beschloss die SPD die Bewilligung der Kriegskredite – wichtige Voraussetzung für die Kriegsführung des Deutschen Reichs im 1. Weltkrieg. Dies bedeutete unweigerlich die Spaltung der Arbeiterbewegung, die für den Verlauf der Novemberrevolution entscheidend wird. M-SPD, USPD, Gruppe Internationale, Bremer Linksradikale, Spartakusbund und später KPD – damit sind nur die wichtigsten Ergebnisse dieser Spaltung genannt. Im zweiten Teil unserer Beitrags-Serie über die Novemberrevolution fokussieren wir auf diese Neuzusammensetzung der Arbeiterbewegung. Im nächsten Teil beschäftigen wir uns mit den Frauen der Novemberrevolution.

1.) Der Bruch mit dem Bestehenden

Wir stellen zunächst noch einmal ein Gespräch voran, in dem eine zusammenfassende Einordnung über die Geschehnisse der Novemberrevolution gegeben wird. Philipp von den Falken Erfurt – die immer wieder Veranstaltungen zur Geschichte der Novemberrevolution organisiert haben – spricht über die Ursachen der Novemberrevolution und die Frage, wie konkret und verankert revolutionäre Ideen damals in der Arbeiterschaft gewesen sind. Dabei geht es auch um die Rolle der SPD. Im Gespräch, das Radio Corax bereits im Dezember 2015 geführt hat, antwortet er zunächst auf die Frage nach den Ursachen der Novemberrevolution.

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2.) Die Osterkonferenz 1916 in Jena

Während die SPD nach der Bewilligung der Kriegskredite gemeinsam mit den Gewerkschaften eine Politik des Burgfriedens vertrat, wehrten sich viele Mitglieder der sozialdemokratischen Jugendorganisationen gegen den Kriegskurs und traten aktiv gegen den Krieg ein – wie sich etwa in der Autobiografie von Karl Retzlaw oder in der Biografie von Karl Plättner nachlesen lässt. Die Arbeiterjugendbewegung war daher auch besonders empfänglich für radikalere Ideen, wie sie von der Gruppe um Liebknecht und Luxemburg oder den Bremer Linksradikalen vertreten wurden. So fanden sich zu Ostern 1916 in Jena auf der „Osterkonferenz gegen Militarismus und Krieg“ Aktive der Arbeiterjugend aus ganz Deutschland zusammen und berieten über die Perspektiven einer antimilitaristischen Opposition. Im Januar 2016 haben die Thüringer Falken eine Veranstaltung zur Erinnerung an die Osterkonferenz organisiert. Radio Corax hat mit Philipp von den Erfurter Falken darüber gesprochen und ihn zunächst nach der gesellschaftlichen Situation gefragt, in der die Osterkonferenz organisiert worden ist.

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3.) Die Arbeiterbewegung in der Novemberrevolution

Im Gespräch mit dem Historiker Dietmar Lange – Mitglied der Redaktion der Zeitschrift „Arbeit – Bewegung – Geschichte“ – hat Radio Corax explizit darauf geschaut, wie sich die Arbeiterbewegung im Zuge der Novemberrevolution verändert hat. Voraussetzung ist dafür zunächst, sich die Klassenverhältnisse im Deutschen Kaiserreich und die damalige Rolle der SPD anzuschauen. Das Gespräch dreht sich dann um die Ursachen, warum SPD und Gewerkschaften den 1. Weltkrieg mitgetragen haben und im Zuge der Novemberrevolution zu einer gegenrevolutionären Kraft wurden. Es geht dann um die Rolle der USPD und die Forderung nach einem „Ende des Bruderstreits“, die im Zuge der Novemberrevolution in der sozialdemokratischen Basis laut wurde.

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4.) Von Spartakus zur KPD

Die KPD gründete sich erst im Zuge der Novemberrevolution, zum Jahreswechsel 1918/19. Mit der „Gruppe Internationale“, dem „Spartakusbund“, den Bremer Linksradikalen und den Internationalen Kommunisten Deutschlands sind wichtige Vorgängergruppierungen aus der radikalen Linken genannt. Über die Aktivitäten dieser Vorgänger-Gruppierungen (mit Fokus auf Gruppe Internationale und Spartakusbund), die Ursprünge der Kommunistischen Partei und ihren Charakter sprach Radio Corax mit dem Historiker Ottokar Luban, u.a. Sekretär der Internationalen Rosa-Luxemburg-Gesellschaft.

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5.) Rosa Luxemburg und die Bremer Linksradikalen

Die Bremer Linksradikalen wurden hier schon benannt. In einer Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge vom Januar 2018 wurde gemeinsam mit dem Historiker Jörg Wollenberg ein genauerer Blick auf diese Gruppierung geworfen. Dabei geht es insbesondere um die Beziehung zwischen den Bremer Linken und Rosa Luxemburg – um Gemeinsamkeiten und Kontroversen zwischen ihnen. Ein Vortrag von Wollenberg über die „Dissidenten der Arbeiterbewegung“ ist hier dokumentiert – dort gibt es einen genaueren Überblick über die radikaleren Spaltprodukte der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik. Im zweiten Teil der Sendung geht es dann auch um den Rätekommunismus in der Weimarer Republik, insbesondere um die KAPD – das zugrundeliegende Interview mit Seb Bronsky findet sich hier, ein Vortrag von ihm zum Thema ist hier dokumentiert.

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Nationalsozialismus und soziale Frage

Über den Antikapitalismus der alten und neuen Nazis

Im Rahmen einer kleinen Veranstaltungsreihe über den Nationalsozialismus der Falken Erfurt hat Joachim Bons (Uni Göttingen) einen Vortrag über den Antikapitalismus der Nazis gehalten. Diesen untersucht er anhand von Zitaten von Strasser, Göbbels und Hitler sowie aus dem Stürmer und dem Völkischen Beobachter (und am Rande auch aus aktuellen Nazi-Publikationen). Er plädiert dafür, den Antikapitalismus der Nazis nicht einfach als Demagogie abzutun und stellt gleichzeitig heraus, dass der NS-Antikapitalismus nicht die Überwindung des Widerspruchs von Kapital und Arbeit, sondern deren Versöhnung anstrebt.

Die NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ beschwört den „nationalen Antikapitalismus“ und will den „Kapitalismus zerschlagen“ und bereits die Goebbels-Zeitung „Der Angriff“ präsentierte die Nazis als „Todfeinde des heutigen kapitalistischen Wirtschaftssystems“. Was ist von derartigen Aussagen von Parteien zu halten, die gleichzeitig das Privateigentum als naturgegeben anerkennen und dem „genial“ tätigen, wertschaffenden Unternehmer die Unentbehrlichkeit für Volk und Wirtschaft bescheinigen? Drückt sich hier ein genuin antikapitalistischer Impetus oder doch nur ein sozialdemagogisches Täuschungsmanöver aus oder wie sind derartige Aussagen sonst im Gesamtkontext (neo-) nationalsozialistischer Ideologie zu entschlüsseln? Wie war die soziale Frage eingebettet und welche Antworten wurden gegeben? Und nicht zuletzt, was können Gründe für die politische Wirksamkeit dieser Ideologie (gewesen) sein? Diese und weitere Fragen zu Ideologie und Politik des historischen und des akturellen Nazismus wollen wir gemeinsam diskutieren. Mit Joachim Bons aus Göttingen, der an der Uni Göttingen am Seminar für Politikwissenschaften zum Bereich Nationalsozialismus lehrt. (via)

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Positionen zur Kritik des Mensch-Tier-Verhältnisses

1. Animal Riots. Zur kritischen Theorie des Mensch-Tier-Verhältnisses

Im Frühling des letzten Jahres fand in Jena eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel »Veganismus – mehr als nur Lifestyle?« statt. Im Rahmen dieser Reihe hat Thomas Krüger aus Jena einen Vortrag gehalten, in dem er einige Aspekte des Mensch-Thier-Verhältnisses aus kritisch-theoretischer Perspektive dargestellt hat. Er kritisiert dabei naturalistische Fehlschlüsse sowohl von Verfechtern als auch von Kritikern des Veganismus. Im Zentrum seiner Überlegungen steht dann eine Kritik der Forderung nach Tierrechten, basierend auf einer Kritik des Rechts-Begriffes. Dem Recht stellt er eine Moral-Konzeption gegenüber, in deren Zentrum Leid, Mitleid und Empathie stehen (wobei er sich u.a. auf Adornos Vorlesungen über Probleme der Moralphilosophie bezieht). Am Schluss kritisiert er das postmoderne Denken (und insbesondere das Konzept der Intersektionalität), das er in Hinblick auf eine Kritik des Mensch-Tier-Verhältnisses für nicht tauglich hält.

Der Vortrag „Animal Riots. Zur kritischen Theorie des Mensch-Tier-Verhältnisses“ stellt die moralischen Implikatonen der Idee der Tierbefreiung in den Kontext gesellschaftlicher Vermittlung und politökonomischer Bedingtheit. Inspiriert durch die kritische Gesellschaftstheorie von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer soll gezeigt werden, dass eine materialistische Kritik des Mensch-Tier-Verhältnisses weder rechtlich („Animal Rights“) noch dekonstruktivistisch (Poststrukturalismus/Intersektionalismus) sondern vielmehr moralisch und kategorial ist.

Der Ausgangspunkt, wonach das Wohl dem Leiden, die Freiheit der Gefangenschaft und das Leben dem Tod vorzuziehen ist, soll sich anhand negativer Bestimmungen einer befreiten Gesellschaft nähern, die ihren Horizont nicht auf den Menschen begrenzt, sondern die Leidensfähigkeit der Tiere einschließt.

In diesem Sinne soll auch der populäre „Antispeziesismus“-Begriff problematisiert werden, der die Dimension der Leidensfähigkeit der Tiere (als Bedingung des Glücks) per se ausblendet. Fazit: In der besten aller möglichen Welten werden weder Menschen noch Tiere geschlachtet, geopfert oder ausgebeutet. [via]

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Der Referent hat darum gebeten, die Aufnahme der Diskussion (die sehr kontrovers war) nicht zu veröffentlichen. Dafür gibt es eine transkribierte Version der Diskussion, der der Referent einige Kommentare beigefügt hat. Ergänzend und zum Teil korrigierend sei hier auf einen Text von Roger Behrens verwiesen, der einige kluge Gedanken zum Mensch-Tier-Verhältnis enthält. Behrens zitiert darin einen lesenswerten Aufsatz von Hendrik Wallat: »Die Tiere als Hüter der Menschlichkeit«, enthalten in der Ausgabe 32-33/2011 der Zeitschrift für kritische Theorie.

2. Zur Kritik einiger veganer Argumente

Peter Schadt (Gegen_Kultur, Falken Stuttgart) hat im Rahmen der Jenaer Tierbefreiungs-Reihe einen Vortrag zur Kritik des politischen Veganismus gehalten. Da uns diese Aufnahme nicht auffindbar war, dokumentieren wir stattdessen einen Vortrag, den Schadt unter dem Titel »Zur Kritik einiger veganer Argumente« bereits im Februar 2013 bei den Erfurter Falken gehalten hat. Folgende Thesen unterzieht er einer kritischen Prüfung: 1. Vegan essen / Fleisch essen ist natürlich. 2. Vegane Ernährung kann die Welternährungslage verbessern. 3. Vegane Ernährung löst das Problem der Überbevölkerung. 4. Es ist gesünder vegan/vegetarisch zu leben. 5. Menschen sind auch nur Tiere – der Mensch-Tier-Dualismus muss aufgebrochen werden (Kritik des Speziesismus). 6. Tiere werden diskriminiert – stattdessen sollten sie Rechte haben (geht über zur Frage, ob Konsumverhalten innerhalb des Kapitalismus Leid vermindern kann). 7. Direkte Tierbefreiungs-Aktionen und Propaganda der Tat zeigen auf, dass die Verhältnisse veränderbar sind (ALF).

Wenn Menschen sich vegan ernähren, kann dies aus den verschiedenen Gründen passieren. Für die einen ist es die einzig natürliche Ernährungsform; für andere das Wundermittel gegen den Welthunger. Nicht wenige fordern die Gleichheit von Mensch und Tier und sehen den sogenannten „Speziezismus“ in einer Reihe mit gesellschaftlichen Herschaftsverhältnissen wie Rassismus und Sexismus.

Entsprechend ist der Veganismus meist nicht nur eine Art sich zu ernähren, sondern tritt als politisches Programm auf: Gefordert werden Tierrechte, die eine andre Behandlung von Tieren staatlich garantieren sollen. Keine tierischen Produkte zu kaufen wird oft als Hebel gesehen die Produktion von Fleisch und anderer tierischer Produkte und die damit verbundene Verwertung der Tiere für menschliche Zwecke zu beenden.

Der Vortrag wirft einen genaueren Blick auf einige Argumente für den Veganismus und thematisiert die hinter ihnen stehenden Vorstellungen von Recht, Staat, Moral und Ökonomie. Zur Diskussion stellen wollen wir unsere Kritik an einiger politischen Forderungen, moralischen Argumenten und der politischen Praxis der Tierrechtsbewegung. [via]

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Edit: Der Referent hat uns gebeten, die Erfurter Aufnahme des Vortrags durch eine aktuellere Version zu ersetzen. Diesen Vortrag hat Schadt 2014 in Tübingen gehalten. Eine kurze Inhaltsangabe des Vortrags folgt die Tage.

Der po­li­ti­sche Vega­nis­mus er­lebt eine Blü­te­zeit. Egal ob Welt­hun­ger, öko­lo­gi­sche Zer­stö­rung oder mo­ra­li­sche Ver­ro­hung: Im Fleisch­kon­sum er­kennt der po­li­ti­sche Vega­nis­mus je nach Spiel­art den oder zu­min­dest einen ge­wich­ti­gen Grund. Im Workshop wer­den wir uns ver­schie­de­nen The­sen des po­li­ti­schen Vega­nis­mus stel­len und diese einer Prü­fung un­ter­zie­hen. Im Mittelpunkt steht dabei die Leidfähigkeit der Tiere. Ebenfalls geklärt wird, ob

– wirk­lich we­ni­ger Men­schen hungern würden, wenn kein Fleisch mehr pro­du­ziert wer­den würde?
– und vor allem was die Entscheidung des Konsumenten bewirkt, kein Fleisch mehr zu essen
– sowie die Frage nach dem Unterschied zwischen Mensch und Tier [via]

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Peter Schadt hat auf seinem Blog ein Diskussionspapier zur Kritik des politischen Veganismus veröffentlicht. Gleichzeitig gibt es ein Call for Papers für eine Ausgabe der Zeitschrift „GEGEN_KULTUR“, die sich mit dem politischen Veganismus auseinandersetzen wird.

Kritische Zombies

Apropos Utopie/Dystopie – einige der populärsten Dystopien kommen aus dem Zombie-Genre. Hierzu drei Beiträge:

1. Gesellschaftskritik in Zombie-Filmen

Im Rahmen des Jour-Fixe der Falken Erfurt hat einer der Falken-Genossen einen Vortrag über Gesellschaftskritik in Zombie-Filmen gehalten. Er informiert über Ursprünge und die Entwicklung des Genres, bespricht einige wichtige Zombie-Filme und arbeitet verschiedene gesellschaftskritische Motive aus diesem Material heraus.

Wenn die Toten erwachen …

Zombiefilme haben den Ruf, genauso stumpfsinnig und geistlos zu sein wie die darin vorkommenden Untoten – aber das stimmt nur zum Teil. Tatsächlich können die inszenierten Dystopien und Endzeitszenarien durchaus als Projektionsfläche einer allgemein empfundenen Ohnmacht gegenüber der Gesellschaft und Artikulation eines Fortschrittspessimismus gelesen werden. Anhand von Filmausschnitten und Thesen diskutieren wir verschiedene Interpretationsansätze. [via]

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2. Der Zombie ist der Wert

Ähnliche Motive arbeitet der Text „Der Zombie ist der Wert“ von Alex Schärer heraus, der in der Züricher Zeitschrift Risse – Analyse und Subversion – No.6 erschienen ist. In der Sendereihe Sexy Kapitalismus … oder Pop ist eine Pizzaschachtel wurde dieser Text, unterlegt mit passender Musik und Audio-Film-Schnipseln, schon vor einiger Zeit einmal vorgelesen. Der Text konzentriert sich auf die Motive der Zombie-Triologie von George Romero und bringt diese am Schluss mit einigen wertkritischen Theoremen in Verbindung.

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3. Zombies! Dekonstruktion eines Mythos

Auf Deutschlandfunk wurde 2011 ein aufwendig produziertes Feature über den Zombie-Mythos von Markus Metz und Georg Seeßlen gesendet. Darin wird die Entwicklung des Zombie-Mythos von seinen Ursprüngen im Voodo-Kult bis zu den postmodernen Hollywoodproduktionen hörbar, wobei vor allem die Ähnlichkeit zwischen Mensch und Zombie herausgearbeitet wird. Es kommen verschiedene Kulturwissenschaftler, Autoren und Filmproduzenten zu Wort und das Ganze wird von zahlreichen Samples und eigens produzierten Hörspielsequenzen gerahmt. Eine durchaus hörenswerte Radioproduktion.

50 Millionen Menschen auf der Welt bekennen sich zu der aus Afrika stammenden Religion, die in der westlichen populären Kultur als „Vodoo“ bezeichnet wird und hier für wüste Okkult- und Verschwörungsfantasien herhalten muss. Zu den faszinierend-bedrohlichen Vorstellungen dabei gehört der Zombie: der durch Zauberei in eine willenlose Hülle verwandelte Mensch.

Die ersten Hollywood-Zombie-Filme standen in den 1930er-Jahren noch ganz unter dem Eindruck der tendenziösen Berichte aus Haiti und des Schocks der erfolgreichen Sklavenrevolte, bei der die Vodoo-Religion eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hatte. Mit wenigen Ausnahmen wurde in der Filmproduktion der rassistisch-propagandistische Aspekt gedankenlos übernommen und mit anderen Horror-Mythen verbunden. Erst George A. Romero schuf 1968 mit seinem rauen Film „The Night of the Living Dead“ einen neuen Bezug: Der Zombie als Metapher des Verfalls von Kapitalismus und Demokratie. Seitdem sind Zombie-Filme, -Songs, -Bücher und -Comics aus der Popkultur nicht mehr wegzudenken.

Produktion: DLF 2011 [via]

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Utopie und Kritik

Wir dokumentieren drei Beiträge, die sich auf verschiedene Weise mit dem Verhältnis von utopischem Denken und Gesellschaftskritik auseinandergesetzt haben:

1.) Utopie – Zwischen Bilderverbot und Möglichkeitssinn

Alexander Neupert (Mitglied bei der Initiative zur Förderung gesellschaftskritischer Inhalte und Bildungsreferent bei den Trierer Falken) hat am 18.06.2014 auf Einladung der Erfurter Falken einen wissenschaftlichen Vortrag über Utopien gehalten. Er hat zunächst verschiedene Utopie-Typen kategorisiert und die Beziehung von Marx und Engels zum Frühsozialismus etwas beleuchtet, um dann zentral über „politische Utopien“ zu sprechen, wofür er vor allem einige Thesen von Gustav Landauer dargelegt hat. Ein wichtiger Part seines Vortrags handelte außerdem von der Utopie-Debatte im frühen 20. Jahrhundert, die von einigen kritischen Wissenschaftlern geführt wurde – unter anderem von Ernst Bloch, Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Karl Mannheim (er verweist auch auf das Radiogespräch zwischen Bloch und Adorno). Zuletzt klopft er einige aktuelle politische Motive auf ihren utopischen Gehalt ab und gibt einen Vorschlag, wie das Verhältnis von Utopie und Kritik zu fassen wäre.

Linke Utopiedebatten, wie sie in Krisenzeiten aufleben, sind eine Geschichte voller Mißverständnisse. Zunächst gilt es zu unterscheiden, worüber eigentlich zu reden ist: Zukunftsromane? Siedlungspläne? Das Prinzip Hoffnung? Die Unterscheidung von literarischen, frühsozialistischen und politischen Utopien ist daher grundlegend und macht den einführenden Teil dieses Vortrags aus.

Wird Utopie nicht als ausgefeilter Gesellschaftsentwurf verstanden, sondern als utopisches Bewusstsein, so ist die Frage nach dem Verhältnis zu kritischem Bewusstsein zentral. Seit Marx führen radikale Linke gegen Utopie ins Feld, dass nicht subjektive Vorstellungen eines Besseren, sondern die Auseinandersetzung mit den objektiv bestehenden Verhältnissen das Geschäft der Kritik ist.

So betont z.B. Theodor W. Adorno, Utopie stecke “wesentlich in der bestimmten Negation”, also in der Kritik des Bestehenden, da positive Aussagen über das ganz Andere nicht möglich sind. Andererseits nennt er als Aufgabe von Utopie heute, “daß man konkret sagen würde, was bei dem gegenwärtigen Stand der Produktivkräfte der Menschheit möglich wäre”.

Utopisches Bewusstsein im Sinne kritischer Negation zeichnet sich durch sein Verhältnis zur Gegenwart aus: Auch ohne den Aufbauplan einer neuen Gesellschaft bleibt die utopische Intention auf Veränderung wichtig. Gegen das Auspinseln abstrakter Utopien steht die skizzenhafte Konkretion vorhandener Möglichkeiten. Utopien zeigen Optionen auf und dienen der Motivation.

Eine kritische Debatte um Utopie kann also nicht bei entweder Utopieverzicht oder Utopiebegeisterung stehenbleiben, sondern hat zu unterscheiden: Was sind Funktionen utopischer Denkfiguren, die für den Kampf um Emanzipation unverzichtbar sind? Über diese Frage und mögliche Antworten wird an diesem Abend vorgetragen und beraten.

Es spricht Dr. phil. Alexander Neupert. Er lehrte von 2010 bis 2013 politische Philosophie an der Universität Osnabrück und ist seit 2014 Bildungsreferent der Falken in Trier. 2013 erschien sein Buch “Staatsfetischismus”, 2015 folgt der Band “Utopie” im Schmetterlingsverlag. [via]

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2.) Utopien und Dystopien in der neueren deutschen Literatur

Das Bildungskollektiv Erfurt hat im Juni und Juli 2014 eine Veranstaltungsreihe über Utopien und Dystopien in aktuellen Kontexten organisiert. Bernd Löffler (BiKo) hat in diesem Rahmen einen Vortrag gehalten, in dem er Utopien und Dystopien in der neueren deutschsprachigen Literatur untersucht hat. Nach einer Einleitung über die Abwesenheit der Utopie und den Trend zum Dystopischen in der Literatur stellt er mehrere utopische bzw. dystopische Romane vor – von Reinhard Jirgl („Nichts von euch auf Erden„), Dietmar Dath („Feldeváye – Roman der letzten Künste„) und Volker Braun („Die Werkzeugmacher„, „Die hellen Haufen„). Bernd Löffler nimmt auch mehrmals Bezug auf das Hegel-Essay von Peter Bürger, das hier dokumentiert ist.

Utopische Literatur gehört seit langem zum Ensemble lite­rarischer Gattungen. Dabei wechselten sich mehrfach uto­pische und dystopische Ansätze ab. Erinnert sei an »Planet der Habenichtse«, »1984«, »Schöne neue Welt« und viele Beispiele mehr. In letzter Zeit häufen sich im deutschspra­chigen Raum jedoch vor allem dystopische Ansätze. Warum dies so ist und welche utopischen Bücher dagegen halten, soll an diesem Abend vorgestellt und diskutiert werden.

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3.) Kann Hoffnung enttäuscht werden?

Wir dokumentieren die Antrittsvorlesung von Ernst Bloch, die er am 17.11.1961 an der Universität Tübingen gehalten hat. Dort hatte Bloch eine Gastprofessur angenommen, nachdem er in der DDR aus politischen Gründen emeritiert worden war und in die BRD übergesiedelt ist. In der Vorlesung gibt er einerseits einen Überblick über das Vorhaben der Vorlesungsreihe. Andererseits nimmt er die Frage „Kann Hoffnung enttäuscht werden?“ zum Ausgangspunkt, um eine kritische Bestimmung des Begriffs der Hoffnung zu unternehmen – wobei er fundierte, kundige Hoffnung von bloßer Zuversicht oder Schwärmerei unterschieden wissen will. Enttäuschung hingegen ist ein Moment fundierter Hoffnung, indem sie diese mit der Objektivität bekannt und dadurch klug macht. Die Begriffe „konkrete Hoffnung“ und „konkrete Utopie“ korrelieren miteinander in den Ausführungen Blochs.

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Dissidenten der Arbeiterbewegung

Im letzten Jahr haben die Falken Erfurt und das Bildungskollektiv eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Dissidenten der Arbeiterbewegung“ organisiert. Es ging darum, an Strömungen und Personen zu erinnern, die innerhalb der Arbeiterbewegung mit Reformismus, Staatssozialismus und autoritären Strukturen gebrochen haben und sich deren Vermächtnis neu anzueeignen (insb. Linkskommunismus, Anarchismus, Rätebewegung). Zwei Vorträge aus dieser Reihe stehen als Mitschnitt zur Verfügung:

1.) »Ergriffen vom Strudel der Arbeiterbewegung« – Johann Most und sein Verhältnis zu Sozialdemokratie, Marxismus und Anarchismus

Bernd Löffler und Lukas Holfeld (beide vom BiKo) haben einen Vortrag über den deutschen Anarchisten Johann Most gehalten, der mit seiner Zeitung „Die Freiheit“ erheblich zur Verbreitung des Anarchismus beigetragen hat. Der Vortrag erzählt die Biografie Mosts nach und gibt einen kurzen Einblick in seine theoretische Entwicklung (u.a. Johann Most – Der kommunistische Anarchismus). Die beiden Referenten lassen wissen, dass ihr Urteil über den Streit zwischen Most und Peukert anders ausgefallen wäre, wenn sie die Autobiografie Emma Goldmanns vorher gelesen hätten.

Johann Most (1846 – 1906) stieß früh zur revolutionären Arbeiterbewegung, saß für die Sozialdemokratie im Reichstag und für seine Überzeugung in den Knästen Österreichs, Deutschlands, Großbritanniens und der USA. Während der Zeit des Sozialistengesetzes kam es zum offenen Konflikt mit der sozialdemokratischen Parteiführung und Most entwickelte sich zum anarchistischen Agitator. Zeit seines Lebens hat Most eine unermüdliche Energie für den Kampf um politische und soziale Emanzipation der Arbeiter an den Tag gelegt, was ihm gleichermaßen Freunde und Feinde schuf, für ihn oft aber auch bedeutete, auf einem einsamen Posten zu stehen. Im Vortrag soll seine Biografie skizziert und dabei insbesondere ein Fokus auf sein Verhältnis zur Sozialdemokratie und Marxismus sowie seine Stellung innerhalb der anarchistischen Bewegung gelegt werden. (via)

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2.) Zur Geschichte der Arbeiterbewegung und dem Verhältnis der »offiziellen« Bewegung zur »Dissidenz«

Jörg Wollenberg (Historiker, Bremen) hat in seinem Vortrag einige grundlegende Gedanken über den „Mainstream“ der Arbeiterbewegung und ihrer „Dissidenz“ formuliert, was er insbesondere am Beispiel der Bremer Rätekommunisten um die Gruppe „Arbeiterpolitik“ ausführt. Er geht auf zahlreiche Personen ein und wirft einen Blick auf ihren Werdegang zwischen Organisierung der Arbeiterbewegung, revolutionären Versuchen, Widerstand gegen den NS und Neuorientierung in der Nachkriegszeit.

»Ganz Deutschland sieht auf uns. Ganz Europa sieht auf uns!« Das verkündeten die Anhänger der »Arbeiterpolitik«, als sie am 10. Januar 1919 die Bremer Räterepublik ausgerufen hatten. Nach der Zerschlagung der Sozialistischen Republik am 4. Februar 1919 finden die Anhänger dieser Gruppe um Johann Knief, Anton Pannekoek, Paul Frölich oder Heinrich Brandler ebenso nach 1920 in der KPD, der KAPD oder bei den Syndikalisten wie in der USPD, SAP oder KPDO und bei den »Roten Kämpfern«. Weil sie den Kontakt zu den beiden »offiziellen« Hauptrichtungen der deutschen Arbeiterbewegung nicht gänzlich abreißen ließen, gewannen diese Anhänger von Rosa Luxemburg als »Dissidenten« besonders im Widerstand gegen den Faschismus und erneut nach 1945 Einfluss auf die Politik in beiden deutschen Staaten. Sie versuchten mit ihren basisdemokratischen Vorstellungen von »Freiheit und Sozialismus« die politische Neuordnung in einem sozialistischen europäischen Deutschland (erneut vergeblich) zu prägen. Und dennoch gelang einigen dabei eine erstaunliche Karriere im Bereich von Wissenschaft, Kultur und Politik. Einer von ihnen wurde gar mit »Mehr Demokratie wagen« Bundeskalnzler der BRD. (via)

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Auch außerhalb dieser Reihe gab es Bildungsveranstaltungen, die sich mit Dissidenten der Arbeiterbewegung im weitesten Sinne beschäftigt haben – wir dokumentieren zwei:

3.) »Wir wollen Alles« – Anarchisten in Dortmund von der Nachkriegsgesellschaft bis ins 21. Jahrhundert

Auf Einladung der Anarchistischen Gruppe Dortmund hat Andreas Müller von der Geschichtswerkstatt Dortmund einen spannenden Vortrag über Anarchismus nach dem Zweiten Weltkrieg in Dortmund gehalten. Er gibt zunächst einen knappen Überblick über Anarchismus in Deutschland vom Kaiserreich bis zum Zweiten Weltkrieg und konzentriert sich dann auf die anarchistische Nachkriegsgeschichte im Dortmunder Raum. Müller weiß von zahlreichen Verbindungen zu berichten und viele Anekdoten zu erzählen – etwa die vom Mitglied der Roten Kämpfer, Fritz Riwotzki, der später als Dortmunder Polizeipräsident anarchistische Jugendliche räumen ließ.

Zu Beginn des Vortrags hat Andreas Müller einige Literaturhinweise über Anarchismus in Deutschland gegeben, die wir hier noch einmal zusammengetragen haben: Günter Bartsch: Anarchismus in Deutschland | Hans Jürgen Degen: Anarchismus in Deutschland 1945-1960 | Hans Jürgen Degen: Die Wiederkehr der Anarchisten | Hans Manfred Bock: Anarchosyndikalismus in Deutschland, Eine Zwischenbilanz | Holger Jenrich: Anarchistische Presse in Deutschland 1945-1985 | Bernd Drücke: Anarchismus und libertäre Presse in Ost- und Westdeutschland | Andreas Graf (Hg.): Anarchisten gegen Hitler | Rudolf Berner: Die Unsichtbare Front

Frei­heit­li­che, an­ti­au­to­ri­tä­re und an­ar­chis­ti­sche Kon­zep­te (Ideen) für den Auf­bau einer de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schaft sind in Dort­mund seit dem Kai­ser­reich ent­wi­ckelt und dis­ku­tiert wor­den. Immer wie­der haben es Ge­nos­sIn­nen in Dort­mund ver­sucht, diese Kon­zep­te und Ideen um­zu­set­zen. Auch nach dem 2. Welt­krieg fan­den sich wie­der Ge­nos­sIn­nen zu­sam­men. Doch be­reits An­fang der 50er Jahre über­roll­te das Wirt­schafts­wun­der und der au­to­ri­tä­re Ade­nau­er­staat die schon durch den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus mar­gi­na­li­sier­te Be­we­gung. Erst An­fang der 70er Jahre fan­den sich be­son­ders Ju­gend­li­che zu­sam­men, die sich ihr Leben jen­seits des re­al­ka­pi­ta­lis­ti­schen Sys­tems or­ga­ni­sie­ren woll­ten. An­ar­chis­ti­sche Grup­pen der Gras­wur­zel­be­we­gung oder die an den Be­trie­ben aus­ge­rich­te­te Freie Ar­bei­ter­uni­on ent­stan­den, um­her­schwei­fen­de Spon­tis und sogar Par­tei­grün­dun­gen wie die Liste Un­güL­tig waren nun in Dort­mund zu fin­den; sogar eine Ar­beits­grup­pe An­ar­chie in­ner­halb der Grü­nen.An die­sem Abend sol­len die li­ber­tä­ren Be­stre­bun­gen in Dort­mund seit 1945 kri­tisch vor­ge­stellt wer­den. (via)

    Download: via FRN (mp3; 51,2 MB; 1:16:38 h)

4.) Zur Geschichte der Arbeiterjugendbewegung

Viele Dissidenten der Arbeiterbewegung kamen aus der Arbeiterjugendbewegung oder standen ihr nahe, nicht selten kamen die Arbeiterjugendorganisationen in Konflikt mit denen der Erwachsenen – einen Vortrag über die Geschichte der Arbeiterjugendbewegung haben Philipp und Fred von den Falken Erfurt gehalten. Inhaltliche Punkte des ersten Teils des Vortrags sind: Entstehung unabhängiger Jugendorganisationen in der Arbeiterbewegung, Spaltung der Arbeiterbewegung angesichts des Ersten Weltkriegs, die Freie Sozialistische Jugend und ihre Abspaltungen, Jugendbewegung in der Weimarer Republik, Frauen in der Arbeiterbewegung, Rätekommunisten in der Bildungsarbeit, Konflikt mit der SPD, Reichsjugendtag in Weimar 1920, Freizeitgestaltung, Halbstarke und Klopperei, SAJ, KJV, Kinderfreunde und Kurt Löwenstein, Volkstümlichkeit in der Arbeiterjugendbewegung.

    Teil 1: via AArchiv (mp3; 92,6 MB; 1:41:08 h)

Inhaltliche Punkte des zweiten Teils: Arbeiterjugendbewegung angesichts des Nationalsozialismus, Reichstagsbrand, schleichende Integration, Illegalität und Verfolgung, das Warten auf den Befehl der Arbeiterführer, Organisation im Exil und Auslandsbüros, Widerstand, Einheitsbestrebungen in der Arbeiterbewegung nach ’45, FDJ-West, Antikommunismus in der Adenauer-Ära, FDJ-Ost, Umgang mit Veteranen in der DDR, Gründung der Falken, Zeltlager nach dem Krieg, Einfluss der Rätekommunisten, Internationalistische Jugend gegen den Krieg, Gegen die Wiederbewaffnung, Falken-Kontakte Ost-West, Falken und SPD, Falken und SDS, Jugendverbände und ’68, Krise der Jugendverbände, Subkultur und neue Jugendbewegung, Arbeiterjugendbewegung heute, Bürokratisierung der Jugendverbände.

    Teil 2: via AArchiv (mp3; 105,8 MB; 1:55:35 h)

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Die Veranstaltungsreihe „Dissidenten der Arbeiterbewegung“ nimmt unterdes ihren Fortgang. Die Termine des zweiten Teils der Reihe findet ihr hier.

Femen und der Feminismus

Keine feministische Gruppe war in jüngster Zeit so präsent in den Medien wie FEMEN. Ob die Aktionen von FEMEN eine gelungene und subversive Anwendung des weiblichen Körpers in feministischen Kämpfen sind oder ob sich die Öffentlichkeit bald an die spektakulären Oben-Ohne-Aktionen gewöhnt hat, ohne dass die Inhalte einer feministischen Gesellschaftskritik wirkmächtig verbreitet worden wären — darüber wird auch in feministischen Zusammenhängen gestritten. Einige Positionen von und zu FEMEN dokumentieren wir an dieser Stelle.

Die ARD-Mediathek stellt ein Audio-Feature zur Verfügung, in dem FEMEN portraitiert wird. Es wird über die Entstehung von FEMEN und einige ihrer Aktionen so wie die Reaktionen darauf berichtet. Es kommen mehrere FEMEN-Mitglieder zu Wort, die ihre favourisierte Protestform und einzelne Aktionen begründen.

    Download: via RS (8,4 MB; 18:05 min)

Auch der Zündfunk hat ein kurzes Feature über FEMEN produziert, in dem insbesondere Mitglieder von FEMEN Deutschland zu Wort kommen.

Femen beim Training — Was würdest du gerne schreien? Seit 2008 gehen nun schon die Bilder junger ukrainischer Frauen um die Welt, die mit Parolen auf ihren nackten Brüsten protestieren – gegen die Diktatur von Wiktor Janukowytsch genauso wie gegen Sextourismus in der Ukraine oder das Patriarchat im allgemeinen. Der Zündfunk hat in Hamburg eine Gruppe von Femen Germany beim Training getroffen und nach ihren Zielen und Motiven gefragt.

    Hören & Lesen: bei BR2

Eine scharfe Kritik an FEMEN hat die feministische Gruppe e*vibes aus Dresden formuliert. Nachdem die Gruppe – insbesondere in Reaktion auf die FEMEN-Aktion in der Hamburger Herbertstraße – in einem offenen Brief an FEMEN einige ihrer Kritikpunkte veröffentlicht hatte, gab es im März dieses Jahres in Leipzig eine Podiums-Diskussion, an der zwei Mitglieder von FEMEN Deutschland, zwei Mitglieder von e*vibes und Dorothée Marth (SPD-Frauen) teilgenommen haben. Die Diskussion verläuft mitunter sehr turbulent — etwas mehr Sachlichkeit und etwas weniger Moralisierung hätte der Veranstaltung sicherlich gut getan. Das angekündigte Thema – eine Reflexion der Veränderung feministischer Protestformen in den letzten 20 Jahren und verschiedener gegenwärtiger Protestkulturen – wird nur am Anfang in einem Einführungsreferat angerissen. Der Rest der Diskussion konzentriert sich dann auf die beiden FEMEN-Mitglieder, die über ihre Organisierung befragt werden und sich für Kritik an einzelnen Aktionen sowie am FEMEN-Gesamtkonzept rechtfertigen. Im Nachgang der Diskussion hat e*vibes eine Auswertung mit dem Titel „Nein, nein, das ist nicht der Feminismus!“ veröffentlicht.

Mit Brüs­ten und Strumpf­mas­ken für die Gleich­be­rech­ti­gung. Fe­mi­nis­ti­sche Pro­test­kul­tur heute

Der öf­fent­li­che Pro­test bil­de­te von Be­ginn an eine wich­ti­ge Kon­stan­te der Frau­en­be­we­gung. Be­reits die Ak­teur_in­nen der ers­ten Frau­en­be­we­gung um 1900 und die Fe­mi­nis­t_in­nen der 1970er Jahre wuss­ten sich und ihre Pro­test­ak­tio­nen me­di­en­wirk­sam zu in­sze­nie­ren. Auf diese Weise konn­ten wich­ti­ge ge­sell­schaft­li­che De­bat­ten an­ge­sto­ßen und eine brei­te Öf­fent­lich­keit sen­si­bil­siert, wenn nicht gar mo­bi­li­siert wer­den.

Die Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung möch­te den Blick auf die Ge­gen­wart rich­ten und die fe­mi­nis­ti­sche Pro­test­kul­tur der letz­ten 20 Jahre re­sü­mie­ren. Das Haupt­au­gen­merk rich­tet sich u.a. auf die Slut­walk-​Be­we­gung, die Femen und Pussy Riot. Neben den Ak­teur_in­nen und deren Netz­wer­ke soll vor allem über die The­men und die vi­su­el­len In­sze­nie­run­gen des ge­gen­wär­ti­gen fe­mi­nis­ti­schen Pro­tests dis­ku­tiert wer­den. Die Rolle der Me­di­en gilt es eben­so kri­tisch zu re­flek­tie­ren wie die Ziele und For­de­run­gen der fe­mi­nis­ti­schen Ak­ti­vis­t_in­nen.

Bei der Ver­an­stal­tung han­delt es sich um eine reine Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung! Pro­test­kund­ge­bun­gen oder -​ver­an­stal­tun­gen jeg­li­cher Art (an- oder aus­ge­zo­gen) und das zei­gen von Pro­test­me­di­en (Pla­ka­te, Kör­per, usw.) sind un­ter­sagt. Auch das Nut­zen oder Zei­gen fa­schis­ti­scher und ver­fas­sungs­feind­li­cher Sym­bo­le ist nicht ge­stat­tet. Per­so­nen, die die­sen Be­stim­mun­gen zu­wi­der­han­deln, wer­den des Rau­mes ver­wie­sen. [via]

    Download: via AArchiv (mp3; 147,2 MB; 2:40:45 h) | via FRN: Teil 1 (mp3; 56,6 MB; 1:01:47 h); Teil 2 (mp3; 52,7 MB; 57:35 min) | Hören: bei Mixcloud

Maria-Elisabeth Neuhauss hat in einem Vortrag Anfang Oktober 2013 im Rahmen des Jour Fixe der Falken Erfurt einen Vortrag gehalten, in dem sie zum einen die Geschichte von FEMEN skizziert und zum anderen einige Reaktionen auf deren Aktionen kritisch unter die Lupe genommen hat. Am Ende des Vortrags hat sie einige Thesen zur Diskussion gestellt. Zentral ist hierbei m.E. die Kontextualisierung der Aktionsform – was in der Ukraine, wo eine rigide Sexualmoral unter christlich-orthodoxem Vorzeichen gesellschaftlich wirkmächtig ist, eine subversive Methode ist, die einen wunden Punkt trifft, droht in westeuropäischen Ländern, wo Nacktheit und Sexualität alltäglich präsent sind, zu verpuffen. Einen ähnliche Einschätzung vertritt Hannah Wettig in einem Artikel in der Jungle World, auch wenn sie in anderen Punkten zu anderen Urteilen kommt. Die zur Diskussion gestellten Thesen (die im Mitschnitt leider etwas verrauscht sind) findet ihr untenstehend.

Jour Fixe – Femen: Entlang mehrerer Thesen wollen wir folgende Fragen diskutieren: Wie entstand Femen? Was sind und waren ihre Ziele? Was sind die unterschiedlichen Protestformen, die sie im Laufe der Zeit praktizierten? Was kann uns diese Gruppe, ihr Wandel und ihre Rezeption über die Bedeutung des weiblichen Körpers in Europa sagen? Es sollen auch davon ausgehend Überlegungen zu feministischer Praxis allgemein angestellt werden. [via]

Abschließend sei eine kurze Vice-Reportage über eine Femen-Aktion in Paris empfohlen: Ansehen.

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Kritik des Gedenkens und materialistische Erkenntnis der Geschichte

Wenn jedes Jahr am 13. Februar in Dresden »bürgerliche« Kräfte und Nazis um die Deutungshoheit über das legitime Gedenken an die Opfer der alliierten Bombardements ringen, ist dies nur ein besonders spektakuläres Beispiel für die beredte Umarbeitung der deutschen Geschichte. Dem entgegenzusetzen wäre eine Kritik offizieller Gedenkspektakel und ein materialistischer Begriff von Geschichte, sowie die Zeugnisse der Opfer des Nationalsozialismus zu Gehör zu bringen. Dazu sei mit diesem Beitrag angeregt.

1.) Eine materialistische Theorie der GeschichteWalter Benjamins Griff nach der Notbremse und Adornos Versuch, die Ursachen der Vergangenheit zumindest nachträglich zu beseitigen. Im Rahmen der Jenaer Veranstaltungsreihe »Erinnern, Vergessen, Verdrängen« hat ein Genosse der Falken Erfurt am 27.11.2012 über den Umgang mit der deutschen Vergangenheit referiert und dabei vor allem anhand Benjamins Thesen »Über den Begriff der Geschichte« und Adornos Vortrag »Was bedeutet Aufarbeitung der Vergangenheit?« einige Gedanken entwickelt. Im Referat und in der Diskussion wird insbesondere die Frage besprochen, wie sich das Verhältnis von Verdrängen und Erinnern heute verändert hat. Vortrag und Diskussion gehen fließend ineinander über, wobei die Aufnahme irgendwann in der Diskussion abbricht.

Noch vor 50 Jahren schienen die Fronten klar: die Erinnerung an den Nationalsozialismus richtete sich nicht nur gegen das Schweigen der eigenen Väter und Onkel, sondern auch das er gesamten deutschen Öffentlichkeit. Diese wollte lieber auf eine große Zukunft Deutschlands hinarbeiten und dazu einen Schlussstrich unter die Geschichte ziehen, anstatt sich mit der Erinnerung an die abzugeben die im Namen Deutschlands und seiner Zukunft ermordet wurden. Vor diesem Hintergrund schien jedes Erinnern ein Angriff auf den emsigen Wiederaufbau und die Ruhe und Ordnung zu sein – kurz war praktische Subversion.
Wie aber steht es um die subversiven Potentiale von Erinnerung und Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Zeiten in denen sich eine Breite Erinnerungskultur etabliert hat und sogar Gedenkverstaltungen zur Befreiung von Auschwitz oder zum Ende des Nationalsozialismus in Bundestag und -rat mit Zitaten Theodor W. Adornos eröffnet werden?

Der Vortrag vergegenwärtigt zunächst die Überlegungen der Kritischen Theorie zu Erinnerung und Geschichte, indem die Überlegungen aus Walter Benjamins Thesen »Über den Begriff der Geschichte« (1940) und Theodor W. Adornos Vortrag »Was bedeutet Aufarbeitung der Vergangenheit« (1960) vorgestellt werden, um in Anschluss an diese eine materialistische Theorie der Geschichte zu umreißen.

    Download: via AArchiv (mp3; 97,0 MB; 1:55:24 h)

2.) Primo Levi: Ist das ein Mensch / Die Atempause – Im letzten Jahr hat Hans Kremer in der BR2-Sendung »radioTexte« anlässlich des 25. Todestages von Primo Levi Auszüge aus zwei seiner Bücher gelesen: »Ist das ein Mensch?« und »Atempause«.

    A.) Die Atempause

»Die Atempause« heißt Levis Bericht über das, was nach der Befreiung durch die Rote Armee geschah und über die endlose Irrfahrt nach Hause. Eine Atempause trotz allem, denn zuhause begann der Kampf um die Wahrheit und gegen das Nicht-Wissen-Wollen, den die ehemaligen Häftlinge immer wieder verloren. Primo Levi hat ein Leben lang Zeugnis abgelegt über die Realität des Vernichtungslagers Auschwitz, das er erlebt und überlebt hatte. »Ist das ein Mensch?« erschütterte Generationen und stieß gleichzeitig immer auf Ablehnung und Unglauben. In seinem Buch »Die Atempause« beschrieb er, was nach der Befreiung durch die Rote Armee geschah und wie endlos die Irrfahrt durch halb Europa war, nach Hause. Eine Atempause trotz allem, denn zuhause begann der Kampf um die Wahrheit und gegen das Nicht-Wissen-Wollen, den die ehemaligen Häftlinge immer wieder verloren. Es liest Hans Kremer. [via]

    Download: via BR2 | via Mediafire (mp3; 28,2 MB; 29:18 min)
    B.) Ist das ein Mensch?

Die ersten Kapitel von »Ist das ein Mensch?« erzählen von Levis Ankunft im Konzentrationslager Auschwitz:

Zum 25. Todestag des Autors liest Hans Kremer in den radioTexten am Karsamstag die Anfangskapitel des epochalen Buchs. Zu Ehren Primo Levis und wider das Vergessen. [via]

    Download: via BR2 | via Mediafire (mp3; 54,3 MB; 56:31 min)

Sexualität und Behinderung

„Behinderung“ bedeutet in kapitalistischen Gesellschaften die körperlich oder geistig bedingte Unmöglichkeit gelungener Subjektivität. Vermittelt über die gesellschaftlichen Anforderungen an das Subjekt, ist es den unter diese Kategorie subsumierten Menschen nicht nur erschwert ein glückliches Verhältnis zu sich selbst und zum eigenen Körper zu finden, es sind zudem zahlreiche Ausschlüsse im gesellschaftlichen Leben damit verbunden. Zentral ist dabei u.a., dass behinderten Menschen abgesprochen wird, eine selbstbestimmte Sexualität zu haben. Nicht nur, dass etwa weibliche Behinderte in der ideologischen Vorstellung als geschlechtslose Wesen gelten – die gesellschaftlichen Bedingungen zeigen deutlich, dass Sexualität Behinderter nicht erwünscht ist. Im Februar 2011 wurde auf Radio LORA München eine Sendung ausgestrahlt, die sich mit Sexualität und Behinderung auseinandersetzte. Vier körperlich behinderte Frauen kommen in dieser Sendung zu Wort, sprechen über das gesellschaftliche Körperverhältnis, über ideologische Vorstellungen von der (A-)Sexualität Behinderter, gesellschaftliche Schranken, die Behinderten gesetzt werden, über den Kampf Behinderter um sexuelle Selbstbestimmung und berichten vor allem über eigene Erfahrungen.

Behindert ist nicht – behindert wird. Auch im Ausleben selbstbestimmter Beziehung und Sexualität müssen körperlich Behinderte gesellschaftliche, bürokratische und physische Hürden nehmen. Erschreckend ist die Zahl der sexuellen Gewalt, die behinderten Mädchen und Frauen wiederfährt und der Umgang der Rechtsprechung mit diesem Phänomen. Interviewpartnerinnen sind die Sozialpädagogin Ute Strittmater und die Mitarbeiterin Ute Schön von den Netzwerkfrauen-Bayern. Außerdem die Psychologinnen Inge Plangger und Renate Geifrig. Alle vier Frauen bewegen sich im Rollstuhl. [via]

Download: via FRN (mp3; 47,5 MB; 51:50 min)

»Ich unterstütze Sie doch nicht dabei, einen weiteren Sozialfall zu produzieren« – dies wird oftmals körperlich beeinträchtigten Frauen entgegengehalten, wenn sie sich bei Kinderwunsch über eine mögliche Schwangerschaft beraten lassen wollen. Das Stichwort des ›Sozialfalls‹ verweist dabei darauf, dass die Diskriminierung Behinderter, soziale Ungleichheit und Biopolitik eng miteinander verwoben sind. Eine weitere Sendung auf Radio LORA klärt darüber auf, wie Behinderung und deren angebliche Vererbbarkeit tatsächlich in Beziehung zueinander stehen, welche Möglichkeiten behinderte Frauen mit Kinderwunsch haben und welche Schwierigkeiten ihnen dabei durch die Gesellschaft und die körperliche Einschränkung gesetzt sind. Es kommen in der Sendung betroffene Frauen, eine Gynäkologin und eine Dokumentarfilmerin zu Wort, die über Hilfsmaßnahmen, pränatale Diagnostik (das damit verbundene Thema der Eugenik ist Gegenstand dieses Artikels in der Phase 2) und eigene Erfahrungen berichten und formulieren dabei die klare Botschaft, dass der Kinderwunsch behinderter Frauen erfüllbar ist. Im zweiten Teil der Sendung spricht die Moderatorin zudem mit einer Sexualpädagogin über gesellschaftlich bedingte Probleme bei der Sexualität geistig beeinträchtigter Menschen.

„Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“, steht im Artikel 3 des Grundgesetzes. Die gesellschaftlichen Tabuthemen: ‚mentale und körperliche Beeinträchtigungen und Sexualität und Kinderwunsch‘ finden allerdings reichlich zögerlich Raum in der öffentlichen Wahrnehmung. Wer will sich schon gedanklich damit befassen, womit Menschen mit Lernschwierigkeiten und deren Angehörige konfrontiert sind, wenn mit der Pubertät die Sexualität in ihr Leben tritt? Wer will sich damit auseinandersetzen, welche Probleme auftauchen, wenn beispielsweise Frauen mit Lähmungen oder Spastiken, im Rollstuhl sitzend, Kinder bekommen wollen? Es sind wahrscheinlich auch deshalb Tabuthemen, weil wenig Wissen über Erblichkeiten, über die tatsächlichen Probleme, über Hilfsmaßnahmen und Finanzierungsbedarf vorhanden ist. Wir versuchen heute ein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten und lassen zu Wort kommen: Die Betroffenen Esther Hoffmann und Christine Gasafy, die Gynäkologin Prof. Dr. Gerlinde Debus, die Dokumentarfilmerin Ute Wagner-Oswald, die Betroffene Petra Gross und die Diplompsychologin und Sexualpädagogin Lucyna Wronska. [via]

Download: via FRN (mp3; 50 MB; 54:38 min)

Leider ist das Thema der Behinderung, die damit verbundenen gesellschaftlichen Körperverhältnisse und das hierdurch produzierte Leid viel zu selten Teil linksradikaler Theoriebildung und Forderungen. Daher sei zusätzlich auf ein sehr hörenswertes Interview mit Philipp von den Falken Erfurt verwiesen [via], das im Vorfeld der Veranstaltung „Hauptsache gesund!? Behinderung und Krankheit als Super-GAU des bürgerlichen Subjekts„, in der Sendung „Reibungspunkt“ auf Radio FREI gesendet wurde. Unbedingt lesenswert ist außerdem der gleichnamige Text der Jungen Linken gegen Kapital und Nation. Im FRN stehen in der Kategorie Behinderung neu denken weitere Sendungen zum Thema zum Nachhören zur Verfügung.

Krise und Integration der bürgerlichen Gesellschaft in den Romanen von Charles Dickens

1. Björn Oellers: Krise und Integration der bürgerlichen Gesellschaft in den Romanen von Charles Dickens

Ein hörenswerter Vortrag von Björn Oellers (Falken Hamburg), den er am 29.01.2011 im Rahmen der Reihe »Kunst und Kritik« der Falken Erfurt gehalten hat. Er beginnt mit einer kurzen Einführung in die Theorie des Romans von Georg Lukács, skizziert dann das Selbstverständnis der liberalen Epoche der kapitalistischen Gesellschaft, um anschließend, jeweils in Bezug auf Analysen von Karl Marx, darzulegen, wie Charles Dickens die Wirklichkeit dieser Gesellschaft in seinen Romanen darstellt.

Björn Oellers: Krise und Integration der bürgerlichen Gesellschaft in Romanen von Charles Dickens, in: Gerhard Stapelfeldt (Hrsg.): Interdisziplinäre Beiträge zur kritischen Gesellschaftstheorie Band 10, Hamburg 2010.

    Download: via Audioarchiv (61,9 MB, 1 h 7 min); Nachbearbeitet via Audioarchiv (23 MB)

Während der Ausdruck “Neoliberalismus” eine Neuauflage impliziert, stellt sich die Frage nach dem Inhalt des klassichen Liberalismus. Schon dieser ist durch einen tiefen Widerspruch -Verherrlichung und Liquidierung des Individuums – gekennzeichnet, was anhand einer Analyse der englischen Literatur dargelegt werden kann. Für einen näheren Blick auf das Schicksal des bürgerlichen Subjekts sollen ausgesuchte Romane von Charles Dickens (1812 – 1870) untersucht werden, der wie Marx in der Zeit der Hochphase des Liberalismus lebte. Seine Romane bilden ein Panorama zeitgenössischer sozialer Problemstellungen und gesellschaftlicher Krisen. Der Roman thematisiert bereits durch seine Form das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, indem sich die Handlung auf eine/n oder mehrere Held_innen konzentriert, deren Erlebnisse und Gedanken den Zusammenhang des Geschehens bilden und die Ereignisse struturieren. Es sind, wie in der Theorie des klassischen Liberalismus, die freien Individuen, die handeln und die Gesellschaft gestalten. In Dickens Romanen dagegen geht die liberale Gesellschaft einen anderen Weg, der von ihrer Entstehung über Blüte und Krise in eine neue Form gesellschaftlicher Integration führt: den Imperialismus. Diese Entwicklung des Verfalls von Individualität soll in der Veranstaltung nachgezeichnet werden.

2. Bayern 2: Charles Dickens und Emily Bronte – Geschichten aus dem viktorianischen England

Ein Feature von Herbert Becker über das Leben von Charles Dickens, gesellschaftliche Hintergründe und über das soziale Engagement seiner Literatur.

    Download: via Bayern 2 (15 MB, 21 min 49 sec)

3. Hörbücher von Charles Dickens (Die Silvesterglocken, Die Geschichte des Tom Smart, Die Geschichte des Schuljungen): hier.