Archiv des Autors: aergernis

Franz Josef Degenhardt ist tot

Für all diejenigen, die zu den Hochzeiten der BRD groß geworden sind, gehörte er zum Inventar. In der DDR war er als Teilnehmer an den Festivals des politischen Liedes präsent. Er sang über das Leben der Boheme und den kommunistischen Widerstand im 3. Reich, er hoffte auf die Kämpfe junger Arbeiter und Angestellter gegen Autoritarismus, Wiederbewaffnung und alte Nazis. [via]

Werner Pomrehn (recycling-Redaktion) und Günther Jacob haben sich in einer Sendung auf dem FSK zwei Stunden lang dem Leben, Wirken und der Musik Franz Josef Degenhardts gewidmet, der am 14.11.2011 verstorben ist. Empfehlenswert auch der Nachruf von Beatpunk. Danke an W. für’s Zuspielen.

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Zur Kritik der Gender-Ideologie

Die Redaktion Sachzwang FM fand die Ausführungen von Martin Dornis zur Kritik postmoderner Gendertheorie offenbar nachvollziehbarer und zutreffender als MoshMosh und hat sie zur Grundlage ihrer letzten Sendung gemacht.

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Music was his Boyfriend

Bei Zündfunk ( Bayern2) ist ein hörenswertes Feature über das Leben von Martin Büsser erschienen. Die Produzenten haben sehr ausführlich recherchiert, neben den Eltern von Martin Büsser kommen zahlreiche Menschen zu Wort, die ihn kannten und mit ihm zusammengearbeitet haben. Es geht um das, was Martin Büsser mit »Popkritik« denken wollte, was er mit seinen zahlreichen Texten hinterlassen hat, welche Perspektive eine Auseinandersetzung mit Pop und Gesellschaft nach seinem Tod haben kann und natürlich: um Musik.

    Anhören: bei Bayern2 / Download

Auch wenn es sich um ein hörenswertes Feature handelt – ich finde man hört hier an einigen Stellen schon die beginnende Eingemeindung Büssers in die unkritische Gemeinde der Poptheorie, etwa wenn davon die Rede ist, dass er ein anderes Deutschland wollte (ich glaube er war gegen Deutschland). Daher sei an dieser Stelle noch einmal auf den Nachruf von Roger Behrens verwiesen, den er unmittelbar nach Martins Tod verfasst und eingesprochen hat und der m.E. viel gesellschaftskritischer und damit auch mehr im Sinne von Martin Büsser ist. (Nachzulesen bei Beatpunk)

    Download: via AArchiv (mp3; 6,1 MB; 10:38 min)

Bild & Ideologie

Wär’ nicht das Auge sonnenhaft,
Wie könnten wir das Licht erblicken?
Lebt’ nicht in uns des Gottes eig’ne Kraft,
Wie könnt’ uns Göttliches entzücken?

Mit diesem Vers des alten Goethe beginnt Christopher Zwi seinen Vortrag über »Bildlichkeit und Sehen in der Gesellschaft des Spektakels«, den er am 27.10. in Weimar im Rahmen der Reihe »Kunst, Spektakel und Revolution« gehalten hat. In Kontrast zu diesem göttlichen Sehen der Aufklärung stellt Zwi dann die Erfahrungen des französichen Buchenwaldhäftlings Jaques Lusseyran, der blind gewesen ist und der Buchenwald dementsprechend mit den verbleibenden vier Sinnen erfuhr: »Das Licht kommt nicht von außen; es ist in uns, auch wenn wir keine Augen haben« [Jaques Lusseyran: Das wiedergefundene Licht, München 1966, dtv]. Anhand dieser Gegenüberstellung rekonstruiert er eine geschichtlich-gesellschaftliche Dialektik von Sehen und Blindheit. Das Theorem des Verhältnisses von Bild, Wirklichkeit, Widerspiegelung und Reflexion umkreist er mit Marxens Anthropologie der Sinne und der Dialektik der Auflärung von Adorno und Horkheimer (hier vor allem das letzte Fragment »Zur Genese der Dummheit«). Im Übergang von der kritischen Theorie Adornos zu jener der Situationisten thematisiert er zudem das Proletariat im Bezug zu den Fetischformen der bürgerlichen Gesellschaft. Entscheidend sind am Ende dann drei thematische Stränge: die Spektakeltheorie der Situationisten, die Reflexionsbestimmungen Hegels und die kritische Ontologie des späten Lukács und gibt damit schon einen kleinen Einblick in den demnächst im ça ira-Verlag erscheinenden Lukács-Band.

Teil 1

    Download: via AArchiv (mp3; 29,8 MB; 52:08 min)

Teil 2

    Download: via AArchiv (mp3; 41,3 MB; 1h 12:12 min)

Die weiteren Vorträge der Reihe »Kunst, Spektakel und Revolution«, die zum größten Teil bereits hier dokumentiert sind, werden nach und nach direkt auf den AArchiv-Server hochgeladen.

Zum Ankündigungstext: Weiterlesen

Wo keins ist, ist eins #2

Während sich die erste Ausgabe der Sendung »Wo keins ist, ist eins« mit dem Anfang (des Denkens, der Logik) befasste, geht es in der zweiten Ausgabe um die Frage, wie voranzuschreiten sei, wo es hingehen soll. Wir hören zunächst ein ausführliches Referat, welches sich ausgehend von Hegels Logik mit den Bestimmungen des Denkens, der Abstraktion, der Reflexion, dem Übergehen von Sein und Nichts in ihr Entgegengesetztes und dem Werden auseinandersetzt. Die Diskussion, die diesmal zu zweit (Martin Blumentritt und Michael Löbich) stattfand, streift dann unter anderem die philosophiegeschichtliche Entwicklung des Idealismus, das Verhältnis von Endlichem und Unendlichem, Materialität und antagonistische Gesellschaft. Einen besonderen Fokus legen die beiden dabei diesmal auf den Begriff der Totalität und des Ganzen. Immer wieder kommen die beiden dabei auf Adorno zu sprechen, dessen Gesellschafts-Begriff sie am Ende als einen dialektischen gegen den Positivismus diskutieren.

    Download: via AArchiv (mp3; mono; ohne Musik; 58,8 MB; 1:43 h) oder via hotfile (mp3; stereo; mit Musik; 163,6 MB; 2 h)

Moral und Interesse

Sachzwang FM hat mal wieder einen GSP-Vortrag gesendet:

Hübscher Aufklärungs- und Agitationsvortrag von Rolf Röhrig zum Thema »Die Moral und ihre Werte«. Sehr allgemeinverständlich wird zunächst die Funktion des Moralisierens in der bürgerlichen Gesellschaft entlarvt, bevor en detail die Tugenden des Fleißes, der Sparsamkeit, der Bescheidenheit, der Ehrlichkeit, des Altruismus und der Höflichkeit untersucht werden. [FRN]

Download: via AArchiv | via MF (2 h, 43 MB)

Peter Bierl über Rudolf Steiners Anthroposophie

Mit bestem Dank an die Redaktion contra.funk, möchte ich auf das informative, 30 minütige Interview hinweisen, das selbige kürzlich mit Peter Bierl geführt hat. Es geht um die esoterische »Anthroposophie« Rudolf Steiners und ihre Rolle in der Pädagogik der Waldorfschulen. (Für einen längeren Vortrag zum Thema siehe hier.)

Download: mp3 via FRN (22 MB), mp3 nachbearbeitet via AArchiv (9 MB)

Konterrevolution & Revolte

In der letzten Ausgabe der Freibaduniversität sendete Roger Behrens einen Vortrag über »Aufstände, Wutbürger und den Wunsch, dass irgendwas bleibt«, den er im April 2011 in Kiel gehalten hat. Er skizziert darin zunächst die kulturellen Umbrüche in den 60er/70er Jahren (»postindustrielle« Produktion, postmodernes Wissen, Pluralisierung von Sinn, Individualisierung der Kultur, Kulturalisierung gesellschaftlicher Phänomene), um daran anschließend dann den »Wutbürger« als autoritären/konformen Charakter zu beschreiben. Skizzenhaft referiert er über das Verhältnis des Wutbürgers zum Staat, über den Wegfall verbindlicher politischer Positionen in der Protestbewegung und die moralischen Finessen der gegenwärtigen öffentlichen Debatten.

    Download: via AArchiv (mp3; 36,2 MB; 1:03 h)

Angst und Abscheu in der BRD

Auf ein schönes Hörstück hat uns Thomas hingewiesen: Zwei »Gonzo-Journalisten« machen sich in dem Hörspiel »Angst und Abscheu in der BRD« auf eine Feld-, Wald- und Wiesenforschung in die Safari Ost- und Westdeutschlands, sowie in die »Diskurs-Szene« und entdecken dabei Merkwürdiges bis Kurioses. Es geht um deutsche Ideologie – und das ist trotzdem auf sympathische Weise an vielen Stellen ziemlich lustig.

    Download via WDR | via Mediafire | via RS (mp3; 58,9 MB; 51:29 h)

Zur Rezension von Beatpunk: Weiterlesen

Lost Tapes #2

Seite A: Zu hören ist ein Feature mit dem Titel »Jean Cocteau – Ein Lebensweg«. Die HörerInnen erhalten einen Überblick über Leben und Werk des avantgardistischen Dichters, Malers und Theater- sowie Filmregisseurs. Über Cocteau kommen u.a. Ernst Bloch, Rainer Maria Rilke, Walter Benjamin, Klaus Mann und Ernst Jünger zu Wort. Vor allem werden seine Filme besprochen. Seite A enthält ein starkes Hintergrundrauschen – ihr müsst euch an die Lautsprecher drücken, um das authentische Erlebnis des 90’er-Jahre-Radios zu fühlen. Der unmittelbare Anfang fehlt leider (ebenso auf S. B).

    Download: via Mediafire (mp3; 14,3 MB; 25:04 min)

Seite B: Wesentlich besser hörbar ist der Radiovortrag mit dem Titel »Warten auf die Barbaren« von Manfred Schneider: er untersucht die Vorstellung des Untergangs des Abendlands und eines damit verbundenen Neubeginns durch die barbarische Ungeduld – besprochen wird dieser Topos bei Nietzsche, bei dem die moderne Welt durch ihre Vergeistigung gefährdet ist, Walter Benjamin, bei dem Erfahrung und Erinnerung verloren gehen und die Barbaren Feuer an das morsche Alte legen, sowie Ernst Jünger, bei dem eine metaphysische Weltrevolution sich lachend des Alten (insbesondere des Individuums) entledigt. In jedem dieser Denkmodelle erscheint die Beschwörung der Endzeit als Wiederholung von Roms Untergang. Das Anliegen Schneiders ist die Entlarvung dieses Diskurses – der in seiner Darstellung solch unterschiedliche Denker vereint – als geschichtsphilosophische Konstruktion.

    Download: via Mediafire (mp3; 16,8 MB; 29:22 min)

Hegel und Haiti

Da wir doch gerade bei einer aufklärungskritischen Deutung Hegels waren…

1. Auf FRN erschien gerade erst vorgestern eine Hörbuchfassung des Essays »Hegel und Haiti«. Dieser stammt aus der Feder von Susan Buck-Morss und entfaltet die These, dass es der Sklavenaufstand 1791 im damaligen französischen Kolonialgebiet Saint-Domingue und die schließlich in die Unabhängigkeitserklärung Haitis 1804 mündende Revolution waren, die Hegel zu seiner berühmten Herr-Knecht-Dialektik inspirierten. Aufklärungskritisch ist der Essay, insofern er zum einen recht detailliert darlegt, wie sich die bürgerlichen Freiheits- und Gleichheitsforderungen von Anfang an auf den weißen Mann beschränkten, während die zu ihnen in krassem Widerspruch stehende Institution der Sklaverei überwiegend stillschweigend oder offen apologetisch gebilligt wurde. So richtete sich die Anklage der »Knechtschaft«, vorgetragen von Philosophen wie Rousseau oder Locke, allein gegen den europäischen Absolutismus. Zum anderen bringt er die noch heute allzu oft anzutreffende Geschichtsfälschung zur Sprache, die darin besteht, die im Sinne des Mythos der Aufklärung verdrängte Gewalt- und Kolonialgeschichte Europas großzügig zu beschweigen und auszublenden, wenn es um die Universalität der mit ihr inaugurierten Vernunft und den Aufstieg des durch sie ermöglichten kapitalistischen Reichtums geht.

Klappentext:

1791 revoltierten die Sklaven von Saint Domingue, dem heutigen Haiti, unter Absingen der Marseillaise gegen die französischen Kolonialherren. Die »schwarzen Jakobiner« bewiesen so die Unteilbarkeit der Aufklärung. Diese im Okzident verdrängte Geschichte Haitis wird derzeit angesichts zunehmender weltweiter Ungleichheit wiederentdeckt. Anknüpfungspunkte dafür finden sich ausgerechnet bei Hegel, der die Ereignisse in der Karibik verfolgte. Seine Überlegungen zum Verhältnis von Herrschaft und Knechtschaft lesen sich wie ein Kommentar zum Geschehen – ohne daß Haiti mit einem Wort erwähnt würde. Susan Buck-Morss konfrontiert Hegels Interesse mit seiner Philosophie und skizziert die Grundlinien einer neuen Universalgeschichte.

Das Hörbuch basiert auf der 2011 in der Edition Suhrkamp erschienenen deutschen Übersetzung. Das erstmals im Jahr 2000 veröffentlichte englischsprachige Original inklusive der Bilder kann man hier als PDF beziehen. Sowohl die deutschsprachige Suhrkamp- als auch die englische Buchausgabe enthalten als zweiten Teil noch den hier nicht vertonten Aufsatz »Universal History«.

2. Eine positive Besprechung des Buches liegt in einer Sendung von »Lorettas Leselampe« (FSK) vor. Dort erfährt man noch einiges über Geschichte und Gegenwart Haitis, die Sklaverei und die Revolution sowie über Susan Buck-Morss. Download via FRN (0:52 h, 37 MB).

3. Ein englischsprachiges Interview mit Susan Buck-Morss aus derselben Reihe wie jenes mit Moishe Postone ist hier zu finden. Darin gibt sie u.a. Auskunft über ihren intellektuellen Werdegang und ihre Studienzeit in Deutschland.

Weltgeist und Ideologie

Die innere Schranke der Hegelschen Dialektik

Auf dem diesjährigen Sommerworkshop des Wert-Abspaltungskritischen Lesekreises Berlin hat Daniel Späth (EXIT!) einen Workshop gegeben, in dem er einen kritischen Zugang zu Hegels Dialektik vorgestellt hat. Ausgehend von Hegels Frühwerk und insbesondere dem »System der Sittlichkeit« und der »Phänomenologie des Geistes«, hat er anhand einiger Zitate einen Überblick über wichtige Gedankengänge Hegels gegeben. Inwiefern handelt es sich beim Dreischritt der Hegelschen Dialektik um eine Subsumtionslogik? Inwiefern werden hier Momente des Geschlechterverhältnisses reproduziert und festgeschrieben? Inwiefern findet hier eine Ontologisierung von Arbeit als Grundvoraussetzung für Individualität und Selbstbewusstsein statt? Diese und andere Fragen hat Daniel Späth zusammen mit den TeilnehmerInnen diskutiert. Es sind dabei unter anderem Diskussionsbeiträge von Justin Monday und Karina Korecky zu hören, deren Vorträge wir in Kürze ebenfalls dokumentieren werden.

    Download:

  1. Teil 1: via AArchiv (mp3; 37,6 MB; 1:05 h)
  2. Teil 2: via AArchiv (mp3; 29,5 MB; 29,5 MB; 51:31 min)
  3. Präsentationsfolien mit Zitaten via AArchiv (PDF, 100 KB)

Zum Ankündigungstext: Weiterlesen

Wo keins ist, ist eins

Theoretische Veranstaltungen können durchaus auch Praktisches nach sich ziehen: ein Ergebnis der Veranstaltung der Gruppe Kritikmaximierung mit Stefan Müller über Aspekte der Dialektik, die am 18.08.2011 in Hamburg stattfand, ist, dass sich Susanne Sippel, Michael Löbich und Martin Blumentritt zusammengetan haben, um die Diskussion über Dialektik im Radio weiterzuführen. Am 09.10.2011 war die Sendung »Wo keins ist, ist eins« zum ersten mal auf FSK zu hören. Nach einer kurzen Einleitung diskutieren die drei über Hegels Anfang aller logischen Bestimmungen: wie kann das Denken aus der Gleichzeitigkeit und Antinomie von reinem Sein und dem Nichts zum prozesshaften Werden übergehen? Das Radiogespräch versucht sich dann aus verschiedenen Richtungen Hegel zu nähern und sein Denken zu charakterisieren. Hierbei sind auch Marx und Adorno als dialektische Denker immer wieder wichtige Bezugspunkte. In der zweiten Stunde der Sendung entfernt sich die Diskussion ein wenig vom eher grundlegend philosophischen Thema, hin zu der Frage: was können wir tun? Eine Frage, die nicht umhinkommt, die Gesellschaft, die doch Ausgangspunkt dieser Fragestellung ist, als Totalität zu begreifen – als Totalität, die zu bestimmen wäre. Die Sendung »Wo keins ist, ist eins« wird nun monatlich auf FSK zu hören sein – wir werden die Sendereihe aufmerksam verfolgen und an gleicher Stelle dokumentieren. [Da der Stream etwas brüchig war, ist die Sendung an zwei Stellen kurz unterbrochen – die Musik wurde in der Audiodatei entfernt.]

    Download: via AArchiv (mp3; 56,9 MB; 1:39 h)