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Regieren im Namen Gottes?

Vor wenigen Tagen hat sich die iranische Revolution von 1979 zum 36. mal gejährt. Ein guter Grund, sich mit der jüngeren Geschichte des Irans und seiner gegenwärtigen Gesellschaftsstruktur auseinanderzusetzen. Wir dokumentieren drei Vorträge, die Solale Schirasi bereits 2012 in Konstanz gehalten hat (Teil 1, Teil 2, Teil 3). Die jüngsten Entwicklungen unter Präsident Hassan Rohani konnten dementsprechend noch nicht thematisiert werden – ansonsten haben die Vorträge kaum an Aktualität verloren.

Ein Beispiel für einen Gottesstaat in der heutigen Zeit ist die 1979 gegründete Islamische Republik Iran, die den Anspruch erhebt, eine Theokratie zu sein. Seit der islamischen Revolution von 1979 und der Ablösung der Monarchie geht nach der herrschenden iranischen Staatsdoktrin die Staatsgewalt nicht vom Volk aus, sondern wird allein religiös legitimiert. Solale Schirasi informiert anhand verschiedener Themenkomplexe über das Modell einer islamischen Regierung, die Geschichte und das Leben

Von Februar bis Mai findet in Konstanz die Vortragsreihe mit Solale Schirasi zum Themenkomplex „Regieren im Namen Gottes? 33 Jahre islamische Herrschaft im Iran“ statt.

Solale Schirasi, die 1951 in Teheran geboren wurde und dort selber dem massiven Druck der Mullahs floh 1987 mit ihrem Mann nach Deutschland. Seitdem lebt und arbeitet sie in Konstanz. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Frauenrechte und soziale Bewegungen im Iran.

Zusammen mit ihrem Mann, Ali Schirasi betreibt sie ein deutschsprachiges Blog, http://alischirasi.blogsport.de/, das zu den wichtigsten exiliranischen Blogs im deutschsprachigen Raum gehört. [via]

1. Im ersten Vortrag geht Schirasi erst auf die allgemeinere Geschichte des Iran und dann auf die Vorgeschichte und den Verlauf der Iranischen Revolution von 1979 ein. Sie thematisiert die Islamisierung der iranischen Revolution, beschreibt dann die ideologische und militärische Machtsicherung Chomenis und geht zuletzt auf den Iranisch-Irakischen Krieg ein.

    Download: via FRN (mp3; 41 MB; 44:44 min)

2. Im zweiten Vortrag analysiert Schirasi den inneren Aufbau des iranischen Regimes: Sie beschreibt das Rechtssystem und den Vorgang der Gesetzgebung, skizziert die iranische Wirtschaftsstruktur und geht auf die Rolle der Pasdaran in der Wirtschaft ein.

    Download: via FRN (mp3; 50 MB; 55:03 min)

3. Im dritten Vortrag beschreibt Schirasi das Bildungssystem des Irans. Schirasi, die im Iran selbst als Lehrerin gearbeitet hat, beschreibt den Aufbau der Schulbildung und gibt Beispiele aus der Gestaltung von Schulbüchern. Sie geht auch auf das Leben an der Universität ein und thematisiert die Rolle von Neuen Medien und Internet.

    Download: via FRN (mp3; 53 MB; 57:32 min)

Im ersten Vortrag erwähnt Schirasi, dass die Vortragsreihe ursprünglich auf sechs Termine angelegt war. Ob die letzten drei Vorträge aufgenommen wurden oder ob sie überhaupt stattgefunden haben, konnten wir nicht herausfinden – über Hinweise sind wir dankbar.

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Kritik der Religion – Kritik der Gesellschaft

Wir dokumentieren an dieser Stelle mehrere Vorträge, die auf unterschiedliche Weise das Verhältnis von Religionskritik und Gesellschaftskritik zum Thema haben:

1. Leo Elser – Kritik der Religion / Kritik der Gesellschaft: Im Dezember 2011 hat Leo Elser (Redaktion Pólemos) einen Vortrag in Saarbrücken gehalten, in dem er nach der Aktualität der Religionskritik fragt, angesichts einer Gesellschaft, in der Religion nur noch eine Ware auf einem Markt für Seelenhygiene zu sein scheint. Dies tut er ausgehend von dem Marx’schen Satz, dass die Kritik der Religion Grundlage jeder Kritik sei (Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie) und referiert vor allem zu den Begriffen Kritik, Wahrheit und Vernunft. Insgesamt geht es ihm sehr stark darum, sich von Religionskritik als Ressentiment abzusetzen.

Nach Marx ist die Kritik der Religion die Voraussetzung aller Kritik. Doch besteht auch in gottlosen Zeiten wie den unseren, in denen das Bekenntnis gegen die etablierte Religion zum guten Ton gehört, kein Mangel an Götzen, die der „durch seine Gesundheit erkrankte Menschenverstand“ (Adorno) aufbietet, um nur eines nicht werden zu müssen: Vernunft. Vernunft und Kritik, die in unvernünftigen Verhältnissen notwendig dasselbe sind, teilen mit der traditionellen Theologie aber ihren Bezug auf das Ganze und den Anspruch auf Wahrheit. So wie sich die bloße Meinung gegen die Kirche als Religionskritik missversteht, so auch die Meinung gegen die Banken als Kapitalismuskritik. Beides ist mitnichten „verkürzte Kritik“, die aufs richtige Maß zu verlängern sich linke Intellektuelle zur Aufgabe gemacht haben, sondern zum Ressentiment versteinerte Denkform dessen, was ohnehin ist, aber nicht mehr sein darf, wenn Vernunft wirklich werden soll. Veranstalterin: Rosa Luxemburg Stiftung / Peter Imandt Gesellschaft. [via]

    Download: via AArchiv (mp3; 38,8 MB; 42:22 min)

2.1 Lars Quadfasel – Der heilige Schein des Kapitals: Im Mai 2011 hat Lars Quadfasel (Hamburger Studienbibliothek) im Café Negation in Dresden einen Vortrag über Glauben und Religiosität im flexiblen Kapitalismus gehalten. Er widmet sich sowohl einer neuen, spiritualisierten und individualisierten Glaubenspraxis, als auch einer verkehrten, positivistischen Religionskritik. (Vgl. hierzu seine Vorträge im Audioarchiv und seinen dreiteiligen Text »Gottes Spektakel«: I, II, III.)

Kri­tik der Re­li­gi­on hat es im Spät­ka­pi­ta­lis­mus mit einem Pa­ra­dox zu tun: Die Kir­chen, einst Herrn über Kö­ni­ge und Kai­ser, sind zum Hilfs­in­sti­tut für See­len­hy­gie­ne her­ab­ge­stürzt. Ihre Dome wur­den zu Tou­ris­ten­at­trak­tio­nen, ihre Pre­di­ger zu Show­mas­tern, ihr Papst zum ös­ter­li­chen Grußau­gust. Und doch scheint Gott sich als sen­ti­men­ta­les An­denken an from­me­re Tage pu­del­wohl zu füh­len. Widerlegt, er­le­digt und ent­mach­tet, hat sich die Re­li­gi­on mit ihrem Sturz nicht bloß ar­ran­giert, son­dern dar­aus neue Kraft ge­schöpft. Als Sinnres­sour­ce für die be­son­de­ren Mo­men­te pro­fi­tiert sie vom Tabu, dass nie­mand über die pri­va­ten Fei­er­abend­ver­gnü­gen an­de­rer zu spotten hat. Wer es den­noch tut, er­fährt schnell, dass auch ein Well­ness­gott alles an­de­re als ge­müt­lich ist. Spä­tes­tens seit dem welt­wei­ten Erfolg der is­la­mi­schen Glau­ben­sof­fen­si­ve gel­ten auch im Wes­ten »re­li­giö­se Ge­füh­le« wie­der als schüt­zens­wer­tes Gut: Woran einer glau­be, und sei es an Dji­had, Scha­ria und Frau­en­hass, ver­die­ne al­le­mal Re­spekt. Seit­her ver­zeich­nen auch die christ­lich-​kul­tur­in­dus­tri­el­len Gottesspek­ta­kel wie­der Zu­schau­er­re­kor­de; und wer es statt der ein­ge­bo­re­nen Kulte lie­ber etwas exo­ti­scher hat, ju­belt einem ab­ge­setz­ten tibe­ta­ni­schen Feu­dal­herrn zu. Aus dem zwang­haf­ten Drang, an ir­gend etwas zu glau­ben, spricht frei­lich nichts als der Wunsch nach einem Halt, egal woran: nach un­be­ding­ter Au­to­ri­tät. Ador­no nann­te der­ar­ti­ge Pseu­do­re­li­gio­si­tät, die von Blas­phe­mie kaum zu un­ter­schei­den ist, den »un­ge­glaub­ten Glau­ben«. Des­sen Be­deu­tung ver­fehlt die Mehr­zahl derer, die laut­stark gegen Kir­chen­ta­ge und Papst­be­su­che mobil machen. An­ti­kle­ri­ka­le Ak­ti­vis­ten in­sze­nie­ren sich als mi­li­tan­te Vor­hut des all­ge­mei­nen Com­mon Sense, wäh­rend ihre in­tel­lek­tu­el­len Stichwort­ge­ber, Chris­to­pher Hit­chens oder Ri­chard Daw­kins, den Hei­li­gen Schrif­ten Feh­ler nach­wei­sen und dabei Re­li­gi­on ein­mal mehr auf Priestertrug re­du­zie­ren. Deren Po­si­ti­vis­mus stößt sich an dem theo­lo­gi­schen Dogma, dass das, was ist, nicht alles ist: an genau dem un­be­ding­ten Wahr­heits­an­spruch also, den der Ma­te­ria­lis­mus zu ret­ten hätte – vor un­gläu­bi­gen Pfaf­fen wie vor gläu­bi­gen Athe­is­ten.

Lars Quad­fa­sel ist as­so­zi­iert in der Ham­bur­ger Stu­di­en­bi­blio­thek und schreibt u. a. für kon­kret, Jung­le World und das Bre­mer Ex­tra­blatt. Seine Auf­sät­ze zu »Buffy the Vam­pi­re Slay­er« sind so­eben im Sam­mel­band »Hor­ror als All­tag« im Ver­bre­cher Ver­lag er­schie­nen. [via]

    Download: via AArchiv: Teil 1 (mp3; 29,8 MB; 52:09 min) + Teil 2 (mp3; 32,9 MB; 57:33 min) | via Soundcloud

2.2 Kritik an Religion und Religionskritik (Interview): Zum selben Thema gab es im Oktober im Rahmen der Mobilisierung gegen den Papstbesuch in Erfurt ein Seminar mit Lars Quadfasel, wozu im Vorfeld ein Interview mit ihm auf Radio FREI geführt wurde:

    Download: via FRN (mp3; 19,5 MB; 21:15 min)

3. Magnus Klaue – Ornament und Verbrechen: Die HUmmel-Antifa hat im November einen Vortrag zum Thema mit Magnus Klaue organisiert. Klaue spricht zunächst über den Zusammenhang von Protestantismus, Atheismus und Pädagogik und vergleicht dann Protestantismus und Katholizismus im Bezug auf den jeweiligen Stellenwert von Wort, Bild und Ornament. Er formuliert eine Kritik an den Protesten gegen den unweit zurückliegenden Papstbesuch und vergleicht u.a. den Pluralismus der Zivilgesellschaft mit dem Kompromiss der Ökumene. Zentral ist für den Vortrag auch ein ästhetischer Aspekt des Vergleichs zwischen Katholizismus und Protestantismus, den er u.a. an dem Film »Das Weiße Band« von Michael Haneke, aber auch an verschiedenen Beispielen der Literatur diskutiert. Ein weiterer Aspekt ist das Bilderverbot in beiden Konfessionen. Zuletzt spricht er über die Novelle »Die heilige Cäcilie und die Gewalt der Musik« von Heinrich Kleist. Der Titel des Vortrages ist dem Text »Ornament und Verbrechen« von Adolf Loos entnommen, der sich im Begründungszusammenhang einer extremen Fortschrittslogik für eine Wegrationalisierung jeder Ornamentik ausspricht.

Zu den gängigen Argumenten derer, die dem Protestantismus gegenüber dem vermeintlich archaischen Katholizismus ein größeres „emanzipatorisches Potential“ zutrauen, gehört die Feststellung, jener habe mit dem Primat des Wortes gegenüber dem Bild und mit der Beseitigung von sinnlichem Prunk zugunsten der universalen Geltungskraft des Logos innerhalb des Christentums die Aufklärung gegenüber dem Mythos betrieben. Doch die Dialektik der Aufklärung bestimmt auch das Verhältnis von Sinnlichkeit und Geist in den beiden christlichen Konfessionen selbst. Nicht nur brach sich der Protestantismus mit der Reformation in einer barbarischen Massenbewegung Bahn, der es nicht um die Sublimierung der Sinnlichkeit zum Geist, sondern um Durchsetzung einer christlichen Volksvernunft, um Zwangsversöhnung von niedergehaltenem Trieb und autoritärem Dogma, zu tun war. Auch der protestantische Ikonoklasmus attackierte anders als das jüdische Bilderverbot das Bild nie, um dessen Bann zu brechen, sondern um das in seinem Schein aufleuchtende Versprechen von Versöhnung, das von seinem Bann freilich nicht zu trennen ist, zu exorzieren. Während in der Verherrlichung ästhetischen Scheins im Katholizismus, der immer auch überstrahlt, was er ausdrückt, die Dialektik von Bild und Begriff lebendig bleibt, vernichtet der Protestantismus mit dem Bild auch den Logos, der es zu transzendieren vermöchte. Im Hass auf das Ornamentale kündigt sich eine neue Sachlichkeit an, die mit allem Nutzlosen auch alles Lebendige aus den Herzen der Menschen tilgen möchte. Menschenfreundlich wird der Protestantismus immer nur dort, wo er der ihm eigenen Barbarei gewahr wird. Zu welcher Erkenntnis er dann fähig ist, soll an der Novelle eines der unheimlichsten Protestanten der Literaturgeschichte, an Heinrich von Kleists „Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik“, veranschaulicht werden. [via]

    Download: via AArchiv (mp3; 32,9 MB; 57:27 min) | hören: via Soundcloud

4. Ulrike Eichler – Gott außer Landes. Zur Erfahrung seiner Abwesenheit in der Mystik: Ein Vortrag aus dem Programm von »Weimar denkt«, einem vom Weimarer Friedrich-Nietzsche-Kolleg organisierten Vortragsprogramm. Die Referentin spricht aus einer evangelisch-theologischen Perspektive über insbesondere weibliche Mystikerinnen und deren Differenz zu einer »abstrakt-metaphysisch orientierten« Theologie. Für die größtenteils religionskritischen, atheistischen, säkularen NutzerInnen des Audioarchivs, ist der Vortrag vielleicht als ein Einblick in innertheologische Debatten interessant (u.a. auch die bemerkenswerte, aber sicher nicht zufällige Tatsache, dass auch hier über Nietzsche und Derrida diskutiert werden darf). Insgesamt ist mein Eindruck, dass die im Vortrag beschriebene Suchbewegung eine nach einem sinnlich spürbaren Halt in der Welt ist, ohne diese eigenhändig verändern zu müssen. Dabei kommt m.E. ein Subjektivismus zum Ausdruck, den Elser und Quadfasel in ihren Vorträgen jeweils angesprochen haben. Die Diskussion ist aufgrund des hohen Geräuschpegels im Hintergrund etwas schwer verständlich.

    Download: Vortrag (mp3; 27,3 MB; 47:38 min) | Diskussion (mp3; 18,9 MB; 18:55 min)

Lost Tapes #4 und #5

Nachdem der Rausch des Weihnachtsfestes mich auf erholsame Weise vorerst funktions-untüchtig gemacht hat und ich daher auch im Januar kaum dazu kam, an das Audioarchiv zu denken, folgt nun ein zweiteiliger Beitrag zur Reihe »Lost Tapes«:

Seite A: Auf der ersten Seite hört ihr ein Radio-Essay von Hans-Jürgen Schulz über Erich Fromm, aus der Reihe »Portraits deutsch-jüdischer Geistesgeschichte«. Es enthält zahlreiche Informationen aus der Biographie Fromms, rekonstruiert seine spezifische Verbindung von Marxismus und Psychoanalyse in einer durch die jüdische Tradition geprägten Lesart; man erfährt aber auch einiges über Fromms Verirrungen, etwa seine Zuwendung zum Buddhismus. Weitere Stationen sind Fromms Beziehung zu Marcuse und dem Institut für Sozialforschung, die Debatten und Konflikte, die er mit MarxistInnen, TheologInnen und PsychoanalytikerInnen geführt hat und seine Rezeption in der ’68er-Bewegung und in der Neuen Linken. Man erfährt Wissenswertes über das Menschenbild Fromms, bzw. seinen Begriff von Menschheit im Verhältnis von Herrschaft und Utopie.Zuletzt gibt es einen ausführlichen Exkurs über Fromms Verhältnis zu Albert Schweizer, Albert Einstein und Bertrund Russell und die Auseinandersetzung dieser Intellektuellen mit der atomaren Aufrüstung. Das Essay ist dahingehend interessant, da der Autor Erich Fromm und einige seiner Zeitgenossen selbst gekannt hat und über persönliche Gespräche berichten kann. Am Anfang sind leider einige empfänger-bedingte Sendestörungen enthalten.

    Download: via Mediafire (mp3; 33,6 MB; 58:46 min)

Seite B / 1: Zu hören sind Marginalien von Werner Ross über das Verhältnis von heiligem Geist und schnödem Mammon. Dieses Verhältnis stellt Ross als einen Zweikampf zwischen Religion und Finanz dar, in dem die Religion oftmals unterliege. Die Predigt ist dahingehend aktuell, als dass sie von einer moralisch-religiösen Empörung über die Habgier der Finanziers und Geldverleiher gezeichnet ist und dabei auf altbekannte zinskritische Ressentiments zurückgreift. Nichtsdestotrotz erfährt man einige wissenswerte historische Zusammenhänge, für deren Rekonstruktion der Autor die Bibel und andere religiöse Dokumente nach einer darin enthaltenen Thematisierung des Geldes absucht. Die HörerInnen des Audioarchivs werden diesen Beitrag mit einem amüsierten Augenzwinkern zur Kenntnis nehmen.

    Download: via Mediafire (mp3; 10,4 MB; 18:13 min)

Seite B / 2: Ein sehr hörenswerter Essay aus dem Nachlass von Roman Karst (dem polnischen Herausgeber der Kafka-Werke) über das Verhältnis von Erotik und Tod im Werk Kafkas. Er interpretiert sehr ausführlich Passagen aus ›Das Schloss‹, ›Der Prozess‹, ›Die Strafkolonie‹, ›Die Verwandlung‹, u.a., untersucht diese auf die Darstellung von Weiblichkeit und nimmt dabei Bezug auf Foucault, Walter Benjamin, George Bataille, Kirkegaard, Sigmund Freud und Schopenhauer. Er rekonstruiert dabei, wie Kafka eine mystisch-mythische Gestalt der Frauen zeichnet, die bei ihm als begehrte aber nicht geliebte, erotische aber nicht schöne und in ihrem Wesen geheimnisvolle Figuren erscheinen. Auch wenn dabei einige Charakteristika des Geschlechterverhältnisses in der Darstellung Kafkas herausgearbeitet werden, geschieht dies nicht explizit aus einer Perspektive der Kritik von Geschlechterverhältnissen oder gar aus einer feministischen Perspektive heraus.

    Download: via Mediafire (mp3; 20,7 MB; 36:08 min)

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Seite A: Der Vortrag »Sinnlichkeit, Sprache, Unbewusstes – Die Hörwelt der Psychoanalyse« von Joachim Küchenhoff untersucht verschiedene Dimensionen, in denen das Hören eine zentrale Rolle in der psychoanalytischen Praxis spielt. Dabei geht es um Sprachlichkeit und Versprachlichung, Musikalität und Bildlichkeit, Signifikanz und Synthese, nachträgliche Verstehens- und Rekonstruktionsprozesse. Neben Freud nimmt Küchenhoff unter anderem Bezug auf Jaque Lacan, aber auch auf Beispiele aus Literatur und Neuer Musik. Der Beitrag erfordert (ebenso wie auf Seite B) etwas die Geduld der radiophilen HörerInnen, da die ersten Minuten aufgrund einer Beschädigung der Kasette leicht verzerrt sind – der Rest des Beitrags ist allerdings gut hörbar.

    Download: via Mediafire (mp3; 16,2 MB; 28:22)

Seite B: »Im Spiel versinken bis zum Rausch – Annäherungen an den Homo Ludens« – Das ziemlich spielerische Feature, das trotz seiner etwas naiven Herangehensweise auch Walter Benjamin zitiert, beschäftigt sich mit Idee und Kultur des Spiels. Es geht um den nutzlosen Charakter des Spiels, die Konstruktion regelgeleiteter Spielabläufe, Phantasie und Erfindung, sowie um Spaß und Glück. Zudem geht es um eine Untersuchung psychologischer Abläufe im Spiel und das Verhältnis des Spiels zu Kunst, Literatur, Arbeit, Religion, Kult/Kultur, Philosophie, Mythos, Rätsel, Spielsucht und Flow etc. …

    Download: via Mediafire (mp3; 11,9 MB; 20:45)

Wir sind im Übrigen sehr dankbar, wenn jemand Hinweise auf besser hörbare Versionen der in der Reihe Lost Tapes dokumentierten Beiträge hat oder diese zur Verfügung stellen kann.

Einführung in die Kritik der Religion

Im vorletzten Teil der Hamburger Intros-Reihe (Dokumentationen siehe hier) beschäftigt sich Erik Kuhlenkamp mit Religionskritik (ebenfalls von der As­so­cia­zio­ne Delle Talpe). Sein Beitrag gestaltete er eher als Diskussionsanregung denn als umfangreichen Einführungsvortrag. Ausgehend von einer allgemeinen Definition sowie einem Überblick über die Weltreligionen und ihre gemeinsame Struktur wendet er sich in einer von Erik H. Erikson1 geprägten sozialpsychologischen Perspektive der religiösen Identitätsbildung in der Adoleszenzphase zu.

Download: mp3 via AArchiv | mp3 via FRN | via MF (59 MB)

Ankündigungstext: Weiterlesen

Die Gottespest

Johann Mosts berühmte antireligiöse Polemik »Die Gottespest«, eingelesen von Wolfram Haack. Das Pamphlet erschien erstmals 1883 und erlebte zahlreiche Auflagen. Dem Text ist eine kurze biographische Notiz vorangestellt.
Eine kleine Anmerkung zum Verständnis: Der bei etwa 9:40 erwähnte „Fatzke“ ist Kaiser Wilhelm II.

Download via Audioarchiv, via DadAWeb, via MF (0:40 h; 27,5 MB)

Glauben Sie bitte jetzt… Zur Kritik irrationaler Glaubenssysteme

Das Erfurter Bildungskollektiv Biko dokumentiert die von ihr in Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisierte Veranstaltungsreihe zur Kritik irrationaler Glaubenssysteme. Drei Mitschnitte sind im Zuge dessen im März 2010 entstanden.

  1. Es ist ein Kreuz… mit kreuz.net

    Ob es die Pius-Brüder sind, die Messe auf Latein oder der Kampf gegen den Schwangerschaftsabbruch – Kreuz.net organisiert die Anhänger eines ultra-reaktionären Christentums und macht mobil – gegen Schwule und Lesben, gegen Frauenrechte, gegen Jüdinnen und Juden, gegen jede Spur liberaler Auslegung des Glaubens. Die Veranstaltung zeigt den Sexismus und den Antisemitismus bei kreuz.net und wirft einige Schlaglichter auf die fundamentalistische Szene, die dort kommuniziert.

    Download via MF (1 h; 17 MB)

  2. Alan Posener: Benedikts Kreuzzug. Der Angriff des Vatikans auf die moderne Gesellschaft

    Papst Benedikt XVI. wird von seinen AnhängerInnen gerne als moderner, die Trennung von Kirche und Staat akzeptierender und vor allem aufgeklärt-intellektueller Papst dargestellt. Alan Posener widerlegt diese Darstellung. Er arbeitet heraus, daß Ratzinger schon seit langem einen Feldzug gegen die Errungenschaften der Moderne führt – und zwar mit aller Konsequenz. Er bekämpft Pluralismus der Gesellschaft und des Glaubens, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frau, Emanzipation der Wissenschaft von der Religion.

    Download via MF (1 h; 17 MB)

  3. Danny Ammon (Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens): Party auf Area 51. Zum Ufoglauben

    Umfragen zufolge glauben ca. 40% der Deutschen an die Existenz von außerirdischem Leben – oft gehört dazu die Ansicht, dass Außerirdische unter uns leben: im Bermuda-Dreieck, auf dem US-amerikanischen Militärgelände Area 51 oder im unterirdischen „Neuschwabenland“ unter der Antarktis. Die Veranstaltung entmystifiziert den Glauben an die Besucher als Mischung von irrationalem Glauben und offenem Betrug und stellt dar, wie man sich wissenschaftlich dem Phänomen unerklärlicher Himmelsphänomene nähern kann.

    Download via MF (1:33 h; 27 MB)

Download größerer Fassungen auf Archive.org in verschieden Formaten.

Die Notwendigkeit und die Fallen zeitgenössischer Religionskritik

Der Wiener Publizist Robert Misik referierte im Februar 2010 beim Rosa Luxemburg Club an der Uni Hamburg über aktuelle Religionskritik. Leider ist sein Vortrag ziemlich redundant und verbleibt argumentativ überwiegend auf einer ethisch-politischen Ebene. (50 Minuten)

Download: mp3 via MF (17 MB), mp3 via FRN (23 MB)

Zur Kritik des politischen Islam

Zwei Veranstaltungen in Münster setzten sich im letzten Jahr mit einer Kritik des politischen Islam auseinander:

1. Kritische Tagung zur Debatte um den politischen Islam (organisiert von der Gruppe et2c in Münster):

• Klaus Blees, Geschichte des islamischen Antisemitismus
• Udo Wolter, Universalistischer Rassismus, getarnt als “Islamismuskritik”? (mp3, 28 MB; 1:21 h)
• Jörg Sundermeier, Unser guter Islamist – der Islamwissenschaftler Tariq Ramadan

Download
bei et2c

2. 30 Jahre islamische Republik – der Iran zwischen religiöser Diktatur und Revolte (organisiert vom AStA der Uni Münster u.a.):

• Inputreferat des Organisationskreises
• Wahied Wahadat-Hagh zu einer Staatsanalyse des Iran (mp3, 7 MB)
• Stephan Grigat zum deutsch-iranischen Verhältnis

Download
bei revolte im iran

Luthertum und Deutschtum

In einem weiteren Theorie Praxis Lokal-Vortrag mit dem Titel »Luthertum und Deutschtum – Protestation und Ausdruck einer Misere« setzen sich Peter Christph Zwi und ein Kollege sehr ausführlich mit der Ideologie Martin Luthers auseinander und setzen diese in Beziehung zu ihrer historischen Situation, um anschließend zu untersuchen, wie das Luthertum in der deutschen Geschichte fortwirkt. In diesem Zusammenhang sei nochmals hingewiesen auf den Vortrag von Andrea Woeldike, die in ihrem gemeinsam mit Holger Schatz verfassten Buch „Freiheit und Wahn deutscher Arbeit“ einen spezifisch deutschen Arbeitsbegriff untersucht, der von Martin Luther wesentlich bestimmt wurde. In dem Vortrag »Die Nichtbegreifbarkeit von Auschwitz« von Joachim Bruhn argumentiert dieser gegen die Rede eines deutschen Sonderwegs von Luther bis Hitler.

Hören und Download: bei archive.org oder MF: Vortrag, Diskussion

Zum Ankündigungstext des Vortrags

Religion & Kapitalismus, Business & Wahnsinn. Überlegungen zur Religionskritik nach Walter Benjamin

Einen interessanten Vortrag zur Religionskritik nach Walter Benjamin hielt Mark Schumacher in der Reihe Religionskritik als Herrschaftskritik des Rosa-Luxemburg-Clubs an der Uni Hamburg.

Download: Original bei FRN (mp3, mono, 64 kBit/s; 28,9 MB)
oder hier (48 kBit/s; 21,7 MB)

Ankündigungstext: Weiterlesen

Öffentlich-Rechtliches (9)

BR Radiowissen:

SWR2:

DLF:

WDR. Das Philosophische Radio: Über John Stuart Mill und die Freiheit mit Michael Schefczyk.

Öffentlich-Rechtliches (8)

Mina Ahadi zur aktuellen Situation im Iran

Kurzbeschreibung: Mina Ahadi (Zentralrat der Exmuslime) hielt am 22.10.09 in der ACC Galerie Weimar einen Vortrag zur aktuellen Situation im Iran. Sie ging in diesem Vortrag auf ihre eigene Lebensgeschichte ein und reflektierte die Vorgschichte, die schließlich im Aufstand gegen die gefälschten Wahlen mündete. Sie bezog explizit Stellung gegen eine falsche Wahrnehmung des Irans in Deutschland und rief zur Unterstützung oppositioneller Exil-IranerInnen auf. Die Veranstaltung war unter Anderem eine Reaktion auf ein Austauschprogramm der Stadt Weimar mit dem Iran im Rahmen des West-Östlichen-Diwans (siehe Artikel von solidoku Weimar). Der Mitschnitt bricht leider kurz vor Ende des Vortrags ab.

Audiocharakteristika: Mp3, Mono, 128 kbps

Gesamtlänge: 27 min 9 sec (24,9 MB)

Download: Archive.org