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Die Abschaffung der Arten

Dem entwickelten Kapitalismus entspricht eine historisch spezifische Kultivierung und Zurichtung der fünf menschlichen Sinne: Kulturindustrie bedeutet auch eine Hierarchie der Sinne, in der Sehen und Hören an der Spitze stehen, während Tast-, Geruch- und Geschmackssinn untergeordnete Rollen spielen. Betrachtet man wiederum das Gefälle von Sehen und Hören näher, wird man feststellen, dass das Gehör in den meisten Fällen nur in Kombination mit dem Gesichtssinn angesprochen wird: das audiovisuelle Signal. Die eigene sinnliche Qualität des Hörens findet jedoch, ausgenommen in wenigen, spezialisierten Kreisen, kaum eine Beachtung – Musikbeschallung als Hintergrundgeräusch einer Welt, die nicht mehr antwortet1, der Ton als Zugabe zu den bewegten Bildern. Vor diesem Hintergrund scheint es mir gerechtfertigt zu sein, im Audioarchiv nicht nur theoretische Auseinandersetzungen zum Hören zur Verfügung zu stellen, sondern auch auf eine der kultiviertesten Formen des Hörens zu verweisen: das Hörspiel. Seit Kurzem steht nun eine hochwertige Hörspielproduktion von und mit dem Essayisten, Journalisten und Roman-Autoren Dietmar Dath zur Verfügung:

Die Abschaffung der Arten

Es handelt sich um eine aufwendige und liebevolle Bearbeitung von Daths gleichnamigen Roman, der 2008 erschienen ist. Die Handlung spielt in einer zukünftigen, posthumanen Gesellschaft, in der die Gente (sprechende und intelligente Tiere) die Borniertheit der menschlichen Zivilisation überwunden haben und nun über die Gestaltung der Gesellschaft, sowie über philosophische und ethische Fragen verhandeln – was sich keineswegs als konfliktfreie Angelegenheit darstellt. Die Produktion stand unter der Regie von Ulrich Lampen, die Band Mouse on Mars hat Musik und Geräusche beigesteuert.

Die Ära der Langeweile ist vorbei, Menschen gibt es fast keine mehr und die biologischen Arten sind abgeschafft. Dietmar Daths Roman spielt 500 Jahre in der Zukunft, nach der Befreiung, in einer Welt, in der sprechende und intelligente Tiere, die Gente, den Übergang der Evolution von der Naturgeschichte zur gestalteten Geschichte geschafft haben.

Fähig zur ständigen Verwandlung, bestimmen sie selbst, in welcher Tiergestalt sie auftreten und mit welcher Art sie sexuellen Verkehr pflegen. Kommunikation funktioniert telepathisch über Geruchsstoffe und Foren verbreiten raumübergreifend die aktuellen Nachrichten und Diskussionen. In den drei labyrinthischen Städten Landers, Kapseits und Borbruck sind die wenigen Menschen, die es noch gibt, der neuen Zivilisation Untertan oder letzte zu bekämpfende Spezies.

Politische Verhandlungen gestalten die Libelle Philomena und die Fledermaus Izquierda, militärische Aktionen plant die Dachsin Georgescu, Bankgeschäfte steuert der Fuchs Ryuneke, Kunstfragen behandelt der stotternde Esel Storikal, Forschungsprojekte betreiben der Zander Westfahl und das Laufschwein Herbert Loskauf und diplomatische Reisen unternimmt der junge Wolf Dmitri Stepanowitsch. Dies alles im Dienste des Löwen: Cyrus Iemelian Adrian Vinicius Golden. Er ist auratischer und ideologischer Herrscher und wird gerade deshalb angreifbar. Auf dem ehemaligen Kontinent Amerika stellt sich ihm die Macht der Keramikaner, Wesen zwischen Gente und Maschinen, unter der Führung Katahomenleandraleal entgegen, provoziert innerpolitische Spaltungen bei den Gente und ein gewaltiges Kriegsszenario.

Die Zivilisation der Gente wird vernichtet, unter der Führung der Tochter des Löwen, Lasara, gelingt lediglich ein paar wenigen der Exodus auf Venus und Mars. Die beiden Planeten, auf denen die Neuankömmlinge erst ihren Lebensraum erobern müssen, werden Heimat und Wirkungsstätte der Nachfolgegeneration der Gente, derer sich diese nur noch über tradierte Erzählungen und Legenden erinnert.

Zwei Nachkommen, die Eidechse Padmasambhava und der Prinz Feuer werden auf die Mission vorbereitet, die Überreste der vorhergehenden Population auf der Erde auszukundschaften und dort zueinanderzufinden. Die Geschlechter wandelnd und sich schließlich als Geschwister begegnend, landen die beiden in einer Art Paradies, in dem die Zeit angehalten ist und historische oder evolutionäre Kreisläufe durchbrochen sind.

Dietmar Daths Roman Die Abschaffung der Arten aus dem Jahr 2008 ist ein Hybrid: Fabel, Science Fiction, utopischer Roman, postmodernes Gedankenexperiment, philosophisches Szenario. In der Tradition von Platon, Thomas Morus, Arno Schmidt, George Orwell, H.G. Wells u.a. breitet Dath einen Kosmos aus, der von unzähligen und unergründlichen Figuren bevölkert ist, dessen Handlung sich unüberschaubar verzweigt und in dem er erfindungsreich und politisch zugleich der Frage nachgeht, warum der Mensch sich selbst abgeschafft und seine Umwelt vernichtet hat.

In bester dialektischer Manier spekuliert er darüber, ob eine posthumane Gesellschaft friedlicher und gerechter sein könnte. Gekennzeichnet von einer poetischen wie akademischen, lyrischen wie wissenschaftlichen, reichen wie kryptischen Sprache zugleich fasziniert und überfordert der Roman seine Leser und polarisierte seine Kritiker. Die 12-teilige Hörspieladaption des Bayerischen Rundfunks in der Regie von Ulrich Lampen und mit dem Sound von mouse on mars macht die schillernden Charaktere, die Sprachgewalt des Textes, die oppulente klanglich-musikalische Dimension des Romans und das politische Engagement des Autors akustisch erfahrbar.

  1. vgl. Hartmut Rosa: Kritik der Zeitverhältnisse. Beschleunigung und Entfremdung als Schlüsselbegriffe der Sozialkritik, in: Rahel Jaeggi und Tilo Wesche: Was ist Kritik?, Frankfurt am Main 2009. [zurück]

In Erinnerung an Martin Büsser

Im September 2010 ist, völlig überraschend, der Poptheoretiker, Musikkritiker und Herausgeber der Zeitschrift Testcard, Martin Büsser, an Krebs gestorben (Nachruf des Ventilverlags, Nachruf von Roger Behrens). Er schrieb unrastsam zahlreiche Bücher und Artikel zur Geschichte der Popmusik, zu Popnationalismus, Geschlechterverhältnissen und vielen anderen Themen. Mit seinem Tod ist eine wertvolle und herausragende Stimme in der linken Presse, sowie ein sympathischer Mensch verlorengegangen. Ihm sei hier in Form einer unvollständigen Zusammenstellung von Vortragsmitschnitten und Radiobeiträgen von Martin Büsser gedacht. Einige weitere unveröffentlichte Audio-Beiträge von Martin Büsser werden in Kürze nachgereicht.

1. Wie klingt die neue Mitte – Vortrag über rechte und reaktionäre Tendenzen in der Popmusik

2. Emo – Portrait einer neuen Jugendszene

3. Das Verschwinden linearer Musikgeschichte

4. Über den Regress in der deutschen Kultur (Gespräch mit Lorettas Leselampe)

5. I can’t relax in Deutschland – Diskussion mit Marvin Alster (Conne Island), Martin Büsser, Elena Lange (Stella), Markus Moll (ISF) und Marvin (I can’t relax in Deutschland) – mit einem Beitrag von Martin Büsser über die Geschichte der nationalen Radioquote

6. Jenseits der Rezession – Musik, Subkultur und Politik heute

7. Martin Büsser über Tine Plesch, Kultur und Feminismus im Rahmen einer Reihe zur Erinnerung an Tine Plesch – die Einleitung und die weiteren Audio-Beiträge im Rahmen der Tine-Plesch-Lesung (mit Beiträgen von Jörg Sundermeier, Dagmar Brunow, Wally Geyermann und Conny Lösch) gibt es hier

Martin Büsser im Audioarchiv:
Von der Avantgarde zur Selbstreferenzialität (Vortrag KSR) | Über das Geschlechterverhältnis in der Punk- und Hardcoreszene

Kleinere Beiträge und Interviews
:
Indizierung von Musik | Testcard: blühende Nieschen | Über Indie, Popkultur und Jugendbewegungen | Interview Testcard 17: Sex | Interview über Emo | Über die Dokumenta

Soziologie made in Frankfurt

Eine Reihe von Christa Schell, gesendet bei HR2. Die Folgen sind je etwa 15 Minuten lang bzw. 7 MB groß.

1. Der Kongress tanzt.

Das Engagement Frankfurter Bürger um 1900 führte zu einer Verwurzelung der Soziologie in der Stadt am Main.

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2. Die zwanziger Jahre

Der erste deutsche Lehrstuhl für Soziologie entsteht dank der Gelder großzügiger Frankfurter Bürger.

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3. Die Frankfurter Schule

Die wechselvolle Geschichte des Institutes für Sozialforschung von der Gründung bis heute.

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4. 1968 und die Folgen

Auf dem 16. Soziologentag gingen Studenten mit Professoren offen ins Gericht.

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5. Eine Krisenwirtschaft par excellence?

Entwicklung des Faches seit 1968 bis heute: aus den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wurden die Gesellschaftswissenschaften.

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Öffentlich-Rechtliches (12)

  • Das Philosophische Radio mit Axel Honneth über Fortschrittsfähigkeit, die »Frankfurter Schule« und ihre Geschichte/Generationen. Download via WDR5 | via MF
  • Der Prophet schätzte starke Frauen. Islamische Feministinnen kämpfen für Reformen.
  • DRS Reflexe: Der Islam als Herausforderung für Europa. Gespräch mit Stefan Weidner, Islamwissenschaftler, Übersetzer, Autor und Chefredaktor einer in Arabisch, Persisch und Englisch erscheinenden Kulturzeitschrift «Fikrun wa Fann». Download
  • Der Mann hinter Marx: Friedrich Engels, Sozialist und Kaufmann – BR2 RadioWissen vom 17.03.2008. Download
  • Die Erhöhung des Tiers und die Erniedrigung des Menschen. Zur Debatte um den (Anti-)Speziesismus

    Der Mensch ist dem Tier gleich in seiner Leidensfähigkeit und ist doch als geist- und kulturbegabtes Wesen mehr als ein Tier, mehr als nur Naturwesen. Diese (Nicht-)Identität von Mensch und Tier ist Dreh- und Angelpunkt der innerlinken Auseinandersetzung um politischen Veganismus und das Konzept des sog. Antispeziesismus. Fordern die einen – über bürgerlichen Tierschutz hinaus und gegen die staatsidealistischen Versuche der Tierrechtsbewegung, „nichtmenschlichen Individuen“ zum Subjektstatus zu verhelfen – die Abschaffung aller Einrichtungen der Herrschaft von Menschen über Tiere im Zuge einer sozialen Revolution und den Verzicht auf tierische Produkte im Hier und Jetzt, so sehen die andern in der Grenzverwischung zwischen Mensch und Natur Aufklärungsverrat, Zivilisationsfeindschaft und Antihumanismus und verweisen auf die völkischen Wurzeln der Tierschutzbewegung in Deutschland.
    Ich möchte hier einiges zu dieser Problematik versammeln.

    1. Vorbei mit den Grenzen. Warum sich der Mensch nur graduell vom Tier unterscheidet. Von Volker Sommer. SWR2 Aula vom 22.11.2009.
      Der Glaube an einen prinzipiellen Unterschied zwischen Tier und Mensch ist weit verbreitet. Doch diese Auffassung ist – aus naturwissenschaftlicher Perspektive – nicht mehr zu halten. Die Evolutionsbiologie zeigt: Mensch und Tier unterscheiden sich nur graduell, das betrifft die Emotionen, die Kognition, das Verhalten.

      Download (ca. 28 Minuten, 13 MB)

    2. Das Philosophische Radio mit Markus Wild über Mensch und Tier

      Download: via WDR5 | via MF (24 MB; 52 Minuten)

    3. Radio Dreyeckland, Freiburg: (Anti-)Speziesismus – eine tierische Studiodebatte

      Antispeziesismus ist die angesagte Bewegung. Auch in Freiburg werden die Aktivist_innen zahlreicher.
      Die Antispes wenden sich dagegen, dass Tiere aufgrund ihrer Spezies als minderwertig wahrgenommen und vom Menschen ausgebeutet werden. Speziesismus gilt ihnen als antiemanzipatorische gesellschaftliche Ideologie, vergleichbar mit Sexismus oder Rassismus.
      Ist der Antispeziesismus also eine überfällige Voraussetzung für emanzipatorische Politik? Oder eine gefährliche Herabsetzung von Menschen?
      Diese und weitere Fragen wurden im Studio mit vier Gästen diskutiert. Geladen waren Niels, ein selbsternannter Speziesist, zwei vegane TierrechtsaktivistInnen, die beide unter anderem in der AntiSpe Freiburg aktiv sind und Winni, der kürzlich einen Anti-AntiSpe-Text im Korraktor verfasst hat. Dabei standen die Themen Mensch-Tier-Verhältnis, Herrschafts- und Zivilisationskritik, das Konzept Anti-Speziesismus sowie ökologische Folgen des Fleischkonsums auf dem ambitionierten Programm der spannenden Diskussionsstunde.

      Download via FRN in vier Teilen (45 MB, ca. 50 Minuten)

    4. Jan Gerber und Michael Bauer: Who killed Bambi? Über das regressive Bedürfnis der Tierfreunde
      Aufnahme vom Januar 2007,57 Minuten.

      Im Sommer des letzten Jahres sollte in der Reilstrasse 78 ein Vortrag über das „regressive Bedürfnis der veganen Tierrechtsszene“ stattfinden. Das Zentralkomitee des Hauses konnte es allerdings nicht ertragen, in seinen heiligen und garantiert fleischlosen Hallen Kritisches über seine Religion, den Zusammenhang von Tierliebe und Menschenhass sowie die Frage, warum sich auch Nazis regelmäßig mit „Go-vegan“-T-Shirts schmücken, zu hören. Der Vortrag wurde kurzerhand verboten. Die Veranstaltung wird nun, wie versprochen, nachgeholt. Und zwar definitiv nicht im Mief der Reilstrasse 78.

      Als sich ein Bär, der schnell auf den Namen Bruno getauft wurde, im Sommer in die bayrisch-österreichische Grenzregion verirrte, mutierten die Deutschen parteiübergreifend zum ideellen Gesamtwildhüter. Zeitungen und Nachrichtensendungen berichteten über fast zwei Monate hinweg fast täglich über den „Problembären“, Kinder beteten und zeichneten für ihn, und eine Homepage, die ein kostenloses Bruno-Computerspiel anbot, wurde zu einer der beliebtesten deutschen Internetseiten. Die Hysterie steigerte sich schließlich zum offenen Wahnsinn, als der Bär Ende Juni erlegt wurde. Ganze Schulklassen hielten Schweige- und Gedenkminuten ab, die regionale Tourismusbranche beklagte sich darüber, dass tausende Feriengäste aus Empörung über den Abschuss Abstand von einem Urlaub in der Region genommen hätten, und im Internet wurde ein Kondolenzbuch eingerichtet, dessen Server aufgrund der Überlastung – nach Angaben der Betreiber gab es zeitweise mehr als zehntausend Anfragen pro Sekunde – kurzfristig abgeschaltet werden musste.
      Auf dieser Homepage erklärten die Tierfreunde nicht nur, dass Bruno „einer von uns“ gewesen sei. Sie brachten vielmehr regelmäßig ihre Vernichtungsphantasien zum Ausdruck: Die Jäger, die den Bären erlegt hatten, „sollte man ebenso abschlachten wie Bruno“, sie sollten „hingerichtet“ und „abgeknallt“ werden, und die Verantwortlichen für den Tod des Bären sollten „selbst mal erfahren, was es bedeutet, immer nur gehetzt zu werden“. Die Verfolgungs- und Vernichtungsphantasien beschränkten sich aber nicht nur auf diejenigen, die im Fall des Bären tätig geworden waren. Innerhalb kürzester Zeit warteten die Tierfreunde vielmehr mit weiteren Vorschlägen auf, wer noch alles an Stelle des Tieres hätte getötet werden sollen. Während der Bär, der nur „mal zu Besuch kommt“, „ermordet“ worden sei, so beschwerte sich ein Naturliebhaber, bekämen Vergewaltiger und Kindermörder „auf Staatskosten“ lediglich „eine Tätschel-Tätschel-Therapie“, Kinderschänder „laufen frei rum und sind gefährlicher als ein Bär“ usw.
      Aus diesen Aussagen sprechen nicht nur Verfolgungs- und Vernichtungsbedürfnisse . Sie signalisieren zugleich, dass die Naturfreunde längst nicht mehr bereit sind, einen Unterschied zwischen Mensch und Tier zu machen. Sie geben damit wieder, was vegane Tierrechtler, die derzeitigen Vorreiter der deutschen Tierliebe, seit Jahren propagieren: Tiere sind die besseren Menschen. Während sich ein Teil dieser Szene noch um eine Gleichsetzung von Mensch und Tier bemüht und beispielsweise den Holocaust mit Massentierhaltung vergleicht, predigt ihre Avantgarde bereits das „sanfte Verschwinden der Menschheit von der Erde“. Die Welt der Tierfreunde ist dabei sauber in Gut und Böse unterteilt: Auf der einen Seite stehen die veganen Weltretter und ihre vier- und mehrbeinigen Freunde; auf der anderen Seite befinden sich fiese Tierfeinde, die von Profitgier, Blutrausch und Genusssucht angetrieben werden. Die Mehrheit der heutigen Tierrechtler zögert zwar, diese Personifikation der gesellschaftlichen Verhältnisse weiter zu konkretisieren und die „Mächte des Bösen“, von denen eine Veganer-Crew aus Essen vor einigen Jahren sprach, mit Name und Anschrift zu benennen. Die inoffiziellen Urväter der Bewegung – das völkische Milieu des 19. Jahrhunderts – waren hier allerdings weniger zimperlich; Richard Wagner und seine Freunde hatten auf die Frage „Who killed Bambi“ eine eindeutige Antwort parat: die Juden.
      Im Rahmen des Vortrags soll nicht nur gezeigt werden, warum die Tierfreunde mit ihrer Forderung nach der Gleichsetzung von Mensch und Tier lediglich exekutieren, was ohnehin auf der Tagesordnung steht. Es sollen zugleich die Fragen gestellt werden: In welcher Tradition steht die deutsche Tierliebe? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Tierliebe und Menschenhass? Und: Woher stammt das obsessive Verhältnis veganer Tierrechtler zu Splattervideos aus Schlachthöfen und Fotos von zerstückelten Tieren, ohne die offenbar keine ihrer Kampagnen auskommt?

      Veranstaltet von der AG Antifa im Stura und der ag no tears for krauts

      Download: via AArchiv (19 MB)

      Diskussion des Vortrags u.a. auf veg.gs und im Corax-Forum.

    5. Rosa Luxemburg: Der Büffel. Aus den Briefen aus dem Gefängnis.
      Vertont zu hören auf lesung.podspot.de
      Luxemburgs Ausführungen über den geschundenen Büffel verdeutlichen eine Ambivalenz der Mensch-Tier-Gleichsetzung. „Oh, mein armer Büffel, mein armer, geliebter Bruder, wir stehen hier beide so ohnmächtig und stumpf und sind nur eins in Schmerz, in Ohnmacht, in Sehnsucht“, schreibt sie. Denn nur unter den Verhältnissen von Herrschaft und Ausbeutung, die zwischen Mensch und Tier keinen Unterschied (mehr) machen, ist dieser jenem gleich – im Leiden. Zugleich wird der Mensch in seinem Leiden dem Elend der Tiere gewahr, das für jene ebenso unerträgliche Realität ist wie für ihn. Luxemburgs Beobachtung enthält darüber hinaus einen Hinweis auf die Ursachen der Tierquälerei, die in eben jenen Verhältnissen der Herrschaft entspringt. Schließlich fügen die Soldaten dem Büffel das Leid zu, das sie – keineswegs unverschuldet – selbst erfahren: „Mit uns Menschen hat auch niemand Mitleid“.

    Marx-Woche beim Hörsaal

    Der Hörsaal hat im Mai ausgerechnet den Bundesparteitag von Die Linke zum Anlass genommen, alte Vorträge über Karl Marx zu senden.

    1. In der ersten Sendung kamen Hannah Arendt und Franz Borkenau zu Wort. Erstere mit dem Vortrag »Von Hegel zu Marx« (1953), letztgenannter mit einem Beitrag zum Weg »Von Marx zu Lenin« (1956).
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    2. In der zweiten Sendung ist zunächst ebenfalls Franz Borkenau zu hören mit dem Referat »Mensch und Gesellschaft bei Karl Marx« (1950), anschließend der erste Teil der Rede »Karl Marx und die Gegenwart« (1968) von Siegfried Landshut.
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    3. Die dritte Sendung beinhaltet die Fortsetzung von Landshuts Beitrag sowie den aktuellen Vortrag »Scheidewege der deutschen Geschichte: Die doppelte Staatsgründung 1949«
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    4. Die letzte Sendung des Zyklus behandelt die DDR: »Wiederaufbau und Industrialisierung in beiden deutschen Staaten« von Franz-Josef Brüggemeier und »Die Wende: Fakten, Probleme und Perspektiven« von Jürgen Kocka.
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    Die Sendungen sind je etwa 40 bis 50 Minuten lang und 18 bis 23 MB groß.

    Iranische Moderne

    Die öffentliche Wahrnehmung des Iran wird durch den Atomstreit und die Verfolgung von Oppositionellen im Innern des Landes bestimmt. Deshalb will Christoph Burgmer in seiner dreiteiligen Gesprächsreihe herausfinden, wie es um die Ansätze einer iranischen Moderne bestellt ist.

    (DLF: Essay und Diskurs, je knapp 30 Minuten)

    1. Persische Kultur kontra islamische Erweckung

      Im ersten Gespräch mit Professor Bert Fragner geht es um das Thema „Persische Kultur kontra islamische Erweckung“. Darin werden die historische Dimension der aktuellen Ereignisse und Perspektiven einer künftigen Entwicklung erörtert.

      Bert Fragner ist derzeit Geschäftsführender Direktor des Instituts für Iranistik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien.

      Download: via DLF

    2. Islamische Revolution kontra iranische Realität

      Im zweiten Gespräch mit dem exiliranischen Schriftsteller Bahman Nirumand geht es heute um das Thema „Islamische Revolution kontra iranische Realität“. Nirumands Buch „Iran. Die drohende Katastrophe“ erschien 2006 im Verlag Kiepenheuer & Witsch.

      Download: via DLF

    3. Brüder gegen Schwestern. Fragen zum Geschlechterkrieg

      In dem nun folgenden Gespräch geht es um das Thema „Brüder gegen Schwestern – eine Gesellschaft im Geschlechterkrieg“. Gesprächspartnerin ist Shirin Ebadi. Die iranische Juristin und Menschenrechtsaktivistin erhielt 2003 als erste muslimische Frau den Friedensnobelspreis.

      Download: via DLF

    Alle drei Teile auch hier.

    Renaissance der Utopien. Zur Aktualität von Ernst Bloch

    SWR2 Wissen vom 08.07.2010
    „Denken heißt Überschreiten!“, „Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen“ – Sätze des Philosophen Ernst Bloch findet man überall. Sein antizipierendes Denken von Utopie und Hoffnung animiert bis heute all jene „Mangelwesen“, denen das vorgefundene Leben nicht genug ist. Blochs Schriften sind ihnen Begründung der Sehnsucht nach einer anderen, einer besseren Welt. Detlef Berentzen besucht anlässlich des 125. Geburtstags von Ernst Bloch einige der Vielen, die aktuell mit Leben und Philosophie des Hoffnungsträgers umgehen, ihn diskutieren, erforschen, kritisieren, editieren, besingen und von ihm das Denken Richtung Zukunft lernen wollen.

    Download (28 min, 25 MB)

    Auch zu empfehlen: Radio Corax, »Gemalter Fisch macht nicht satt« – Gedanken zum 125. Geburtstag von Ernst Bloch; 8 Minuten

    »Wolf Biermann – Der ›Troubadour der deutschen Zerrissenheit‹«

    Einstündiges Feature des Bayrischen Rundfunks. 52 MB

    13. November 1976 – Wolf Biermann singt in der ausverkauften Kölner Sporthalle vor über 7.000 Menschen das Konzert seines Lebens. Streitet und diskutiert für einen Kommunismus mit „menschlichem Antlitz“. Verteidigt und kritisiert eine DDR, die er für eine große, kostbare Errungenschaft hält.

    Öffentlich-Rechtliches (10)

    Diverses
    SWR:
    Woher weht der Zeitgeist? Was bleibt von der „Postmoderne“? Von Hans-Joachim Lenger
    Der neue Feminismus. Feuchtgebiet oder Trockenübung. Von Ingrid Strobl.

    SWR2 Wissen vom 06.05.2010. „Feminismus“ ist in den letzten Jahrzehnten zum Unwort mutiert. Doch seit einiger Zeit macht der „Neue Feminismus“ Furore. Studentinnen belegen Seminare über feministische Theorien; junge Frauen lesen popfeministische Magazine und Bücher wie „Wir Alphamädchen“ oder „Feuchtgebiete“. Darin wird postuliert: Feminismus ist cool – und notwendig. Geschlechterforschung, Popfeminismus und junge Frauen selbst räumen auf unterschiedliche Weise mit der Illusion auf, die Gleichberechtigung sei längst erreicht. Welche Ziele haben sich die „Neuen Feministinnen“ tatsächlich auf die Fahnen geschrieben – und steckt dahinter mehr als eine kurzfristige Mode?

    Die Angst vor dem Islam. Warum die Niederlande nach Rechts rücken.
    Die Lüge vom Werwolf. Warum Tausende Jugendliche in sowjetischen Lagern landeten
    Die Scharia in Europa. Islamisches Recht in der Diskussion
    DRadio:
    Terror im Namen Gottes?
    Palästinenser: Katastrophe ohne Ende
    Mythos Weimar – Das intellektuelle Erbe der ersten deutschen Demokratie
    Lehren aus der Hyperkrise – Gespräche mit…

    1. Heiner Flassbeck
    2. Paul Jorion
    3. dem Wirtschaftshistoriker Robert Skidelsky über Keynes

    HR:
    Muslimische Identitäten:

    1. Von der Orientverklärung zum Feindbild

      Schon immer wurden Muslime als die Anderen definiert: die Geschichten aus 1001 Nacht, Karl May, Gustave Flaubert und Mozarts Entführung aus dem Serail sind Beispiele historischer Zuschreibungen.

    2. Machos oder andere arme Würstchen
    3. Integration der Imame

    WDR 5 Das philosophische Radio: über den Fortschritt mit Robert Spaemann, Ex-Marxist und katholischer Philosoph. Interessant sind seine Ausführungen über DDR und Marxismus am Anfang. (Backup bei MF)

    Befreit von »Vaterlandsverrätern«. Der vergessene Widerstand in Kärnten

    Ein DRadio-Feature von Raul Zelik über die Kärntener Partisanen und ihre Behandlung im postnazistischen Österreich. Download via MF (mp3, 20 MB, 43 Minuten)

    Abstract:

    In den 40er-Jahren war Kärnten die einzige Region des damaligen Deutschen Reiches, in der es im größeren Stil Widerstand gegen den Nationalsozialismus gab. Etwa 500 Österreicher, die meisten von ihnen Angehörige der slowenischsprachigen Minderheit, kämpften in den Tälern des Karawanken-Gebirges südlich von Klagenfurt gegen die Wehrmacht.

    Doch obwohl der mit hohen Verlusten verbundene Widerstand maßgeblich zur Befreiung Kärntens beitrug, wurden die Partisanen in Österreich nach 1945 kaum gewürdigt. Von der deutsch-österreichischen Bevölkerungsmehrheit wurden sie als „Vaterlandsverräter“ angefeindet, die an der Seite Jugoslawiens gekämpft hatten. Und so begannen die Widerstandskämpfer über diese Zeit schon bald wieder zu schweigen.

    Doch einmal jährlich erinnern die Partisanen von damals an ihren Kampf und seine vielen Opfer. Der Schriftsteller Raul Zelik hat sich auf die Spuren dieses anderen, vergessenen Österreichs begeben

    dradio Wissen: Hörsaal

    Eine recht junge Sendung von Deutschlandradio Wissen, in der es alte und aktuelle Rundfunkvorträge u.Ä. zu hören gibt. Und das fast täglich.

    Website

    Rein in den Elfenbeinturm! Es gilt das gesprochene Wort.

    31 Jahre Islamische Republik Iran – Genauer hingesehen

    Radio Corax aus Halle hat ein sehr informatives, einstündiges Feature zur Geschichte des Iran und zur aktuellen Lage von Regime und Opposition gestaltet. Neben iranischer Exil- und Untergrundmusik kommen auch Exiliranerinnen zu Wort.

    Download
    In einem Stück oder in zwei Teilen bei FRN: 1, 2. (mp3, stereo, 192 kBit/s, 83,8 MB)
    Kleinere Fassung (mp3, mono, 56 kBit/s; 24,4 MB)

    Beschreibung: Weiterlesen