Es gibt Deutsche, die protestieren vor dem Flüchtlingsheim, wünschen die Ausweisung der Geflohenen und drohen unter Berufung auf die Parole »Wir sind das Volk«, für ihre Nation selbst Hand anzulegen. Und es gibt Deutsche, die empfangen Flüchtlinge am Bahnhof mit Applaus und Sachspenden und sind dann stolz auf Deutschland, weil Deutschland so barmherzig hilft. In den aktuellen politischen Wirrungen wird auf seltsame Weise besonders deutlich, wie unhinterfragt der Bezug auf die Nation in den meisten politischen Lagern ist. Grund genug, einige Vorträge zur Einführung in die Kritik des Nationalismus zusammenzustellen.
1.) Vortrag von Thorsten Mense
Einen sehr kompetenten und gut verständlichen Vortrag zur Einführung in die Kritik des Nationalismus hat Thorsten Mense (u.a. Autor bei Konkret, Jungle World) im Juni 2014 auf Einladung der Linken Liste Siegen gehalten. Er schildert die Geschichte des Begriffs der Nation und des Nationalismus (wobei er eine idealtypische Unterscheidung zwischen französisch-republikanischem und deutsch-kulturellem Nationalismus einführt), geht auf die Spezifik des Befreiungsnationalismus ein und gibt einen Überblick über die kritische Nationalismusforschung (hier hebt er Eric Hobsbawms Buch Nationen und Nationalismus hervor). Dann referiert er über Nationalismus als Ideologie, formuliert eine Kritik des Nationalismus und trägt noch einmal einige Aspekte des Nationalismus zusammen. Die »Linke Liste Siegen« hat im Nachgang des Vortrags eine Literaturliste zum Thema zusammengestellt. Auf der Homepage der Linken Liste gibt es zudem noch weitere interessante Vortragsmitschnitte.
Obwohl die Möglichkeiten grenzüberschreitender Kommunikation und transnationaler sozialer Beziehungen noch nie so groß waren wie heute, ging diese Zunahme globaler Gleichzeitigkeit keineswegs mit einem Abbau national begrenzter Wahrnehmung einher. Die Vorstellung einer Welt aus Völkern und Nationen bestimmt auch weiterhin das Denken und die Politik. Dabei sind Nationen keineswegs naturgegebene Einheiten, sondern von den Menschen selber geschaffene soziale Konstruktionen, die gerade mal 200 Jahre alt sind. In seiner jungen Geschichte führte Nationalismus sowohl zur Befreiung als auch zu Massenmord, zur kollektiven Einforderung gleicher Rechte als auch zur Verweigerung derselben Rechte gegenüber anderen Kollektiven. Vor allem aber dient er als ideologische Grundlage für die Legitimation des Ausschlusses und der Gewalt gegenüber den „Anderen“; als Zwangskollektiv lässt die Nation dabei auch die „Eigenen“ nicht in Ruhe. Wie kommt es aber, dass die Menschen bis heute massenhaft bereit sind, für diese „kümmerlichen Einbildungen der jüngeren Geschichte“ (Benedict Anderson) zu töten, zu sterben oder sich sonstwie aufzuopfern?
In dem Vortrag wird die Entstehung und Entwicklung des Nationalismus nachgezeichnet und aufgezeigt, welche Funktionen er in der widersprüchlichen Moderne erfüllt. Darauf aufbauend soll eine Kritik entwickelt werden, die seinen vielfältigen Erscheinungsformen gerecht wird. (via)
2.) Vortrag von Junge Linke gegen Kapital und Nation
Vor einigen Jahren hat die ARAB einen »Erkenntnistag« organisiert, um mal ein bisschen Theorie unter die Gefolgschaft zu bringen. Dafür haben sie sich u.a. einen Vertreter von Jimmy Boyle Berlin / Junge Linke gegen Kapital und Nation eingeladen, der einige Grundlagen zur Kritik des Nationalismus vorgetragen hat. Er fragt danach, wie die nationale Gemeinschaft vorgestellt wird, wie stimmig diese Vorstellung ist und was sie zusammenhält. Dann geht es um das reale Verhältnis der Menschen zum Staat und warum man sich nicht positiv darauf beziehen sollte. So werden verschiedene Formen des Patriotismus/Nationalismus durchgegangen. In der Diskussion geht es dann recht grundlegend darum, was man denn eigentlich tun soll. Texte der Gruppen gegen Kapital und Nation zum Thema Nation und Nationalismus gibt es hier.
Im Rahmen der Intros (einer Einführungs-Veranstaltungsreihe der Gruppen [a²]-Hamburg, Kritikmaximierung und dem FSK) hat Roger Behrens am 08.12.2011 einen einführenden Vortrag zum Begriff der Nation und zur Kritik des Nationalismus gehalten. Er skizziert vor allem, wie die Idee der Nation aus der Aufklärung und aus dem sich emanzipierenden Bürgertum heraus entstand und wie sich parallel dazu die Ideen von Volk, Gemeinschaft, Gesellschaft und Politik entwickelten. Er fasst Nationalismus als Ideologie der Herrschaftslegitimation und geht am Ende auf neue Formen des Nationalismus ein, die er vor allem als Subjektivierung der Nation fasst.
In diesem Intro geht es um die Kritik des Nationalismus, aber auch die grundsätzliche Frage, was überhaupt Nation und warum sie ein Problem ist. Die Einführung versteht sich historisch und systematisch: Einerseits versucht sie zu klären, warum eine Kritik des Nationalismus immer auch eine Kritik der Nation ist; andererseits soll diese Kritik anhand der Geschichte des Nationalismus bzw. der Geschichte der Nation (des modernen Nationalstaats) formuliert werden. Kritik des Nationalismus ist, auch in Bezug auf seine gegenwärtige Realität und Ideologie, immer Kritik der konkreten gesellschaftlichen Verhältnisse; dafür sollen weitere, für die Moderne fundamentale Begriffe wie Volk, Kultur oder Tradition in den Blick genommen werden, aber auch Aspekte der Massenpsychologie, der so genannten Biopolitik und der Kritik der politischen Ökonomie. (via)
Bei der sogenannten »Kritik« – dem Antiamerikanismus – wird die USA zum Hort des Bösen in einer Welt voller »friedliebender Völker«, denen die »Amis« auch noch ihre »oberflächliche Mc-Donalds-Kommerz-Einheits«-Kultur aufzwingen würden. Wenn es ganz schlimm kommt, mischt sich all das mit Verschwörungsideologien, Antisemitismus und der Forderung nach mehr deutscher Unabhängigkeit von den USA. Aus dem Umfeld der Gruppe Grow aus Hamburg haben Genossen dagegen eine kleine Veranstaltunsgreihe auf die Beine gestellt, die in diesem Sinne Aufklärung leisten und aufzeigen will, dass Antiamerikanismus das Gegenteil einer radikalen Kritik an Staat und Kapital ist.
Dr. Tobias Jaecker: Hass, Neid, Wahn: Antiamerikanismus in Deutschland
Ob in der Debatte um den NSA-Skandal oder die Ukraine-Krise: Antiamerikanismus ist so populär wie lange nicht mehr in Deutschland. In allen Bevölkerungsschichten und politischen Lagern – selbst bei Menschen, die sich als fortschrittlich verstehen. Aber was ist das überhaupt: Antiamerikanismus? Wie unterscheidet er sich von Kritik an der US-Politik? Und warum wird er so offensiv, teils aggressiv geäußert? Tobias Jaecker erläutert Ursachen, Funktionsweise und Auswirkungen des Anti-amerikanismus. Er präsentiert dazu Beispiele aus den Medien von 9/11 über die Finanzkrise bis heute. Sie zeigen, wie sich der Antiamerikanismus zu einer gefährlichen Ideologie verdichten kann.
Olaf Kistenmacher: „Finanzkapital“, Imperialismus und die USA. Über die historischen Ursachen des linken Antiamerikanismus
Antiamerikanismus ist in Deutschland kein neues Phänomen. Auch innerhalb der kommunistischen Bewegung existierte er bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Zentral für die Haltung der Kommunistischen Partei Deutschlands zu den USA war der Begriff „Finanzkapital“, mit dem Wladimir I. Lenin 1916 den Imperialismus definiert hatte. 1926 hieß es in der Tageszeitung der KPD, Die Rote Fahne, unter der Überschrift „Das neue Finanzkapital“, die Monopolisierung der deutschen Industrie erfolge „unter dem Kommando des amerikanischen Finanzkapitals”. Kleinere Beiträge warnten zur gleichen Zeit vor der „Amerikanisierung des deutschen Films” oder davor, dass die „deutsche Philosophie im Dienste des amerikanischen Imperialismus” stehe. Der Vortrag wird die Entstehung des marxistisch-leninistischen Antiimperialismus nachzeichnen und zeigen, inwiefern der Antiamerikanismus in der Linken bereits vor 1933 mit dem Antizionismus verknüpft war, der sich nicht nur gegen die zionistische Bewegung, sondern auch gegen nichtzionistische Jüdinnen und Juden im Nahen Osten richtete.
Olaf Kistenmacher promovierte 2011 über antisemitische Aussagen in der Tageszeitung der KPD, Die Rote Fahne, und publiziert in der Jungle World und der Konkret.
Das diesjährige EXIT!-Seminar (17.-19. Okt.) widmete sich gesellschaftsanalytisch und ideologiekritisch dem globalen Krisenverlauf und Fragen der gesellschaftlichen »Transformation«. Die Aufnahmen, die leider etwas unvollständig sind, liegen auch als Videos (allerdings ohne Nachbearbeitung der stellenweise schlecht zu verstehenden Audiospuren) sowie auf archive.org vor. Titel und Ankündigungstexte sind ziemlich selbsterklärend. Ich verzichte daher auf eigene Inhaltsangaben (d.h., ich bin zu faul).
Die Krise von 2008 hat in der Linken eine Transformationsdebatte ausgelöst. Staatsbankrotte und Strukturanpassungsprogramme mehren sich, nicht zuletzt auch in südeuropäischen Ländern, was zur Folge hat, dass es zu Legitimationsproblemen des kapitalistisch-demokratischen Systems und folglich zu sozialen Unruhen kommt. Bürgerkriegsszenarios, rechte Parteien, islamistische Fundamentalismen, der sogenannte Israel-Palästina-Konflikt und nicht zuletzt die Ukraine-Russland-Konfrontation stehen im Blickpunkt der Medien. Die Rede vom Verfall des Kapitalismus geht mittlerweile etlichen Linken leicht über die Lippen, selbst wenn in Merkel-Deutschland trügerische Ruhe herrscht. Es wird nach neuen Lösungen gesucht. Sieht man/frau indes genauer hin, zeigt es sich, dass die „Systemfrage“ mit altlinken Konzepten und Rezepten beantwortet wird: Wirtschaftsdemokratie, keynesianische Maßnahmen, solidarische Ökonomie, Commons u. ä. In der ersten Hälfte des Seminars werden zwei Aspekte der „Krise“ beleuchtet, in der zweiten widmen sich zwei Vorträge dem Thema „Transformation“.
1. Ernst Johannes Schnell, Bericht zum Moishe Postone-Seminar in Dresden (2.-4. Mai 2014)
Jenseits seiner unbestrittenen Verdienste um die Reaktualisierung einer marxistischen Wertkritik haben wir die Defizite Postones in seinem Buch „Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft“ diskutiert. Dabei standen zunächst die Themenkreise „Abstrakte Arbeit und Substanz des Wertes“, „Methodologischer Individualismus“ und „Das Verständnis von Zeit“ im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen. In engem theoretischen Zusammenhang mit der kritischen Auseinandersetzung damit konnte dann herausgearbeitet werden, daß diese Defizite beinahe automatisch zur „Absenz einer Krisentheorie“ führen müssen.
Die Vorträge und die wichtigsten Diskussionsergebnisse sollen in diesem Referat zusammenfassend erläutert werden. Postones Versuch einer Neuinterpretation der Marxschen Politischen Ökonomie (geschrieben im Original bereits in den 1980er Jahren in den USA) weist insbesondere bei den obigen Themenkreisen Schwachstellen und Lücken auf. So gehen wir davon aus, daß er immer wieder einem methodologischen Individualismus anhängt, statt seine begrüßenswerten Ansätze einer dialektischen Herangehensweise konsequent durchzuhalten, daß er eine zu statische Auffassung von Zeit im Kapitalismus hat, daß sein Substanzbegriff des Wertes lediglich auf das gesellschaftliche Vermittlungsverhältnis rekurriert, ohne die Substanzbildung durch die abstrakten Arbeit zu erwähnen, daher also unvollständig ist, und daß er aus eben diesen Gründen keinerlei Krisentheorie entwickeln kann. Durch häufige Bezüge auf die Wert-Abspaltungskritik und insbesondere auf Texte von Robert Kurz wurden in den Vorträgen und Diskussionsbeiträgen unsere Kritikpunkte verdeutlicht. Bei den Diskussionen wurde als das größte Manko bei Postone die Absenz einer Krisentheorie betont. Seine Hinweise auf eine ökologische Krisensituation wurden übereinstimmend als ungenügend für eine Erklärung des heutigen Kapitalismus empfunden.
Postone, Moishe; Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft; Freiburg; 2003
ders.; „Marx neu denken“; in: Jaeggi, Rahel und Loick, Daniel (Hrsg.); Nach Marx; Berlin; 2013
ders.: „Die Deutschen inszenieren sich am liebsten als Opfer“, Interview mit Philipp Schmidt; in: Gremliza, Hermann L. (Hrsg.): No way out?; Hamburg; 2012
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Download: Teil 1 (0:28 h, 20 MB), Teil 2 (0:33 h, 24 MB), Teil 3 (0:44 h, 32 MB)
2. Tomasz Konicz, Die Ukraine und die Weltkrise des Kapitals
Das Referat wird die eskalierende geopolitische Auseinandersetzung um die Ukraine als Moment der tiefen strukturellen Krise des spätkapitalistischen Weltsystems diskutieren. Einerseits sollen die Frontverläufe bei dem neoimperialistischen „Great Game“ an der Südwestflanke der Russischen Föderation dargestellt und die Motivation der einzelnen Großmächte erhellt werden. Zugleich gilt es, diese geopolitische Akteure als Getriebene der sich verschärfenden innerkapitalistischen Widersprüche zu begreifen, die hierauf mit einer nach Außen gerichteten Expansionsbewegung reagieren. Den Hauptteil des Vortrags wird aber die innerukrainische Krisenentfaltung einnehmen, in deren Folge das pauperisierte osteuropäische Land seiner sozioökonomischen Reproduktionsbasis verlustig ging. Die Kernthese des Vortrags lautet somit, dass die Ukraine nur deswegen zum Objekt des geopolitischen Great Game zwischen Ost und West werden konnte, weil aufgrund eines drohenden wirtschaftlichen Zusammenbruchs die ökonomische Grundlage der staatlichen Souveränität dieses postsowjetischen Landes erodierte – und die Staatsführung sich folglich zwischen einer Einbindung in das russische oder das europäische Bündnissystem entscheiden musste.
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Download: Teil 1 (0:57 h, 34 MB), Teil 2 (0:44 h, 26 MB)
3. Claus Peter Ortlieb, Krisenerklärungen und Transformationskonzepte ohne Subjekt- und Ideologiekritik: Wie sich der Kapitalismus nicht überwinden lässt
Die Erkenntnis, dass es sich bei gegenwärtige Krise nicht bloß um den Übergang in den nächsten Modus kapitalistischer Vergesellschaftung handelt, sondern vielmehr diese selber unhaltbar geworden ist, hat inzwischen das Umfeld sowohl der „Piratenpartei“ als auch das der Partei „Die Linke“ erreicht. Es finden sich dort Krisenerklärungen, die nicht auf das angeblich aus dem Ruder gelaufene Finanzkapital abheben, sondern die Ursachen in der Entwicklung der Produktivkräfte und dem mit ihr verbundenen Verschwinden der Arbeit aus der Produktion sehen. Sie sind damit an eine wertkritische Krisentheorie immerhin anschlussfähig. Es könnte sich daher als sinnvoll erweisen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, was im Vortrag versucht werden soll:
Diese Krisenerklärungen gründen in einer objektivistisch verkürzten Kapitalismuskritik, so als seien die Subjekte von der Gesellschaft, der sie angehören, gar nicht affiziert. Für die einen wird die Technik zum eigentlichen Träger eines quasi automatischen Übergangs in die neue Gesellschaft, für die anderen scheint sich die Transformation auf die Organisation einer neuen „A-Klasse“ der mehr oder weniger prekär Beschäftigten innerhalb der bestehenden politischen Strukturen zu reduzieren. Dagegen dürfen die – offenbar transhistorisch gedachten – Waren- und Geldsubjekte bleiben wie sie sind. Dass diese auf die Krise mehrheitlich mit reaktionären Ideologien reagieren, wird dabei hoffnungsfroh übersehen.
Ludger Eversmann: Projekt Post-Kapitalismus: Blue Print für die nächste Gesellschaft, Telepolis-Ebook, Hannover 2014
Constanze Kurz / Frank Rieger: Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen, München 2013
Manfred Sohn: Vor dem Epochenbruch: Warum die gegenwärtige Krise keine »normale« ist und was das für die Linke heißt, Neues Deutschland 06.08.2013, http://www.neues-deutschland.de/artikel/829420.vor-dem-epochenbruch.html
Manfred Sohn: Am Epochenbruch: Varianten und Endlichkeit des Kapitalismus, Köln 2014
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Download: Teil 1 (1:34 h, 41 MB), Teil 2 (0:40 h, 24 MB), Teil 3 (0:22 h, 13 MB)
4. Roswitha Scholz, Zur Dialektik der Fetischkritik: Die Wandlungen der Fetischmuskritik im Zuge gesellschaftlicher Transformationsprozesse und die Aufgaben der Wert-Abspaltungskritik
War Fetischismus-Kritik einstmals bestimmt von Hinterzimmer-Existenzen, so gibt es sie heute in den verschiedensten Farben und Formen. Sie ist nicht bloß in den linken Diskurs eingesickert, sondern beschäftigt selbst bürgerliche Kreise. Dabei gerät sie immer mehr in die Gefahr, Bestandteil der Krisenverwaltung zu werden. Stattdessen ginge es darum, Distanz zur eigenen Theoriegeschichte zu gewinnen, auf einer Dialektik der Fetischkritik zu bestehen und kompromisslos in der Einsicht der Notwendigkeit eines „kategorialen Bruchs“ (Robert Kurz) „abgehoben“ zu intervenieren. Einfachen Lösungen im Sinne einer heruntergebrochen Wert-Abspaltungskritik sowohl im Kontext wissenschaftlicher Verarbeitung, als auch in Form von praktischen Pseudo-Konzepten, gilt es somit mit Misstrauen zu begegnen.
Christine Blättler / Falko Schmieder (Hrsg.): In Gegenwart des Fetischs, Wien 2014, http://www.turia.at/titel/fetisch.html
Luc Boltansky / Ève Chiapello: Der neue Geist des Kapitalismus, Konstanz 2003
Ulrich Bröckling: Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform, Frankfurt a. M. 2007
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Download: Teil 1 (0:59 h, 35 MB), Teil 2 (0:38 h, 23 MB)
Zum Zusammenhang von Nationalismus und Arbeiterbewegung seit dem Ersten Weltkrieg
Passend zum Datum dokumentieren wir einen anti-nationalistischen Vortrag, der gleichzeitig eine Erinnerung daran ist, dass Nationalismus nicht nur von rechts zu befürchten ist, sondern auch in der Arbeiterbewegung und innerhalb der Linken immer wieder zugegen war und ist. Olaf Kistenmacher hat am 28. Juli 2014 bei Verdi Bezirk Stuttgart einen Vortrag zum Nationalismus innerhalb der Arbeiterbewegung gehalten. Dabei geht er zuerst auf den Antiimperialismus der 1920’er bis 40’er und dessen Bezug auf die nationalen Befreiungsbewegungen ein, wie er etwa von Lenin formuliert wurde. Später geht er ausführlicher auf den Nationalismus innerhalb der KPD ein und führt Verlautbarungen an, wie sie etwa im Zuge des Schlageter-Kurses der KPD zu hören und zu lesen waren. Als Kritiker des Nationalismus innerhalb der Arbeiterbewegung führt Kistenmacher Rosa Luxemburg (u.a. Die Russische Revolution), die Antinationale Sozialistenpartei (zu ihr gehörten u.a. Franz Pfemfert und Carl Zuckermayer) und Leo Trotzki (Gegen den Nationalkommunismus) an. Zum Antinationalismus Rosa Luxemburgs hat Kistenmacher ein Essay in der Jungle-World geschrieben – ein Text von ihm zum Antisemitismus innerhalb der KPD (auf den er im Vortrag ebenfalls eingeht) findet sich hier. Die Version auf freie-radios.net enthält eine einleitende Anmerkung zum Wahlerfolg der AfD von Lothar Galow-Bergemann (Freies Radio für Stuttgart).
Der Erste Weltkrieg war für die späteren Gründungsmitglieder der KPD ein Schock. In „Die Krise der Sozialdemokratie“ schrieb Rosa Luxemburg 1916: „Dieser Weltkrieg – das ist ein Rückfall in die Barbarei.“ Aber nicht erst der nationale Taumel in der Arbeiterbewegung zeigte das Problem des proletarischen Patriotismus. Schon 1896 verständigte sich die Sozialdemokratie auf das „Selbstbestimmungsrecht der Nationen“, was Luxemburg kritisierte. Aber auch die KPD vertrat kurz nach ihrer Gründung einen „proletarischen Nationalismus“, der mit dem Internationalismus vereinbar sein und sich vom Nationalismus von rechts unterscheiden sollte. 1930 verabschiedete die KPD ihr „Programm zur nationalen und sozialen Befreiung des deutschen Volkes“. Leo Trotzki kritisierte aus dem Exil den „Nationalkommunismus“. Den Nationalismus gaben die sozialistischen und kommunistischen Parteien auch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht auf. Ernst Busch sang zu dieser Zeit in „Roter Wedding„: „Der Wedding kommt wieder; Berlin bleibt rot/Damit Deutschland den Deutschen gehört“. [via]
Download: via AArchiv (mp3; 47.2 MB; 51:30 min) | via FRN (inkl. Anmoderation; mp3; 51 MB; 55:12 min) | via archive.org (ogg; 25 MB; 51:42 min)
Edit: Das oben verlinkte Essay von Olaf Kistenmacher über Rosa Luxemburg kann bei freie-radios.net oder hier angehört und heruntergeladen werden:
Nicht erst seit der letzten Europawahl zeichnet sich ein Aufschwung rechts-populistischer und extrem rechter Parteien und Bewegungen in Europa ab. Grund genug, einige Vorträge zu dokumentieren, die sich mit der extremen Rechten in Europa auseinandergesetzt haben:
1. Die braune Welle – die extreme Rechte in Europa im Aufschwung
Einen guten Einstieg ins Thema und einen brauchbaren Überblick über die extreme Rechte in Europa hat Lucius Seidelbaum am 04.07.2014 auf Einladung der Antifaschistischen Initiative Freiburg gegeben. Er hat im Vortrag eine wissenschaftliche Definition und politische Charakterisierung der extremen Rechten gegeben und die Traditionslinien der Orientierung extrem rechter Politik auf Europa skizziert. Im größten Teil des Vortrags gibt er einen sehr ausführlichen Überblick über die einzelnen Akteure und Fraktionen der extremen Rechten in Europa und deren jeweilige ideologische Ausrichtung. Zuletzt geht er auch auf die europäische Vernetzung der außerparlamentarischen bzw. neonazistischen extremen Rechten ein. Teidelbaum konstatiert einen Rechtstruck in Europa (plädiert aber dafür, sich die jeweiligen Kräfteverhältnisse in den einzelnen Ländern genau anzuschauen), demgegenüber fehle eine internationale Vernetzung antifaschistischer AktivistInnen. [Falls der Referent diesen Beitrag liest – vielleicht kann er die Präsentation zur Verfügung stellen, auf die er im Vortrag immer wieder Bezug genommen hat?]
Am Abend des 25. Mai 2014 bestätigten sich die Prognosen. Die Europäische Union ist den Wahlergebnissen zufolge stark nach rechts gerutscht. In Dänemark, Frankreich, Großbritannien und Ungarn wurden extrem rechte und nationalistische Parteien sogar die stärkste Kraft.
Offenbar gibt es einen Aufschwung extrem rechter und nationalistischer Parteien in Europa. In den Niederlanden fährt der schlecht blondierte Geert Wilders enorme Stimmengewinne ein, indem er gegen den muslimischen Bevölkerungsteil in den Niederlanden hetzt und den Koran mit „Mein Kampf“ vergleicht. In Frankreich modernisiert Marine Le Pen den „Front National“, die Partei ihres Vaters, und setzt ebenfalls auf das Feindbild Moslem. In Ungarn ist eine völkisch-nationalistische Regierung an der Macht und baut den Staat derzeit in einen autoritär-nationalistischen Staat um.
Doch gibt es auch Unterschiede zwischen den verschiedenen rechten Parteien. Die einen bevorzugen das neue Feindbild Moslem. Die Antisemiten von Gestern wollen plötzlich das christlich-jüdische Abendland verteidigen. Die Anderen setzen eher auf die traditionellen antisemitischen und antiziganistischen Feindbilder. Die einen, wie die Jobbik in Ungarn, stehen in einer unverhohlen faschistischen Tradition, während die anderen, wie die AfD in Deutschland, sich von zu offensichtlich extrem rechten Parteien distanzieren und das Bündnis mit etablierten Konservativen suchen.
Wo liegen die Gemeinsamkeiten dieser unterschiedlichen rechten Parteien, wo die Unterschiede und an welchen Punkten arbeiten sie zusammen? Welche Bündnisse werden gerade geschmiedet? Gibt es so etwas wie ein gemeinsames Programm? Diese Fragen sollen in einem Vortrag mit anschließender Diskussion erläutert und beantwortet werden. [via]
2. Die extreme Rechte in Europa in Zeiten der Krise
Einen ähnlich konzipierten Vortrag hat bereits am 03.06.2013 der Journalist Jörg Kronauer (u.a. Konkret) im Multikulturellen Zentrum Trier gehalten, wobei er weniger mit Bezug auf Statistiken und mehr in nützlich-raffenden Zusammenfassungen referiert. Er geht ein auf Strukturen der extremen Rechten in Griechenland (Chrysi Avgi), Ungarn (Fidesz/Jobbik), Belgien (Vlaams Belang), Niederlande (Partij voor de Vrijheid/Geert Wilders), Österreich (FPÖ), Italien (Casa Pound, Alleanza Nazionale, Lega Nord), Frankreich (Front National/Marine le Pen) und kurz auf die skandinavischen Länder (u.a. Dansk Folkeparti). Kronauer ist es wichtig, jeweils einen Bezug zur Entwicklung der ökonomischen Krise herzustellen.
3. Der französische Front National und seine europäische Vernetzung
Im AZ Köln fand im Frühling dieses Jahres eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Die extreme Rechte in Europa“ statt. Am 02. Mai hat der Journalist Bernhard Schmid (u.a. Jungle World) in diesem Rahmen einen sehr detaillierten und kenntnisreichen Vortrag über die französische Partei Front National gehalten. Er schildert die historische Entwicklung der Partei, jeweils im Zusammenhang mit der Entwicklung der französischen Gesellschaft, und skizziert die verschiedenen Phasen der Partei, denen jeweils unterschiedliche ideologische und politisch-strategische Ausrichtungen entsprechen.
Unter Marine Le Pen sucht der Front National vermehrt das Bündnis mit ‘bürgerlich’-rechtspopulistischen Parteien wie Wilders PVV oder der UKIP, während sie Abstand halten zu neonazistischen Organisationen wie NPD oder BNP. Gemeinsam mit der österreichischen FPÖ, dem belgischen Vlaams Belang, den Schwedendemokraten und der italienischen Lega Nord wollen sie im zukünftigen Europaparlament eine Fraktion bilden. Obwohl die Kehrtwende von Kennern bezweifelt wird, schließt sich der FN damit einem Trend an, rassistische Politik unter antimuslimischem Vorzeichen zu betreiben.
Aber auch die Demonstrationen gegen die Homoehe und eine aufklärerische Bildungsinitiative bringen dem ‚Front National’ Sympathien ein. So kam der FN bei den letzten Präsidentschaftswahlen auf 17.9% der Stimmen. Ist diese Entwicklung Zeichen eines deutlichen Rechtstrends in der französischen Gesellschaft oder eher einer Veränderung im rechten Lager? Kann die angestrebte Fraktion erfolgreich sein und was würde das für europäische Politik heißen? [via]
4. Chrysi Avgi – Die griechischen Neonazis der ‚Goldenen Morgendämmerung‘
Ebenfalls im Rahmen der Reihe des AZ Köln hat John Malamatinas (Antifa AK Köln) am 21.05.2014 einen Vortrag über die griechische Neonazi-Partei „Chrysi Avgi“ gehalten. Er skizziert die Entstehung und Entwicklung dieser Nazipartei seit dem Ende der griechischen Militärdiktatur in den 70’er Jahren. Als Ursache für den jüngeren Aufstieg der Goldenen Morgenröte nennt er eine multiple Krise – die ökonomische und soziale Krise, die Krise der Politik, die Legitimationskrise der Gewerkschaften und herkömmlichen Parteien, die Krise der nationalen Identität. Diese Krisenphänomene aufzuzählen reiche jedoch nicht aus, um den Erfolg der Chrysi Avgi zu erklären – ein weit verbreiteter Nationalismus inkl. der allgemeinen Pflege eines nationalen Mythos, eine lange Tradition des Antisemitismus, die Arbeitsteilung zwischen konservativen und extremen Rechten, die Verflechtung zwischen Staat und Nazistrukturen müssten ebenfalls in Betracht gezogen werden. Zuletzt gibt er einen Überblick über die aktuelle Situation in Griechenland.
5. Entstehung und Entwicklung der „Alternative für Deutschland“
Und zuletzt gehts um die Pest im eigenen Land: die im Aufstieg befindliche „Alternative für Deutschland“, die sich von den oben behandelten Parteien noch einmal erheblich unterscheidet. Über die AfD hat Andreas Kemper am 24.04.2014 auf Einladung des Infoladens Karlsruhe einen Vortrag gehalten. Er geht besonders auf die Spitzenkandidaten und Gründer sowie einige wichtige Theoretiker der Partei ein, wobei er immer wieder auf die verschiedenen Strömungen und auch Konfliktkonstellationen innerhalb der AfD zu sprechen kommt. Er betont, dass nicht bloß der rechtspopulistische Teil der Partei das Problem sei – vielmehr kehrt er die spezifische Paarung aus (National-/Neo-)Liberalismus und konservativer Revolution hervor, mit der wichtige Parteifunktionäre offen einen verschärften Klassenkampf von oben propagieren und dabei u.a. auch auf rassistische und sozialdarwinistische Versatzstücke zurückgreifen.
Die „Alternative für Deutschland“ hat scheinbar aus dem Nichts fast den Sprung in den Bundestag geschafft. Der Einzug ins Europa-Parlament ist aktuell das erklärte Ziel der Partei. Seit dem Jahreswechsel gibt es erhebliche innerparteiliche Richtungskämpfe zwischen nationalliberalen und neoliberalen Kräfte, in denen es auch darum geht, welche Rolle hierbei Rechtspopulist*innen einnehmen. Der Soziologe Andreas Kemper stellt die Entstehung der AfD mit ihren Forderungen, Gruppen sowie Personen dar. Er geht dabei auch auf die internen Kontroversen („autoritäre Säuberungsaktion“ versus „Befreiung von Querulanten/ rechtsextre-men Zirkeln“) ein.
Andreas Kemper (andreaskemper.wordpress.com) veröffentlichte „Rechte Euro-Rebellion“ über die AfD sowie zusammen mit H. Weinbach eine Einführung in das Thema Klassismus. Außerdem publiziert er zum organisierten Antifeminismus/ Maskulismus. Im Frühjahr ist seine Publikation „Sarrazins Correctness. Zur Tradition der Menschen- und Bevölkerungskorrekturen“ erschienen. [via]
„Ich habe aufgehört, überhaupt zu versuchen ein Leben zu führen. Ich habe es einfach verlernt. Du wirst zum Schatten deiner selbst.“
„Für die Politik ist dies ein sehr radikaler Protest. Wir antworten so auf eine Brutalität, die uns von dem System selbst angetan wird.“
Als vor einem Monat das Flüchtlings-Protestcamp auf dem Rindermarkt in München geräumt wurde, wo sich 44 Flüchtlinge im Hungerstreik befunden hatten, waren die Verhältnisse, in denen Flüchtlinge hierzulande leben müssen, für eine kurze Zeit in der Öffentlichkeit präsent. Inzwischen interessiert sich kaum noch jemand dafür, was aus den Flüchtlingen in München geworden ist. Nicht so der Zündfunk – in der Zündfunk-Langstrecke sind drei Flüchtlinge, die sich derzeit in München befinden, zu Wort gekommen und haben über ihr Leben, ihre Flucht, ihre Situation in Deutschland und ihre Kritik am Asylsystem gesprochen. Pass it on!
50 Asylbewerber treten in München in den Hungerstreik – und plötzlich interessiert sich für kurze Zeit ganz Deutschland für die Lebensbedingungen von Flüchtlingen hier. Der Zündfunk lässt drei von ihnen ihre Geschichte erzählen. Einen Monat nach dem Hungerstreik lassen wir drei Flüchtlinge erzählen, warum sie nach Bayern kamen und wie es ihnen hier ergangen ist. Da ist Cliff, der als Kindersoldat in Uganda zusehen musste, wie seine Mutter bei lebendigem Leibe verbrannte. Seit zehn Jahren verbringt er seine Tage in einer beengten Asylbewerberunterkunft, wo er zur Behandlung seines Traumas statt einer Therapie nur Psychopharmaka bekommt. Da ist Houmer, der im Iran an der Grünen Revolution beteiligt war und nach seiner Flucht vor dem Regime hier in Deutschland für die Rechte von Flüchtlingen kämpft. Auch am Hungerstreik war er beteiligt. Da ist aber auch Lina, die als Minderjährige allein aus Afghanistan kam und dank gezielter Förderung nun gerade ihre Ausbildung als Zahnarzthelferin abgeschlossen hat. [via]
Bereits seit 2008 veranstaltet die Associazione delle Talpe in Bremen eine Veranstaltungsreihe, die zwar einführenden Charakter haben soll(te), aber dennoch ein ansprechendes Niveau aufweist. Neben einer Kritik der Verschwörungstheorien und linksnationalistischer Befreiungsbewegungen, können wir hier auch auf Ausführungen Hendrik Wallats (Rote Ruhr Uni) – zu den Begriffen Fetischismus und Verdinglichung bei Marx – verweisen. Weiterlesen →
Über den Zusammenhang von Weiblichkeit und Nation
Im Rückgang an die Anfänge der bürgerlichen Gesellschaft untersucht Karina Korecky in diesem Vortrag Wesen und Entstehung des Geschlechterverhältnisses und der Geschlechtscharaktere. Diese erweisen sich dabei als irrationale Zuschreibungen, die anders als andere Vorstellungen des Aufklärungsdenken – z. B. die Notwendigkeit des Staates – nicht einmal versuchsweise logisch begründet oder rational bestimmt worden sind. Weiblichkeit bzw. die Unterordnung und Unmündigkeit von Frauen bleiben im Medium der Philosophie ebenso unbegründet wie unbegründbar und können daher als »gefühlte Gewissheit« nur Thema von Kunst oder Poesie, nicht aber eines analytischen Denkens sein. Darin ist Weiblichkeit der ebenfalls nur mythisch »bestimmbaren« Nation ähnlich. Wie beide auch innerlich zusammenhängen, zeigt der Vortrag.
Das Referat wurde auf dem wertabspalungskritischen Sommerworkshop (EXIT!) am 23.08.2011 aufgezeichnet.
…, Antisemitismus und die Auslandspropaganda der Nationalsozialisten
Etwas verspätet: Das Bündnis gegen den Al Quds-Tag in Berlin stellt einen sehr informativen Vortrag über die Beziehungen der Nationalsozialisten zu Kollaborateuren in arabischen Ländern zur Verfügung, der am 24.08.2011 im Rahmen der Mobilisierung gegen den Al Quds-Tag in Berlin gehalten wurde. Darin gibt Hannes Bode zunächst einen sehr differenzierten Überblick über die Bedingungen, unter denen im arabischen Raum überhaupt eine Öffentlichkeit im modernen Sinne entstanden ist und im Rahmen welcher Kräfteverhältnisse sich dort nationalistische und antisemitische Positionen etablieren konnten. Vera Henßler spricht dann über diplomatische und propagandistische Versuche der Nationalsozialisten, im arabischen Raum (kriegerisch) Fuß zu fassen. Die Aufnahme enthält leider starke Hintergrundgeräusche.
Über die nationale Dynamik der Sarrazin-Debatte und ihre Geschichte
JustIn Monday wirft in diesem Vortrag einen Blick auf den Verlauf der sog. Sarrazin-Debatte, also auf die Äußerungen Thilo Sarrazins (»Deutschland schafft sich ab«) über Intelligenz, Vererbung und Integration sowie die Repliken, wie sie z. B. von Frank Schirrmacher (FAZ) vorgetragen worden sind. Es geht ihm dabei nicht darum, die Vorstellungen Sarrazins von links zu widerlegen. Vielmehr versucht er sich an einer ideologiekritischen und teilweise psychoanalytischen Deutung dieser Vorstellungswelt. Dazu stellt er einen Zusammenhang zu Denkern der »konservativen Revolution« (Oswald Spengler, Ortega y Gasset) und zur Krise der kapitalistischen Akkumulation her, auf welche erstere in den 1920/30er Jahren wie auch Sarrazin und einige seiner KritikerInnen heute ideologisch (rassistisch, sexistisch, nationalistisch usw.) reagier(t)en.
Der Vortrag wurde am 15. Oktober 2011 auf dem »EXIT!«-Seminar aufgezeichnet.
Als Nachtrag zur »Wie scheiße ist Deutschland?«-Konferenz hier eine Aufnahme vom November 2008 zu einem ähnlichen Thema. Zur Transformation des deutschen Nationalismus und zum Stillstand bzw. Verstummen »antideutscher« Kritik gibt es Statements bzw. Kurzvorträge von der Gruppe B17, einem Referenten von [a:ka] Göttingen und Lars Quadfasel (Hamburger Studienbibliothek).
Das Offene Antifa Treffen Dresden stellt den Mitschnitt eines Vortrags von Magdalena Marsovszky über die aktuellen Entwicklungen in Ungarn zur Verfügung. Sie referiert über die Geschichte des völkischen Nationalismus in Ungarn, informiert über den Charakter und die Erfolgsgeschichte der rechtsradikalen Parteien Fidesz und Jobbik und die Bedrohung, die u.a. von der `Ungarischen Garde´ ausgeht. (Zum Ankündigungstext)
Roger Behrens über Nationalismus im Pop. Dokumentiert sind Vortrag und Diskussion, die im Juli 2009 von Ums Ganze-Gruppen veranstaltet wurden. Interessant ist, wie Roger es schafft, dass einer der Ums-Ganze-Leute am Ende der Diskussion an seinem funktionalistischen Ideologieverständnis zweifelt.
Mitschnitt eines Vortrags, den Martin Dornis am 19.08.2010 in Jena, im Rahmen der Reihe »Schwarz.Rot.Gold. …sind nicht mal alles Farben« gehalten hat. Er skizziert die Geschichte des Staates im Kapitalismus, um anschließend Besonderheiten des deutschen Staates und der damit verbundenen nationalistischen Ideologie herauszuarbeiten. Ankündigungstext hier. Untenstehend findet ihr das Thesenpapier zum Vortrag und die verwendeten Zitate.