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Eine emanzipatorische Kritik der Aufklärung

Auf Einladung des Ökumenischen Netzes Rhein Mosel Saar hielt Daniel Späth (EXIT!) kürzlich in Koblenz einen Vortrag zur Kritik der Aufklärungsphilosophie am Beispiel Kants. Späth stellt Kant in den Kontext der bürgerlich-kapitalistischen Entwicklung des 18. Jahrhunderts und versucht nachzuweisen, dass Antisemitismus, Antiziganismus und Sexismus dessen Philosophie nicht äußerlich sind. Ausführlicher ist diese Kritik in einer Artikelserie in der EXIT! Nr. 8 bis 10 nachzulesen und bzgl. des Antisemitismus hier nachzuhören.

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    Download: Vorrede der Veranstalter (0:11 h, 8 MB), Vortrag (inkl. Zwischendiskussion, 1:37 h, 70 MB) via AArchiv | via archive.org

Antizionismus ohne Israel

Es mag zunächst absurd erscheinen, in Bezug auf eine Zeit vor der Staatsgründung Israels, ja gar vor dem Aufkommen eines zionistischen Staatsgründungsvorhabens, von »Antizionismus« zu sprechen. Es gibt jedoch mehr als bloß Indizien dafür, dass der gemeine Antisemitismus schon immer auch eine politische Ausdrucksform hatte, die sich gegen die Möglichkeit eines staatlichen, jüdischen Gemeinwesens richtete. Zwei Vorträge beleuchten diesen Zusammenhang und widmen sich dabei auch der Problematik des »sekundären Antisemitismus« als Erklärungsansatz von (insbesondere linker) Israel-Feinschaft im 20. Jahrhundert und heute.

1. Antizionismus ohne Israel. Der Haß auf den jüdischen Staat im deutschen Idealismus um die Wende zum 19. Jahrhundert

Daniel Späth (Redaktion Exit!) wurde – überraschend genug – nach Freiburg eingeladen, um im Jour Fixe-Programm der ISF Thesen zum Antizionismus bei Kant und Hegel vorzustellen. Seine Ausführungen beschränkten sich aus Gründen des Umfangs auf Immanuel Kant und dessen Antisemitismus. Die recht voraussetzungvolle Argumentation ist nachzulesen in der Exit! #10; ein (Teil-)Aufsatz zu Hegel in der Ausgabe #11.

Download: Teil 1 (0:36 h, 21 MB), Teil 2 (0:45 h, 27 MB)

Es ist ein gängiger Topos der linken Antisemitismuskritik, daß der “sekundäre Antisemitismus” nach Auschwitz zu einer Verschiebung in der judenfeindlicher Agitation geführt habe, sodaß die “klassischen” Stereotype des Judenhasses nun randständig seien. Nicht der “Wucher-Jude” mit der langen Nase werde heute als Verkörperung der Weltverschwörung identifiziert, sondern Israel, wobei der Judenhaß in Form von Staatskritik ein scheinbar unverfängliches Objekt hat: Man wird ja wohl noch Staaten kritisieren dürfen… Aber so unverzichtbar daran die kritische Einsicht ist, daß Auschwitz ins kollektive Unbewußte sedimentierte und daher ein deutscher Schuldkomplex entstand, der die Wiederkehr des Verdrängten an neuen Symboliken zu bekämpfen sich anstrengt, so verkürzt muß eine Antizionismuskritik bleiben, die von der bloßen Verschiebung des Antisemitismus zum Antizionismus ausgeht, d.h. von einer bloß sekundären Wirksamkeit des israelfeindlichen Ressentiments. Denn damit wird die fetischistische Selbstständigkeit antisemitischer Ideologiebildung ausgeblendet, die sich unabhängig vom realen Verhalten von Juden artikuliert. Wie der Antisemitismus auch ohne Juden und Jüdinnen seinem Wahn frönt, so existieren schon lange vor der Staatsgründung Israels eindeutig antizionistische Motive. Vor allem der deutsche Idealismus in seiner durchweg affirmativen Installation bürgerlicher Vernunft generierte bereits Ende des 18. Jahrhundert das Phantasma einer dezidierten “Unmöglichkeit” jüdischer Staatlichkeit, lange bevor dies auf der politischen Tagesordnung stand. Es verwundert nicht, daß die antideutsche Theoriebildung auf diesem Auge bis heute blind ist. Schließlich gilt ihr die bürgerliche Vernunft als letzter Restposten, als immanenter Rückzugsort gegenüber einem scheinbaren “Aufklärungsverrat”, wie er vor allem in der islamistischen Barbarei und im völkischen Antiimperialismus ausgemacht wird. Dabei übersieht die antideutsche Theorie, daß es die bürgerliche Vernunft selbst ist, die aus ihrer eigenen Widersprüchlichkeit heraus antisemitische und antizionistische Denkformen setzt und nicht etwa die Irrationalität einer wie auch immer gearteten “Gegenaufklärung”. – Es spricht Daniel Späth (Tübingen), der für “Exit! Kritik der Warengesellschaft” schreibt (etwa Das Elend der Aufklärung: Antisemitismus/ Antizionismus, Rassismus und Antiziganismus bei Immanuel Kant in N° 10, Horlemann-Verlag, Berlin 2012, sowie Form- und Ideologiekritik der frühen Hegelschen Systeme I, in N° 11/2013), dazu auf http://linkeirrwege.blogsport.de/ publiziert.

2. Sekundärer Antisemitismus – ein Erklärungsansatz für Israel-Feindschaft in der Linken?

Olaf Kistenmacher widmete sich bereits 2011, in einem in Ludwigsburg gehaltenen Vortrag, der Frage, warum im sekundären Antisemitismus nicht die Ursache für den Hass auf Israel innerhalb der deutschen Linken seit 1967 zu sehen ist. Anhand von auf den Nahen Osten bezogenen Äußerungen und Einschätzungen der KPD der 1920er Jahre beleuchtete er die Vorgeschichte des linken Antizionismus.

Download: Ohne Jingle via AArchiv (0:58 h, 20 MB) | Mit Jingle via FRN (1 h, 56 MB)

Die Sendung enthält eine kurze Moderation bzw. Einleitung von Lothar Galow-Bergemann (Emanzipation und Frieden) und einen Eröffnungsjingle, den ich weggeschnitten habe.

Als „sekundären Antisemitismus“ bezeichnet die Kritische Theorie eine Judenfeindschaft, die erst nach 1945 entstanden ist. Dieser Erklärungsansatz wird oft für den Antisemitismus in der politischen Linken herangezogen, denn er benennt die besonderen Motive, die gerade nach 1945 für eine antifaschistische Linke zentral sind: Um Schuldgefühle abzuwehren, setzten radikale Linke die Politik des Staates Israel mit der Shoah gleich.
Doch dieser Ansatz kann nicht die Vorgeschichte des linken Antizionismus erklären: Bereits Ende der 1920er Jahre setzte die KPD den Zionismus mit dem Nationalsozialismus gleich, während sie andere Nationalbewegungen unterstützte. Ihre Tageszeitung „Die Rote Fahne“ befürwortete 1929 ein Pogrom in Palästina, das über zwei Wochen andauerte und bei dem über hundert Jüdinnen und Juden ermordet wurden. Zur gleichen Zeit stellten andere Artikel „Juden“ als Vertreter des Kapitals und der herrschenden Klasse und als Unterstützer der NSDAP dar. Überschriften in der „Roten Fahne“ lauteten in den Jahren „Das Dritte Reich schützt die jüdischen Warenhäuser“ (1930), „Hitler proklamiert Rettung der reichen Juden“ (1931) oder „Nazis für jüdisches Kapital“ (1932). Dieser Antisemitismus war mit der gleichzeitigen Ablehnung von Judenfeindschaft insofern vereinbar, als die kommunistische Bewegung Judenhass als „Sozialismus der dummen Kerls“ deutete. Diese Deutung implizierte aber, an der Vorstellung festzuhalten, „Juden“ stünden tatsächlich auf der Seite des Kapitals – und der Zionismus wäre der „Kettenhund des Imperialismus“ im Nahen Osten, wie die „Rote Fahne“ 1925 verlautbarte.

Anarchismus und Postmoderne

1. Keine Macht für Niemand – Versuch einer anarchistischen Aneignung des philosophischen Projektes von Foucault

Einen Versuch, anarchistische Staatskritik und postmoderne Philosophie miteinander zu verbinden, stellt Jürgen Mümken vor, der im Mai gleich zwei mal vom Anarchistischen Lesekreis Jena eingeladen wurde. In seinem ersten Vortrag stellt er einführend Foucaults Machtbegriff vor und vergleicht die jeweiligen Staatsverständnisse von Landauer und Foucault. Im zweiten Teil versucht Mümken mit Hilfe von Foucault sowie Chiapello/Boltanski den Neoliberalismus zu fassen und aus anarchistischer Perspektive zu kritisieren.

Der französische Philosoph Michel Foucault (1926-84) gehört zu den wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. In seinen Schriften hat uns Foucault eine vielseitige Werkzeugkiste hinterlassen, die auch für eine Aktualisierung des Anarchismus und der Analyse gegenwärtiger gesellschaftlicher, sozialer und ökonomischer Verhältnisse geeignet sind.

In diesem Vortrag wird es um einige dieser Werkzeuge gehen: Die Analyse der Macht und Herrschaftszustände, Gouvernementalität und das Denken des Staates und seine Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus. Bei all diesen Punkten geht es auch immer um Subjektivität und Kritik des autonomen Subjekts. Dabei kann das Denken von Foucault teilweise auch direkt am Anarchismus angeschlossen werden. So kommt der Anarcho-Sozialist Gustav Landauer mit seinem relationistischen Staatsverständnis dem Denken von Foucault schon sehr nahe. Auch gibt es Überschneidungen zwischen Max Stirner und Foucault bei der Kritik des bürgerlichen Subjekts.

Der Vortrag möchte Denkanstöße für eine anarchistische Auseinandersetzung mit bestehenden Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnissen geben. Es geht nicht um eine Gesamtdarstellung des philosophischen Werkes von Foucault, sondern um den Versuch einer anarchistischen Aneignung. [via Flyer]

    Download: via AArchiv (29,8 MB; 1:26:46 h)

2. Anarchismus in der Postmoderne oder die Utopie der Anarchie in Zeiten des Neoliberalismus

In seinem zweiten Vortrag stellt Mümken etwas allgemeinere Überlegungen zum Verhältnis von Anarchismus und Philosophie der Postmoderne vor und versucht die Postmoderne als einen Ausdruck anarchistischer Tendenzen in der Gegenwart zu fassen. Im zweiten Teil widmet sich Mümken etwas ausführlicher den Problemen, vor die der Neoliberalismus eine anarchistische Staatskritik stellt.

Postmoderne, Globalisierung und Neloiberalismus haben die gesellschaftlichen Realitäten und Wahrnehmung verändert. Die subversive Ordnung in der Moderne hat anscheinend in der Postmoderne die Seite gewechselt: „Begriffe wie Autonomie, Selbstorganisation, Dissidenz oder auch Befreiung haben die Fronten gewechselt, und es ist unklar, wo überhaupt die Fronten verlaufen. Fanden der liberale wie der anarchistische Einsproch gegen ‚Regierbarmachung der Gesellschaft und der Individuen‘ ihren gemeinsamen Nenner darin, das passive Regiertwerden durch ein aktives Sich-selbst-Regieren ersetzen zu wollen, so verliert dieses Programm in dem Maße seinen Stachel, in dem Freiheit nicht die Antithese von Herrschaft darstellt, sondern den avancierten Modus ihrer Ausübung“ (Ulrich Bröckling). Selbstverwaltung, Selbstbestimmung, und Sich-selbst-Regieren stehen anscheinend nicht mehr im Widerspruch zur neoliberalen Herrschaft, velmehr scheinen sie zu Technologien des Neoliberalismus geworden zu sein.

Was bedeutet diese Umwertung für die Utopie der Anarchie in Zeiten des Neoliberalismus? Die Frage soll beantwortet werden mit Bezug auf Foucault und seine Analyse des Neoliberalismus. Was nützt die Macht-Analyse von Foucault und die postmoderne Kritik des bürgerlichen Subjekts für die Utopie einer herrschaftsfreien Gesellschaft? Diesen Fragen geht Jürgen Mümken nach. [via Flyer]

    Download: via AArchiv (17,1 MB; 0:49:55 h)

Beide Vorträge enthalten nützliche Einführungen in einige Aspekte der Theorien Foucaults und sind dahingehend interessant, als dass sie zeigen, wie anarchistische Theoretiker_innen mit Postmoderne und Neoliberalismus umgehen (können). Ob Mümken die Verbindung von postmoderner Philosophie und Anarchismus glückt oder ob der Anarchismus nicht vielmehr dort zu tradieren wäre, wo er sich tatsächlich der Aufklärung verpflichtet, bleiben m.E. offene Fragen.

Differenz und Distinktion

Über ästhetische, sensualistische und soziologische Aspekte des Geschmacksbegriffs

1.) Vor ca. zwei Jahren hat Bersarin im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kunst, Spektakel, Revolution“ einen Vortrag über „Kunst und Geschmack“ gehalten. Die verschriftlichte Version des Vortrags ist zwischenzeitlich in der 3. KSR-Broschüre erschienen und inzwischen auch online nachlesbar. Wir dokumentieren an dieser Stelle den Mitschnitt des zugrundeliegenden Vortrags. Bersarin handelt darin drei ideengeschichtliche Stationen ab: Geschmack als Begriff in der Frühaufklärung, Geschmack in der Ästhetik Adornos und Geschmack in einem Essay von Detlev Claussen.

Der Begriff „Geschmack“ lässt sich in mehrfacher Wortbedeutung verstehen: einmal als Geschmack, welcher auf der unmittelbar sinnlichen Ebene funktioniert – also innerhalb unserer fünf Sinne in der Weise des Schmeckens als passives Vermögen – und als Geschmack in der Bedeutung der stil- und empfindungssicheren Beurteilung bzw. der distinktiven Wertung von aisthetischen und lebensweltlich begegnenden Gegenständen. Hier fungiert Geschmack als aktives Vermögen. Dabei fallen Kunstwerke als spezielle Objekte unter die zweite Bedeutung von Geschmack. Philosophie, Soziologie und die Ästhetik beschäftigen sich in der Regel mit diesem zweiten Aspekt, der dem Geschmack zugrunde liegt. Die Felder reichen vom Kantischen Geschmacksurteil, der Analyse subjektiver Empfindungen bzw. der Idiosynkrasien über den Dandy- und Bohème-Begriff des 19. Jahrhunderts, der Ästhetik Adornos, deren Fokus auf dem Kunstwerk selbst liegt, bis hin zur Konzeption Bourdieus, in welcher der Geschmack als Phänomen der sozialen Ab- und Ausgrenzung interpretiert wird.

Zunächst soll im historischen Rückgriff die Bedeutung aufgezeigt und ein skizzenhafter Überblick zum Geschmack sowie dem ihm innewohnenden emanzipatorischen Potential gegeben werden, das diesem Begriff in der sich entfaltenden bürgerlichen Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts zugrunde liegt. Geschmack konzipierte sich im 18./19. Jahrhundert als eine Möglichkeit von (bürgerlicher) Autonomie jenseits feudaler Fesseln und Reglementierungen und ist als Form der bürgerlichen Selbstvergewisserung auch parallel zum ästhetischen Moment zentrale Kategorie. Es kam diesem Begriff ein objektiver Gehalt zu, der sich unter spätmodernen bzw. -kapitalistischen Bedingungen kaum noch revitalisieren lässt und dort lediglich subjektiv konnotiert ist: Jenes „De gustibus non est disputandum“ gibt mittlerweile die (auch ästhetische) Ideologie des herabgesunkenen Bürgertums ab. Dieser verschüttete objektive Gehalt soll in seinen Grundzügen dargestellt werden, um von dort zur Gesellschaftstheorie sowie zur Ästhetik Adornos überzuleiten. In seiner Ästhetik erfährt der Geschmacksbegriff eine grundsätzliche Kritik, welche einerseits geschichtsphilosophisch, andererseits aber immanent ästhetisch motiviert ist.

Nachdem diese Kritik Adornos kurz dargestellt wurde, soll anhand seiner Ästhetik sowie der Gesellschaftskritik zur sinnlichen Komponente des Geschmacks als Schmecken übergeleitet werden. Dass diese erste Bedeutung des Geschmacksbegriffs genauso ein Feld für die Philosophie und Ästhetik abgeben kann – und dies jenseits der Restaurantkritik oder einer schlechten Unmittelbarkeit –, zeigt etwa Prousts „Recherche“: Im Moment des Schmeckens, nachdem der Protagonist jene legendäre Madeleine in den Lindenblütentee tauchte und das Gebäck verspeiste, geschieht jener Vorgang, welcher mit dem Begriff der memoire involontaire verbunden ist. Im Schmecken, im Moment unmittelbarer Sinnlichkeit evoziert sich ein Anderes. In diesem Zusammenhang möchte ich Aspekte aus Detlev Claussens Aufsatz „Kleine Frankfurter Schule des Essens und Trinkens“ aufgreifen und die darin entfalteten Ansätze von Geschmack und Kritischer Theorie in den Zusammenhang mit Adornos „Meditationen zur Metaphysik“ bringen. Denn auch in jenem letzten Teil der „Negativen Dialektik“ geht es um ein sinnliches Moment der Philosophie. Diesem kann zwar innerhalb einer Theorie kein Prius eingeräumt werden, da dialektisches Denken sich nicht auf eine Seite der Opposition schlägt, doch ist es im Rahmen von Kritischer Theorie auch nicht auszuscheiden. „Nur im ungeschminkt materialistischen Motiv überlebt Moral“, so schreibt Adorno in den „Meditationen“. Dieser Satz lässt sich zugleich im Hinblick auf die Philosophie insgesamt ergänzen, ohne dabei jedoch eine Philosophie der reinen Sinnlichkeit zu kultivieren. Es soll aufgezeigt werden, dass Adornos Philosophie jenes vielfach aus dem Kanon der Philosophie abgesonderte Moment der Sinnlichkeit durchaus aufnimmt. Dies zeigt sich neben den „Meditationen“ auch in seinen „Minima Moralia“ , sowie über die Begriffe des Impulses oder des Somatischen, um dadurch eine Passage hin zu einer Theorie unreglementierter Erfahrung zu öffnen.

Bersarin, Jahrgang 1964, hat Philosophie, Soziologie, Germanistik und nebenher Kunstgeschichte studiert, er betreibt den Blog AISTHESIS und macht Fotos: Proteus Image. [via]

    Download: via AArchiv [58,7 MB; 1:04:09 h]

2.) Auch in der klassischen Soziologie hat man sich über die Kultivierung des Geschmacks und die Sitte der Mahlzeit Gedanken gemacht. So erforschte Norbert Elias, wie im Prozess der Zivilisation auch das Speisen der Affekt- und Triebkontrolle unterworfen wird, Georg Simmel untersuchte die Mikrosoziologie der bürgerlichen Kleinfamilie bei Tisch und für Pierre Bourdieu ist Geschmack immer Klassengeschmack und seine Ausbildung dient der Distinktion. Ihre Äußerungen zu diesen Themen könnt ihr hier nachhören:

    Download: via RS (zip; pw: Skorbut)

Die Schreckensmänner

Ein Radio-Essay von Arno Schmidt

Gestern, am 18. Januar, wäre Arno Schmidt 99 Jahre alt geworden. Der Alterszyniker und Meister des inneren Monologs (denen zu empfehlen, die etwa auch einen Zugang zu Thomas Bernhard oder James Joyce finden können) hat in der Nachkriegszeit neben zahlreichen Erzählungen und seinem Hauptwerk Zettels Traum auch einige Radio-Essays produziert – eine Hörform, die heute fast gänzlich ausgestorben ist. Gerade in seinen Radio-Essays wird die umfassende Kenntnis deutlich, die Schmidt von der gesamten deutschen Literatur gehabt hat, wobei er sich mit Vorliebe vergessenen und nicht wieder aufgelegten Literaten gewidmet hat. In seinem Radio-Essay Die Schreckensmänner von 1958 erzählt Schmidt die düstere Lebensgeschichte des Schriftstellers und Freimaurers Karl Philipp Moritz und bespricht dessen Hauptwerk, den (zum Teil autobiografischen) Roman Anton Reiser. Dabei stellt Schmidt die beengten deutschen Verhältnisse des 18. Jahrhunderts mit ihrem Hang zu Quietismus, verbohrter Innerlichkeit und Leibesfeindlichkeit äußerst plastisch dar.

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pw:

kathelbaum

100 Jahre Jean Améry

Vor hundert Jahren, am 31. Oktober 1912 wurde Jean Améry als Hans Chaim Mayer in Wien geboren. Der politische Essayist und Schriftsteller, von den Nazis als Jude und Widerstandskämpfer verfolgt, interniert, gefoltert, wählte 1978 den Freitod. Die folgenden Beiträge, welche teilweise aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, teilweise aus den freien Radios stammen, erinnern an Améry, an seine leidvolle Biographie ebenso wie an sein leidenschaftlich-engagiertes Schreiben nach 1945.

1. 100 Jahre Jean Améry: Die Unmöglichkeit weiterzumachen.

Roger Behrens geht u.a. Amérys Kritik des linken Antisemitismus und seiner Auseinandersetzung mit Philosophie und Literatur nach.

Jean Améry wurde im April 1945 von den Engländern aus Bergen-Belsen befreit – nach zwei Jahren in verschiedenen Konzentrationslagern, darunter Auschwitz.
Der Schriftsteller polemisierte in den folgenden Jahren gegen alle diejenigen, die die existenzielle Bedeutung des Staates Israels nicht sehen wollten. Denn das Bestehen dieses Staates, so Améry, sei nur vor dem Hintergrund der Katastrophe Auschwitz und der darin enthaltenen Möglichkeit eines zweiten Auschwitz zu sehen. Améry hatte sich selbst immer als der Linken zugehörig betrachtet. Die Ignoranz gegenüber der andauernden Bedrohung Israels und der zunehmende und nur schlecht als „Antizionismus“ verhüllte Antisemitismus ausgerechnet innerhalb der Linken ließen ihn jedoch schließlich an dieser Linken verzweifeln. Wir hören Roger Behrens über Améry, der am (heutigen) Mittwoch 100 Jahre alt geworden wäre.

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Einführung in die Wert-Abspaltungs-Kritik

Auf Einladung interessierter Studierender der TU Darmstadt versuchte sich Daniel Späth (Redaktion »EXIT!«) an einer Einführung in die Wert- bzw. Wert-Abspaltungs-Kritik. Beginnend mit einer an Kant ansetzenden Kritik der Aufklärung, setzt er sich mit dem bürgerlichen und dem kritischen Marx sowie der Arbeiterbewegung auseinander, nimmt Bezug auf Foucaults Ordnung der Dinge und formuliert eine Kritik der Spaltung der deutschen Linken in »Antiimps« und »Antideutsche«. Abschließend geht er auf das geschlechtliche Abspaltungsverhältniss ein.

Download via AArchv: Vortrag (21 MB), Diskussion (unvollständig, 11 MB)

Zum Begriff der Natur in der materialistischen Gesellschaftskritik

Wir dokumentieren hier zwei sehr unterschiedliche Vorträge, die sich aus einer Perspektive materialistischer Gesellschaftskritik mit dem Begriff der Natur beschäftigen.

1. Materialistische Naturbegriffe und Kritik herrschender Naturvorstellungen

Kann die Kritik an den herrschenden Vorstellungen von Natur und den Naturwissenschaften politisiert und zum Aktionsfeld emanzipatorischer Kritik gemacht werden?

Im Vortrag von Christoph Plutte geht es um Naturbegriffe und -philosophien, wie sie von den französischen Materialisten der (Vor-)Revolutionszeit, Friedrich Engels (Dialektik der Natur) und Anton Pannekoek entworfen worden sind. Einigen Raum nimmt dabei die Diskussion des Verhältnisses von Zufall und Notwendigkeit ein. Auffällig und m.E. problematisch ist, dass Plutte offenbar einen positiv bestimmten Naturbegriff sucht, statt die Kritik der Naturbeherrschung als destruktiver gesellschaftlicher Praxis in seine Überlegungen einzubeziehen.

Der Vortrag wurde am 29. März 2012 von der Linksorientierten Studierendeninitiative Münster veranstaltet.

Ankündigungstext, Referenteninfo & Literaturhinweis:

In jeder historischen Epoche werden bestimmte Vorstellungen von Natur ausgebildet, in denen sich die gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse vielfach widerspiegeln. Die Naturvorstellungen des Mittelalters wurden von der Kirche sanktioniert und überwacht, die die gesellschaftliche und ständische Ordnung in der himmlischen und natürlichen Ordnung zu verdoppeln suchte. Daher bekämpfte die Kirche vehement alle Versuche, das starre Bild der von Gott geschaffenen Natur aufzuweichen.

Unter ihren zahlreichen Gegner*innen haben insbesondere die Materialist*innen im Vorfeld der französischen Revolution die Naturphilosophie dazu benutzt, am Gegenstand von Natur und Mensch, Seele und Körper und in naturphilosophischen Begriffen über die Gesellschaft zu sprechen, revolutionäre Gedanken zu entwickeln und den Sturz des Königs zu fordern.

Seitdem hat sich viel verändert und die Naturanschauung unterliegt keiner Zensur von Staat und Kirche mehr und auch die politische Herrschaft stützt sich nicht mehr auf unhinterfragbare Wahrheiten, sondern eher auf ein konfuses Durcheinander von Meinungen. Nicht mehr der Zweifel an „ewigen Wahrheiten“ ist ein Skandal, sondern die selbstbewusste Behauptung, wahre Aussagen über die Ursachen der gesellschaftlichen Misere treffen zu können.

Im Vortrag sollen unter anderem die Versuche Friedrich Engels beleuchtet werden, einen dialektisch-materialistischen Begriff von Natur zu entwickeln. Wenn von linker und emanzipatorischer Seite naturwissenschaftliche Anschauungen und Theorien kritisiert werden, dann bezieht sich diese Kritik häufig auf Naturwissenschaftler*innen, die naturwissenschaftliche Theorien auf soziale Phänomene übertragen wie z.B. beim Sozialdarwinismus oder gegenwärtig bei Hirnforschern und Gentechnikern.

Dabei wäre vielmehr die Frage zu stellen, inwiefern ein materialistisch-dialektischer Naturbegriff dabei helfen kann, nicht nur diese falschen Übertragungen und Biologisierungen zu kritisieren, sondern diesen an der Wurzel ein anderes Naturverständnis entgegenzusetzen. Schließlich scheint die erkenntnistheoretische Selbstbeschränkung in den Naturwissenschaften – keine Begriffe von Natur, sondern nur Modelle zur Berechnung von Naturphänomenen liefern zu wollen – ein Pendant zur Behauptung zu sein, das menschliche Elend und die gesellschaftlichen Missstände nicht abschaffen, sondern nur sozialdemokratisch lindern zu können.

Diese Gedanken sollen vor dem Hintergrund der materialistischen Naturphilosophie der französischen Aufklärung und der ›Dialektik der Natur‹ von Friedrich Engels, die in gewisser Weise ihre Weiterentwicklung ist, ausgeführt werden.

Christoph Plutte arbeitet als Programmierer in Berlin und veröffentlichte im vergangenen Jahr in der Zeitschrift prodomo einen Artikel über Engels‘ Naturdialektik [dazu eine Erwiderung von Franz Forst]. Ebenfalls 2011 ist in der Edition Tiamat eine Sammlung von Briefen Guy Debords erschienen, die er mit übersetzt hat.

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2. Naturbeherrschung und Emanzipation

Was Plutte nicht interessiert, leistet Dirk Lehmann in seinem Vortrag über die Verdinglichung der Natur. Er greift dazu auf die Dialektik der Aufklärung von Horkheimer/Adorno und die Verdinglichungskritik von Georg Lukács zurück. Ihm geht es dabei im Anschluss an die Kritische Theorie sowohl um die Geschichte als auch um das Subjekt der Naturbeherrschung. Auch einige Andeutungen Adornos zur Utopie eines nicht-verdinglichenden Umgangs mit der Natur gibt er wieder.

Der Vortrag wurde, organisiert von [association critique], am 1. Juni 2011 in Bielefeld gehalten.

Literaturhinweis: Die Verdinglichung der Natur. Über das Verhältnis von Vernunft und die Unmöglichkeit der Naturbeherrschung in Phase 2. 33/2009

Ankündigungstext & Referenteninfo:

Die Erfahrung, die der kritischen Theorie Max Horkheimers und Theodor W. Adornos, vor allem der gemeinsam verfassten Dialektik der Aufklärung, zugrunde liegt, ist, dass die Geschichte der Befreiung des Menschen von übermächtigen (Natur-)Gewalten nicht zu einem vernünftigen Zustand der Welt geführt hat. Indem die Menschen ihre Emanzipation ins Werk gesetzt haben, eine Unternehmung, die wesentlich darin bestand, sich zum Herren und Eigentümer der Natur zu machen, haben sie sich einer allein technisch-instrumentellen Rationalität ausgeliefert, so dass schließlich, nach der bekannten Aussage der Dialektik, die »vollends aufgeklärte Welt… im Zeichen triumphalen Unheils« strahlt.

Das Werk Horkheimers und Adornos ist bestrebt, den fehlerhaften Mechanismus bloßzulegen, der den bisherigen Geschichtsverlauf beinah schicksalhaft dominiert. Damit halten die Autoren an der Absicht fest, in den Weltlauf einzugreifen. Mit der Dialektik der Aufklärung wird, freilich in emanzipatorischer Perspektive, versucht, das wahre Wesen der Vernunft und den in ihrem Fundament verborgenen Defekt aufzutun.

Im Vortrag soll zunächst näher erläutert werden, was eigentlich unter diesem ‚schwierigen’ (Christoph Görg) Begriff der Naturbeherrschung zu verstehen ist. Hierzu ist ein Rückgriff auf die Verdinglichungskritik Georg Lukács’ hilfreich, auch weil damit deutlicher wird, warum die spezifische Art und Weise der Aneignung des Natürlichen vor allem im modernen Kapitalismus zum Problem wird. Überdies wird die Entstehung und Entwicklung des herrschaftlichen Umgangs mit Natur im Sinne der Dialektik der Aufklärung nachgezeichnet – mitsamt den Konsequenzen sowohl für die Erde wie auch den Menschen. Schließlich soll das Projekt einer vernünftigen Einrichtung der Welt im Lichte der kritischen Theorie über die Naturbeherrschung reflektiert werden.

Dirk Lehmann hat in Duisburg und Bielefeld Soziologie studiert und arbeitet gegenwärtig über den Begriff der Naturbeherrschung der kritischen Theorie. Er schreibt für Phase 2 sowie analyse und kritik.

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Was Tun?

Zum Verhältnis von Theorie und Praxis

Unter diesem Titel hat die Gruppe Kritische Intervention aus Halle im letzten Jahr eine sehr interessante Veranstaltungsreihe (siehe auch Text zur Reihe) organisiert, deren Vorträge wir im Folgenden als Audio-Dateien dokumentieren:

1. Birte Hewera, Engagement und Desengagement. Jean-Paul Sartre – Michel Foucault – Jean Améry

Birte Hewera (Berlin) zeichnet Jean Amerys Weg zu dessen Kritik des Strukturalismus nach und legt hierbei einen Fokus auf seine spezifische Auseinandersetzung mit dem Existenzialismus, die von Amerys Erfahrung der Verfolgung und Folterung durch die Nazis geprägt ist. Dabei erhält man einen Überblick über Leben und Werk Amerys und dessen Auseinandersetzung mit dem intellektuellen Leben in Frankreich und dem politischen Geschehen im Nachkriegsdeutschland. Zuletzt spricht sie über Amerys Begriffe von Gewalt und Gegengewalt, sowie seine Position zum Staat Israel und seine Kritik des Antizionismus (siehe seinen Text »Der ehrbare Antisemitismus«).

Jean Améry wurde im April 1945 von den Engländern aus Bergen-Belsen befreit. Nach zwei Jahren in verschiedenen Konzentrationslagern, darunter Auschwitz, stieß der Anhänger des Wiener Neopositivismus nun auf die Philosophie Jean-Paul Sartres. In Auschwitz hatte Amérys Bezug zum Neopositivismus einen Bruch erfahren, da sich in diesem Denken die erlittene Wirklichkeit von Folter und KZ nicht wiederfinden ließ. Erst der Sartre’sche Existentialismus gab Améry die Möglichkeit, dieses Erlittene zu arti­kulieren, sein eigenes Handeln als moralisch zu bekräftigen, die Täter zu verurteilen und für sich selbst eine Zukunft jenseits des von den Nazis über ihn verhäng­ten Urteils überhaupt zu denken. Die „Tendenzwende“ – das Aufkommen des französischen Strukturalismus – stellte diese Errungenschaft jedoch wieder in Frage. Améry kritisierte den Strukturalismus, dem er Michel Foucault entgegen dessen Selbstbeschreibung ausdrücklich zuordnete, bereits sehr früh, lange schon, bevor dieser in Deutschland populär wurde. Er bezeichnete den Strukturalismus als „Philosophie jenseits des Menschen“, da der leibliche und leidende Mensch hier keinen Platz hatte, das Handeln als Akt freier Wahl negiert, sowie überhaupt von jeglicher Erfahrung abstrahiert wurde. Schließlich ist es konstitutiv für das Denken Amérys, dass die gelebte Erfahrung – das „vécu“, den unhintergeh­baren Referenzpunkt jeglicher Reflexion bildet. So polemisierte Améry auch gegen alle diejenigen, die die existenzielle Bedeutung des Staates Israels nicht sehen wollten. Denn das Bestehen dieses Staates, so Améry, sei nur vor dem Hintergrund der Katastrophe Auschwitz und der darin enthaltenen Möglichkeit eines zweiten Auschwitz zu sehen. Améry hatte sich selbst immer als der Linken zugehörig betrachtet. Die Ignoranz gegenüber der andauernden Bedrohung Israels und der zunehmende und nur schlecht als „Antizionismus“ verhüllte Antisemitismus ausgerechnet innerhalb der Linken ließen ihn jedoch schließlich an dieser Linken verzweifeln. Die Bezeichnung der arabischen Gewaltregime als progressiv, Israels hingegen als reaktionär, verweise auf eine „totale Verwirrung der Begriffe“, auf den „definitiven Verlust moralisch-politischer Maßstäbe“. Am Israel-Palästina-Konflikt schließlich habe die Linke sich neu zu definieren, insofern sie sich nicht selbst aufgeben und die Maßstäbe der Gerechtigkeit für den „Fetisch Revolution“ opfern will. [via]

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2. Lars Quadfasel, Die Abgründe der Autonomie. Zur Kritik von Freiheit und Subjektivität

Wenn man Freiheit materialistisch nicht als den schroffen Gegensatz zur Notwendigkeit definiert und folglich der Entwurf einer zukünftig freien Menschheit seine materielle Bedingung in der Gegenwart finden muss, die im kritischen Sinne jedoch als unfrei zu diffamieren ist, findet man sich begrifflich in einer Aporie, die nur durch Praxis aufzulösen ist. Über einen materialistischen Begriff von Freiheit, der keine wirkliche Freiheit gegen eine vermeintlich falsche ins Feld führen kann, referiert Lars Quadfasel (Hamburger Studienbibliothek).

Freiheit, Selbstbestimmung, Autonomie sind Parolen, ohne die bislang noch keine widerständige Bewegung ausgekommen wäre. Sie sind aber zugleich die Parolen, unter denen der Sozialstaat demontiert und die Individuen in die »Eigenverantwortung« entlassen werden, selbst dafür zu sorgen, wie sie mit Krankheit, Alter und Armut fertig werden. Die Freiheitsemphase der bürgerlichen Gesellschaft wusste schon Marx mit dem Verweis auf die ›doppelt freien Lohnarbeiter‹ zurechtzurücken: »Zur Verwandlung von Geld in Kapital muß der Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei im Doppelsinn, daß er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, daß er andererseits andere Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen.«

Unter manch hartgesottenen Marxisten gilt es daher als Ausweis besonderer Radikalität, den Begriff der Freiheit als bloße Herrschaftsideologie zu denunzieren. Dagegen spricht freilich, dass er auch unter den Bürgern kaum mehr den besten Klang genießt. Dass Selbstbestimmung und Autonomie Illusionen seien, die vor den Sachzwängen des Marktes nicht bestehen können und auf die man angesichts der neuesten Ergebnisse der Gehirnforschung ohnehin besser verzichtet, gehört in den gebildeten Kreisen längst zum common sense, und eher peinlich berührt wird der Anachronismus zur Kenntnis genommen, der iranische Aufständische für die Freiheit ihr Leben aufs Spiel setzen lässt.

Das widersprüchliche Verhältnis ist kein Zufall, sondern gehört zur Sache selbst. Jede positive Behauptung über die Freiheit oder Unfreiheit der Menschen schlägt schnurstracks in ihr Gegenteil um. Die, welche die Determiniertheit aller menschlichen Handlungen, ob durch eherne geschichtliche Gesetze oder durch Synapsenverschaltungen im Gehirn, propagieren, wollen dadurch ja andere dazu bewegen, dieser Einsicht zu folgen – während wiederum ihre Kontrahenten, die auf der Autonomie des Einzelnen beharren, Freiheit auf eine Art mystischen Indeterminismus reduzieren, auf eine Willkür also, die von Zufall, Inbegriff des Heteronomen, nicht mehr zu unterscheiden ist. Freiheit als Propagandaformel war noch stets für jede repressive Konsequenz, die Legitimation göttlichen oder staatlichen Strafens gut, und bringt selbst im besten Fall kaum mehr hervor als die beruhigende Gewissheit, dass, egal wie zwanghaft die Verhältnisse auch sein mögen, es etwas Unantastbares im Inneren der Menschen gäbe. Und doch beruht auch und gerade der Materialismus, der die Praxis der Einzelnen auf den gesellschaftlich vermittelten Naturzwang zurückführt, auf der – nicht anders als metaphysisch zu nennenden – Überzeugung, dass die Menschen auch anders handeln könnten, als sie es hier und jetzt tun.

Was der Materialismus als menschliches Potential voraussetzt, muss ihn jedoch zugleich verzweifeln lassen: warum die Menschheit, wenn sie es doch besser könnte, nichts besseres zustande gebracht hat als diese unendlich blutige, unendlich barbarische, unendlich deprimierende Geschichte. Die zentrale Aporie jeder Revolutionstheorie ist, dass alles, was an Möglichkeiten für die Menschheit spricht, sie zugleich, als bislang ungenutzte, verdammt. Um diese Aporie, die nur umso drückender wird, desto fortgeschrittener die Produktivkräfte entwickelt sind und desto unentschuldbarer also die ausgeschlagenen Chancen auf der Menschheit – und damit auch auf jedem Einzelnen – lasten, soll es auf dieser Veranstaltung gehen. [via]

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3. Axel Berger, Marxistisches Terrain? Die Linke nach der kapitalistischen »Lösung« der Agrarfrage

Axel Berger (u.a. Kosmoprolet) diskutiert in seinem Vortrag ein für die gegenwärtigen linken Theorie-Debatten m.E. eher ungewöhnliches Thema: inwiefern die Agrarrevolution eine wesentliche Bedingung für die Herausbildung der sozialistischen Bewegung gewesen ist. Anhand der Agrarfrage rekonstruiert er (eher implizit) einige Aspekte der Selbstkritik der ArbeiterInnenbewegung in der Theorie des Rätekommunismus, spricht aber auch darüber, was Agrarfrage, grüne Revolution und Land-Grabbing für die gegenwärtige Entwicklung des Kapitalismus bedeuten.

Walden Bello, Träger des Alternativen Nobelpreises und einer der wichtigsten Theoretiker der globalisierungskritischen Bewegung, hat zuletzt deprimiert eingestanden, das gegenwärtig überall, insbesondere in der sogenannten Dritten Welt zu beobachtende „land grabbing“ der großen Konzerne und Staatsfonds stelle „die letzte Etappe der Verdrängung der bäuerlichen durch die kapitalistische Landwirtschaft“ dar. Die Folgen sind barbarisch, wie in allen anderen Phasen dieses über Jahrhunderte währenden Prozesses, und sie haben Methode. Denn die Agrarrevolution bildet, zumindest nach Marx, die Grundlage des Kapitalismus. Seit den Zeiten der ursprünglichen Akkumulationen und seitdem in jedem Zyklus immer aufs Neue proletarisierte die Dynamik des Kapitals Millionen ehemaliger Bauern.Marx und viele historisch-materialistische Denker betonten bei der Betrachtung dieser „reellen Subsumtion“ der Arbeit unter das Kapital stets die Dialektik von Barbarei und Emanzipation. Der „Verwüstung und Versiechung der Arbeitskraft“ durch die kapitalistischen Agrarrevolutionen setzte vor allem Marx die Hoffnung entgegen, dass der Kapitalismus damit sowohl in materieller Hinsicht als auch revolutionstheoretisch durch die Bildung des Proletariats als Klasse an und für sich die Voraussetzungen einer klassenlosen Gesellschaft überhaupt erst schaffen würde. Der Stand der Revolutionierung der Verhältnisse auf dem Land stellt dementsprechend nicht nur einen Gradmesser für die Durchsetzung des Kapitalismus dar, sondern gab auch das Terrain vor, auf dem sich die revolutionäre Linke seit Mitte des 19. Jahrhunderts zu bewegen hatte.Die Tragik bestand darin, dass sich schließlich die Sozialisten selbst des Themas anzunehmen hatten, dessen Lösung man eigentlich von der Entwicklung des Kapitalismus „naturwüchsig“ erwartet hatte: Der Transformation agrarischer Gesellschaften in moderne industriell-kapitalistische Klassengesellschaften mit den Polen von Bourgeoisie und Proletariat. Im Ergebnis fielen revolutionäre Strategie und kommunistische Kritik in den Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts stets auseinander, da die bürgerliche Umwälzung integraler Bestandteil der historischen Arbeiterbewegungen und des Marxismus wurde und – wenn die Revolution auf die Tagesordnung gesetzt werden sollte – auch werden musste. Im Zentrum aller Überlegungen stand dementsprechend die revolutionäre Bemächtigung des staatlichen Regimes zur Durchsetzung der Agrarrevolution, während ihr Ausgangspunkt oftmals die Revolte der Bauern darstellte.Ist in der sogenannten Dritten Welt die „Agrarfrage“ nun endgültig gelöst? Welchen Einfluss hat der weitgehende Abschluss der Agrarrevolution – weniger im Sinne einer Proletarisierung denn als permanente Ausdehnung einer „Überschussbevölkerung“? Wird etwa der Kommunismus als „wirkliche Bewegung“ (Marx) zur Aufhebung des Staates und der Klassengesellschaft nun von seinem etatistischen Erbe befreit? Diese Fragen sollen auf der Veranstaltung erörtert und diskutiert werden. [via]

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4. Hannes Bode, Negation und Utopie. Überlegungen zur Realgeschichte der Aufklärung und der Ideologie der Menschenrechte

Hannes Bode (u.a. Jungle World) rekonstruiert in seinem Vortrag, wie die Herausbildung der bürgerlichen Gesellschaft und der Aufklärung an die Sklaverei in den Kolonien gekoppelt war (vgl. Hegel und Haiti) und dechiffriert davon ausgehend die aufklärerischen Ideale »Freiheit, Gleichheit, Menschenrechte« als Verschleierung realer Ungleichheit und Unfreiheit. In seiner skizzenartigen Aufklärungskritik berührt er zahlreiche Aspekte bürgerlicher Inbezugnahme, u.a. die Bedingungen bürgerlicher Öffentlichkeit und politischen Interessenausgleichs. Neben mehreren literarischen Beispielen (Franz Fühmann, Christa Wolf, Günter Kunert, Heiner Müller) bezieht er sich auch auf die beiden Kant-Texte von Daniel Späth in den Ausgaben 8 und 9 der Zeitschrift Exit!. Bodes Handout mit Zitaten könnt hier beziehen.

Aufklärung erscheint in den heutigen Debatten entweder als europäisches Erbe, als Ursprung der nun endlich umgesetzten bürgerlichen Demokratie, oder als überholtes eurozentrisches Modell, das in Zeiten postmoderner Pluralität ausgedient hat. Vertreter der ersten Darstellungsweise dozieren idealistisch die Ideengeschichte der großen Aufklärer, insbesondere die Geschichte der Idee der Menschenrechte, und ignorieren die Realgeschichte der Aufklärung, die Freiheit als Unfreiheit, den Wohlstand der Bürger aus Sklaverei und Ausbeutung erschuf. Das negative Potential, die „Dialektik der Aufklärung“, den Zivilisationsbruch der Moderne verstecken sie in belesenen Fußnoten, um nicht radikal reflektieren zu müssen.

Auch die an zweiter Stelle Genannten fordern keine Reflektion, sie diffamieren vielmehr nicht nur alle Ideen der Aufklärung, sondern auch Idee und Wahrheitsanspruch. Die Berücksichtigung der schlechten Realgeschichte der Aufklärung ermöglicht aber einen emanzipatorischen Bezug auf Ideen der Aufklärung, etwa auf die Idee der Menschenrechte, die als noch nie verwirklichte eben Basis aller Kritik der gegenwärtigen Verhältnisse sein könnten.

Ein materialistischer Blick zeigt den unmittelbaren Zusammenhang von Sklaverei, Kolonisation, Akkumulation und bürgerlicher Aufklärung. Die Formulierung der Menschenrechte fällt zusammen mit dem Beginn des kapitalistischen Zusammenwachsens und Auseinandertretens der Kontinente. Bürgerliche Ideologie spricht von den Menschenrechten, während nur der besitzende Bürger auf der Welt Mensch ist. Der Versuch, diese Verhältnisse zu verstehen und zu kritisieren, kann auch auf die in Fragen nach Theorie und Praxis oft vernachlässigte Literatur zurückgreifen. Sie soll im Vortrag zu Wort kommen. In den Werken von Heiner Müller, Franz Fühmann, Christa Wolf und anderen wird die Frage nach Befreiung und damit nach Freiheit und Menschenrecht immer wieder gestellt – negativ beantwortet vor dem Hintergrund nie aufgegebener Utopie, der Hoffnung auf Erlösung, wie sie Walter Benjamin in seinen Geschichtsthesen formulierte. Sie verweisen uns auf die zentrale Bedeutung von Empathie – ohne sie versagen Kritik und Praxis. [via]

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Zur Ak­tua­li­tät Ador­nos für die fe­mi­nis­ti­sche Theo­rie

Kritische Theorie, Geschlechterverhältnis und Aufklärungskritik

Adornos Gesellschaftskritik ist im Zuge einer allgemeinen Marxrenaissance wieder in aller Munde. Kritische Theorie war allerdings vor dem „cultural turn“ schon einmal zentraler Ausgangspunkt feministischen Denkens. Vernachlässigt wurde dabei jedoch die Kritik der gesellschaftlichen Formbestimmung; den Bezug bildete vor allem die soziologisch-analytische Dimension. Demgegenüber gilt es heute, die grundlegende Kritik der Wert-Abspaltung, also des Zusammenhangs von allgemeiner Form und Geschlechterverhältnis, im Hinblick auf die Theorie Adornos zu thematisieren. Dabei werden auch Aspekte einer Aufklärungskritik berücksichtigt, die übrigens in der Vor-Gender-Phase des Feminismus ansatzweise bereits vorhanden war, im veränderten Kontext allerdings neu zu formulieren ist.

Zunächst zeichnet Roswitha Scholz (Exit!) in diesem im August 2011 aufgezeichneten Referat einige Ansätze feministischer Adorno/Horkheimer-Rezeption und -Kritik im deutschsprachigen Raum nach, um zu zeigen, dass in diesen sowohl die Aufklärungskritik als auch die Ebene der basalen gesellschaftlichen Formbestimmung zu kurz gekommen oder falsch gefasst worden ist. Im zweiten Teil knüpft sie an einschlägige Passagen aus der Dialektik der Aufklärung an; im dritten akzentuiert sie die Bedeutung einer Kritik der Aufklärung im Kontext der Wert-Abspaltungs-Kritik. Die Diskussion kreist um das Verhältnis und den jeweiligen Status von (aufklärerischer) Erkenntnistheorie, »Relationalität« und Dialektik. Die Diskussionsbeiträge stammen u.A. von JustIn Monday, Georg Gangl und Daniel Späth.

Die Aufnahmequalität ist leider nicht optimal, da es einige kurze Unterbrechungen durch Störgeräusche gibt. Als Ergänzung und zum Nachvollzug einiger zentraler Referenzen kann der online verfügbare Text »Die Theorie der geschlechtlichen Abspaltung und die Kritische Theorie Adornos « zu Rate gezogen werden.

Zur Kritik des Antiimperialismus

1. Olaf Kistenmacher, Einführung in die Kritik des Antiimperialismus

Auf Einladung des BAK Shalom referierte Olaf Kistenmacher Anfang Dezember in Berlin über linken Antiimperialismus. Sein Vortrag gibt eine gute Einführung in dessen Kritik und arbeitet auch dessen impliziten Nationalismus und seine Nähe zum Antisemitismus heraus. Der Fokus liegt dabei weniger auf Rosa Luxemburg, deren akkumulationstheoretische Imperialismustheorie politisch wenig einflussreich war, als auf Lenin und dessen Denunziation des Finanzkapitals sowie auf der antizionistischen Propaganda der KPD der 1920er Jahre. Genaueres kann diesem Veranstaltungsbericht und dem Ankündigungstext entnommen werden:

Der Imperialismus wurde erst im frühen 20. Jahrhundert mit den Schriften Wladimir I. Lenins und Rosa Luxemburgs zum zentralen Thema marxistischer Theorie, auch wenn die Analysen bereits in Marx’ Kritik der politischen Ökonomie angelegt waren. Dabei unterscheiden sich Lenin und Luxemburg wesentlich: Luxemburg analysierte von ihrem antinationalen Standpunkt aus in Die Akkumulation des Kapitals 1913 den Imperialismus als strukturelles Phänomen der weltweiten Kapitalisierung. Lenin hingegen schuf in Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus 1916 die Grundlage, um fortan den Nationen ein „Finanzkapital“ gegenüberzustellen, das die Welt beherrsche. So standen sich global scheinbar zwei Klassen gegenüber: die „unterdrückten Nationen“ auf der einen Seite und dem „Parasitismus, der dem Imperialismus eigen ist“, auf der anderen. Seit Mitte der 1920er Jahre war es üblich, den berühmten Aufruf aus dem Kommunistischen Manifest um ein weiteres revolutionäres Subjekt zu erweitern: „Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker der Welt, vereinigt euch!“

Der Vortrag beleuchtet diese Traditionslinien des linken Antiimperialismus und zeigt, inwiefern der positive Bezug auf die Nationen bis in die Gegenwart ein Problem darstellt. Am Beispiel des Begriffs „Finanzkapital“ wird die Anfälligkeit zu verschwörungstheoretischen Denkweisen deutlich, die ein wesentlicher Grund sind, warum Antiamerikanismus und Antisemitismus innerhalb der Linken nicht verschwinden werden.

Olaf Kistenmacher, Historiker aus Hamburg, Mitglied des Villigster Forschungsforums zu Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitismus e. V., veröffentlicht in Jungle World, Konkret und Phase 2.

Neuere Veröffentlichungen
• Klassenkämpfer wider Willen. Die KPD und der Antisemitismus in der Weimarer Republik, Jungle World 28, 14. Juli 2011.
• „Jüdischer Warenhausbesitzer finanziert Nazipropaganda“. Antifaschismus und antisemitische Stereotype in der Tageszeitung der Kommunistischen Partei Deutschlands, der Roten Fahne, am Ende der Weimarer Republik, 1928-1933, in: Gideon Botsch/Christoph Kopke/Lars Rensmann/Julius H. Schoeps (Hg.): Politik des Hasses. Antisemitismus und radikale Rechte in Europa, Hildesheim/New York/Zürich: Georg Olms 2010, S. 97-112.

06. Dezember 2011, 18 Uhr
Berlin, Karl-Liebknecht-Haus, Kleine Alexanderstraße 28, U-Bahn-Station Rosa-Luxemburg-Platz

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2. Daniel Späth, Antiimperialismus und Ideologie: Zur Geschichte des Imperialismus, seinem Wandel im globalen Zeitalter und seiner anachronistischen Auffassung seitens der deutschen Linken

Ausgehend von der Unterscheidung des wertkritischen Marx vom aufklärerischen Modernisierungstheoretiker Marx unternimmt Daniel Späth (Redaktion EXIT!) in diesem recht umfangreichen Vortrag den Versuch einer historisch fundierten Kritik an noch heute in der (deutschen) Linken anzutreffenden antiimperialistischen Positionen. Dazu zeichnet er zunächst die Genese des Arbeiterbewegungsmarxismus der Sozialdemokratie (Lasalle) und der leninschen Imperialismustheorie nach, die beide gleichermaßen den kritischen Gehalt der (späten) Marxschen Theorie zugunsten eines personalisierenden Klassenkampfdenkens verfehlen, um anschließend der historischen wie gegenwärtigen Realität des Imperialismus vor dem Hintergrund einer wertkritischen Krisentheorie nachzuspüren und die Defizite der Antiimp- und ebenso der »antideutschen« Linken aufzuzeigen.
Der Vortrag kann aufgrund der ausführlichen Grundlagenreflexion (vor allem im ersten Teil) auch als Einführung in die Wert-Abspaltungs-Kritik gelten, insbesondere hinsichtlich der Aufklärungskritik, ihrer erkenntniskritischen Deutung der Kritik der politischen Ökonomie (Kritik der Arbeit, objektive Gedankenformen) sowie ihrer politökonomischen Gegenwarts-, d.h. Krisenanalyse und Ideologiekritik.

Der Vortrag wurde im Juli 2011 im Rahmen der Tübinger Reihe »Linke Irrwege«1 gehalten.

Spätestens seit dem 11. September ereilte die deutsche Linke geradezu schicksalhaft eine Spaltung in zwei Lager: Während antiimperialistische Gruppierungen eine anti-westliche Rhetorik mit der Solidarisierung diverser nationaler „Befreiungsbewegungen“ verbinden und auf diese Weise zu den bizarresten Gruppierungen einen affirmativen Bezug aufzubauen sich bemüßigt fühlen – genannt sei hier als Spitze des Eisbergs die Hamas als das neue „revolutionäre Subjekt“ vieler Antiimperialisten –, hat das antideutsche Bewusstsein im Zuge der Krise des westlichen Kapitalismus die militante Apologetik des männlich-weißen westlichen Subjekts wiederentdeckt, wofür nicht zuletzt die Redaktion der Bahamas ein trauriges Zeugnis liefert.
Trotz aller Fehden und Befeindungen zwischen den beiden Lagern können man und frau nicht umhin festzustellen, dass diese scheinbar entgegengesetzten Pole der linken Auseinandersetzungen mit einem identischen Bezugssystem operieren und beide Strömungen gleichermaßen den globalen Imperialismus nicht kritisch auf den Begriff bringen können: Nämlich seine Zerfallserscheinungen als ebenso reflexhafte wie erfolglose Reaktion der westlichen Mächte auf die Krise des globalen Kapitalismus und die seinem Boden entsprungenen Barbarisierungsregimes. Um eine radikale Kritik des globalen Kapitalismus auf der Höhe der Zeit zu formulieren, wird der Vortrag im ersten Teil einen historischen Durchgang durch den Kolonialismus und seiner Legitimation (Kant), die Haltung der westlichen Arbeiterbewegung (Lassalle) sowie des Staatskapitalismus (Lenin) zum Imperialismus versuchen, wobei sich herauskristallisieren wird, dass weder der sozialdemokratische „Reformismus“ noch die „orthodoxen Marxisten“ des Ostens an die Tiefendimension der Marxschen Fetischkritik auch nur ansatzweise herankamen (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel).
Vor dem Hintergund der durch die kritischen Analysen des Kantischen, Lassalleschen und Leninschen Verständnisses von Kapitalismus gewonnenen Einsichten wird der zweite Teil des Vortrags den globalen Imperialismus und seine „Weltordnungskriege“ (Robert Kurz) als ebenso destruktive wie unbegriffene Reaktionsformen der westlichen Welt auf die Krise des Kapitals explizieren und im Zuge dieser Erörterungen sich kritisch sowohl mit antiimperialistischen wie auch antideutschen Positionen zu dieser Frage auseinandersetzen.

Download via AArchiv: Teil 1 (1:25 h, 29 MB), Teil 2 (0:57 h, 20 MB)
Download via MF: Teil 1, Teil 2 (~)

  1. Der Vortrag stellt eine Intervention in die radikale Linke Tübingens dar, deren Vorgeschichte wie Folgen hier nicht gänzlich dargestellt werden kann. Ausgangspunkt der teilweise polemischen Auseinandersetzung war aber der Israel-Vortrag von Tilman Tarach und ein infolgedessen erschienener Text der Marxistischen Aktion Tübingen, welcher wiederum Daniel Späth zu einer Replik veranlasste und die Gründung des »AK Linke Irrwege« provozierte. [zurück]

Wo die Liebe zu den Ge­set­zen im Staa­te ruht

Über den Zu­sam­men­hang von Weib­lich­keit und Na­ti­on

Im Rückgang an die Anfänge der bürgerlichen Gesellschaft untersucht Karina Korecky in diesem Vortrag Wesen und Entstehung des Geschlechterverhältnisses und der Geschlechtscharaktere. Diese erweisen sich dabei als irrationale Zuschreibungen, die anders als andere Vorstellungen des Aufklärungsdenken – z. B. die Notwendigkeit des Staates – nicht einmal versuchsweise logisch begründet oder rational bestimmt worden sind. Weiblichkeit bzw. die Unterordnung und Unmündigkeit von Frauen bleiben im Medium der Philosophie ebenso unbegründet wie unbegründbar und können daher als »gefühlte Gewissheit« nur Thema von Kunst oder Poesie, nicht aber eines analytischen Denkens sein. Darin ist Weiblichkeit der ebenfalls nur mythisch »bestimmbaren« Nation ähnlich. Wie beide auch innerlich zusammenhängen, zeigt der Vortrag.

Das Referat wurde auf dem wertabspalungskritischen Sommerworkshop (EXIT!) am 23.08.2011 aufgezeichnet.

Ankündigungstext: Weiterlesen

Hegel und Haiti

Da wir doch gerade bei einer aufklärungskritischen Deutung Hegels waren…

1. Auf FRN erschien gerade erst vorgestern eine Hörbuchfassung des Essays »Hegel und Haiti«. Dieser stammt aus der Feder von Susan Buck-Morss und entfaltet die These, dass es der Sklavenaufstand 1791 im damaligen französischen Kolonialgebiet Saint-Domingue und die schließlich in die Unabhängigkeitserklärung Haitis 1804 mündende Revolution waren, die Hegel zu seiner berühmten Herr-Knecht-Dialektik inspirierten. Aufklärungskritisch ist der Essay, insofern er zum einen recht detailliert darlegt, wie sich die bürgerlichen Freiheits- und Gleichheitsforderungen von Anfang an auf den weißen Mann beschränkten, während die zu ihnen in krassem Widerspruch stehende Institution der Sklaverei überwiegend stillschweigend oder offen apologetisch gebilligt wurde. So richtete sich die Anklage der »Knechtschaft«, vorgetragen von Philosophen wie Rousseau oder Locke, allein gegen den europäischen Absolutismus. Zum anderen bringt er die noch heute allzu oft anzutreffende Geschichtsfälschung zur Sprache, die darin besteht, die im Sinne des Mythos der Aufklärung verdrängte Gewalt- und Kolonialgeschichte Europas großzügig zu beschweigen und auszublenden, wenn es um die Universalität der mit ihr inaugurierten Vernunft und den Aufstieg des durch sie ermöglichten kapitalistischen Reichtums geht.

Klappentext:

1791 revoltierten die Sklaven von Saint Domingue, dem heutigen Haiti, unter Absingen der Marseillaise gegen die französischen Kolonialherren. Die »schwarzen Jakobiner« bewiesen so die Unteilbarkeit der Aufklärung. Diese im Okzident verdrängte Geschichte Haitis wird derzeit angesichts zunehmender weltweiter Ungleichheit wiederentdeckt. Anknüpfungspunkte dafür finden sich ausgerechnet bei Hegel, der die Ereignisse in der Karibik verfolgte. Seine Überlegungen zum Verhältnis von Herrschaft und Knechtschaft lesen sich wie ein Kommentar zum Geschehen – ohne daß Haiti mit einem Wort erwähnt würde. Susan Buck-Morss konfrontiert Hegels Interesse mit seiner Philosophie und skizziert die Grundlinien einer neuen Universalgeschichte.

Das Hörbuch basiert auf der 2011 in der Edition Suhrkamp erschienenen deutschen Übersetzung. Das erstmals im Jahr 2000 veröffentlichte englischsprachige Original inklusive der Bilder kann man hier als PDF beziehen. Sowohl die deutschsprachige Suhrkamp- als auch die englische Buchausgabe enthalten als zweiten Teil noch den hier nicht vertonten Aufsatz »Universal History«.

2. Eine positive Besprechung des Buches liegt in einer Sendung von »Lorettas Leselampe« (FSK) vor. Dort erfährt man noch einiges über Geschichte und Gegenwart Haitis, die Sklaverei und die Revolution sowie über Susan Buck-Morss. Download via FRN (0:52 h, 37 MB).

3. Ein englischsprachiges Interview mit Susan Buck-Morss aus derselben Reihe wie jenes mit Moishe Postone ist hier zu finden. Darin gibt sie u.a. Auskunft über ihren intellektuellen Werdegang und ihre Studienzeit in Deutschland.

Über Kapitalismus und Patriarchat

…und die Beschränkungen des gegenwärtigen Feminismus.

Infolge der Zurückweisung eines Ökonomismus altmarxistischer Prägung schien die feministische Theorie seit den 1990ern in einen ebenso reduktionistischen Kulturalismus zu verfallen, der vom »Stoffwechselprozess mit der Natur«, ja von Natur überhaupt, nichts mehr weiß oder wissen möchte und sich daher auf die Dekonstruktion von geschlechtlichen Identitäten und die auf Sprache und Diskursivität zentrierte, aber in gesellschaftstheoretischer Hinsicht blinde Analyse kultureller Verhältnisse, symbolischer Ordnungen usw. kapriziert. Eine Kritik dieser Art an der solchermaßen vollzogenen Selbstbeschränkung und Fehlausrichtung wird innerhalb des (Post-)Feminismus in letzter Zeit nicht nur von Roswitha Scholz geäußert, sondern auch von anderen Theoretiker_innen, die an die marxsche Kritik der politischen Ökonomie und/oder die Kritische Theorie in geschlechterkritischer Absicht anzuknüpfen fordern. Die folgenden drei Beiträge werfen ein paar Schlaglichter auf den Zusammenhang von patriarchaler Geschlechterordnung und kapitalistischer Vergesellschaftung (einen Zusammenhang indes, der mit dem Verweis auf die universalistischen Tendenzen des Kapitalismus – dem Kapital sei das Geschlecht der ausgebeuteten doch egal – in der Linken gerne geleugnet wird) und formulieren dabei mit je eigener Akzentuierung Kritik am gegenwärtigen postmodern-dekonstruktivistischen Feminismus.

1. Andrea Trumann: Kapitalismus und Patriarchat. Zwei Seiten oder eine Medaille?

Der Mitschnitt dieser Veranstaltung vom November 2010 wird wie alle übrigen aus der Reihe »Was uns beherrscht« von der Gruppe Association Critique zur Verfügung gestellt. Ich würde behaupten, dass der Titel nicht ganz den Inhalt des Vortrages trifft, der ohnehin eher einen workshop-artigen Charakter aufweist. Es geht, so mein Eindruck, vornehmlich um männliche, etwas weniger auch um weibliche Subjektkonstitution unter den Bedingungen der Warengesellschaft. Nach einer Auseinandersetzung mit den Begriffen »Patriarchat« und »heterosexuelle Matrix«1 zeigt Andrea Trumann anhand einer Jugendstudie die widersprüchliche Situation, in der Heranwachsende zwischen der vermeintlichen Natur ihres Körpers, Familie und Lohnarbeit eine geschlechtliche Identität ausbilden müssen und wie dabei Sexismus und Schwulenfeindlichkeit entstehen.

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Gerne wird gerade in linken, kapitalismuskritischen Zusammenhängen das Ende des Patriarchats verkündet. Die (post-)antideutsche Zeitschrift Bahamas wollte in ihrer letzten Ausgabe sogar dem feministischen Projekt „Wildwasser“ die Förderung streichen, weil sie die Lüge verbreitet hätten, dass die Welt immer noch patriarchal strukturiert sei.
Auch viele Feministinnen finden die Rede von der Männerherrschaft antiquiert und reden lieber von „queer“ oder einer „heterosexuellen Matrix“. Und in der Tat, den Begriff im Sinne von Herrschaft der Männer über die Frauen zu nutzen, mag das heutige Geschlechterverhältnis nur bedingt treffen. Er passte besser in eine Zeit, wo der Mann noch der Hausvorstand war und Frauen, Kinder, Knechte und Mägde ihm unterstanden.
Andrea Trumann zeigt auf, dass es mehr Sinn macht vom Kapitalismus als einer patriarchal strukturierten Gesellschaft zu sprechen, in der der einzelne, um in dieser überleben zu können, sich selbst disziplinieren muss und eine spezifische Herrschaft über sich errichten muss. Diese Herrschaft kann als patriarchal verstanden werden, weil sie männlich konnotiert ist und mit einer Abwehr von Weiblichkeit und Homosexualität einhergeht.


Andrea Trumann hat in ihrem Buch „Feministische Theorie. Frauenbewegung und weibliche Subjektbildung im Spätkapitalismus“ die Entwicklung des und den Kampf gegen das moderne Patriarchat in den Kontext ökonomischer Modernisierungsprozesse gestellt. In dieser Veranstaltung geht es um den systematischen Zusammenhang von modernem Patriarchat und Kapitalismus zu. Dabei soll es nicht zuletzt auch darum gehen, ob und in wieweit sich diese beiden Momente gegenseitig bedingen und in ihrer Dynamik vorantreiben.

2. Karina Korecky: Unter Wiederholungszwang. Über bürgerliches Subjekt und Geschlecht. Besonders hörenswert

Dieser als Einführung gedachte Vortrag zur Kritik der Geschlechterverhältnisse fand am 8. März 2011 in Hamburg statt und bildete den Auftakt der Reihe »Intros«. Karina Korecky zeigt darin anhand der Aufklärungsphilosophie, dass Sexismus keinesfalls ein Residuum vormoderner Herrschaft, und warum Weiblichkeit nicht ihrer angeblichen Natürlichkeit zu entkleiden ist: »Die Frau« ist im warenproduzierenden Patriarchat nicht der ersten Natur zugeordnet, sondern der zweiten, der Natur der Gesellschaft. Daher müssen alle, auch auf dem Feld der Biologie durchgeführten2, Dekonstruktionsversuche letztlich wirkungslos bleiben.

    Download: Nachbearbeitet via AArchiv, via MF (0:52 h, 18 MB) | Original via FRN (60 MB)

Wer über das Geschlechterverhältnis nachdenkt, muss sich üblicherweise zunächst rechtfertigen: Dabei muss der offensiven Verleugnung des Leidens am Geschlechterverhältnis – »Wer sich diskriminiert fühlt, ist selber schuld« – entgegengetreten werden; muss gezeigt und erinnert werden, dass keineswegs die Emanzipation bereits eingetreten ist. Auf der Ebene von Zahlen und Fakten, mit dem jüngsten Bericht über die Einkommensdifferenzen zwischen Männern und Frauen in der Hand, ist das relativ leicht und die Argumente einsichtig. Wenn es aber nicht um statistische Empirie, sondern um persönlicher Erfahrung geht, bekommt der Feminismus paradoxerweise Schwierigkeiten: Beinahe jede Frau fühlt sich freier als die eigene Mutter und erst recht die eigene Großmutter und die leisen Zweifel daran, es vielleicht doch nicht so grundsätzlich anders zu haben, werden im Dienste der Aufrechterhaltung des eigenen Selbstbewusstseins leicht ignoriert.

Früher sei es den Frauen schlecht gegangen, heute stünde ihnen die Welt offen – schon Olympe de Gouges konnte 1789 im Nachwort ihrer Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin den Fortschritt für sich in Anspruch nehmen: »Frau, erwache; die Sturmglocke der Vernunft verschafft sich auf der ganzen Welt Gehör; erkenne deine Rechte. Die mächtige Herrschaft der Natur ist nicht länger umringt von Vorurteilen, Fanatismus, Aberglauben und Lügen. Die Fackel der Wahrheit hat alle Wolken der Dummheit und der Anmaßung aufgelöst.« Aber weder die Durchsetzung von Vernunft gegen Aberglauben, natürliche Rechte gegen gottgegebene und auch nicht das gesetzlich festgeschriebene Verbot der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts haben das Geschlechterverhältnis ins Wanken gebracht, ganz im Gegenteil. Erst mit der bürgerlichen Gesellschaft ist es in die Welt gekommen und scheint sich gemeinsam mit der subjektiven Erfahrung zunehmender Freiheit durch die Dialektik der Aufklärung hindurch hartnäckig zu reproduzieren.

Weil sich alles geändert hat und doch nichts, sieht sich die feministische Kritik stets aufs Neue gezwungen, ihren Blick auf die Anfänge der Gesellschaft der Freien und Gleichen zu richten. Der Vortrag folgt dieser Bewegung und wirft darin die Frage nach den Gründen für den Wiederholungszwang auf.

3. Tove Soiland: Queer, flexibel, erfolgreich. Haben dekonstruktivistische Ansätze den Feminismus entwaffnet?

Die in der Schweiz beheimatete Historikerin Tove Soiland war kürzlich (April 2011) in Berlin beim Roten Abend der Internationalen Kommunistinnen eingeladen, ihre Kritik am Queer-Feminismus vorzustellen. Sie stellt die Frage, warum sich ausgerechnet in einer Phase, in der von offizieller, staatlicher Seite vollständig von Geschlecht abgesehen wird, feministische Theorie und Forschung kein wichtigeres Anliegen mehr zu haben scheint als genau diese Dekonstruktion von Geschlechtsidentitäten mitzuvollziehen. Dies lenke letztlich von (ökonomischen) Geschlechterungleichheiten ab und schwäche den Feminismus. Ihre Kritik hat sie bereits im Februar in Analyse & Kritik vorgetragen und Tim Stüttgen hat ihr daraufhin widersprochen.

Danke an meinen Berliner Genossen, der den Vortrag mit seiner Kamera aufgezeichnet hat sowie an die Referentin und Veranstalter_innen für die Genehmigung dazu. Die Klangqualität ist leider mäßig.

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Wo liegen die Ursachen für die Verwandlung eines Teils des Feminismus zumindest in den Ländern wie Deutschland und den USA zu einem popkompatiblen Lifestyle-Projekt?
Die Historikerin und feministische Theoretikerin Tove Soiland sieht einen Grund darin, dass die Verbindung zur Kapitalismuskritik, die zu Beginn der 2. Frauenbewegung noch vorhanden war, zunehmend verloren ging. Statt der Analyse der kapitalistischen Verwertung und ihrer Verbindung mit patriarchalen Unterdrückungsformen sei es in der feministischen Debatte zunehmend nur noch um das Recht auf Anerkennung und Differenz unterschiedlicher Lebensstile gegangen.
Diese feministische Kritik konnte nicht mehr analysieren, dass die flexiblen Identitäten sich gut mit dem Geschlechterregime eines Postfordismus vertrugen, dessen Anspruch „Sei flexibel“ in vielen Lebensbereichen durchaus auch als Drohung aufgefasst werden kann.
Wir wollen mit Tove Soiland diskutieren, warum marxistische Ansätze in der feministischen Debatte marginalisiert wurden. Uns interessiert auch die Frage, wie der verlorene Link zwischen Feminismus und Kapitalismuskritik wieder hergestellt werden kann. Denn eine Kritik am Lifestyle-Feminismus bedeutet weder ein Zurück zum Haupt- und Nebenwiderspruchsdenken des Traditionsmarxismus noch zu dessen Sehnsucht nach der patriarchalen Kleinfamilienideologie.

  1. Siehe zur Debatte um diese Begriffe hier. [zurück]
  2. Siehe dazu die – bei Korecky nicht explizit genannten – Versuche von Heinz-Jürgen Voß bei FRN [zurück]

Moderne Mythen

BR2 RadioWissen:

Moderne Mythen – Zu gut, um falsch zu sein.
Der moderne Mensch denkt, er sei rational und aufgeklärt. Doch trotzdem halten sich viele Mythen, die wie früher die Märchen mündlich weiter überliefert werden. Und niemand entlarvt diese Mythen als unwahr.

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SWR 2 Wissen: Der Glaube an die Wissenschaft. Von der Wahrheit zur Wahrscheinlichkeit. Download