Adorno vs. Arnold Gehlen: Freiheit und Institution. Streitgespräch über Begriff und Realität gesellschaftlicher Institutionen und über Möglichkeit wie Gehalt ihrer Kritik. Fernsehsendung von 1965 auf Vimeo. 0:30 h. Download (mp3)
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Adorno über Erziehung nach Auschwitz
Zur Aktualität Adornos für die feministische Theorie
Kritische Theorie, Geschlechterverhältnis und Aufklärungskritik
Adornos Gesellschaftskritik ist im Zuge einer allgemeinen Marxrenaissance wieder in aller Munde. Kritische Theorie war allerdings vor dem „cultural turn“ schon einmal zentraler Ausgangspunkt feministischen Denkens. Vernachlässigt wurde dabei jedoch die Kritik der gesellschaftlichen Formbestimmung; den Bezug bildete vor allem die soziologisch-analytische Dimension. Demgegenüber gilt es heute, die grundlegende Kritik der Wert-Abspaltung, also des Zusammenhangs von allgemeiner Form und Geschlechterverhältnis, im Hinblick auf die Theorie Adornos zu thematisieren. Dabei werden auch Aspekte einer Aufklärungskritik berücksichtigt, die übrigens in der Vor-Gender-Phase des Feminismus ansatzweise bereits vorhanden war, im veränderten Kontext allerdings neu zu formulieren ist.
Zunächst zeichnet Roswitha Scholz (Exit!) in diesem im August 2011 aufgezeichneten Referat einige Ansätze feministischer Adorno/Horkheimer-Rezeption und -Kritik im deutschsprachigen Raum nach, um zu zeigen, dass in diesen sowohl die Aufklärungskritik als auch die Ebene der basalen gesellschaftlichen Formbestimmung zu kurz gekommen oder falsch gefasst worden ist. Im zweiten Teil knüpft sie an einschlägige Passagen aus der Dialektik der Aufklärung an; im dritten akzentuiert sie die Bedeutung einer Kritik der Aufklärung im Kontext der Wert-Abspaltungs-Kritik. Die Diskussion kreist um das Verhältnis und den jeweiligen Status von (aufklärerischer) Erkenntnistheorie, »Relationalität« und Dialektik. Die Diskussionsbeiträge stammen u.A. von JustIn Monday, Georg Gangl und Daniel Späth.
Die Aufnahmequalität ist leider nicht optimal, da es einige kurze Unterbrechungen durch Störgeräusche gibt. Als Ergänzung und zum Nachvollzug einiger zentraler Referenzen kann der online verfügbare Text »Die Theorie der geschlechtlichen Abspaltung und die Kritische Theorie Adornos « zu Rate gezogen werden.
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via AArchiv: Vortrag (1 h, 24 MB), Diskussion (0:27 h, 11 MB)
via MF: Vortrag, Diskussion
Einführendes zur Situationistischen Internationalen
1. Der öffentliche Raum in der spektakulären Zeit – Im Rahmen des 27. Diskursfestivals des Instituts für angewandte Theaterwissenschaft in Gießen, hat Robert einen einführenden Vortrag über die Psychogeographie und deren wichtigstes Mittel, das dérive (siehe Definitionen) gehalten. Im Zentrum steht dabei die situationistische Entwicklung einer Kritik der Stadt, ausgehend von der Wirklichkeit und der Kritik von Proletarität.
Die moderne Kunst hatte zum kapitalistischen Alltagsleben bereits in den 20er Jahren alles gesagt: Dass es zu überwinden sei. Die damaligen Avantgarden sahen sich als Vorreiter einer umfassenden Revolution, in deren Dienst die Poesie zu stellen sei. Sie griffen die Kunst selbst an, deren „bürgerliche“ Schönheit und Erbaulichkeit sie nur zur Rechtfertigung des Bestehenden für tauglich hielten. Aber die erhoffte Revolution blieb aus und die avantgardistische Kunstkritik verlor ihre destruktive Bedeutung. Die dadaistischen und surrealistischen Werke wurden genießbar und selbst zu hoch gehandelten Kunstwaren.
In den 50er Jahren traten in Paris die Lettristen auf den Plan, von denen einige später die Situationistische Internationale gründeten. Sie erklärten die Versuche der alten Avantgarden für gescheitert und schrieben sich konsequent das Projekt der Aufhebung der Kunst und Verwirklichung der Poesie auf die Fahnen, d.h. die Freisprengung der ästhetischen Vermögen aus der Kunstsphäre als Voraussetzung einer neuen revolutionären Praxis im alltäglichen Leben.
Zu diesem Zweck entwickelten sie Methoden wie la Dérive (das Umherschweifen in Städten als Forschungsmethode), die Psycho-geographie (Wissenschaft von den Wirkungen des geo-graphischen Millieus auf das emotionale Verhalten der Individuen) und das Détournement (bewusste Entwendung vorgefundener kultureller Gegenstände), deren Bedeutung für eine revolutionäre Theorie und Praxis der Vortrag zu disku-tieren unternimmt. [via]
- Download (via AArchiv): Vortrag (mp3; 10,7 MB; 18:44 min) | Diskussion (mp3; 30,1 MB; 52:33 min)
2. Enfants Perdus: Über die Situationistische Internationale in ihrer Zeit – Im Rahmen der Bildungsreihe am Donnerstag [BaD] haben Philipp (Falken Erfurt) und Lukas (BiKo) am 16.02.12 einen einführenden Vortrag über die Situationistische Internationale gehalten. Im ersten Teil geben sie einen Überblick über die Geschichte der Situationisten, inklusive eines ausführlichen Teils über den Pariser Mai ’68, während sie im zweiten Teil einige Aspekte der kritischen Theorie der Situationisten vorstellen.
Die Situationistische Internationale gehörte von 1957 bis 1972 zu einer der radikalsten Gruppierungen derjenigen Bewegung, die es anstrebt, den jetzigen Zustand aufzuheben. Selbst hervorgegangen aus versprengten Resten der nach dem zweiten Weltkrieg verbliebenen Kunstavantgarde, richtete sich die S.I., ausgehend von Frankreich, gegen die Borniertheit der Künstler-Kreise und die Szene linker Polit-Spezialisten, um außerhalb des akademischen Wissenschaftsbetriebs eine umfassende Kritik der kapitalistischen Gesellschaft auf der Höhe der Zeit zu formulieren und ein Programm der Abschaffungen zu erarbeiten. Während die S.I. vor allem für einen gewissen Stil bekannt wurde, der sich etwa in der Herausgabe einer aufwendig gestalteten Zeitschrift oder in den bekannten Comic-Verfremdungen zeigte, war es jedoch eines ihrer vorrangigen Tätigkeiten, eine von Hegel ausgehende Theorietradition des Marxismus – jedoch nicht mehr als »ismus« – als Theorie der Praxis zu rekonstruieren und hiervon ausgehend eine Kritik der »Gesellschaft des Spektakels« zu entwickeln. Deren Augenmerk ist besonders auf die Bildhaftigkeit kapitalistischer Warenproduktion und -konsumtion gerichtet, begreift das Alltagsleben als Hauptfeld der Auseinandersetzungen, richtet sich zentral gegen das Prinzip der Repräsentation, setzt sich intensiv mit Zeitstrukturen und Geschichtsschreibung in der Warengesellschaft auseinander und widmet sich der Ordnung des urbanen Raums als einem wichtigen Aspekt der Disziplinierung und Zurichtung rund um die Lohnarbeit und ihre Reproduktion. In ihrer Ablehnung des Staatssozialismus und mit ihrer gnadenlosen Kritik des Marxismus-Leninismus kann die S.I., neben Adorno/Horkheimer in Deutschland, Georg Lukács in Ungarn und den rätekommunistischen Zusammenhängen in den Niederlanden, zu einem der wichtigsten Stränge kritischer Theorie gezählt werden. Wir wollen einige wichtige Aspekte der situationistischen Kritik der Gesellschaft vorstellen und dabei auf das Wirken der S.I. in ihrer Zeit eingehen. [via | via]
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- Teil 1: via AArchiv (mp3; 42,1 MB; 1 h 13:37 min)
- Teil 2: via AArchiv (mp3; 33,3 MB; 58:06 min)
3. Einführung in die Situationistische Internationale – Im Rahmen der Reihe Die Untüchtigen in der Hamburger Kneipe Golem war am 12.02.12 Dr. Roberto Ohrt (u.a. Phantom Avantgarde) zu Gast. Im Gespräch erzählt er einiges darüber, wie es gewesen ist mit den Situationisten – dabei erfährt man einige interessante Fakten, er verbleibt darin m.E. aber auf einer Ebene des Anekdotischen und Kunsthistorischen.
»ne travaillez jamais« – Jeder kennt dieses Bild, oder zumindest diesen Ausspruch. Doch wer waren die Situationisten, die von 1957 – bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1972 an der Schnittstelle zwischen Kunst und Politik operierten, deren maßgebliche Rolle in den Pariser Maiunruhen von 1968 sie für eine kurze Zeit berühmt machte? Auf dem revolutionären Programm der SI stand die Abschaffung jeder Form von Repräsentation, also die Untergrabung jeder Autorität, die Zerstörung aller Machtsymbole, die Abschaffung der Kunst, die Rückgewinnung der in der Konsum- und Warengesellschaft enteigneten Lebenswirklichkeit – kurzum der Kampf gegen die spätkapitalistischen Enteignung. Sie kämpften mit Trinkgelagen und Straßen-Aktionen, mit Anschlägen auf Kunstwerke und den Eiffelturm, mit Anti-Filmen und Mauer-Graffitis gegen die Gesellschaft. Ihre Ideen finden weiter Verbreitung, in der Kunst, Politik, Architektur und Pop, bis in die heutige Gegenwart hinein, ihre Methoden tauchen unter anderem in Fluxus, Punk, sowie bei den Aktionen der »Globalisierungsgegner« des 21. Jahrhunderts, auf, stehen geistig Pate für auch heute noch die Gemüter erhitzende Schriften wie »Der kommende Aufstand«. Die SI, deren Kritik am Spektakel, begegnet uns als Referenz an so vielen Orten, dennoch bleibt es durch seine Komplexität und Radikalität für die meisten unbegreifbar. Und dieses möchten wir mit dem Beginn einer Reihe auflösen. Es geht uns bei der ersten Veranstaltung um eine sehr grundlegende Annährung an die SI, sie aus der Ecke des Mythos herausholen, ihre Ursprünge, die Lettristische Bewegung und ihrem Vordenker, Guy Debord, zu umreißen. Was können wir für unsere heutige politische Praxis daraus lernen? [via]
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Von Erfurt in alle Welt
Die antisemitische Propagandazentrale »Weltdienst«
Im November 2011 fanden in Erfurt zwei Veranstaltungen statt, die sich mit der Stadt Erfurt als einem Zentrum der Verbreitung antisemitischer Hetzschriften beschäftigt haben – einer der beiden Vorträge wurde mitgeschnitten: In seinem Vortrag spricht Eckart Schörle über den Erfurter Verleger Ulrich Fleischhauer und dessen »Bodung-Verlag«, in dem neben zahlreichen antisemitischen Publikationen auch das internationale Periodikum »Der Weltdienst« erschien. Schörle gibt einen detaillierten Überblick über die Tätigkeiten und Netzwerke der Antisemiten, die sich um den »Weltdienst« sammelten.
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Ankündigungstext zu beiden Veranstaltungen: Weiterlesen
Libertärer Literat und Lebemann #2
Glossen von und über Erich Mühsam
3.) Erich Mühsam – Ein Leben für die Revolution – Ihr hört einen Vortrag von Johannes K.F. Schmidt, den dieser 2007 im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der Anarchistischen Gruppe Mannheim gehalten hat. Er führt in einige theoretische Aspekte des Anarchismus Mühsam’scher Prägung ein, spricht über sein Verhältnis zur Sozialdemokratie, Parlamentarismus, Reformismus so wie Gewalt und gibt einen kleinen Exkurs zur Geschichte der Gasbeleuchtung. Er berichtet außerdem über Mühsams Versuch der Organisation des Subproletariats und weitere revolutionäre Umtriebe, behandelt einige literarische Erzeugnisse und Theaterstücke und rezipiert selbst ein paar Schüttelreime. Er streift die Münchner Ereignisse von 1919 und spricht über Mühsams Berührungen mit der Justiz. Insgesamt ein eher essayistischer Vortrag im authentisch-anarchistischen Sinne.
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4.) 17 Grad / Ausgabe 85: Münchner Räterepublik: Da Johannes K.F. Schmidt die Geschichte der Münchner Räterepublik nur streift, fügen wir einen Beitrag zu diesem Thema hinzu: in einer Audio-Collage gibt die Redaktion 17 Grad einen Überblick über die Ereignisse in München 1919. Dabei wechseln sich chronologische Berichte über die Ereignisse mit der Verlesung von damals verbreiteten Flugblättern, Bekanntmachungen und Proklamationen.
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Kritik der Religion – Kritik der Gesellschaft
Wir dokumentieren an dieser Stelle mehrere Vorträge, die auf unterschiedliche Weise das Verhältnis von Religionskritik und Gesellschaftskritik zum Thema haben:
1. Leo Elser – Kritik der Religion / Kritik der Gesellschaft: Im Dezember 2011 hat Leo Elser (Redaktion Pólemos) einen Vortrag in Saarbrücken gehalten, in dem er nach der Aktualität der Religionskritik fragt, angesichts einer Gesellschaft, in der Religion nur noch eine Ware auf einem Markt für Seelenhygiene zu sein scheint. Dies tut er ausgehend von dem Marx’schen Satz, dass die Kritik der Religion Grundlage jeder Kritik sei (Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie) und referiert vor allem zu den Begriffen Kritik, Wahrheit und Vernunft. Insgesamt geht es ihm sehr stark darum, sich von Religionskritik als Ressentiment abzusetzen.
Nach Marx ist die Kritik der Religion die Voraussetzung aller Kritik. Doch besteht auch in gottlosen Zeiten wie den unseren, in denen das Bekenntnis gegen die etablierte Religion zum guten Ton gehört, kein Mangel an Götzen, die der „durch seine Gesundheit erkrankte Menschenverstand“ (Adorno) aufbietet, um nur eines nicht werden zu müssen: Vernunft. Vernunft und Kritik, die in unvernünftigen Verhältnissen notwendig dasselbe sind, teilen mit der traditionellen Theologie aber ihren Bezug auf das Ganze und den Anspruch auf Wahrheit. So wie sich die bloße Meinung gegen die Kirche als Religionskritik missversteht, so auch die Meinung gegen die Banken als Kapitalismuskritik. Beides ist mitnichten „verkürzte Kritik“, die aufs richtige Maß zu verlängern sich linke Intellektuelle zur Aufgabe gemacht haben, sondern zum Ressentiment versteinerte Denkform dessen, was ohnehin ist, aber nicht mehr sein darf, wenn Vernunft wirklich werden soll. Veranstalterin: Rosa Luxemburg Stiftung / Peter Imandt Gesellschaft. [via]
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2.1 Lars Quadfasel – Der heilige Schein des Kapitals: Im Mai 2011 hat Lars Quadfasel (Hamburger Studienbibliothek) im Café Negation in Dresden einen Vortrag über Glauben und Religiosität im flexiblen Kapitalismus gehalten. Er widmet sich sowohl einer neuen, spiritualisierten und individualisierten Glaubenspraxis, als auch einer verkehrten, positivistischen Religionskritik. (Vgl. hierzu seine Vorträge im Audioarchiv und seinen dreiteiligen Text »Gottes Spektakel«: I, II, III.)
Kritik der Religion hat es im Spätkapitalismus mit einem Paradox zu tun: Die Kirchen, einst Herrn über Könige und Kaiser, sind zum Hilfsinstitut für Seelenhygiene herabgestürzt. Ihre Dome wurden zu Touristenattraktionen, ihre Prediger zu Showmastern, ihr Papst zum österlichen Grußaugust. Und doch scheint Gott sich als sentimentales Andenken an frommere Tage pudelwohl zu fühlen. Widerlegt, erledigt und entmachtet, hat sich die Religion mit ihrem Sturz nicht bloß arrangiert, sondern daraus neue Kraft geschöpft. Als Sinnressource für die besonderen Momente profitiert sie vom Tabu, dass niemand über die privaten Feierabendvergnügen anderer zu spotten hat. Wer es dennoch tut, erfährt schnell, dass auch ein Wellnessgott alles andere als gemütlich ist. Spätestens seit dem weltweiten Erfolg der islamischen Glaubensoffensive gelten auch im Westen »religiöse Gefühle« wieder als schützenswertes Gut: Woran einer glaube, und sei es an Djihad, Scharia und Frauenhass, verdiene allemal Respekt. Seither verzeichnen auch die christlich-kulturindustriellen Gottesspektakel wieder Zuschauerrekorde; und wer es statt der eingeborenen Kulte lieber etwas exotischer hat, jubelt einem abgesetzten tibetanischen Feudalherrn zu. Aus dem zwanghaften Drang, an irgend etwas zu glauben, spricht freilich nichts als der Wunsch nach einem Halt, egal woran: nach unbedingter Autorität. Adorno nannte derartige Pseudoreligiosität, die von Blasphemie kaum zu unterscheiden ist, den »ungeglaubten Glauben«. Dessen Bedeutung verfehlt die Mehrzahl derer, die lautstark gegen Kirchentage und Papstbesuche mobil machen. Antiklerikale Aktivisten inszenieren sich als militante Vorhut des allgemeinen Common Sense, während ihre intellektuellen Stichwortgeber, Christopher Hitchens oder Richard Dawkins, den Heiligen Schriften Fehler nachweisen und dabei Religion einmal mehr auf Priestertrug reduzieren. Deren Positivismus stößt sich an dem theologischen Dogma, dass das, was ist, nicht alles ist: an genau dem unbedingten Wahrheitsanspruch also, den der Materialismus zu retten hätte – vor ungläubigen Pfaffen wie vor gläubigen Atheisten.
Lars Quadfasel ist assoziiert in der Hamburger Studienbibliothek und schreibt u. a. für konkret, Jungle World und das Bremer Extrablatt. Seine Aufsätze zu »Buffy the Vampire Slayer« sind soeben im Sammelband »Horror als Alltag« im Verbrecher Verlag erschienen. [via]
- Download: via AArchiv: Teil 1 (mp3; 29,8 MB; 52:09 min) + Teil 2 (mp3; 32,9 MB; 57:33 min) | via Soundcloud
2.2 Kritik an Religion und Religionskritik (Interview): Zum selben Thema gab es im Oktober im Rahmen der Mobilisierung gegen den Papstbesuch in Erfurt ein Seminar mit Lars Quadfasel, wozu im Vorfeld ein Interview mit ihm auf Radio FREI geführt wurde:
- Download: via FRN (mp3; 19,5 MB; 21:15 min)
3. Magnus Klaue – Ornament und Verbrechen: Die HUmmel-Antifa hat im November einen Vortrag zum Thema mit Magnus Klaue organisiert. Klaue spricht zunächst über den Zusammenhang von Protestantismus, Atheismus und Pädagogik und vergleicht dann Protestantismus und Katholizismus im Bezug auf den jeweiligen Stellenwert von Wort, Bild und Ornament. Er formuliert eine Kritik an den Protesten gegen den unweit zurückliegenden Papstbesuch und vergleicht u.a. den Pluralismus der Zivilgesellschaft mit dem Kompromiss der Ökumene. Zentral ist für den Vortrag auch ein ästhetischer Aspekt des Vergleichs zwischen Katholizismus und Protestantismus, den er u.a. an dem Film »Das Weiße Band« von Michael Haneke, aber auch an verschiedenen Beispielen der Literatur diskutiert. Ein weiterer Aspekt ist das Bilderverbot in beiden Konfessionen. Zuletzt spricht er über die Novelle »Die heilige Cäcilie und die Gewalt der Musik« von Heinrich Kleist. Der Titel des Vortrages ist dem Text »Ornament und Verbrechen« von Adolf Loos entnommen, der sich im Begründungszusammenhang einer extremen Fortschrittslogik für eine Wegrationalisierung jeder Ornamentik ausspricht.
Zu den gängigen Argumenten derer, die dem Protestantismus gegenüber dem vermeintlich archaischen Katholizismus ein größeres „emanzipatorisches Potential“ zutrauen, gehört die Feststellung, jener habe mit dem Primat des Wortes gegenüber dem Bild und mit der Beseitigung von sinnlichem Prunk zugunsten der universalen Geltungskraft des Logos innerhalb des Christentums die Aufklärung gegenüber dem Mythos betrieben. Doch die Dialektik der Aufklärung bestimmt auch das Verhältnis von Sinnlichkeit und Geist in den beiden christlichen Konfessionen selbst. Nicht nur brach sich der Protestantismus mit der Reformation in einer barbarischen Massenbewegung Bahn, der es nicht um die Sublimierung der Sinnlichkeit zum Geist, sondern um Durchsetzung einer christlichen Volksvernunft, um Zwangsversöhnung von niedergehaltenem Trieb und autoritärem Dogma, zu tun war. Auch der protestantische Ikonoklasmus attackierte anders als das jüdische Bilderverbot das Bild nie, um dessen Bann zu brechen, sondern um das in seinem Schein aufleuchtende Versprechen von Versöhnung, das von seinem Bann freilich nicht zu trennen ist, zu exorzieren. Während in der Verherrlichung ästhetischen Scheins im Katholizismus, der immer auch überstrahlt, was er ausdrückt, die Dialektik von Bild und Begriff lebendig bleibt, vernichtet der Protestantismus mit dem Bild auch den Logos, der es zu transzendieren vermöchte. Im Hass auf das Ornamentale kündigt sich eine neue Sachlichkeit an, die mit allem Nutzlosen auch alles Lebendige aus den Herzen der Menschen tilgen möchte. Menschenfreundlich wird der Protestantismus immer nur dort, wo er der ihm eigenen Barbarei gewahr wird. Zu welcher Erkenntnis er dann fähig ist, soll an der Novelle eines der unheimlichsten Protestanten der Literaturgeschichte, an Heinrich von Kleists „Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik“, veranschaulicht werden. [via]
- Download: via AArchiv (mp3; 32,9 MB; 57:27 min) | hören: via Soundcloud
4. Ulrike Eichler – Gott außer Landes. Zur Erfahrung seiner Abwesenheit in der Mystik: Ein Vortrag aus dem Programm von »Weimar denkt«, einem vom Weimarer Friedrich-Nietzsche-Kolleg organisierten Vortragsprogramm. Die Referentin spricht aus einer evangelisch-theologischen Perspektive über insbesondere weibliche Mystikerinnen und deren Differenz zu einer »abstrakt-metaphysisch orientierten« Theologie. Für die größtenteils religionskritischen, atheistischen, säkularen NutzerInnen des Audioarchivs, ist der Vortrag vielleicht als ein Einblick in innertheologische Debatten interessant (u.a. auch die bemerkenswerte, aber sicher nicht zufällige Tatsache, dass auch hier über Nietzsche und Derrida diskutiert werden darf). Insgesamt ist mein Eindruck, dass die im Vortrag beschriebene Suchbewegung eine nach einem sinnlich spürbaren Halt in der Welt ist, ohne diese eigenhändig verändern zu müssen. Dabei kommt m.E. ein Subjektivismus zum Ausdruck, den Elser und Quadfasel in ihren Vorträgen jeweils angesprochen haben. Die Diskussion ist aufgrund des hohen Geräuschpegels im Hintergrund etwas schwer verständlich.
- Download: Vortrag (mp3; 27,3 MB; 47:38 min) | Diskussion (mp3; 18,9 MB; 18:55 min)
Libertärer Literat und Lebemann #1
Glossen von und über Erich Mühsam
Als Anarchokommunist, der es geschafft hat, es sich mit anarchistischen und kommunistischen Organisationen gleichermaßen zu verscherzen, scheint uns Erich Mühsam nicht die unsympathischste historische Gestalt der deutschen Linken zu sein. Deshalb möchten wir hier in loser Folge auf biographische Features, Lesungen und Vorträge aufmerksam machen, die sich mit Mühsams Leben und Schaffen beschäftigen. Bei der Aufarbeitung des Materials hat uns Mühsam mitunter zum Lachen gebracht, wobei klar ist, dass sein theoretisches Wirken auch eine kritische Betrachtung verdient; es handelt sich aber auch um einen sehr ernsten Teil einer unabgegoltenen und abgebrochenen Geschichte, wenn man sich gewahr wird, welches Schicksal damit verbunden ist. Anlass für die Idee zu dieser Reihe, für die wir inzwischen eine ganze Menge Material gesammelt haben, war die Herausgabe seiner Tagebücher, die 2011 beim Verbrecher Verlag begonnen hat.
1.) Poesie und Revolution: Ihr hört zuerst ein biographisches Feature von Kurt Kreiler. U.a. kommen darin Lotte Loebinger und Augustin Souchy zu Wort, die Mühsam persönlich gekannt haben; es sind einige Auszüge aus theoretischen Texten und aus Tagebucheinträgen, sowie Vertonungen seiner Gedichte zu hören. Man erfährt einiges über seine Liebesaffären und finanzielle Probleme, sein Engagement gegen den Krieg, seine Tätigkeit in der Novemberrevolution und der Münchner Räterepublik – schließlich über seine Haft, seinen Zwist mit Parteikommunismus und Sozialdemokratie und seinen Kampf gegen die Nazis, die ihn brutal gefoltert und 1934 ermordet haben.
- Download: via Mediafire (mp3; 54,8 MB; 59:52 min)
2.) 17 Grad / Ausgabe 115: Erich Mühsam: Die 17-Grad-Redaktion hat einige interessante Tagebucheinträge von Erich Mühsam aus den 1910er Jahren herausgesucht und vorgelesen. Man erfährt Persönliches, aber auch Einschätzungen Mühsams zu politischen Entwicklungen seiner Zeit und zur Entwicklung proletarischer Kämpfe in Deutschland – zwischen verächtlichem Spott über die deutsche Arbeiterbewegung und überraschter Sympathie für selbstorganisierte Gegenwehr der Arbeiter. Zudem ist eine ausführliche Auslassung über den Vegetarismus enthalten. Die vollständige Sendung wird auf der Homepage von 17 Grad zur Verfügung gestellt, auf dem AArchiv-Server findet ihr eine nachbearbeitete Version, in der die Musik herausgeschnitten ist.
Liebe Zuhörerinnen, geschätzte Zuhörer: wenn jemand der ehemaligen Reichs- und heutigen nur –hauptstadt weniger zugetan ist als der Bayerischen, wenn einer Vegetarier und andere Abstinent- und Verzichtler verspottet, wenn er es schafft, sich sowohl mit anarchistischen als auch mit kommunistischen Organisationen zu überwerfen, ohne politischen Verve einzubüßen, dann kann das kein so schlechter Mensch sein. Gewesen sein, müsste man genauer sagen. Denn der Anarchist und gleichzeitige Bohemian Erich Mühsam wurde 1934 von den Nazis im KZ Oranienburg ermordet. Dieser Tage erscheint nun der erste Band seiner Tagebücher im Berliner Verbrecherverlag. Die Berliner Morgenpost nennt dies ein literarisches Mammutprojekt, immerhin sind insgesamt 15 Bände und damit ca. 7000 Seiten geplant. Wir nennen es – bodenständig wie wir sind – großartig, wollen aber, wenn es um den vollbärtigen Zausel aus Lübeck geht, der während der Münchner Räterepublik so einiges auf die Beine gestellt und unter die Tische getrunken hat, von der Prämisse der werbefreien Sendungen Abstand nehmen: Sie hören in der Folge eine Reklame in Reinkultur, eine Hommage an den Autor mit seinen eigenen Worten quasi. Kaufen Sie diesen und die folgenden 14 Bände. Und wenn Sie dann noch Barmittel übrig haben: Sie wissen ja, wo Sie unsere Spendenaktion „Pate 2.0“ im Netz finden. [via]
- Download: via 17 Grad (mp3; 82,3 MB; 59:56 min) | via AArchiv (nachbearbeitet; 19,1 MB; 33:19 min)
Wo keins ist, ist eins #3 und #4
#3 (Dezember 2011) – In der dritten Sendung zur Einführung in die Dialektik beschäftigen sich Michael Löbich, Susanne Sippel und Martin Blumentritt weiter mit dem Verhältnis von Wesen und Erscheinung und mit dem Begriff des Seins. Diesmal gehen sie von Hegel zurück zu Kant und diskutieren über dessen Versuch, das Denken zu denken, über das Verhältnis von Kategorie und Anschauung und die ursprüngliche Einheit der Apperzeption.
- Download: via Mediafire (mp3; 162,6 MB; 1 h 58:26 min) | via AArchiv (ohne Musik; 54,8 MB; 1 h 35:44 min)
#4 (Januar 2012) – Es geht weiter mit Kant und der Identität des Subjekts als Voraussetzung für synthetische Verknüpfungen, die konstitutiv für Erkenntnis sind. Es wird auch Fichtes System der Wissenschaft und die Frage nach der Wahrheit des Satzes der Identität A=A gestriffen, die Fichte und Hegel anzweifeln und auf verschiedene Weise weiter entwickeln. Die drei kehren dann wieder zum Beginn der Wesenslogik zurück, um weiter auf den Übergang von Unmittelbarkeit zur Vermittlung zu reflektieren und auf die Hegelschen Reflexionsbestimmungen einzugehen. Der vierten Sendung ist sehr gut zu folgen, da die erste Hälfte auf gut hörbaren, ausformulierten Sätzen basiert. In der zweiten Hälfte diskutieren die drei in gewohnter Weise und kreisen den Gegenstand der Reflexion ausschweifend ein.
- Download: via Mediafire (mp3; 164,8 MB; 1 h 59:58 min) | via AArchiv (ohne Musik; 58,9 MB; 1 h 42:54 min)
Utopie, Spiel, Menschenmaschine
Charles Fourier und die Avantgarde-Bewegungen
Ich bin gerade mehr oder weniger durch Zufall wieder auf einen Vortrag gestoßen, den Tilman Reitz am 15.04.2010 im Rahmen der Reihe Kunst, Spektakel und Revolution gehalten hat. Der Vortrag gibt einen kurzen Überblick über das theoretische Werk Charles Fouriers und konzentriert sich dann vor allem auf die Rezeption Fouriers in der Kunst-Avantgarde und einem ihr nahestehenden intellektuellen Umfeld. Besonders ist die bearbeitete Radio-Version zu empfehlen, da dort dem Vortrag der Auszug eines Gedichts von André Breton über Fourier vorangestellt ist. Der Vortrag ist als ausgearbeiteter Textbeitrag in der zweiten Broschüre zur Reihe Kunst, Spektakel und Revolution erschienen und kann hier vollständig gelesen werden.
Eine Gesellschaft, die auf dem Spiel- oder Formtrieb aufbaut, hätte vermutlich starke zeremonielle, von ‚Sinn’ entlastete, aber strukturell gestaltete Anteile. Charles Fourier hat dieses Motiv in seiner frühsozialistischen Utopie konsequent durchgeführt: Er arrangiert Produktionsweisen, soziale Rangordnungen, Wohn- und Geschlechterverhältnisse so, dass ein Maximum künstlicher Ordnung höchste Abwechslung für die Beteiligten verspricht. Seine formalen Muster entnimmt Fourier Mythologie, Mathematik und Militär – die zentrale Produktionseinheit des ‚Palanstère’ leitet sich von der Phalanx, der antiken Schlachtreihe her – sein Formungsgegenstand sind die menschlichen Leidenschaften – die er selbst vorrangig als Triebe zu Spiel und Variation begreift. Die Ergebnisse lassen wenig von den gewohnten, bürgerlichen oder auch nur ‚realistischen’ Prinzipien von Vergesellschaftung übrig: Alle Arbeit soll attraktiv, die Konkurrenz ästhetisch, das Geschlechtsleben polymorph werden. Man muss sich daher kaum über das Interesse der Surrealisten an Fourier wundern. Neben seiner Fusionierung von Kunst und Leben dürfte für sie nicht zuletzt sein technischer, konstruktivistischer Umgang mit dem Begehren anziehend gewesen sein, der zwischen Befreiungsversprechen und planerischer Grausamkeit oszilliert (Benjamin und Barthes ziehen denn auch vergleichend de Sade heran). Fouriers Utopie kann als Traum wie als Alptraum erscheinen. Im Vortrag wird es darum gehen, was die anti-naturalistische, anti-bürgerliche und kunstkritische Avantgarde konkret mit Fourier anfangen konnte oder könnte – und wie seine eigenen Impulse zwischen der sozialtechnischen Tradition, der neuen Warenästhetik und dem utopischen Horizont des 19. Jahrhundert verortet sind.
Tilman Reitz schrieb über Ideologiekritik im historisch-kritischen Wörterbuch des Marxismus, promovierte zu „Bürgerlichkeit als Haltung“ und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. [via]
Download:
- via FRN (mp3; 48,9 MB; 71:11 min)
- via AArchiv: Vortrag (mp3; 36,0 MB; 62:50 min) | Diskussion (mp3; 12,8 MB; 22:25 min)
- bearbeitete Radio-Version: via Mediafire (mp3; 82,6 MB; 1 h 30:11 min)
Außerdem hat Swen Meyer auf Radio Corax ein Interview über Charles Fourier mit Tilman Reitz geführt, in dem dieser noch einmal zentrale Momente der Fourierschen Utopie zusammenfasst und in Beziehung zur Gegenwart und zur Möglichkeit des Kommunismus setzt:
Lost Tapes #4 und #5
Nachdem der Rausch des Weihnachtsfestes mich auf erholsame Weise vorerst funktions-untüchtig gemacht hat und ich daher auch im Januar kaum dazu kam, an das Audioarchiv zu denken, folgt nun ein zweiteiliger Beitrag zur Reihe »Lost Tapes«:
Seite A: Auf der ersten Seite hört ihr ein Radio-Essay von Hans-Jürgen Schulz über Erich Fromm, aus der Reihe »Portraits deutsch-jüdischer Geistesgeschichte«. Es enthält zahlreiche Informationen aus der Biographie Fromms, rekonstruiert seine spezifische Verbindung von Marxismus und Psychoanalyse in einer durch die jüdische Tradition geprägten Lesart; man erfährt aber auch einiges über Fromms Verirrungen, etwa seine Zuwendung zum Buddhismus. Weitere Stationen sind Fromms Beziehung zu Marcuse und dem Institut für Sozialforschung, die Debatten und Konflikte, die er mit MarxistInnen, TheologInnen und PsychoanalytikerInnen geführt hat und seine Rezeption in der ’68er-Bewegung und in der Neuen Linken. Man erfährt Wissenswertes über das Menschenbild Fromms, bzw. seinen Begriff von Menschheit im Verhältnis von Herrschaft und Utopie.Zuletzt gibt es einen ausführlichen Exkurs über Fromms Verhältnis zu Albert Schweizer, Albert Einstein und Bertrund Russell und die Auseinandersetzung dieser Intellektuellen mit der atomaren Aufrüstung. Das Essay ist dahingehend interessant, da der Autor Erich Fromm und einige seiner Zeitgenossen selbst gekannt hat und über persönliche Gespräche berichten kann. Am Anfang sind leider einige empfänger-bedingte Sendestörungen enthalten.
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Seite B / 1: Zu hören sind Marginalien von Werner Ross über das Verhältnis von heiligem Geist und schnödem Mammon. Dieses Verhältnis stellt Ross als einen Zweikampf zwischen Religion und Finanz dar, in dem die Religion oftmals unterliege. Die Predigt ist dahingehend aktuell, als dass sie von einer moralisch-religiösen Empörung über die Habgier der Finanziers und Geldverleiher gezeichnet ist und dabei auf altbekannte zinskritische Ressentiments zurückgreift. Nichtsdestotrotz erfährt man einige wissenswerte historische Zusammenhänge, für deren Rekonstruktion der Autor die Bibel und andere religiöse Dokumente nach einer darin enthaltenen Thematisierung des Geldes absucht. Die HörerInnen des Audioarchivs werden diesen Beitrag mit einem amüsierten Augenzwinkern zur Kenntnis nehmen.
- Download: via Mediafire (mp3; 10,4 MB; 18:13 min)
Seite B / 2: Ein sehr hörenswerter Essay aus dem Nachlass von Roman Karst (dem polnischen Herausgeber der Kafka-Werke) über das Verhältnis von Erotik und Tod im Werk Kafkas. Er interpretiert sehr ausführlich Passagen aus ›Das Schloss‹, ›Der Prozess‹, ›Die Strafkolonie‹, ›Die Verwandlung‹, u.a., untersucht diese auf die Darstellung von Weiblichkeit und nimmt dabei Bezug auf Foucault, Walter Benjamin, George Bataille, Kirkegaard, Sigmund Freud und Schopenhauer. Er rekonstruiert dabei, wie Kafka eine mystisch-mythische Gestalt der Frauen zeichnet, die bei ihm als begehrte aber nicht geliebte, erotische aber nicht schöne und in ihrem Wesen geheimnisvolle Figuren erscheinen. Auch wenn dabei einige Charakteristika des Geschlechterverhältnisses in der Darstellung Kafkas herausgearbeitet werden, geschieht dies nicht explizit aus einer Perspektive der Kritik von Geschlechterverhältnissen oder gar aus einer feministischen Perspektive heraus.
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Seite A: Der Vortrag »Sinnlichkeit, Sprache, Unbewusstes – Die Hörwelt der Psychoanalyse« von Joachim Küchenhoff untersucht verschiedene Dimensionen, in denen das Hören eine zentrale Rolle in der psychoanalytischen Praxis spielt. Dabei geht es um Sprachlichkeit und Versprachlichung, Musikalität und Bildlichkeit, Signifikanz und Synthese, nachträgliche Verstehens- und Rekonstruktionsprozesse. Neben Freud nimmt Küchenhoff unter anderem Bezug auf Jaque Lacan, aber auch auf Beispiele aus Literatur und Neuer Musik. Der Beitrag erfordert (ebenso wie auf Seite B) etwas die Geduld der radiophilen HörerInnen, da die ersten Minuten aufgrund einer Beschädigung der Kasette leicht verzerrt sind – der Rest des Beitrags ist allerdings gut hörbar.
- Download: via Mediafire (mp3; 16,2 MB; 28:22)
Seite B: »Im Spiel versinken bis zum Rausch – Annäherungen an den Homo Ludens« – Das ziemlich spielerische Feature, das trotz seiner etwas naiven Herangehensweise auch Walter Benjamin zitiert, beschäftigt sich mit Idee und Kultur des Spiels. Es geht um den nutzlosen Charakter des Spiels, die Konstruktion regelgeleiteter Spielabläufe, Phantasie und Erfindung, sowie um Spaß und Glück. Zudem geht es um eine Untersuchung psychologischer Abläufe im Spiel und das Verhältnis des Spiels zu Kunst, Literatur, Arbeit, Religion, Kult/Kultur, Philosophie, Mythos, Rätsel, Spielsucht und Flow etc. …
- Download: via Mediafire (mp3; 11,9 MB; 20:45)
Wir sind im Übrigen sehr dankbar, wenn jemand Hinweise auf besser hörbare Versionen der in der Reihe Lost Tapes dokumentierten Beiträge hat oder diese zur Verfügung stellen kann.
Der Fetischismus
Im Oktober 2011 hat sich die u.a. von TOP Berlin und der RLS veranstaltete vierte Marx-Herbstschule dem Begriff und der Sache des Fetischismus in der Kritik der politischen Ökonomie angenommen. Die überwiegend recht kurzen Referate mehr oder weniger namhafter Marx-Experten wurden aufgezeichnet und können hier nachbearbeitet bezogen werden. Ich beschränke mich in meinen Beschreibungen diesmal auf knappe Stichworte.
Michael Heinrich: Die Bedeutung und systematische Stellung der Fetischkritik im Marx’schen Werk (0:21 h)
Einführung und historische Kontextualisierung des Fetischbegriffs.
Rolf Hecker (Beiträge zur Marx-Engels-Forschung): Der Fetischbegriff in die Entstehungsgeschichte des Kapital (0:21 h)
Philologische Einführung in die Begriffsverwendung bei Marx im Verlauf der Entstehung der KdpÖ.
Hendrik Wallat (offenbar RRU): Der Fetischbegriff im Kontext der Marx’schen Theorie (0:18 h)
Ausführungen zum Zusammenhang von Fetischismus und Ideologie sowie zu den Grenzen des Fetischbegriffs mit Bezügen zu Antisemitismus und Sozialchauvinismus.
Kornelia Hafner (Marx-Gesellschaft): Zur Frage des Gebrauchswertfetischismus (0:26 h)
Bemerkungen zur Frage, warum der Begriff des Gebrauchswerts sich nicht als revolutionstheoretische Kategorie eignet. Siehe ihren Aufsatz in D. Behrens: Gesellschaft und Erkenntnis. Zur materialistischen Erkenntnis- und Ökonomiekritik, Freiburg, 1992
Diethard Behrens (Marx-Gesellschaft): Zur Problematik des Zusammenhangs von Kapitalfetisch, Technik- und Wissenschaftskritik (0:12 h)
Frieder Otto Wolf: Rezeptions- und Wirkungsgeschichte des Marx’schen Fetischbegriffs (0:38 h)
Kurzer Abriss über Rezeption und Weiterentwicklungen des Fetischbegriffs, u.a. bei Adorno, Benjamin, Althusser, Balibar.
Die Diskussionen sind nicht aufgezeichnet worden. Die Podiumsveranstaltung mit Hafner, Wallat und Behrens fand leider in einem akustisch ungeeigneten Saal statt. Daher sind die Aufzeichnungen trotz Nachbearbeitung von schlechter Audioqualität.
- Download via AAarchiv oder MF. Unbearbeitet bei Archive.org
KSR#2 erschienen
Das Bildungskollektiv hat zum Jahreswechsel eine zweite Broschüre zur Veranstaltungsreihe »Kunst, Spektakel und Revolution« herausgegeben, in der mehrere Autor_innen vertreten sind, die auch im Audioarchiv des öfteren zu hören sind. – Weitere Informationen hier.
Wir sind der Euro?
Bevor der Euro schließlich doch noch notgeschlachtet wird (oder sich vielmehr selbst erledigt), möchte ich hier auf einen Vortrag Gerhard Stapelfeldts vom 27. Mai 2011 hinweisen, der sich mit der politischen Ökonomie und Krise des Euro sowie mit dessen integrativer wie identitätsstiftender Funktion befasst. Er liegt als Audio- und als Video-Mitschnitt vor.
- Download/Audio: via AArchiv (1:31 h, 31 MB)
Video/Audio: via Archive.org (ogg vorbis/ogg video/mpeg/mp3/flac/wav), Stream via Youtube
Witjastiefe 3 im Netz
Witjastiefe 3 ist die größte anzunehmende Radiotiefe: ein zweistündiges monatliches Magazin und überregionales Radioprojekt.[via]
Schon seit einiger Zeit ist Witjastiefe 3 als ein gemeinsames Radioprojekt von FSK und Radio Corax auf Sendung. Es geht in der Sendung darum, sich mit politischen Entwicklungen auseinanderzusetzen, ohne dabei selbst in den tagespolitischen Jargon zu verfallen, sondern theoretische Reflexion zu wagen – in den Worten der Sendungsmacher_innen: »›Dass es weitergeht, ist die Katastrophe‹: Realpolitische Erwägungen im Interview, Reflexion der apokalytischen Stimmungslage der Republik und Interventionen an den soziokulturellen Kampfobjekten.« (via) Die bisher schon gesendeten Ausgaben der Witjastiefe sind nun online: witjastiefe3.blogsport.de – zu finden sind unter anderem Sendungen über die völkische Wende in Ungarn, Antiziganistische Realitäten, den Wunsch nach einer heilen Welt und einige mehr.
Die Witjas-Sende-Termine (jeder erste Donnerstag im Monat) findet ihr hier, zu empfangen ist die Sendung auf UKW im Raum Hamburg auf 93.0 MHz und 101.4 bzw.105.7Mhz und im Raum Halle-Leipzig auf 95,9 Mhz. Per Internet-Live-Stream ist Witjastiefe 3 über Corax oder FSK zu hören.
Nachdem das Audioarchiv in einen kurzen Jahreswechselschlummer gefallen ist, geht’s hier auch in Kürze wieder weiter.
Zur Beschreibung der Witjastiefe 3: Weiterlesen