Archiv der Kategorie: Besonders hörenswert

Beiträge, die unserer Einschätzung nach besonders interessant sind.

»I was not a member of any Communist Party«

Bertolt Brecht vor dem Ausschuss für un-amerikanische Tätigkeit

Ein historisches Dokument, vorgestellt von Eric Bentley

[English description further down.] Nicht nur die Geschwister Eisler, auch Bertolt Brecht musste im Oktober 1947 vor dem »Ausschuss für unamerikanische Tätigkeit« (House Committee on Un-American Activities) Rede und Antwort stehen, der im Zuge der ersten Welle der Kommunistenhatz nach dem zweiten Weltkrieg in den USA erneut Wichtigkeit erlangte und eher einem propagandistischen Zweck diente, jedoch einige Prozesse gegen Exil-Kommunisten nach sich zog. Im Folgenden ist die Aufnahme des Verhörs von Bertolt Brecht dokumentiert. Die HörerInnen erhalten dabei einerseits einen Eindruck von Brechts schlechtem, aber selbstbewusst vorgetragenem Englisch, für das er im amerikanischen Exil bald bekannt geworden war – zum anderen von der List, mit der Brecht die Fragen der Ausschuss-Mitglieder erwiderte. Interessant und absurd wird das Verhör vor allem an der Stelle, bei der sich Brecht mit den Vorgesetzten des Komittees darüber streitet, wie das Lehrstück »Die Maßnahme« zu interpretieren sei. Die Aufnahmen werden von Eric Bentley eingeleitet und kommentiert. Ein wichtiges und interessantes Dokument der Geschichte des Kommunismus und Antikommunismus sowie der Nachkriegsgeschichte.

Bertolt Brecht at the ‚House Committee on Un-American Activites‘A historical document, presented by Eric Bentley: Like Gerhart and Hanns Eisler, also Bertolt Brecht had to answer the questions of the Members of the House Committee on Un-American Activities (HCUA), that was built to opress communist tendencies, which apparently infiltred the american society. After the Second World War and in aftermath of the first big wave of pursuit against communists, the HCUA get propagandistic importance and prepared some legal proceedings against communist expatriates. Hereafter we offer the recording of the interrogation of Bertolt Brecht in octobre 1947. The listeners get an impression of Bertolt Brechts bad, but self-confident spoken English (the exile-friends of Brecht laugh about and learned to like that pronunciation) and also of the trick of Brecht’s answers. The most interesting and surely absurd part of the questioning begins, when Brecht and the questioners quarrel about the interpretation of Brecht’s play »Die Maßnahme« (The Decision). The original recordings are introduced and commented by Eric Bentley. An important and interesting document of communist and anti-communist history.

    Download (via Mediafire): Seite A (mp3; 28,5 MB; 31:06 min) | Seite B (mp3; 27,9 MB; 30:30 min)

Kurzer Text über Brechts Verhör: Weiterlesen

Wo die Liebe zu den Ge­set­zen im Staa­te ruht

Über den Zu­sam­men­hang von Weib­lich­keit und Na­ti­on

Im Rückgang an die Anfänge der bürgerlichen Gesellschaft untersucht Karina Korecky in diesem Vortrag Wesen und Entstehung des Geschlechterverhältnisses und der Geschlechtscharaktere. Diese erweisen sich dabei als irrationale Zuschreibungen, die anders als andere Vorstellungen des Aufklärungsdenken – z. B. die Notwendigkeit des Staates – nicht einmal versuchsweise logisch begründet oder rational bestimmt worden sind. Weiblichkeit bzw. die Unterordnung und Unmündigkeit von Frauen bleiben im Medium der Philosophie ebenso unbegründet wie unbegründbar und können daher als »gefühlte Gewissheit« nur Thema von Kunst oder Poesie, nicht aber eines analytischen Denkens sein. Darin ist Weiblichkeit der ebenfalls nur mythisch »bestimmbaren« Nation ähnlich. Wie beide auch innerlich zusammenhängen, zeigt der Vortrag.

Das Referat wurde auf dem wertabspalungskritischen Sommerworkshop (EXIT!) am 23.08.2011 aufgezeichnet.

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Who killed Bambi – Peter Singer und der Antispeziesismus

Seit Jahren ist Jan Gerber mit demselben Vortrag unter selbem Titel unterwegs (siehe auch hier), da bringen die NeocommunistInnen mit einem Vortrag in Frankfurt mal frischen Wind in die Debatte zur Kritik des Antispeziesismus: Peter Bierl formuliert in diesem äußerst hörenswerten Vortrag, der anlässlich der Verleihung eines Tierrechts-Preises an Peter Singer durch die Giordano-Bruno-Stiftung in Frankfurt organisiert wurde, eine Kritik an der Ideologie der Tierrechte. Dazu gibt er zunächst einen Überblick über die Geschichte der eugenischen Ideologie (u.a. Darwin und Nietzsche bekommen dabei ihr Fett weg) und zeigt dann, immer mit Verweis auf Peter Singer, wie das Konzept der Tierrechte mit Vorstellungen von Rassenhygiene verbunden ist. Es gelingt ihm dabei zu zeigen, wie sozialdarwinistische und eugenische Idiologeme nicht nur in großen Teilen der Gesellschaft (u.a. Thilo Sarrazin), sondern auch in Teilen der Linken verbreitet sind (gegen Ende kritisiert er u.a. auch den Zusammenhang um Susann Witt-Stahl und die Tierrechtsgruppe Nord). Als gemeinsame ideologische Klammer zeigt Bierl dabei den evolutionären Humanismus auf. Quintessenz des Vortrag ist für mich zum einen, dass, wer einen Begriff der Menschheit als Gattung aufgibt, welcher sich nicht in der empirischen (etwa biologischen) Existenz von Menschen erschöpft und als Gattungs-Sein immer ein Sollen (im besten Sinne: die Verwirklichung des Communismus) impliziert, notwendig bei einer Selektion in lebenswertes und lebensunwertes Leben ankommt. Wer zum anderen im Sinne des Utilitarismus „erwartbares Glück“ ökonomisch zusammenrechnet und damit die gesellschaftlichen Ursachen für Leid (das als negativer Maßstab aufgegeben wird) außer Acht lässt, kann dann zielsicher bei der Tötung von Einzelnen landen. Der Vortragsmitschnitt enthält leider ein permanentes, störendes Klappern am Mikrofon.

Download: via freakshare (mp3; 102,7 MB; 1:52:09 h) | via AArchiv: Vortrag (mp3; 47,8 MB; 1:23:34 h) und Diskussion (mp3; 16,5 MB; 28:50 min)

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Existentialism Revisited

Die Beschäftigung mit Camus, Sartre, Heidegger oder de Beauvoir wirft ein neues Licht auf die theoretischen Fragen, die uns bis heute nicht loslassen, weil wir im Wesentlichen nicht über sie hinaus sind. Von den gewissermaßen ewigen philosophischen Fragen abgesehen, handelt es sich um ganz konkrete Probleme kritischer Theorie“ – so lautet der Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung mit dem Existentialismus, die in Form einer Veranstaltungsreihe (Flyer als PDF) zur Zeit in der translib im Institut für vergleichende Irrelevanz in Frankfurt geführt wird. Drei der bisher gehaltenen Vorträge stellen wir hier zur Verfügung:

1. Andrea Trumann – Vortrag über Simone de Beauvoir

Nach einem kurzen Input-Referat der Veranstalter_innen über den kritischen Bezug Simone de Beauvoirs auf das Werk Jean-Paul Sartres, referiert Andrea Trumann (u.a. Autorin des theorie.org-Buches „Feministische Theorie. Frauenbewegung und weibliche Subjektbildung im Spätkapitalismus„) zunächst über ihre persönliche Rezeptionsgeschichte de Beauvoirs, um anschließend im Hauptteil des Vortrags einen kritischen Überblick über de Beauvoirs Vorstellung von Emanzipation zu geben. Hauptkritikpunkt ist dabei, dass de Beauvoir eine männlich-naturbeherrschende Form von Subjektivität auch für Frauen für erstrebenswert hält und damit kaum über kapitalistische Verhältnisse hinausstrebt.

    Download (via AArchiv): Vortrag (mp3; 56 min, 45 sec; 19,5 MB), Diskussion (mp3; 1h, 30 min; 31 MB)

2. Paul Stephan – Sartre und der Marxismus

Paul Stephan (Irrelevanzcluster für vergleichende Exzellenz, Translib) gibt hier eine sehr gelungene und hörenswerte Einführung in das Denken Jean-Paul Sartres und zeigt insbesondere anhand der Begriffe Situation und Freiheit, wie sich Sartre auf den Marxismus und ein revolutionäres Projekt bezieht. Der Vortrag ist unter Anderem deswegen sehr sympathisch, da er die Aktualität der Sartreschen Kategorien anhand aktueller Beispiele demonstriert; etwa an den jüngsten Unruhen im arabischen Raum oder der Illusion autonomer Subjektivität im flexiblen Kapitalismus.

    Download (via AArchiv): Vortrag (mp3; 35 min 48 sec; 12,3 MB), Diskussion (mp3; 19 min, 26 sec; 6,7 MB)

3. Christoph Zwi – Existentialismus und Marxismus

Christoph Zwi (Biene Baumeister Zwi Negator) skizziert zunächst die historische Situation, in der sowohl die Situationisten als auch Georg Lukács, auf je unterschiedliche Weise eine an Marx und Hegel orientierte kritische Theorie zu entwickeln beginnen, um dann sehr ausführlich und mit vielen Verweisen darzustellen, wie beide eine Kritik am Existentialismus, insbesondere an Heidegger, formulieren. Zwi legt dabei einen besonderen Augenmerk darauf, dass sowohl Heidegger, als auch Lukács und die Situationisten auf sehr unterschiedliche Weise den Versuch angehen, eine Ontologie zu entwerfen.

    Download (via AArchiv): Teil 1 (mp3; 59 min, 58 sec; 20,6 MB), Teil 2 (mp3; 55 min, 54 sec; 19,2 MB), Diskussion (mp3; 17 min, 37 sec; 6 MB)

Es sei auf die weiterhin folgenden und sehr spannenden Vorträge im Rahmen der Reihe hingewiesen, die wir nach Beendigung der Reihe ebenfalls dokumentieren werden:

  • Do 14.4.2011, 19h im IVI-Saal: Vortrag “Der dritte Mann oder Albert Camus” (Andreas Trottnow).
  • Fr 6.5.2011, 19h im IVI-Saal: Vortrag “Sartres Aufhebung des Existenzialismus” (Fabian Schmidt).
  • Fr 13.5.2011, 19h im IVI-Saal: Vortrag “Simone de Beauvoir heute” (Roswitha Scholz).

Ankündigungstext der Reihe: Weiterlesen

Von der Revolution der Geschlechterordnung zum Mütterchen Russland

Einen sehr interessanten Vortrag über die Geschlechterverhältnisse vor und während der russischen Revolution hielt Bini Adamczak im Rahmen der Leipziger Veranstaltungsreihe zur linken Kritik am Stalinismus (weitere Mitschnitte siehe hier). Da es, wie gleich am Anfang gesagt wird, um den stalinistischen Rollback nur am Rande geht, ist die Überschrift nicht ganz treffend.

Download
Vortrag + Diskussion (nachbearbeitet): via AArchiv | via MF (1:48 h, 37 MB)
Vortrag via FRN (1 h, 55 MB)
Vortrag + Diskussion als Stream via Public IP

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Candide oder Hoffen lernen nach Voltaire

Wenige Jahre nachdem der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz seine grundsätzliche Überlegung publiziert hatte, dass diese Welt trotz all ihrer Übel die beste aller möglichen Welten sei, wurde Lissabon 1755 von einem verheerenden Erdbeben zerstört, bei dem es zu 100.000 Toten kam. Dieses Ereignis verarbeitete der französische Aufklärer Voltaire in einer seiner bekanntesten Erzählungen „Candide oder der Optimismus„. Der optimistische Protagonist Candide wird in dieser Geschichte mit den grausamsten Übeln der Welt konfrontiert – und kann trotzdem nicht aufhören zu hoffen. Es handelt sich bei dieser Erzählung um einen satirischen Schlag gegen Leibniz und den metaphysischen Optimismus – in ihrer beißenden Ironie ist es eine Klage gegen vermeidbares Leiden und eine Polemik gegen die unkritische Genügsamkeit der Philosophen, denen, egal unter welchen Umständen, immer nur einfallen will, alles auf einen zureichenden Grund zurückzuführen. 1982 hat die Berliner Schaubühne eine grandiose Hörspielbearbeitung von Candide produziert – auf witzigste Art und Weise werden hier aktuelle weltpolitische Ereignisse in die Handlung integriert und haufenweise Zitate und Verweise versteckt: von griechischen Sagenfiguren, über romantische Motive, bis zu Karl Marx und dem Existentialismus.

Aergernis hat vor einiger Zeit einen Auszug des Hörspiels gepostet, in dem Candide bei Utopia strandet:

Das ganze Hörspiel gibt es hier:

Download: via RS [36.9 MB, 1.20 h]

Zum Abstraktionstabu im Feminismus

(Update: Der Titel, der übrigens nicht dem unspezifischen auf FRN folgt, wurde korrigiert und die fehlerhafte mp3-Fassung durch eine ersetzt, in der tatsächlich auch etwas zu hören ist…)

Frauen, das Viele, die Differenzen, Intersektionalität und das »vergessene« warenproduzierende Patriarchat

Ausgehend von einem theoriegeschichtlichen Abriss, formuliert Roswitha Scholz, Redakteurin bei EXIT! Krise und Kritik der Warengesellschaft, eine Kritik am im (Post-)Feminismus vorherrschenden dekonstruktivistischen Ansatz: Mit der postmodernen Ablehnung großtheoretischer Entwürfe und der Selbstbeschränkung auf deskriptive und auf einer Mesoebene verbleibende Untersuchungen von Geschlechterdisparitäten zeigt sich die gegenwärtige feministische Theorie weitgehend außerstande, asymmetrische Geschlechterverhältnisse auf ein gesellschaftliches Basisprinzip kritisch zu beziehen und bestätigt auf diese Weise gewissermaßen noch die sexistische Vorstellung, dass Frauen zu höheren Abstraktions-/Verstandesleistungen gar nicht in der Lage seien. Sie stellt diesem »Abstraktiontabu« ihre Wert-Abspaltungstheorie gegenüber und fordert, »Adornos Negative Dialektik feministisch zu reformulieren«.

Der Vortrag wurde am 03.12.2010 auf den Kritischen Tagen zum herrschenden Geschlechterverhältnis in Hannover aufgezeichnet und freundlicherweise von Coloradio Dresden via FRN zur Verfügung gestellt.

In der gerade erschienen EXIT! 7 findet sich der Text »Ohne meinen Alltours sag ich nichts. Postmodern(-männliche) Identität zwischen Differenzierungswahn und vulgärmarxistischer Theorie-Versicherung«, in dem sich Roswitha Scholz mit einigen Kritiken an ihrem Ansatz auseinandersetzt.

Download

  • OGG via FRN (43 MB) oder
  • MP3 via AArchiv (22 MB)
  • MP3 via MF (22 MB)

(0:55 h)

    Update: Das Wiener Theoriebüro stellt eine Aufzeichnung vom 20.1.2011 zur Verfügung, in der auch der Diskussionsteil enthalten ist.
    Download via AArchiv (1:18 h, 52 MB) | via Theoriebüro

Ankündigungstext: Weiterlesen

Zur Aktualität des Kommunismus

In Anlehnung an den Themenschwerpunkt der vorletzten Ausgabe der Phase 2 hat sich Inkasso Hasso mit mehreren mehr oder weniger bekannten TextproduzentInnen über Möglichkeit und Schwierigkeit des Kommunismus unterhalten. In dem 38-minütigen Feature kommen zu Wort: Joachim Bruhn, Lars Quadfasel, Roger Behrens, Bini Adamczak, Hannes Gießler, Renate Hürtgen und ein Mitglied der Gruppe TOP Berlin. Ein Schwerpunkt des Features liegt auf der Auseinandersetzung mit demjenigen Teil der kommunistischen Geschichte, der in einer Brutalisierung der Herrschaft des Menschen über den Menschen endete.

Download (via frn) [52,4 MB; 38 min 8 sec; mp3; 192 kbps; stereo]

Zur deutschen Ideologie. Entstehung der deutschen Identität bis 1918.

Der Arbeits- und Aktionskreis kritischer Studierender Kiel dokumentiert viele seiner früheren Veranstaltungen. Unter den hochwertigen Mitschnitten befindet sich auch dieser Leckerbissen von Gerhard Stapelfeldt zur Entstehung der deutschen Identität. Stapelfeldt gibt einen fundierten Abriss deutscher Ideologiegeschichte vom nationalen Liberalismus und der Gegenaufklärung des 19. Jahrhunderts (besonders Savigny, Fichte und List) bis zu den Autarkisten um 1914/18 und zum Nationalsozialismus.

Download: Nachbearbeitet (28 MB, 1:22 h)

Die Originaldatei ist leiser und 75 MB groß.

Theodor W. Adorno – Kultur und Verwaltung. Vorträge und Gespräche

Im Folgenden eine Zusammenstellung von Rundfunkvorträgen und Gesprächen von und mit Adorno (Dank an Luis für das Fundstück):

1. Kultur und Verwaltung

Sendung: 26.07./02.08.1959, SWF
Aufnahmeort: Baden-Baden, Kunsthalle
Aufnahmeleitung: Biallowancz; Kranz
Laufzeit: 54:25

Wer Kultur sagt, sagt auch Verwaltung. Kultur ist gemäß deutscher Begrifflichkeit der Verwaltung erst einmal entgegengesetzt. Sie soll das Höhere und Reine sein, das, was nicht angetastet und zurechtgestutzt wird. Die Kultur ist damit der nackten Notdurft des Überlebens enthoben. Was jedoch unter die nützlichen Güter eingereiht wird, ging schon immer über die biologischen Notwendigkeiten des Überlebens hinaus. Die Reproduktion der Arbeitskraft ist keine statische Naturkategorie, sondern folgt dem jeweils historisch erreichten Standard. Umgekehrt ist das Nützliche nicht unmittelbares, da nicht aus Gründen der Nützlichkeit, sondern um des Profits willen produziert wird. Kultur soll daher als bewusst unnütz von Planungsmethoden der materiellen Produktion unterschieden sein, damit auf der anderen Seite das angeblich Nützliche an Profil gewinnt. Kultur erhält allen Institutionen gegenüber ein kritisches Moment: Indem überhaupt etwas gedeiht, was nicht zu verwerten ist, zeigt Kultur die Fragwürdigkeit der herrschenden Praxis auf. Durch ihr Unpraktischsein hat die Kunst einen polemischen Zug und wird erst wenn der Kulturbegriff seine mögliche Beziehung zur Praxis einbüßt, ein Moment des Betriebs. Das Polemische und Unnütze wird dann zum Nichtigen oder zum schlechten Nützlichen, nämlich zu den Produkten der Kulturindustrie. Man lässt Kultur in einer Art Zigeunerwagen herumfahren, doch dieser Zigeunerwagen bewegt sich in einer monströsen Halle. Es gibt keine Schlupfwinkel mehr. Keine Armut in Würde, nicht einmal mehr die Möglichkeit des Überwinterns für den, der aus der Verwaltung herausfällt. Spontaneität schwindet, weil die Planung des Ganzen der einzelnen Regung vorgeordnet ist. Kritik wird ausgehöhlt, weil der kritische Geist den reibungslosen kulturellen Ablauf stört. Stattdessen reift parallel zur östlichen Spruchbanddenkerei eine westliche UNESCO-Philosophie heran. Willfährige Intellektuelle, die lebensbejahend den kritischen Geisten verdächtigen, finden sich genug. Der für die Verwaltung typische Jargon ist nicht die Verwaltungssprache des alten Stils, in der noch eine relative Trennung zwischen Verwaltung und Kultur vorlag. Die Verwaltung plustert sich mit Sprachbestandteilen aller gesellschaftlichen Bereiche auf, als wäre jeder Beamte sein eigener Radiosprecher. Nimmt man den Begriff der Kultur als die Entbarbarisierung der Menschen, der sie dem Zustand bloßer Natur enthebt. so ist Kultur misslungen. Kultur ist längst in sich selber fragwürdig zum geronnenen Inhalt des Bildungsprivilegs geworden, der sich als verwalteter Anhang in den Produktionsprozess eingliedert.

Download (via MF)

2. Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft?

Sendung: 22.09.1969, SDR
Regie: Heinz Nesselrath
Laufzeit: 57:43

Es geht bei der Unterscheidung dieser beiden Begriffe nicht um eine abstrakte Unterscheidung, sondern um die Frage, ob Marx veraltet ist. Prognosen der Klassentheorie über Verelendung sind nicht so drastisch eingetreten wie erwartet. Der Kapitalismus entdeckte durch die Steigerung der Technik in sich selbst Hilfsquellen, die den Zusammenbruch aufschieben. Im Gegensatz zu der heute mit Hilfe statistischer Erhebungen an Einzelpersonen ermittelten Klassenzugehörigkeit, beruhte die Marxsche Klassentheorie auf der Stellung von Unternehmungen und Arbeitern im Prozess der Produktion und auf der Verfügung über die Produktionsmittel. Eine dialektische Theorie der Gesellschaft befasst sich daher mit den Strukturgesetzen, welche die Fakten bedingen, sich in ihnen offenbaren und gleichzeitig von ihnen verändert werden. Struktur wird hier nicht als Systematisierung verstanden, sondern als das den Daten vorgeordnete System der Gesellschaft. Eine solche Theorie darf sich nicht den Fakten entziehen oder sie zurechtbiegen. Denn eine Dialektik, die es nicht auf Bewegung abgesehen hat, sondern glaubt, invariante Gesetze feststellen zu sollen, ist ein Widerspruch in sich selbst. So geht es bei der Gegenüberstellung von Spätkapitalismus und Industriegesellschaft nicht darum, zwischen diesen beiden Formen zu wählen, vielmehr drückt dieses Verhältnis den Widerspruch aus, der die gegenwärtige Phase kennzeichnet und den die Soziologie artikulieren sollte. Die Irrationalität der gegenwärtigen Gesellschaftsstruktur verhindert ihre rationale Entfaltung in der Theorie. Herrschaft wird über Menschen durch den ökonomischen Prozess hindurch ausgeübt. Unfreiheit und Abhängigkeit von einer der Kontrolle entlaufenen Apparatur breitet sich universal über die Menschen aus. Die gegenwärtige Gesellschaft ist nach dem Stand ihrer produktiven Kräfte durchaus Industriegesellschaft, in ihren Produktionsverhältnissen jedoch Kapitalismus. Die Menschen sind demnach immer noch das, was sie zur Zeit von Marx waren: Anhängsel der Maschinerie. Produziert wird heute wie früher um des Profits willen, allerdings sind die Bedürfnisse inzwischen zu Funktionen des Produktionsapparats geworden und nicht umgekehrt. Die Bedürfnisse werden nicht nur indirekt über den Tauschwert befriedigt, sondern überhaupt erst planmäßig und auf Kosten objektiver Bedürfnisse, wie etwa dem nach Bildung und Information, hervorgebracht. Im Bereich des nicht zur nackten Lebenserhaltung Notwendigen werden die Tauschwerte als solche abgelöst genossen. Sie sind das, was man gemeinhin Statussymbol oder Prestige nennt. Doch nicht die Technik ist das Verhängnis, sondern ihr Verfilzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen. Der Begriff Industriegesellschaft tut hingegen so, als folge das Wesen der Gesellschaft aus dem Stand der Produktivkräfte, unabhängig von deren gesellschaftlichen Bedingungen. Die Verselbstständigung des gesellschaftlichen Systems gegenüber allen, auch den Verfügenden, hat dabei einen Grenzwert erreicht. Sie ist zu jener Fatalität geworden, die in einer allgegenwärtigen, frei flutenden Angst ihren Ausdruck findet.

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3. Zum 80. Geburtstag von Ernst Bloch

Sendung: 13.06.1965, SWF
Regie: Horst Krüger
Laufzeit: 41:24

Bis zum Erscheinen des „Prinzip Hoffnung“ war „Der Geist der Utopie“ Ernst Blochs chef d’oeuvre. Schon hier wird die Unterscheidung des Helden als dem Blutenden und dem Vollendeten zwischen expressionistischer und klassizistischer Haltung differenziert, ein Ansatz den Bloch sein gesamtes Leben lang verfolgte. Aber schon das Buch selbst sah aus, als sei es von Nostradamus geschrieben. Auch der Name Bloch hatte eine ähnliche Aura: Dunkel wie ein Tor und gedämpft dröhnend wie ein Posaunenstoß. Man konnte meinen, hier sie die Philosophie dem Fluch des Offiziellen entkommen. Eine Philosophie, die sich nicht vor der avancierten Literatur zu schämen hatte, die nicht zur abscheulichen Resignation der Methode abgerichtet war. Sollte gemäß Platon die Philosophie aus dem Staunen, wörtlich dem Sich-Wundern, entspringen, so erhob Blochs Werk Einspruch gegen den zur Selbstverständlichkeit gefrorenen Widersinn, dass Philosophie wichtigtuerisch um das betrügt, was ihre eigentliche Aufgabe ist. Blochs Philosophie begann nicht nur mit dem Staunen, sondern mündete ins Erstaunliche. Das Spezifische der Philosophie Blochs war schon hier als Gestus angelegt: Die Perspektive des messianischen Endes der Geschichte, des Durchbruchs zur Transzendenz, um das sich seine gesamte Philosophie ordnet. Mit dem Begriff der unkonstruierbaren Frage hatte Bloch einen Zweifel gegen die Annahme formuliert, Denken könne von sich aus seinen Namen nennen. Um die Philosophie Blochs genauer fassen zu können, mag ein Vergleich mit Georg Simmel helfen. In Simmels Buch „Philosophische Kultur“ gibt es einen Aufsatz mit dem Titel „Der Henkel“, in Blochs „Geist der Utopie“ handeln mehrere Seiten von einem alten Krug, jedoch einem Krug ohne Henkel, einem, der nicht so unmöglich mit der Gebrauchswelt kommuniziert wie das von Simmel ausgewählte Objekt. Ästhetik wird bei Simmel zum Ästhetisieren. Anstelle unnachgiebiger philosophischer Kraft, die zur Nachgiebigkeit den Objekten gegenüber fähig ist, tritt bei Simmel Bildung. Seine Philosophie bedient sich, wie Brecht sagte, des Silbergriffes, betrachtet nur das ästhetisch Wohlfeile und kapituliert vor dem Kunstgewerbe. Der Text Blochs unterscheidet sich schon auf den ersten Blick durch das Tempo. Kein Gedanke wird exponiert oder in besinnlichen Ausführungen abgewandelt. Es wird wie im Film mit bewegter Kamera gedacht. Schön sind bei Bloch nicht länger die Maßverhältnisse des Kruges, sondern was sich an Werden und Geschichte in ihnen aufgespeichert hat. Das Tempo Blochs ist auch Ungeduld mit der Kultur, die das Noch-nicht-Gewesene verstellt. Die Simmelsche Wald-und-Wiesen-Metaphysik ist bei Bloch verbrannt. Mensch und Krug gleichen sich nicht länger in ihrer dünnen Doppelzugehörigkeit zur Welt ästhetischer Autonomie und praktischer Zweckmäßigkeit. Der Krug Blochs bin ich selber, wörtlich und unmittelbar, dumpfes Muster dessen, was ich werden könnte und nicht sein darf.

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4. Öffentlichkeit – was ist das eigentlich?

Theodor W. Adorno und Arnold Gehlen im Gespräch
Sendung; 18.03.1964
Regie: Horst Krüger
Laufzeit: 56:55

Öffentlicheit als Kategorie und bestimmende Form des Bewusstseins ist aus einer Polemik entstanden, die John Locke im Gegensatz zur geheimen Kabinettspolitik formulierte. Es sollte öffentlich werden was von allgemeinem Interesse ist. Öffentlichkeit ist damit die Beschreibung einer zu erfüllenden Funktion. Der Begriff hat sich inzwischen verselbstständigt und ist zu einer eigenen Macht geworden, einer Sphäre, in das, was zwischen Menschen stattfindet, verdinglicht wird. Der Begriff der Öffentlichkeit geht dabei an Institutionen wie die Medien über, so dass nur das als Öffentlichkeit wahrgenommen wird, was in ihnen erscheint. Gesellschaftliche Fragen werden in den Medien generell privatisiert, etwa bei Wahlen mit der Frage: Wer ist der beste Mann? Das Öffentliche wird hinter dem Schleier des Privaten präsentiert. Das hingegen, was Schutz verdiente, die Privatsphäre der einzelnen Menschen, wird ununterbrochen in die Öffentlichkeit gezerrt. Intimsphäre ist damit das, worüber alle reden. In einer Gesellschaft konkurrierender Wirtschafts- und Klasseninteressen, besteht ein Interesse an Geheimhaltung. Doch in der Geheimhaltung liegt auch ein Moment der Negativität, es ist das Tuscheln der Schamanen, die es besser wissen. Wenn in der Welt, in der wir leben, die einzelnen Gruppen zu Geheimnis und Intrige gezwungen sind, so hat die Öffentlichkeit zumindest das Recht, eine gewisse Kontrolle auszuüben. Die Presse als Medium der Öffentlichkeit hat selbst den Charakter einer öffentlichen Einrichtung. Gleichzeitig erklärt sie ihre eigenen Interessen für die der Öffentlichkeit. Die Medien haben eine privilegierte Stellung. Sobald man in den Raum der Öffentlichkeit eintritt, entsteht eine Potenzierung der Lebenswirklichkeit. Auf der anderen Seite hat das öffentliche Ansehen ein Moment des Scheinhaften. Eine öffentliche Figur zu sein, hat immer auch etwas vom Schauspieler der öffentlichen Rolle. Neben dem Realisierungseffekt gibt es auch einen Vernichtungseffekt. Ein Politiker, der auf dem Fernsehschirm versagt, ist für die Politik unbrauchbar. Was man früher Revolution nannte, sind heute nur noch Verwaltungsakte, die inszeniert werden. Diese Kategorien der Kritik, mit denen das Scheinhafte des Öffentlichen bezeichnet wird, dürfen jedoch nicht den Menschen selbst zugeschrieben werden, Die Öffentlichkeit ist eine noch nicht verwirklichte. Sie ist eine Ideologie, jedoch eine Ideologie, die die Möglichkeit hat, ihre eigenen Verhältnisse zu durchstoßen.

Download (via MF)

5. Ist die Soziologie eine Wissenschaft vom Menschen?

Theodor W. Adorno und Arnold Gehlen im Gespräch
Sendung; 28.03.1966, SWF
Laufzeit: 50:07

Die Soziologie ist im Wesentlichen eine Wissenschaft, die sich auf kulturelle Momente bezieht und sich nicht auf anthropologische Prinzipien reduzieren lässt, da es vor dem Menschen keine Kultur gab. Die wichtige Frage der Soziologie ist die, ob krisenhafte Momente der Gesellschaft auf den Menschen selbst zurückzuführen sind oder auf Verhältnisse, die zwar vom Menschen geschaffen wurden, sich aber verselbstständigt haben. Der Fortschritt vollzieht sich heute von selbst. Materielle Lebensgüter und geistige Lebensreize werden immer mehr Menschen zugängig. Hauptsächlich ist es jedoch eine Fortschritt innerhalb der Naturbeherrschung. Die Menschheit ist durch ihn nicht mündig geworden. Das universale Tauschprinzip scheidet die spezifischen Eigenarten der zu tauschenden Güter ab, ebenso die spezifischen Arbeitsformen der Produzierenden und die spezifischen Bedürfnisse derer, die sie empfangen. Gesellschaftliche Verhältnisse werden durch die Technik verdeckt. Der Kalte Krieg hat dazu geführt, dass die saubere Scheidung von Krieg und Frieden nicht mehr gilt. Das alles sind Erstmaligkeiten, für deren Beschreibung die Worte fehlen. Die Menschen sind heute in einem zuvor nicht gekannten Maß von den Institutionen abhängig. Die Institutionen stehen den Menschen als fremde und bedrohliche Macht gegenüber, als eine Fatalität, derer sie sich kaum erwehren können. Diese Fatalität entsteht aus der Tatsache, dass menschliche Verhältnisse und Beziehungen zwischen Menschen sich selbst undurchsichtig geworden sind. Institutionen sind bewahrend und verzehrend. Sie fordern Anpassungsprozesse, die zu einer Verkrüppelung des Menschen führen. Das Verhältnis vieler Menschen zur Technik wird dabei neurotisch. Der Defekt ist zur Norm geworden. Die Menschen bewegen sich viel zu genau in den ihnen vorgezeichneten Bahnen. Sie beziehen daraus eine gewisse Sicherheit im Bezug auf die Realität, entkommen jedoch nicht einer Realangst, die sich aus dem Wissen speist, dass es auch ohne sie geht. Solange man die Menschen entlastet und ihnen nicht die ganze Verantwortung und Selbstbestimmung zumutet, ist ihr Glück in dieser Welt ein Schein, der eines Tages platzen wird. Die Not, die den Menschen zu den entlastenden Institutionen treibt, wird ihnen genau von diesen Institutionen aufgebürdet. Man flüchtet sich zu genau der Macht, die einem das Unheil überhaupt erst antut. Es ist eine Identifikation mit dem Angreifer. Aus dieser Lage kann uns, wie Grabbe sagt, nichts als nur Verzweiflung noch retten.

Downlad (via MF)

6. Soziologische Erfahrungen an der modernen Kunst

Theodor W. Adorno und Arnold Gehlen im Gespräch
Sendung: 28.03.1966, SWF
Laufzeit: 50:07

Bisher war es so, dass die Kunstwerke für einen Liebhaber oder Käufer gedacht waren. Mittlerweile soll das Kollektiv mit der Kunst angesprochen werden. Gerade weil die Beziehung zwischen Kunst und Kollektiv gestört ist, versucht die Kunst diese Grenze zu überspringen. Happening ist zum Beispiel eine Inszenierung von Leben, die Vortäuschung, dass etwas passiert. Es ist ein Versuch, das, was an Leben ausgetrieben ist, das Moment der Unmittelbarkeit und Spontaneität, als Fiktion wieder herzustellen. Gerade weil die Oberfläche der Gesellschaft so dicht ist, dass sie das Wesen dieser Gesellschaft nicht mehr durchlässt, wird die gesellschaftliche Betrachtung auf die Kunst verwiesen. Die Kunst zeigt in einer Art von Chiffre viel von den verborgenen Elementen der Gesellschaft. Sie fällt dabei keine Urteile und braucht keine Begriffe, auch setzt sie keinen positiven Sinn. Sie hat aber insofern Sinn, als sie menschliche Erfahrung ausdrückt und einen Zustand der Gesellschaft widerspiegelt. Diese in der Kunst verkörperten Inhalte bedürfen jedoch der soziologischen und philosophischen Interpretation. Ein Kunstwerk, das sich jeder möglichen Kritik entzieht, gibt damit auch seinen Wahrheitsanspruch auf und ist damit kein Kunstwerk mehr. Dabei gibt es Kunstwerke, die in sich selbst an die Grenze des Schweigens gehen, die eigene Lädiertheit ausdrücken und in ihrer Isolation dennoch einen Ausdruck der gesellschaftlichen Verhältnisse zu Stande bringen. Eigentliches lässt sich jedoch nicht mehr sagen, so dass sich für jeden ernsthaften Künstler die Frage stellt, ob er nicht aufhören soll. Das Verhältnis der Kunst zur rationalisierten Welt war immer doppeldeutig. Auf der einen Seite hat die Kunst Protest gegen die Verdinglichung ausgesprochen, auf der anderen Seite war sie immer auch in den Prozess eingeordnet und hatte an ihm Teil. Das Verhältnis der Kunst zur Welt der Rationalität ist auch nicht hoffnungslos zufällig, da sie in sich technische Kriterien ausbildet und eigene Gesetzmäßigkeiten hat, an denen sie sich erkennen lässt. Zwar redet kein Mensch mehr von Perspektive oder Harmonielehre, dennoch gehen diese Elemente als erfahrene und negierte in das Kunstwerk ein. Im Widerstand der Kunst gegen die Ordnung der Welt liegt das, was menschenwürdig an ihr ist, denn sie drückt die Hoffnung aus, dass es nicht immer so bleiben muss.

Download (via MF)

Die zip-Packeges sind mit einem Passwort geschützt:

Schnabelfeld

Das Geschlecht des Situationismus

Transcending gender by abolishing the spectacle?

Eine Veranstaltung von Outside The Box, der Zeitschrift für feministische Gesellschaftskritik

Quergelesen hat Aufzeichnungen der Referate (leider ohne Diskussion) von Tagediebin, Zwi und Negator (allesamt vom AutorInnenkollektiv BBZN) gesendet. Das soll Euch natürlich nicht vorenthalten werden.

Flyer via Outside

Download der Sendung mit Musik via MF (57 MB, ~1 h)

Im Vorfeld gab es auch ein Radiointerview mit Zwi.

    Update:Jetzt liegen mir dank K auch Rohmitschnitte der Referate sowie der Diskussion vor, die ich hier direkt bearbeitet zur Verfügung stelle.

    Download via AArchiv: Vorträge (1 h, 20 MB), Diskussion (1:15 h, 26 MB)

Ankündigungstext: Weiterlesen

Robert Kurz zur Geschichte der Wertkritik

Zum historischen Bedingungszusammenhang der Wert- und Abspaltungskritik

Der im August 2010 gehaltene Vortrag thematisiert die Entstehung und den Anspruch der Wert-Abspaltungskritik. Robert Kurz (Redakteur bei »EXIT!«) geht es dabei nicht nur um theoriegeschichtliche Abläufe, sondern auch um die historische Selbstverortung von Theoriebildung (im allgemeinen) und um Kriterien für deren Kritik, u.a. erläutert an den Differenzen zur »neuen Marxlektüre«.

Veranstaltet und aufgezeichnet vom Wert-Abspaltungskritischen Lese- & Diskussionskreis Berlin in Zusammenarbeit mit dem Verein für kritische Gesellschaftswissenschaften e.V.

Download via AArchiv: Vortrag (1:37 h, 39 MB), Diskussion (1:11 h, 29 MB)

Alternativ-Download via RS: Vortrag, Diskussion

Ankündigungstext: Weiterlesen

Antisemitismus & Krise

*Update*: Der Beitrag wurde überarbeitet, die Links stimmen wieder.

*Update*: Leider sind die EAG-Links schon wieder tot; die MF-Links ebenso. Die Referate sind aber via AArchiv weiter verfügbar.

Die Emanzipative Antifaschistische Gruppe aus Berlin stellt die Audioaufzeichnungen der von ihr und der Gruppe Disparat organisierten Veranstaltungsreihe »Antisemitismus und Krise« zum Download bereit.

Die verlinkten nachbearbeiteten Dateien sind etwas lauter, z.T. von Störgeräuschen bereinigt und von derselben Größe wie die Originale.

1. Martin Dornis: Möglichkeit, Wirklichkeit und Permanenz der Krise – von der gewaltförmigen Vergleichung zum Massenwahn
Dornis‘ Vortrag ähnelt stark seinen übrigen Referaten aus der letzten Zeit. Ankündigungstext:

Der Kapitalismus trägt sowohl das Moment der Krise, als auch das der Ideologie, die sich in der Krise bis zum Massenmord zuspitzen kann, von Anbeginn in sich. Warum nicht der Kommunismus, sondern die nationalsozialistische mörderische Krisenlösung in der Logik der Warengesellschaft angelegt ist, soll begründet werden. Vor diesem Hintergrund soll im Vortrag über grundlegende Zusammenhänge von kapitalistischer Gesellschaft, politisch-ökonomischer Krisen, Staat und ideologischer Verarbeitung diskutiert werden.

Download: Referat (1:20 h, 18 MB, mp3) – Diskussion via EAG, via AArchiv (0:44 h, 10 MB, mp3)
Nachbearbeitet: Referat via AArchiv, via MF

2. Gerhard Stapelfeldt: Neoliberalismus und Antisemitismus  - Hörenswert
Sehr empfehlenswert!
Ankündigungstext:

Der Neoliberalismus tritt nicht antisemitisch auf; offen antisemitische Äußerungen wird man im Werk des Hauptes der neoliberalen Theorie, Friedrich August von Hayek (1899-1992), nicht finden. Aber der Antisemitismus ist kein Bewußtes, sondern ein Gesellschaftlich-Unbewußtes. Darum ist der Antisemitismus allererst nicht in Rücksicht auf das Judentum zu erklären, sondern als unbewußte gesellschaftliche Projektion. Diese freilich benötigt eine Projektionsfläche, die der unbewußten Übertragung Plausibilität verleiht: nicht jeder Mensch, nicht jede soziale Gruppe ist als eine solche Fläche geeignet. So ist der Antisemitismus gesellschaftlich unbewußt, zugleich keine pure Willkür: „Der Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“ (Adorno) Der Antisemitismus bedurfte der Juden, aber er vermag sich auch zu erhalten, ohne daß empirisch auf Juden verwiesen werden könnte. Umgekehrt ist der Antisemitismus auch ohne of-fen antisemitische Charaktere möglich. Der Neoliberalismus nun ist die Apologie des unbewußten Allgemeinen. Daraus folgt sein kategorischer Imperativ: Anpassung an die undurchschauten Mächte der Tradition; daraus folgt seine Negation und Diffamierung aller Gestalten gesellschaftlicher Utopien; daraus folgt seine Individualisierung gesellschaftlicher Verhältnisse. In dieser Konstellation von neoliberalen Basisdogmen besteht eine Wahlverwandtschaft zwischen dem neuen Liberalismus und dem Antisemitismus. Vor allem in Zeiten der Krise droht diese Nähe in einer manifesten Praxis zu erscheinen. Die Aufklärung dieses Zusammenhangs hat sich vor einem allzu umstandslosen Vergleich des Neoliberalismus mit dem Nationalsozialismus, vor einer Verhöhnung der Opfer des nationalsozialistischen Staatsterrors zu hüten. Sie hat aber ebenso die neoliberale Verdrängung des Terrors zurückzuweisen, die schon kurz nach 1945 im Dogma von der ‚Stunde Null’ einsetzte. Seit Freud ist bewußt, daß jede Verdrängung die „Wiederkehr des Verdrängten“ impliziert; die „Wiederkehr“ ist jedoch keine Wiederholung, sondern die Erscheinung des Verdrängten unter veränderten Verhältnissen.

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3. Ljiljana Radonic: Finanzkapital, USrael und Antisemitismuskeule – Eine Einführung in die Antisemitismustheorie
Ankündigungstext:

Pflegt man in der Wirtschaftskrise dem Finanzkapital die Schuld an der Misere zu geben, so ist die Trennung von „raffendem“ und „schaffenden“ Kapital nicht weit. Warum schon dieser Verfolgungswahn eine für den Antisemitismus charakteristische pathische Projektion ist, soll hier ebenso aufgezeigt werden, wie danach gefragt werden soll, warum verkürzte Kapitalismuskritik, Antizionismus und Antiamerikanismus zu einem „neuen Antisemitismus“ geführt haben, bei dem sich rechtsextreme, linke und islamistische Parolen plötzlich aufs Haar gleichen.

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4. Stephan Grigat: Der Iran – Analyse einer islamischen Diktatur und ihrer Bedrohung für Israel
Ankündigungstext:

Der Vortrag analysiert Geschichte und Gegenwart der iranischen Diktatur und setzt sich mit dem Verhältnis Europas, insbesondere Deutschlands und Österreichs, zum Iran auseinander. Betrachtet wird die innenpolitische Lage im Iran, der Terror der Teheraner Mullahs gegen die iranische Bevölkerung sowie das geheime Atomprogramm des Iran und die Vernichtungsdrohungen gegen Israel.

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5. Luise Schirmer: »Stalin hat uns das Herz gebrochen« – Antisemitismus in der DDR
Ankündigungstext:

Einem von rechter Seite stark besetzten Thema soll eine linke Perspektive entgegengesetzt werden, die einen differenzierten Blick auf die diversen Erscheinungsformen des Antisemitismus in der Politik der SED, aber auch in der DDR-Bevölkerung ermöglicht.

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6. Tanja Kinzel: Sexismus und Antisemitismus  - Hörenswert
Guter, historisch fundierter Überblick über die Entwicklung juden- und frauenfeindlicher Ideologeme in der bürgerlichen Gesellschaft. Ankündigungstext:

Sexismus, Rassismus und Antisemitismus sind konstitutiv mit der Durchsetzung der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft verbunden. Grundlagen dieser Einstellungen lassen sich historisch an der Entwicklung und Beantwortung der “Frauenfrage” und der “Judenfrage” nachvollziehen: In antisemitischen Stereotypen verschmelzen frauenfeindliche Sexualfantasien mit rassistischen Bildern. Im Vortrag geht es um die historischen Entwicklungen und Verschränkungen von Geschlechtsbildern und antisemitischen Vorstellungen – und die Frage, inwiefern diese Bilder heute noch aktuell sind.

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Der Aufstand in den Sinnscheißebergwerken

Der ganze Planet besteht aus Sinnscheiße. Warum muss man dann so tief in die Sinnscheiße-Bergwerke hinabsteigen, um unter entsetzlichen Qualen und unzähligen Opfern ein Material heraufzubefördern, das an der Oberfläche des Planeten in rauen Mengen herumliegt, wo man sich nur bücken müsste um es aufzuheben? Aber nur dadurch, dass wir die Sinnscheiße unter solchen entsetzlichen Qualen zu Tage fördern, erhält sie das wichtigste: Wert!

In dem Hörspiel „Aufstand in den Sinnbergwerken“ von Matthias Schamp wird auf amüsante Art und Weise, bereichert mit phantastischen musikalischen Zwischenspielen, die Sinnlosigkeit der kapitalistischen Arbeit geschildert. Und doch gibt es Aussicht: Den Hauptfiguren wird die Sinnlosigkeit der ganzen Schufterei bewusst und sie fangen an, sich anderen Dingen zu widmen. Damit bekommt die Geschichte aber leider einen idealistischen Charakter: Dadurch, dass sie sich der ganzen Scheiße einfach bewusst werden und mit Hilfe der Metaphysik, gelingt es ihnen die Sinnscheiß-Gesellschaft aufzulösen. Wenn der Feind nicht eine Rückenkratzbürste in die Hände bekommen hätte…

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