Anlässlich des Welthurentags am 02. Juni hat Radio-Corax ein thematisches Mittagsmagazin gesendet, in dem es um eine feministische Auseinandersetzung mit Sexarbeit ging. Interviewt wurden dabei Vertreterinnen der Vereine Madonna e.V. und Doña Carmen, die die Arbeit des jeweiligen Vereins vorgestellt und über die Auswirkungen des Prostituiertenschutzgesetzes gesprochen haben. Weiterhin wurde das Sexarbeitsfrühstück – ein Vernetzungstreffen in Leipzig – vorgestellt (weitere Infos hier). Im Interview war außerdem Theodora Becker, die einen analytischen, kritisch-theoretischen Blick auf Sexarbeit geworfen hat. Zwischendurch war immer wieder die Vertonung einer Kolumne von Christian Schmacht (Missy Magazine) zu hören, in der verschiedene AutorInnen über ihre Erfahrungen mit Sexarbeit berichten. Ihr könnt hier das ganze Mittagsmagazin nachhören – untenstehend findet ihr dann drei der Interviews, die Radio Corax separat veröffentlicht hat:
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Sexarbeit und Verdinglichung
Das Interview mit Theodora Becker beginnt mit der Geschichte des Internationalen Hurentags: Dem Huren-Streik am 02. Juni 1975 in Lyon, bei dem SexarbeiterInnen auch eine Kirche besetzten. Dann geht es um eine begriffliche Analyse der Sexarbeit und um verschiedene feministische Positionen zur Sexarbeit. Im Bezug auf ältere Beiträge von Theodora Becker ging es auch um die Fragen, inwiefern der Sexarbeit etwas Utopisches innewohnt, inwiefern sie Ausdruck patriarchaler Verhältnisse ist. Im Interview wird auch Bezug auf den Text genommen, den Theodora Becker in dem Sammelband „Grenzsteine – Beiträge zur Kritik der Gewalt“ veröffentlicht hat (zu diesem Sammelband siehe auch dieses Interview).
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Stopp dem Prostituiertenschutzgesetz!
Doña Carmen e.V. engagiert sich seit 1998 als Prostituiertenselbsthilfeorganisation für soziale und politische Anliegen von Prostituierten in Frankfurt am Main. Radio Corax sprach mit Juanita Henning über die Arbeit des Vereins, die Schwierigkeiten der Selbstorganisation von SexarbeiterInnen und über Auswirkungen des Prostituiertenschutzgesetzes. Im Interview kritisiert Juanita Henning auch eine Nähe zum Staat, die sie vielen SexarbeiterInnen-Vereinen vorwirft.
- Download: via FRN (mp3; 15 MB; 16:49 min)
Selbstorganisiertes Frühstück von Sexarbeiter*innen
Seit Anfang diesen Jahres findet in Leipzig in den Räumlichkeiten der RosaLinde e.V. ein selbstorganisiertes Frühstück von Sexarbeiter*innen statt. Das „Sexarbeitsfrühstück“ ist ein Format wo Sexarbeiter*innen der Gegend sich vernetzten und austauschen können, da es in Leipzig kaum Angebote für Austausch von Sexarbeiter*innen gibt. Violett, Mitinitiatorin des „Sexarbeitsfrühstück“, erklärt wie es dazu kam.
- Download: via FRN (mp3; 7 MB; 7:09 min)
Da hier größtenteils sex-positiv-feministische Positionen zu hören waren, sei – um die Debatte abzubilden – auch auf zwei Texte verwiesen, die Sexarbeit aus feministischer Perspektive kritisieren: Die Kritische Perspektive rezensiert das Buch „Being and being bought“ der schwedischen Feministin und Marxistin Kajsa Ekis Ekman, die darin eine materialistishe Kritik der Sexarbeit und der Sex-Industrie formuliert – hier. Huschke Mau kritisiert die linke Freude an der Prostitution – ein offener Brief zur Kritik an einem Antrag der Linksjugend Solid.