»Vorwärts und nicht vergessen!«

Sendereihe zur Geschichte der Oktoberrevolution

Vor einem halben Jahr sprachen alle über die Reformation und die Oktoberrevolution. Das Jubiläumsgedächtnis ist kurz – inzwischen wird mit 1968 die nächste Sau durchs mediale Dorf gejagt. Wir halten an dieser Stelle noch einmal inne und dokumentieren untenstehend eine Sendereihe, die Radio Corax im letzten Jahr gesendet hat. Die Sendereihe begleitete eine Veranstaltungsreihe über „100 Jahre Oktoberrevolution„, die von verschiedenen linksradikalen Gruppen in Leipzig organisiert wurde.

Im Rahmen von acht Sendungen wurden 24 Interviews zum Thema geführt. Im Folgenden dokumentieren wir sowohl die einzelnen Interviews, als auch die ganzen Radiosendungen. Das Hören der ganzen Sendungen lohnt sich insofern, als dass die SendungsmacherInnen die Beiträge und Interviews jeweils selbst noch einmal kommentieren und diskutieren – und natürlich sind die Sendungen mit thematisch passenden Musikstücken versehen. Auf die Mitschnitte der Vorträge der Veranstaltungsreihe – insofern vorhanden – verweisen wir in den jeweiligen Beschreibungen.

Sendung 1

Einführung in die Geschichte der Oktoberrevolution

Der Historiker Christoph Jünke gibt im Gespräch einen einführenden Überblick über Ursachen, Akteure, Verlauf und Entwicklung der Oktoberrevolution. Eine wichtige Fragestellung ist dabei, wie und mit welcher Notwendigkeit sich der Stalinismus durchgesetzt hat. Zu Beginn des Interviews kommt Bini Adamczak zu Wort. Im Jahr 2016 hat Radio Corax mit Christoph Jünke ein Interview über den „Großen Terror“ des Stalinismus geführt, das hier nachgehört werden kann. Jünke ist Herausgeber der Anthologie „Marxistische Stalinismuskritik im 20. Jahrhundert“ im Neuen ISP-Verlag.

    Download (via FRN; 49 MB; 36 min)

Revolution und Erlösung – Zur Ideengeschichte des Kommunismus

Um entgegen des materialistischen Selbstverständnis‘ des Kommunismus eine Ideengeschichte des Kommunismus zu skizzieren, muss Christian Schmidt (Uni Leipzig) ihm einen geheimen religiösen Gehalt unterstellen – dies war das Thema seines Vortrags im Rahmen der Leipziger Veranstaltungsreihe. Radio Corax hat vorab mit ihm über sein Vortragsthema gesprochen – der Mitschnitt des Vortrags findet sich hier (via AArchiv; 1:57:38; 188.5 MB).

    Download (via FRN; 19:23 min; 27 MB)

»Der Neue Mensch«

Rainer Rother und Alexander Schwarz haben bei „Absolut Medien“ eine Doppel-DVD unter dem Titel „Der Neue Mensch. Aufbruch und Alltag im revolutionären Russland“ herausgebracht. Darauf sind sowjetische Spiel-, Dokumentar‑ und Trickfilme aus den Jahren 1924 bis 1932 gesammelt. Roger Behrens, der die DVD in Konkret 10/2017 rezensiert hat, bespricht sie im Interview mit Radio Corax.

    Download (via FRN; 24 MB; 17:20 min)

■ Ganze Sendung

Im Gesamtmitschnitt der Sendung ist zusätzlich zu den oben dokumentierten Interviews auch eine Diskussion der Sendungsmacher über Sinn oder Unsinn von Geschichtspolitik enthalten.

    Download (via AArchiv; 160 MB; ca 2 h)

Sendung 2

Weltweite Auswirkungen der Oktoberrevolution

Im Gespräch skizziert der Historiker Marcel Bois, inwiefern die Oktoberrevolution in einen weltweiten Zusammenhang von Streikbewegungen, Arbeitskämpfen und Protesten eingebettet war und sie solche Bewegungen wiederum inspiriert hat. Im zweiten Teil des Gesprächs geht es um die Frage des Stalinismus und seine damaligen KritikerInnen von links. Der Mitschnitt des Vortrags von Marcel Bois findet sich hier (mp3; 1:06:23; 108.1 MB).

    Download (via FRN; 31 MB; 19:28 min)

Die falsche Kapitalismuskritik der Bolschewiki

Im Interview formuliert Peter Decker von der Redaktion der Zeitschrift Gegenstandpunkt eine Kritik an der Kapitalismus-Analyse der Bolschewiki. Aus diesen falschen Vorstellungen wären auch einige Fehler im Verlauf der Oktoberrevolution entsprungen. In der Ausgabe 2-17 des GSP war ein Artikel mit dem Titel „100 Jahre Russische Revolution. Rückblick auf einen unverzeihlichen Fehler“ enthalten. In diesem Artikel wird auch auf den Sammelband „Von der Reform des ‚realen Sozialismus‘ zur Zerstörung der Sowjetunion“ verwiesen. Hier ist ein Vortrag der damaligen Marxistischen Gruppe aus dem Jahr 1987 dokumentiert.

    Download (via FRN; 47 MB; 29 min)

Klassenkämpfe in der UDSSR

In einem Feature von Lilli Helmbold wird das Werk von Charles Bettelheim vorgestellt, insbesondere dessen marxistische Analyse der ökonomischen Verhältnisse in der Sowjetunion. Dabei kommt Willi Hajek zu Wort, einer der Herausgeber des dritten und vierten Bands von Bettelheims Buch „Klassenkämpfe in der UDSSR“, die erst seit kurzem der Öffentlichkeit vorliegen.

    Download (via FRN; 65 MB; 40 min)

■ Ganze Sendung

    Download (via AArchiv; 193 MB; ca 2 h)

Sendung 3

Verlust der Dissidenz

Radio Corax führt ein Interview mit Gerd Koenen und Felix Klopotek. Gerd Koenen – Autor mehrerer Bücher, die mit dem Kommunismus abrechnen – hat pünktlich zum Jubiläumsjahr der Oktoberrevolution ein Buch bei CH Beck veröffentlicht, das den Titel „Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus“ trägt. Felix Klopotek hat in der Konkret 10/2017 eine Kritik an diesem Buch formuliert. Im Interview werden beide Positionen miteinander konfrontiert.

    Download (via FRN; 58 MB; 42 min)

Lenins Imperialismus-Analyse

Kürzlich ist im Verlag 8. Mai eine Neuauflage des Buches „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ erschienen, versehen mit jeweils einem Vorwort von Dietmar Dath und Christoph Türcke. Türcke spricht mit Radio Corax über Stärken, Schwächen, geschichtsphilosophische Implikationen und Aktualität dieses Buches.

    Download (via FRN; 29 MB; 18 min)

■ Ganze Sendung

In der Sendung wird neben den oben dokumentierten Interviews außerdem Einblick in den Inhalt eines Lektüreseminars zur linken Bolschewismuskritik gegeben.

    Download (via FRN; 219 MB; ca 2 h)

Sendung 4

Zur Situation der Bauern im (vor)revolutionären Russland

Die Bauern stellten zur Zeit der Oktoberrevolution den größten Teil der Bevölkerung Russlands. Nicht zuletzt ihr Handeln hat den Prozess der Oktoberrevolution in Gang gesetzt. Im Gespräch mit Radio Corax rekonstruiert die Historikerin Franziska Schedewie die Situation der Bauern während der Oktoberrevolution und im prä- und postrevolutionären Russland.

    Download (via FRN; 41 MB; 30 min)

Über den „Mythos Kronstadt“

Ewgeniy Kasakow rekonstruiert die Ereignisse um den Kronstädter Matrosenaufstand von 1921 und dessen Niederschlagung. Dabei geht es ihm auch darum, Mythen zu dekonstruieren, die jahrzehntelang in den Frontlinien der linken Fraktionen eine Rolle gespielt haben.

    Download (via FRN; 33 MB; 20 min)

■ Ganze Sendung

Im Gesamtmitschnitt wird neben den oben dokumentierten Interviews außerdem die Position Rosa Luxemburgs zur Bauernfrage diskutiert und es gibt eine Vorstellung der Autobiografie „Erinnerungen eines Revolutionärs 1901 – 1941“ von Victor Serge und des Buches „Die Sowjetmacht: Die Revolution der Bolschewiki“ von Alexander Rabinowitch.

    Download (via AArchiv; 190 MB; ca 2 h)

Sendung 5

Über die Emanzipation der Frauen in der Russischen Revolution

Mit der Oktoberrevolution gingen nicht nur politische und ökonomische Veränderungen einher. Einhergehend damit sollten auch die herrschenden Vorstellungen von Familie und Geschlechterverhältnis umgewälzt werden. Gisela Notz arbeitet zu den Themen Arbeitsmarkt-, Sozial- und Frauenpolitik und historische Frauenforschung. Zudem ist sie Herausgeberin eines Wandkalenders mit Biografien aus der emanzipatorischen Frauenbewegung. Mit Notz sprach Radio Corax unter anderem über die angestrebte (und letztlich nicht verwirklichte) Auflösung der althergebrachten bürgerlich kapitalistischen Familienstruktur. Notz setzt bei der Situation der Frauen im Revolutionsjahr an.

    Download (via FRN; 17:52 min; 33 MB)

Über die Fortsetzung kapitalistischer Geschlechterarrangements in der Sowjetunion

Wesentlich kritischer als Gisela Notz blickt Felicita Reuschling auf die Geschlechter-Politik der Sowjetunion. So hält sie fest, dass beispielsweise die Familie im sowjetischen Realsozialismus eine Institution mit großen Ähnlichkeiten zu ihrem Gegenstück in den kapitalistischen Industriegesellschaften blieb. Felicita Reuschling, Kunstpädagogin und Kuratorin, sucht im Gespräch mit Radio Corax nach Erklärungen für diesen tristen Befund. Der Mitschnitt ihres Vortrags im Rahmen der Leipziger Reihe findet sich hier (via AArchiv; 57:07 min; 60 MB).

    Download (via FRN; 24:14 min; 44 MB)

Judenfeindschaft in Russland nach der Oktoberrevolution

Der universalistische Anspruch hätte als Damm gegen eine offene Judenfeindschaft während und nach der Oktoberrevolution fungieren können. Denn: In der kommunistischen Gesellschaft sollte Antisemitismus verschwunden sein. Nach der Revolution 1917 stellten die Bolschewiki diesen unter Strafe. Trotzdem verübten nicht nur die Weißen Garden, sondern auch die Rote Armee während des Bürgerkriegs Pogrome. Daher fragte Radio Corax Olaf Kistenmacher: Welche Rolle spielte der Antisemitismus in der frühen und späten Sowjetunion?

    Download (via FRN; 18:10 min; 33 MB)

■ Ganze Sendung

Im Gesamtmitschnitt ist zusätzlich ein Interview mit einer Mitorganisatorin der Leipziger Veranstaltungsreihe und ein Interview mit Katja von der Translib Leipzig über Arbeitsbedingungen in der Pflege enthalten.

    Download (via AArchiv; ca. 2 h; 219.9 MB)

Sendung 6

Über die ursprüngliche Akkumulation in der Sowjetunion

Auf Kritiknetz hat Hannes Giessler-Furlan einen Text veröffentlicht, in dem er sich an einer ökonomischen Analyse der Oktoberrevolution versucht. Er begreift die Oktoberrevolution als „ursprüngliche sozialistische Akkumulation“ und äußert Zweifel an der Richtigkeit des Begriffs „Staatskapitalismus“. Radio Corax hat mit ihm über seinen Text gesprochen. Aspekte dessen finden sich auch im Buch „Verein freier Menschen? Idee und Realität kommunistischer Ökonomie„, das Giessler-Furlan inzwischen bei zuKlampen veröffentlicht hat.

    Download (via FRN; 25:28 min; 41 MB)

Russische Avantgarde in (vor und nach) der Revolution

„Für den Anfang sollte uns eine wirkliche bürgerliche Kunst genügen“. Dieser Satz Lenins war ein Schlag ins Gesicht der revolutionären sowjetischen Avantgarde, die auf Seiten der Revolution kämpfte. Wenige Jahre später, 1932, löste das ZK alle bestehenden Künstlergruppen und Freie Assoziationen auf. Jede dezentrale kulturelle und künstlerische Ausbildung kam zum Erliegen. Verena Krieger ist Inhaberin des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit dem Forschungsschwerpunkt: Russische Avantgarde. Mit Krieger sprach Radio Corax über die Situation der russischen Avantgarde vor 1917, neue Betätigungsfelder im Zuge der Revolution, Proletkult und das Ende durch den Stalinismus.

    Download (via FRN; 28:21 min; 45 MB)

Über die sowjetische Filmavantgarde

Lenin erklärte den Film zur wichtigsten Kunst. Tatsächlich haben verschiedene filmerische Experimente die Oktoberrevolution begleitet. Radio Corax sprach mit Tilman Schumacher über das Verhältnis des jungen Mediums Film zur Revolution und über die verschiedenen filmerischen Stränge in Russland.

    Download (via FRN; 38:10 min; 61 MB)

Geschichten aus der Geschichte der Sowjetunion

Thomas Rothschild ist Literaturwissenschaftler und Slawist, arbeitet an der Universität Stuttgart und brachte bereits 1990 das Buch „Geschichten aus der Geschichte der Sowjetunion“ bei Luchterhand heraus. Der Band umfasst eine Sammlung literarischer Texte vom Beginn der Sowjetunion bis in die Tauwetter-Periode der frühen 60er. Mit Rothschild sprach Radio Corax über sowjetische Avantgarde und Literatur. Zuerst allerdings über seine Beurteilung der Oktoberrevolution.

    Download (via FRN; 28:54 min; 46 MB)

■ Ganze Sendung

Im Gesamtmitschnitt der Sendung ist außerdem ein Interview mit Steffen Hendel über den Malik-Verlag enthalten.

Sendung 7

1917 und die Folgen

Auch Helmut Dahmer hat bei Kritiknetz einen Text über die Oktoberrevolution veröffentlicht. Er geht im Text insbesondere auf den Verlauf und die verschiedenen Phasen der Oktoberrevolution ein und stellt sich u.a. die Frage, ob die Oktoberrevolution der Aufstand einer politischen Minderheit und ob sie ein Putsch gewesen ist. Radio Corax sprach mit ihm über seinen Text.

    Download (via FRN; 49:52 min; 57 MB)

Das heutige Russland und 1917

Auch in Russland wurde dem 100. Jubiläum der Oktoberrevolution gedacht – am Jahrestag der Oktoberrevolution fand auch in Moskau eine Gedenk-Demonstration statt. Diese Demonstration war allerdings nicht gegen das aktuelle Regime Putins gerichtet, sondern kam durchaus nationalistisch daher. Radio Corax sprach mit Ute Weinmann, die in Moskau lebt und das dortige Geschehen beobachtet hat.

    Download (via FRN; 12:07 min; 17 MB)

■ Ganze Sendung

Im Gesamtmitschnitt der Sendung ist außerdem ein Interview mit Thomas Seibert über das Buch „Kritik und Aktualität der Revolution“ enthalten.

    Download (via AArchiv; ca. 2 h; 164.2 MB)

Sendung 8

Kritik des Staatssozialismus als Spektakelkritik

Biene Baumeister Zwi Negator wenden die kritische Theorie der Situationisten – die Spektakel-Kritik – auf den Staatssozialismus an. Sie führen einerseits in die Theorie der Situationisten ein, sprechen darüber, warum die Oktoberrevolution falsch in einem Bild fixiert wird und gehen dann ausführlicher auf die Oktoberrevolution selbst ein, wobei es auch um den Antisemitismus innerhalb der revolutionären Geschehnisse geht. Den Mitschnitt eines Vortrags unter dem Titel „Ein Jahrhundert verlassen – Vom Mythos der russischen Kommune zum Spektakel um 1917„, den Biene Baumeister Zwi Negator in Stuttgart gehalten haben, findet sich hier (via AArchiv; 3:17:17; 316.1 MB). Ein Text von BBZN, der sich mit dem Begriff des konzentrierten Spektakels auseinandersetzt, findet sich hier.

    Download (via FRN; 46:12 min; 53 MB)

Zur Wahrnehmung der Oktoberrevolution innerhalb des Anarchismus

Auch wenn aus anarchistischen Reihen schon früh eine geradezu prophetische Kritik des Staatssozialismus formuliert wurde, war das Verhältnis der Anarchisten zur Oktoberrevolution keineswegs eindeutig. Als im Oktober 1917 die Nachricht von der Oktoberrevolution um die Welt ging, waren auch Anarchistinnen und Anarchisten begeistert. Erst in den Jahren danach entwickelte sich aus den Reihen des Anarchismus eine immer entschiedenere Kritik am Bolschewismus. Radio Corax sprach mit Philippe Kellermann über die anarchistischen Reaktionen auf die Oktoberrevolution. Philippe Kellermann hat kürzlich im Dietz-Verlag einen Sammelband mit dem Titel „Anarchismus und Russische Revolution“ herausgegeben.

    Download (via FRN; 32:33 min; 52 MB)

Anarchismus und Oktoberrevolution

Ebenfalls über das Verhältnis von Anarchismus und Oktoberrevolution sprach Radio Corax mit Ewgeniy Kasakow. Im Interview ging es u.a. um das Verhältnis der anarchistischen Bewegung zu den Bolschewiki, die Machno-Bewegung und das Verhältnis von Anarchismus und Antisemitismus.

    Download (via FRN; 38:15 min; 61 MB)

■ Ganze Sendung

Der Mitschnitt der letzten Sendung ist mit 2 1/2 Stunden etwas länger als die anderen Sendungen.