Ein weiterer eher theoriegeschichtlicher Vortrag zur Wert-Abspaltungskritik. Ebenfalls gehalten im August 2010 , diesmal von »EXIT!«-Redakteur Frank Rentschler. Er steckt den Hintergrund ab, auf dem die Abspaltungstheorie von Roswitha Scholz entstanden ist.
Veranstaltet und aufgezeichnet vom Wert-Abspaltungskritischen Lese- & Diskussionskreis Berlin in Zusammenarbeit mit dem Verein für kritische Gesellschaftswissenschaften e.V.
Download via Audioarchiv: Vortrag (55 min, 22 MB), Diskussion (25 min, 10 MB); Gliederung und Literatur (PDF)
Download via MF: Vortrag (55 min, 22 MB), Diskussion (25 min, 10 MB); Gliederung und Literatur (PDF)
Der Vortrag bewegt sich entlang der Problemstellung, wie sie schon in Roswitha Scholz „Urtext“ der Wertabspaltungskritik (Der Wert ist der Mann, 1992) formuliert wurde. Dort wurde eine doppelte Abgrenzung vorgenommen. Zum einen zur feministischen Arbeitsontologie, wie sie sich insbesondere in der Hausarbeitsdebatte zeigt, der ein offenkundiges verkürztes und unkritisches Verständnis von „Wert“ zugrunde liegt. Zum anderen von der klassischen Wertkritik, die von der Geschlechtsneutralität des modernen Subjekts ausgeht, diesbezügliche feministische Einwände insbesondere aus dem Strang der Vernunftkritik konsequent ignoriert und das patriarchalische an der Wertvergesellschaftung dadurch auszublenden versucht, indem mit einem Patriarchatsbegriff operiert wird, über den die feministische Diskussion schon längst hinweg ist. Beide Probleme sollen anhand klassischer Texte illustriert und vertieft werden. Nachdem die Unfruchtbarkeit der feministischen Hausarbeitsdebatte (Wie lässt sich der Wert von Hausarbeit bestimmen) aufgezeigt, die Unzulänglichkeit der klassischen Wertkritik heraus gearbeitet worden ist, und die Verortung der Geschlechterfrage auf der engeren Wertebene durch eine Neuinterpretation des Gebrauchswerts (vorgenommen in dem Aufsatz „Geschlechterfetischismus“ von Robert Kurz 1992) dargelegt wurde, steige ich ein in feministische Vernunftkritik. Gezeigt werden soll, wie sich die symbolische Ordnung des Geschlechts in der Moderne darstellt, wie sie sich reproduziert und auch wandelt und was in diesem Zusammenhang das „gesellschaftlich Unbewusste“ heißt. Abschließend soll auf einen Text in der feministischen Debatte (Hildegard Heise: Flucht vor der Widersprüchlichkeit. Kapitalistische Produktionsweise und Geschlechterbeziehung. Frankfurt 1986) eingegangen werden, der – was die engere Wertbestimmung angeht – näher an der Wertabspaltungskritik dran ist als andere feministische Texte, jedoch durch Ausblendung des vorher skizzierten vernunftkritischen Strangs trotzdem ziemlich in die Irre führt. Insofern ist der Vortrag auch als Plädoyer zu verstehen, den patriarchalen Charakter der Wertvergesellschaftung auf mehreren Ebenen (engere Wertebene, symbolische Ordnung, gesellschaftlich Unbewusstes) zu verorten, wie es Roswitha Scholz in ihrem Buch „Das Geschlecht des Kapitalismus“ getan hat.
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