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Rechtskritik bei Marx und Paschukanis

Inhaltlich anschließend an den letzten Beitrag zur Staatskritik dokumentieren wir hier die Mitschnitte der Marx-Frühjahrsschule 2013 (organisiert von AG Rechtskritik, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Helle Panke und TOP-Berlin), welche die Rechtskritik bei Marx und Paschukanis zum Thema hatte:

In unserer modernen Gesellschaft scheint ein Leben ohne Recht nicht denkbar zu sein. Alle Lebensbereiche von der Mietwohnung bis zur Ausländerbehörde sind juristisch konstituiert. Die Frage, was Recht eigentlich ist – sowohl dem Inhalt als auch der Form nach –, und welche gesellschaftlichen Ursachen es hat, wird in täglichen Auseinandersetzungen und sozialen Kämpfen oft gar nicht mehr gestellt. Woher kommt die Vorstellung, alle Menschen seien frei und gleich? Was steckt hinter der formellen Gleichheit? Wieso nehmen bestimmte gesellschaftliche Beziehungen Rechtsform an? Wie kommt es zur Herausbildung des bürgerlichen Rechts und des modernen Staates?

Die Marxsche Kritik der Politischen Ökonomie erschöpft sich keineswegs in einer Wirtschaftstheorie, sondern versteht sich vielmehr als Versuch einer allgemeinen Analyse der bürgerlichen Gesellschaft. So finden sich bei Marx Ansätze einer Rechts- und Staatsphilosophie, an die der sowjetische Rechtssoziologe Eugen Paschukanis (1891-1937) anknüpft. Er entwickelt den durch Rechtsverhältnisse vermittelten gesellschaftlichen Zusammenhang aus dem Warentausch heraus. Danach sind kapitalistische Tauschbeziehungen unlösbar mit Rechtsverhältnissen verbunden: Warenbesitzer treten sich als freie und gleiche Rechtssubjekte gegenüber, denn die „Waren können nicht selbst zu Markte gehen und sich nicht selbst austauschen“ (Marx).

Das Buch „Allgemeine Rechtslehre und Marxismus“ von Eugen Paschukanis, das in der theoretisch fruchtbaren Phase der 1920er Jahre entstand, erscheint uns zur Analyse der bürgerlichen Gesellschaft und ihrem Recht auch heute noch relevant. Die Marx-Frühjahrsschule lädt Euch zur Lektüre und Diskussion des Werkes ein. [via]

1.) Recht bei Marx und Paschukanis – Eine Einführung

Nach einer kurzen Einleitung zur Tagung gibt Andreas Harms eine kurze und knappe Einführung in das Leben und Werk von Eugen Paschukanis. Es geht u.a. um die Stellung von Paschukanis in der Sowjetunion und um dessen wichtigstes Buch, „Allgemeine Rechtslehre und Marxismus. Versuch einer Kritik der rechtlichen Grundbegriffe„, in dem zum ersten mal der Ansatz einer systematischen marxistisch-materialistischen Analyse des Rechts entwickelt wurde, die vor allem auf eine Kritik der Rechtsform zielte. Dann macht Andreas Arndt zunächst einige Anmerkungen zum Rechtsverständnis von Marx, wobei er dahingehend ein Einverständnis zwischen Hegel und Marx konstatiert, dass beide am (bürgerlichen) Recht die Schaffung individueller Freiräume als fortschrittlich anerkannt hätten. Dies ist auch der wichtigste Ansatzpunkt zu Arndts Kritik an Paschukanis. Einerseits habe dieser einen reduktionistischen Rechtsbegriff, da er ihn auf verkehrte Weise mit dem Warentausch analogisiert, andererseits blende er individuelle Freiheitsrechte vollkommen aus seiner Analyse aus. Dies führe mit einer gewissen Konsequenz zu einer Vorstellung der Abschaffung des Rechts, in der das Individuum keine Existenz jenseits seiner Klasse hätte und auf seine Arbeitsleistung reduziert werde. Das angekündigte Referat von Andrea Maihofer hat aufgrund von Krankheit der Referentin nicht stattgefunden.

Am Freitagabend findet ein einführendes Podium statt, auf dem über Leben, Werk und Rezeptionsgeschichte von Paschukanis (Andreas Harms) und sein methodisches Vorgehen (Andreas Arndt) gesprochen wird. Mit einer generellen Einführung zu Marx und Recht (Andrea Maihofer) werden außerdem die Fragen im Marx’schen Werk thematisiert, an die Paschukanis anknüpft. Wer war Eugen Paschukanis und wo positionierte er sich in den Debatten seiner Zeit? Wie geht Paschukanis methodisch vor? Inwiefern lassen sich schon bei Marx Ansätze einer Rechtskritik finden? [via]

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2.) Woher kommt der Staat?

Zuerst referiert Ingo Elbe (Rote Ruhr Uni, Mitherausgeber des Buches „Anonyme Herrschaft„) über den Zusammenhang von Warenform, Rechtsform und Staatsform (Powerpointpräsentation: hier) – wobei sein Referat eine Kurzversion des hier dokumentierten Vortrags darstellt. Besonders hörenswert ist dann aber das Referat von Heide Gerstenberger (Autorin des Buches „Die Subjektlose Gewalt„). Darin kritisiert sie Paschukanis‘ Methode der Formanalyse als fundamentalen Strukturfunktionalismus, den sie mit der real-historischen Entwicklung des Kapitalismus und der damit verbundenen Herausbildung moderner Staatlichkeit konfrontiert. Diese Konfrontation zeige, dass es keine den ökonomischen Strukturen innewohnende Dynamik gebe, die jene neutralen Formen hervorbringt, die Paschukanis und andere Formanalytiker als charakteristische Merkale des entwickelten Kapitalismus angesehen haben. Diese würden dementgegen aus politischen Kämpfen entspringen (bürgerliche Revolutionen) und würden nur für einen begrenzten Ausschnitt politischer Herrschaft im globalisierten Kapitalismus (bürgerliche Nationalstaaten der kapitalistischen Zentren) gelten. Zur Untermauerung ihrer Argumentation skizziert sie zum Schluss kurz die Charekteristika kolonialer Herrschaft.

Am Abend setzen wir uns im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdiskussion in der Humboldt-Universität mit den Zusammenhängen von Waren-, Rechts- und Staatsform (Ingo Elbe) sowie der historischen Herausbildung des bürgerlichen Staates (Heide Gerstenberger) auseinander. Ist die Gleichheit aller Menschen ein oberflächlicher Schein oder die Geschäftsgrundlage kapitalistischer Herrschaftsverhältnisse? Was sind die historischen Entstehungsbedingungen moderner Staatlichkeit? [via]

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3.) Kritik der Kritik – Kontroversen um Paschukanis

Im Abschluss-Podium kritisiert zunächst Andreas Fisahn (u.a. Autor von „Herrschaft im Wandel„) an Paschukanis, dass dieser die Frage, warum in den kapitalistischen Gesellschaften Politik und Recht abgetrennt von der Ökonomie existieren, nicht beantworten würde. Er selbst versucht eine eigene Beantwortung dieser Frage, indem er auf die kapitalistische Akkumulationslogik, das Aufkommen von Überproduktionskrisen, das im Vergleich höhere Maß an Arbeitsteilung und funktioneller Differenzierung sowie historisch auf das Zöllibat als Ursprung staatlich-bürokratischer Verwaltung verweist. Simon Birnbaum (Jurist und Autor aus Berlin) verteidigt dann Paschukanis‘ These vom Absterben des Rechts im Kommunismus und vertritt die These, dass es kein Recht ohne Herrschaft gebe. Hierzu diskutiert er verschiedene Begriffe von Herrschaft, bleibt dabei m.E. insgesamt aber etwas diffus. Zuletzt referiert Ozren Pupovac (u.a. Versus Laboratory) auf englisch über die These, dass die Form des Rechts notwendigerweise Herrschaft und Ausbeutung im Kapitalismus reproduziert und daher eine revolutionäre Überwindung des Kapitalismus eine Zerstörung des Staates beinhalten muss. Außerdem ist sein Anliegen, Paschukanis mit Althusser zu radikalisieren und den Staat auch als Denkform zu begreifen. In der Diskussion geht es dann u.a. um die Frage, inwiefern auch im Kommunismus möglicherweise vorhandene Konflikte eine andere Form des Rechts erforderlich machen.

Zum Abschluss der Tagung am Sonntag laden wir zu einer Debatte (Andreas Fisahn, Ozren Pupovac und Simon Birnbaum) ein, die sich gängigen Kritikpunkten an Paschukanis Thesen widmet. Sind sie Ausdruck einer formalistischen Zirkulationsfixiertheit oder Grundlage einer fundierten materialistischen Rechtstheorie? Verkennt Paschukanis das emanzipatorische Potential des Rechts in sozialen Auseinandersetzungen? Was sind die blinden Flecken seiner Theorie? Welche ideologiekritischen Anschlüsse eröffnet sein Ansatz? [via]

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Beiträge zur Staatskritik

Wir dokumentieren hier mehrere Beiträge zur Staatskritik, die mehr oder weniger einen einführenden Charakter haben:

1.) Intros: Kritik des Staates

Im Rahmen der Reihe von Einführungsveranstaltungen unter dem Titel „Intros„, die von Kritikmaximierung, [a²] und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg organisiert wird, hat Moritz Zeiler am 12.07.2011 einen Vortrag über verschiedene Theorien des Staates gehalten. Er stellt darin Lenins Vorstellung vom Staat, die Staatskritik von Eugen Paschukanis und verschiedene Staatsbegriffe des „westlichen Marxismus“ (hier vor allem Gramsci, Althusser, Poulantzas) vor. Auf die sogenannte „Staatsableitungsdebatte“ geht er nur kurz ein. In der Diskussion dreht es sich u.a. noch einmal um den Nationalismus und um Mängel der von Zeiler vorgestellten Staatstheorien. Zur Ergänzung und zur Kritik an Gramsci, Althusser, Poulantzas – siehe Elmar Flatschart über Defizite linker Staatskritik.

Über den Staat gehen in der Linken die Interpretationen weit auseinander: für die einen ist er der Garant des Allgemeinwohls, anderen gilt er als das Instrument der kapitalistischen Klassenherrschaft und wieder andere sehen in ihm das Terrain sozialer Kämpfe.

Mit der Veranstaltung wird eine Einführung in die verschiedenen Tendenzen marxistischer Staatstheorie geboten. Dabei werden in drei Themenkomplexen die zentralen Thesen marxistischer Theorie zum Begriff des Staates präsentiert. Themen sind die instrumentelle Staatstheorie bei Lenin (Staat als Instrument der herrschenden Klasse), die relationale Staatstheorie bei Antonio Gramsci, Louis Althusser und Nicos Poulantzas (Staat als materielle Verdichtung von Kräfteverhältnissen) sowie die Reflexionen von Eugen Paschukanis über den Staat als Rechtsform und die daran anknüpfende Staatsableitungsdebatte.

Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert und ist Mitglied im Vorstand der Rosa Luxemburg Initiative Bremen (RLI) und Mitherausgeber von Staatsfragen. Einführungen in materialistische Staatskritik, rls papers, Berlin 2009. [via]

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2.) Was ist eigentlich der Staat?

Auf Einladung der Gruppe „Association Critique“ hat Ingo Elbe am 01.12.2010 in Bielefeld einen Vortrag über die begriffliche Bestimmung des Staates gehalten. Im Wesentlichen stellt er drei verschiedene Vorstellungen vom Staat vor: Staat im Kapitalismus (vertreten von Teilen der historischen Arbeiterbewegung, u.a. Ferdinand Lasalle), Staat der Kapitalisten (zentral vertreten von Lenin, den Elbe noch einmal genauer darstellt als Zeiler) und Staat des Kapitals. Die letzte Vorstellung vertritt Elbe selbst und nimmt daher auch den größten Raum ein. Mit Bezug auf Eugen Paschukanis skizziert er eine Formanalyse des Staates, die eng auf die Analyse der Warenform bezogen ist.

Der politische Verstand ist eben politischer Verstand, weil er innerhalb der Schranken der Politik denkt. Je geschärfter, je lebendiger, desto unfähiger ist er zur Auffassung sozialer Gebrechen.“ (Karl Marx)

Appelle an den ‚Vater Staat’, die Wirtschaft doch an die Kandare zu nehmen und damit ‚soziale Gerechtigkeit’ walten zu lassen, erfreuen sich gerade in der Linken nicht erst in neoliberalen Zeiten großer Beliebtheit. Die unbedingte Loyalität, die noch die Aufgeklärtesten den Formen Staat und Recht entgegenbringen, verblüfft dabei stets aufs neue. Hier bekommt radikale Staatskritik den Zorn des gesunden politischen Menschenverstands zu spüren: wo Menschen zusammenleben, da muss die Zwangsgewalt von Staaten herrschen, wer Gegenteiliges behauptet, gilt als unzurechnungsfähig.

Die Form Staat, in deren Apologie sich Nazis und SozialdemokratInnen, evangelische GlobalisierungsgegnerInnen und Altstalinisten einig sind, darf allerdings ebenso wenig in bloß moralischer Manier als Exponent des ‚Schweinesystems’ abqualifiziert werden.

Entgegen einer solchen „Kritik, welche die Gegenwart zu be- und verurteilen, aber nicht zu begreifen weiß“ (Marx) und wie sie noch das ebenso sympathische wie hilflose Grundrepertoire jeder AnarchistIn ausmacht, sollte es zuerst darauf ankommen, zu erklären, was der (bürgerliche) Staat überhaupt ist, warum kapitalistische Vergesellschaftung, die in der Regel nicht mehr durch direkt gewaltvermittelte, sondern wesentlich sachlich-tauschvermittelte Aneignungsprozesse gekennzeichnet ist, ein solches nunmehr als ‚politische Sphäre’ ausdifferenziertes Zwangsverhältnis noch benötigt, bzw. es permanent reproduziert, wo die Grenzen staatlicher Eingriffskompetenzen in die Ökonomie liegen, warum das Gewaltmonopol den BürgerInnen stets noch als legitimes erscheint usw.

Praktische Relevanz erlangt die Erörterung solch ‚abstrakter Fragen’ u.a. durch die daraus folgende Kritik der Auffassungen, gesellschaftliche Emanzipation sei von einem ‚Politikwechsel’ zu erwarten, der Staat sei im Grunde neutrales Instrument sozialer Gruppen oder könne gar beliebig die Ökonomie gestalten – es sei also alles eine Frage des ‚politischen Willens’.

Der Vortrag stellt Aspekte einer marxistischen Staatskritik anhand von Positionen aus der sog. Staatsableitungsdebatte dar. [via]

    Download: via AArchiv (mp3; 67.3 MB; 1:13:30 h) | Hören: bei Soundcloud

3.) Theorien des Staatsfetischismus

Alexander Neupert (u.a. Autor des Utopie-Bändchens in der Theorie.org-Reihe sowie des Buches „Staatsfetischismus – Zur Rekonstruktion eines umstrittenen Begriffs„) hat im Rahmen des Jour-Fixe der ISF einen Vortrag über Theorien des Staatsfetischismus gehalten. Er unterzieht dabei die Theorien von John Holloway (Rissesucher), Robert Kurz (Wandkritiker) und Joachim Hirsch (Möbelrücker) einer Kritik. Gemeinsam sei allen dreien, dass sie sich entweder auf eine als gegeben angenommene (kämpferische, revolutionäre) Praxis beziehen oder diese motiveren wollen – die Vorstellung von der jeweiligen Praxis bestimme dann folgerichtig die Architektur der Kritik und nicht deren Gegenstand. Demgegenüber habe eine Kritik des Staatsfetischismus sich einzugestehen, dass in der gegenwärtigen Lage eine Lücke zwischen Theorie und Praxis klaffe, dass Kritik nie den Moment ihres Umschlagens in Praxis bestimmen könne und sich deshalb eines Bezugs auf Praxis zu enthalten habe. Warum Neupert seine Reflexionen am Begriff des Staatsfetischismus aufmacht, der im Vortrag eigentlich keine große Rolle spielt, ist mir unklar geblieben.

Bedienen sich Theoretiker eines Begriffs, so wird damit nie nur eine Sache auf den Begriff gebracht, sondern stets auch in ein theoretisches System eingepasst. Im Vortrag wird darüber anhand der Verwendung des ‚Staatsfetischbegriffs‘ in der wertabspaltungskritischen Krisentheorie von Robert Kurz, der rebellischen Befreiungstheorie von John Holloway und der materialistischen Staatstheorie von Joachim Hirsch aufgeklärt. “Im Fetischismus des Staates verschwindet die Gewalt, die diesem doch zugrunde liegt” (Stephan Grigat) – so lautet die ideologiekritische Pointe. In den genannten Theorien wird darüber hinaus versucht, ausgehend von unterschiedlichen Betrachtungen über den Fetischcharakter des modernen Staates, Theorien der Praxis zu begründen. Welche emanzipatorischen oder politischen oder rebellischen Praxisvorstellungen Kurz bzw. Holloway bzw. Hirsch aus ihren Staatsfetischtheorien ableiten, wie dies überhaupt möglich sein soll und wie diese einzuschätzen sind – darüber kann an diesem Abend diskutiert und beraten werden – Es spricht Alexander Neupert-Doppler. Er lehrte Politische Theorie in Osnabrück, veröffentlichte 2013 das Buch Staatsfetischismus. Zur Rekonstruktion eines umstrittenen Begriffs und arbeitet für die Sozialistische Jugend in Trier. [via]

    Download: via AArchiv (mp3; 65.1 MB; 1:11:07 h)

4.) Der bürgerliche Staat

Moritz Zeiler hat in seinem Vortrag den Resultate-Band (1979) der marxistischen Gruppe erwähnt, der seinem Anspruch nach die Staatsableitungsdebatte beendet hat, weil er selbst die Staatsableitung sei. Im Audioarchiv von Argudiss findet sich ein Vortrag von Karl Held (Marxistische Gruppe, später GegenStandpunkt), den dieser am 02.02.1979 in Bremen gehalten hat. Auf Grundlage des Resultate-Bandes gibt Held mehrere Bestimmungen des Staates, wobei er weniger begrifflich geordnet, sondern anhand von zahlreichen Beispielen und Anekdoten vorgeht. Themen sind u.a.: Der abstrakt freie Wille; Freiheit und Gleichheit; Souverenität und Staatsvolk; Rechtsstaat; Moral; Sozialstaat; Klassenstaat; Steuern; Haushalt; Staatsidealismus; bürgerliche Öffentlichkeit. Der Vortrag ist gespickt mit Spitzen gegen den Spartacusbund. Die Aufnahme ist leider etwas verrauscht.

    Download: via Argudiss (mp3; 33.5 MB; 2:26:24 h) | Einzeldateien: bei Argudiss

Die Anfänge der Sozialdemokratie in Leipzig

Den Feierlichkeiten zum 150 jährigen Bestehen der SPD ist es zu verdanken, dass in diesem Jahr die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung verstärkt zum Thema, etwa im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wird. Im folgenden sei auf drei solcher Produktionen hingewiesen.

1. »Wohlan, wer Recht und Wahrheit achtet!«

Das erste Feature behandelt ausführlich Ferdinand Lassalle und die Anfänge der Sozialdemokratie in Leipzig und ist überwiegend durchaus informativ und unterhaltsam. Es wird u.a. auf das Verhältnis Lassalles zu Marx und Engels sowie zu Bismarck eingegangen. Nur die zusamenhangslos eingespielten Statements heutiger SPD- und Linkspartei-Politiker sind zum Kotzen.

Am Sonnabend, dem 23. Mai 1863 schlug im Leipziger Versammlungshaus „Colosseum“ die Geburtsstunde der deutschen Sozialdemokratie. Gemeinsam mit Delegierten aus elf deutschen Städten gründete der 38-jährige Schriftsteller und Revolutionär Ferdinand Lassalle den „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“, der als älteste demokratische Partei Deutschlands gilt.

    Hören:

    Download: via MDR | via RS.com (0:59 h, 54 MB)

2. »Ich stand in dem Rufe, ein gefährlicher Mensch zu sein« – August Bebel in Leipzig

Kürzer sind die Beiträge über Lassalles Gegenspieler in der Sozialdemokratie, August Bebel.

Zum 100. Todestag von August Bebel am 13. August erinnert FIGARO an den Sozialdemokraten, der seine Partei durch die Illegalität führte und Bismarck die Sozialgesetzgebung abtrotzte.

    Hören:

    Download: via MDR | via RS.com (0:23, 21 MB)

3. Bismarck hasste, die Arbeiter liebten ihn: August Bebel

Bei NDR Info – ZeitZeichen gab es ebenfalls ein kurzes Feature zum Todestag Bebels, das auf ein paar andere Aspekte zu sprechen kommt als das obige, darunter auch sein Buch Die Frau und der Sozialismus.

    Hören:

    Download: via NDR (0:14 h, 13 MB)

Vom Lager, dem Ausnahmezustand und der Anstößigkeit des Denkens

Nachtrag zum Poststrukturalismus:

Der italienische Philosoph Giorgio Agamben gehört seit zehn Jahren zur Avantgarde seines Faches und wird auch in popkulturellen Zusammenhängen immer wieder zitiert und diskutiert. Mit seinen Schriften hat Giorgio Agamben in der Philosophie „die pole position eingenommen, die seit dem Tod Michel Foucaults vakant ist“. So hat es der Literaturwissenschaftler Anselm Havelkamp formuliert. Wie Michel Foucault ist Giorgio Agamben ein lästiger, sperriger und unbequemer Denker. Seine Texte sind so begeisternd wie anstößig, so anregend wie unbehaglich. [via]

Download: via BR2 | via RS.com (0:52 h, 48 MB) | Manuskript

Ebenfalls von Sammy Khamis via Bayern2 über Agamben, etwas älter:

Die Brutalität der Realität

„Die souveräne Macht und das nackte Leben“ ist der Titel eines Buches des Philosophen Giorgio Agamben. Dem italienischen Denker geht es vor allem darum zu zeigen, wie sich unsere zeitgenössische, angeblich aufgeklärte Gesellschaft ihre eigenen totalitären Strukturen geschaffen hat. Solange es Macht gibt, so eine seiner Thesen, wird es Verbrechen wie den Holocaust und Lager wie Guantanamo geben. Sammy Khamis stellt Giorgio Agamben vor. [Weitere Infos]

Download: via BR2 | via RS.com (0:26 h, 24 MB) | Manuskript

JustIn Monday zum Verhältnis von Staat und Krise

Marius Meier (Klärwerk/Radio Z) im Gespräch mit JustIn Monday zum Verhältnis von Staat und Krise.

Download: Via FRN (38 MB) | via Klärwerk (~0:30 h, 27 MB) | via AArchiv (14 MB)

ABSCHIED VOM KEKSVERKÄUFER – Horst Köhler tritt zurück

Ein Kommentar [der Redaktion Sachzwang FM] zum gestrigen „überraschenden“ Rücktritt von Horst Köhler. Am Rande: Bezüge zu Roman Herzog, Philipp Jenninger und Oskar Lafontaine. Noch marginaler kommen Wilhelm II, Guido Knopp, Arnulf Baring, Peter Scholl-Latour, der Freiherr von und zu Guttenberg, Guido Westerwelle und Angela Merkel vor.

9 Minuten

Download: via AArchiv oder via FRN

Skript: Weiterlesen

Das Ende der liberalen Demokratie

Joachim Hirsch über die neoliberale Transformation des Staates und der Repräsentativdemokratie in der Globalisierung. Es handelt sich um eine Sendung von Radio Helsinki (Graz) aus der Reihe A_partment politi_X. Hirsch hielt seinen Vortrag auf dem Alternativen-Kongress 2008.

Download: FRN oder MF (25 MB, 55 Minuten)

Was Hirsch mit »Radikalem Reformismus« im Sinn hat, erklärt er in diesem FRN-Beitrag.

Politische Theorie des Antisemitismus

Samuel Salzborn hat den Versuch unternommen ein Buch zu schreiben, das unterschiedliche Ansätze der Erklärung des Antisemitismus zusammenfasst und vergleicht. Dieses ist kürzlich unter dem Titel »Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne« im Campus-Verlag erschienen.
In der Veranstalungsreihe »Ermittlungen gegen die Realität« hielt Salzborn einen 45minütigen Vortrag zum selben Thema. Darin fasst er die Antisemitismustheorien u.a. von Freud, Sartre, Horkheimer/Adorno, Hannah Arendt und Moishe Postone kusorisch zusammen und kommt auch auf die Bedeutung der Staatskonstitution für den Antisemitismus zu sprechen. Das Referat ist m.E. aufgrund der Vielfalt der genannten Namen und Begriffe für Einsteiger_innen kaum geeignet.

Download: ogg via archive.org; mp3 via MF

Ankündigungstext: Weiterlesen

Zur Kritik der Rechts. Eine Einführung

In der Münsteraner Veranstaltungsreihe »Ermittlungen gegen die Realität« gab es einen zu diesem Titel passenden Vortrag zur Einführung in die materialistische Rechtskritik, gehalten von Simon Birnbaum. (46 Minuten ohne Diskussion)

Download: ogg via archive.org / mp3 via MF

Ankündigungstext & Referenteninfo: Weiterlesen

Körper, Sex, Macht #2

Inzwischen stehen die übrigen Vortragsmitschnitte der Veranstaltungsreihe „Körper, Sex, Macht“ zur Verfügung. Siehe auch Körper, Sex, Macht #1.

6. Oli­ver Lau­en­stein über „Männ­lich­keit macht mehr als Macht“: Download

7. Tina Den­nin­ger – Auch im Alter noch Sex: Download

8. Flo­ri­an Rutt­ner & Alex Gru­ber – „Post­mo­der­ne Seins­leh­re“. Über die Un­mög­lich­keit post­struk­tu­ra­lis­ti­schen Ge­sell­schafts­kri­tik: Teil 1 | Teil 2

Alle Dateien, z.T. kleiner, auch hier.

China: Wie rot ist der rote Riese?

Dr. Indoctrinator hat für die neueste Sachzwang FM-Sendung die Aufzeichnung einer von der »Jungen Welt« veranstalteten Podiumsdiskussion zum Charakter der sog. Volksrepublik China bearbeitet. Es diskutieren Rolf Bert­hold und Hel­mut Pe­ters (beide vormals führende China-Experten der DDR) sowie Renate Dillmann (GSP). Die Kontroverse, an der auch Menschen aus dem Publikum teilnehmen, kreist um die Frage, wie sozialistisch und fortschrittlich China ist.
Wer mit der Hintergrundmusik der Sachzwang FM-Sendungen für gewöhnlich ein Problem hat, wird diesmal vermutlich ein großes Problem haben. Denn es gibt Auszüge aus der revolutionären Pekingoper „Shachiapang“ von 1970 zu hören.
Der Rohmitschnitt der Veranstaltung ist bei archive.org abgelegt.

Download: via Mediafire oder via AArchiv (mp3, mono, 48 kBit/s, 41,1 MB; 2 h)

Literatur der PodiumsteilnehmerInnen zum Thema:

  • Helmut Peters: „Die VR China – Aus dem Mittelalter zum Sozialismus“. Neue Impulse Verlag, Essen 2009, 580 Seiten
  • Renate Dillmann: „China – Ein Lehrstück“. VSA Verlag, Hamburg 2009, 388 Seiten
  • Rolf Berthold: „Chinas Weg – 60 Jahre Volksrepublik“. Wiljo Verlag, Berlin 2009, 302 Seiten

»…dass… nichts Ähnliches geschehe.« Gesellschaftskritik nach Auschwitz

Der FreibÄrger stellt nun den zweiten Mitschnitt der Veranstaltungsreihe »Kritik und Krise« mit Martin Dornis zur Verfügung. Dieser versucht sich an einem Brückenschlag von Marx zu Adorno, von der Gesellschaftskritik des 19. Jahrhunderts zum kategorischen Imperativ, »Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts Ähnliches geschehe.« Im Zentrum stehen dabei die geschichtlichen Wandlungen des Kapitals im Verhältnis zu seinem Staat vom Liberalismus bis zum Nationalsozialismus sowie die Bedeutung der Krise für die jeweiligen Verhältnisse und ihre Kritik. Zur Charakterisierung des Nationalsozialismus und seiner politischen Ökonomie referiert Dornis die Ansätze von Langerhans, Pollok, Neumann, Horkheimer, Adorno und heutiger »antideutscher« Theoretiker, ähnlich wie er es in seinem Vortrag über die Vernichtungsideologie des deutschen Nationalismus tat.

Download: via AArchiv | via MF (mp3, mono, 48 kBit/s; 27,1 MB; 1:18 h)

Kontrolle, Überwachung und innere Sicherheit

Der Bermuda.funk stellt via FRN einen Vortrag von John Kannankulam (tätig an den Unis Frankfurt & Marburg) zur Verfügung. Sein Thema ist der Wandel der Staatlichkeit im Neoliberalismus. Er greift dazu auf die Staatstheorie Nicos Poulantzas‚ zurück, die den Staat gemäß einer bekannten Formulierung als »materielle Verdichtung von Kräfteverhältnissen« begreift.

Download
Rohfassung mp3, mono; 128 kBit/s = 32,5 MB via FRN oder 48 kBit/s = 12,1 MB via MF
Grundfunk-Sendung mit Musik via FRN

Ein Interview mit Kannankulam gibt es hier (lautere, kleinere Fassung hier).

Zur Spezifik des deutschen Nationalismus heute. Dokumentation einer zu selten geführten Kontroverse

Das Hamburger FSK hat sich im „Supergedenk- und Jubiläumsjahr“ 2009 zwei (Sende-)Stunden Zeit genommen, um mit Mitgliedern unterschiedlicher linker Gruppen, wenn nicht zu klären, so doch wenigstens einmal zu diskutieren, wie Deutschland und sein Nationalismus heute zu kritisieren sind. Ausgangspunkt und durchgehend auch Gegenstand der Diskussion ist ein Demonstrationsaufruf der Berliner Gruppe Theorie.Organisation.Praxis. Hauptstreitpunkt ist die Postfaschismusthese bzw. die Frage, welchen Stellenwert Antisemitismus und völkisch-rassistisches Denken, der Nationalsozialismus und die Massenvernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden durch Nazideutschland für die heutige ideologische Konstitution des deutschen Nationalismus und seiner Anhänger_innen (noch) haben.
Es diskutieren Mitglieder des Bündnisses gegen deutsche Einheit und der Gruppen T.O.P. Berlin, Never Going Home und Naturfreundejugend Berlin.

Zum Thema möglicherweise (ideologiekritisch) interessant und anschaulich: »Zukunft Denkmal. In Berlin boomt die Erinnerungskultur«, ein knapp halbstündiger SWR-Beitrag zur Vielzahl von bereits errichteten oder geplanten Gedenk- und Erinnerungsstätten in Berlin (mp3, 25 MB).

Download:
FRN: Teil 1, Teil 2 (mp3, stereo, 128 kBit/s -> 103 MB)
Mediafire: In einem Stück (mp3, mono, 48 kBit/s -> 38,7 MB)
(1:52 h)

60 Jahre Grundgesetz: Stromberg und der Ausnahmezustand

Diese Sachzwang FM-Sendung vom Mai 2009 verarbeitet den Mitschnitt des Vortrages »Subjektform ist die Uniform – Der Staat des Grundgesetzes« von Joachim Bruhn (ISF). Am Anfang kritisiert er übrigens Joachim Hirsch und die Rekonstruktionsbemühungen der Neuen Marx-Lektüre.

Moderation: Doktor Indoktrinator

Links: Beschreibung auf FRN, Text/Artikel zum Vortrag

mp3, mono, 48 kBit/s, 41,2 MB; Zwei Stunden

Download via AArchiv oder via Mediafire