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Theater — Realität — Realismus

Im letzten Jahr fand in Berlin unter dem Titel Theater — Realität — Realismus eine Tagung statt, auf der eine Kritik des Gegenwartstheaters diskutiert wurde. Bezugspunkt der Diskussion waren dabei Dramatiker wie Bertolt Brecht, Peter Hacks und Heiner Müller. Mittlerweile liegt die Dokumentation dieser Tagung als sechste Ausgabe der Zeitschrift Kunst, Spektakel & Revolution vor. Aus diesem Anlass dokumentieren wir hier die Audioaufnahmen von der Tagung und Radiosendungen und Interviews im selben Zusammenhang.

A.) Wutpilger-Streiftzüge: Theater — Realität — Realismus

In der Mai-Ausgabe der Sendereihe Wutpilger-Streifzüge (Radio Corax) wurde ein umfangreiches Feature gesendet, in dem bestimmte Diskussionsstränge der Berliner Tagung eingefangen wurden. Zu Wort kommen dabei Tina Turnheim (u.a. EGfKA), Sebastian Tränkle (u.a. Phase 2) und Jakob Hayner (u.a. KSR & Theater der Zeit).

    Download: via Mediafire (mp3; 96.1 MB; 1 h)

B.) Interview mit Jakob Hayner zur Tagung

Im Nachgang der Tagung wurde Jakob Hayner für Radio Corax interviewt. Es geht dabei um eine Bestandsaufnahme des Gegenwartstheaters, den Begriff des Realismus, die Linie Brecht-Hacks-Müller und das Theater in der DDR. Das Interview kann in Textform hier nachgelesen werden. Das Interview wurde auszugsweise auch im obigen Feature verwendet – die ursprüngliche Version ist jedoch noch umfassender.

    Download: via FRN (mp3; 53 MB; 23:13 min)

C.) Interview mit Jakob Hayner zu KSR N°6

Im Vorfeld der Release-Veranstaltung zu KSR N°6 an der Oper in Halle hat Radio Corax erneut ein Interview mit Jakob Hayner geführt. Dabei ging es um das Verhältnis von Avantgarde und Realismus – aber auch um eigene Theatererfahrungen und Debatten um die Oper in Halle.

    Download: via FRN (mp3; 24 MB; 17:46 min)

Im Folgenden nun die Dokumentation der Tagung:

1.) Einleitung zur Tagung

In der Einleitung hat Jakob Hayner noch einmal begründet, warum der Begriff des Realismus sich besonders für eine politische Diskussion über das Theater eignet. Er stellt die Themen der Tagung vor und integriert die einzelnen Vorträge in einen Gesamtzusammenhang.

    Download: via AArchiv (mp3; 32 MB; 23:22 min)

2.) Realismus als ästhetischer Kampfbegriff in Exil- und DDR-Literaturdebatten

Bernadette Grubner (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, FU Berlin) verortet den Begriff des Realismus historisch und analysiert den Charakter der um diesen Begriff geführten Debatten.

    Download: via AArchiv (mp3; 65 MB; 47:23 min)

3.) Die Explosion der Utopie. Heiner Müller und die Frage der Gewalt

Frank M. Raddatz (Publizist, Dramaturg und Theaterregisseur) zeichnet eine Entwicklung innerhalb des Werks von Heiner Müller nach: Dessen Beschreibung und Bezugnahme auf (revolutionäre, gegenrevolutionäre) Gewalt.

    Download: via AArchiv (mp3; 104 MB; 1:15:54 h)

4.) The world is a stage, but the play is badly cast.

Sebastian Tränkle hat in seinem Vortrag Thesen über Theater und Wirklichkeit vorgetragen. Dabei beschreibt er Tendenzen des Gegenwartstheaters und formuliert eine Kritik dieser Tendenzen, wobei er diese mit Tendenzen der gesellschaftlichen Wirklichkeit abgleicht. Der Vortrag bricht leider ungefähr nach der Hälfte des Vortrags ab – die Batterie des Aufnahmegeräts war erschöpft. Ausführlicher ist Sebastian Tränkle dafür in oben verlinktem Feature zu hören.

    Download: via AArchiv (mp3; 27 MB; 19:44 min)

5.) Against facts?

Der Vortrag von Tina Turnheim trug den Untertitel: Brechts »Realismus der Möglichkeit« als Waffe gegen vermeintliche Sachzwänge, Fatalismus und mangelnde Vorstellungskraft im »kapitalistischen Realismus«. Sie stellt dabei Bertolt Brecht als einen Realisten dar, der Kältestrom und Wärmestrom (Bloch) gleichermaßen integrieren konnte. In ihrem Textbeitrag in KSR N°6 formuliert sie auch eine Kritik an Bernd Stegemann (s.u.). In der Ausgabe 626 der ak hat Tina Turnheim einen Artikel über die Notwendigkeit einer antifaschistischen Offensive am Theater geschrieben. Jakob Hayner hat in der ak 627 darauf geantwortet.

    Download: via AArchiv (mp3; 84,8 MB; 1:01:45 h)

6.) Brechts »eingreifendes Denken« und die Chancen eines Linkspopulismus

Am Abend des ersten Konferenztages referierte Bernd Stegemann (Dramaturg, Autor und Professor für Theatergeschichte an der Ernst-Busch-Schauspielschule), der in Theaterkreisen durch seine Bücher „Kritik des Theaters“ und „Lob des Realismus“ aufmerksam auf sich gemacht hat. In seinem Vortrag geht er jedoch eher weniger auf die Theater-Debatten ein – er spricht über den Begriff des Populismus, auch die Möglichkeit eines Linkspopulismus und zieht hierfür u.a. Bertolt Brecht heran. Der Vortrag war eine Vorarbeit zu seinem inzwischen erschienenen Buch „Das Gespenst des Populismus„. Der Vortrag ist auf der Konferenz kontrovers diskutiert worden.

    Download: via AArchiv (mp3; 117 MB; 1:25:28 h)

7. Das poetische Element ist natürlich nichts Unrealistisches!

Am nächsten Tag referierte zuerst Doris Neumann-Rieser (Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der Uni Wien) über Realität und Realismus im Verständnis des Dramatikers Brecht. Dabei ordnet sie mehrere Phasen der Werkentwicklung von Brecht und geht auf einige Stücke ein.

    Download: via AArchiv (mp3; 65.7 MB; 47:52 min)

8.) Drama und Theater

Jens Mehrle (Regisseur und Miterhausgeber der Berlinischen Dramaturgie) referierte zu einem Aspekt des Realismus in Peter Hacks‘ »Berlinischer Dramaturgie«. In seinem Vortrag verteidigt er das Drama gegenüber dem nichtdramatischen Diskurstheater.

    Download: via AArchiv (mp3; 106 MB; 1:17:20 h)

9.) Adorno: Realismus in der verwalteten Welt

Anja Nowak (Researcherin an der University of British Columbia) referierte über Adornos Position zum Realismus. Dabei hat Adorno selbst keine ausgearbeitete Theorie oder Kritik des Realismus vorgelegt, sich aber immer wieder im Zusammenhang von Realismus-Debatten geäußert.

    Download: via AArchiv (mp3; 59.6 MB; 43:27 h)

10.) Realismus und Dramenform

Kai Köhler (Literaturwissenschaftler, u.a. Autor von Literaturkritik) beschreibt Realismus und Dramenform als notwendig aufeinander bezogen und zieht hierfür ebenfalls vor allem Peter Hacks heran.

    Download: via AArchiv (mp3; 55.5 MB; 40:29 min)

11.) Neuer Realismus? – Abschließende Podiumsdiskussion

Auf dem Abschlusspodium waren mehrere der Mitorganisatoren vertreten: Thomas Zimmermann, Max Köhler und Jakob HaynerLukas Holfeld moderierte das Podium. Aspekte der Diskussion waren: Grundlegende Tendenzen der Realität, von der wir sprechen / Zusammenhang von Realismus und Krise / Philosophie und Realismus / Avantgarde und Realismus.

    Download: via AArchiv (mp3; 155 MB; 1:53:21 h)

Die Verwirklichung der Poesie

Kunst, Spektakel & Revolution N°4

Ende 2014 ist die vierte Ausgabe der Zeitschrift Kunst, Spektakel & Revolution erschienen (herausgegeben vom Bildungskollektiv im Katzenberg Verlag). Das Heft dokumentiert und ergänzt den vierten Teil der gleichnamigen Veranstaltungsreihe in Weimar. Thema des Heftes ist die Poesie des 19. Jahrhunderts und ihr Verhältnis zu den revolutionären Bewegungen jener Epoche. Wir dokumentieren hier zum einen Vorträge, die bei Heft-Vorstellungen gehalten wurden und zum anderen die der Veranstaltungsreihe zugrundeliegenden Vorträge.

Die vierte Ausgabe dokumentiert den Veranstaltungsblock, der im Sommer 2012 unter dem Titel »Die Verwirklichung der Poesie« stattgefunden hat. Thema ist das Verhältnis von Poesie und Revolution – revolutionäre Poesie, Poetik der Revolution – im Laufe des 19. Jahrhunderts. Die beiden Wegmarken bilden dabei die Französische Revolution von 1789ff und den Aufstand der Pariser Commune von 1871. Jene Revolution und dieser Revolutionsversuch haben bestimmt, was in dieser Epoche möglich war, haben eröffnet, was künftig möglich sein würde und hinterlassen ein Erbe, das noch zu rächen sein wird – auch im Bereich der künstlerischen Produktion. Besprochen werden im Heft u.a.: Friedrich Hölderlin, Heinrich Heine, Rahel Varnhagen, Comte de Lautréamont, Arthur Rimbaud, Baudelaire und Blanqui, Richard Wagner, Louise Michel und die Frauen der Pariser Commune. (via)

Zur vierten Ausgabe von KSR

Interview mit Radio Dreyeckland

Einen kurzen Einblick in das Heft hat der Mitherausgeber Lukas Holfeld in einem Interview bei Radio Dreyeckland in Freiburg gegeben (via):

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    1. :

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    1. |

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    (mp3; 21 MB; 9:03 min)

Lukas Holfeld im Gespräch mit Marcus Quent

Einen etwas ausführlicheren Einblick in das Heft hat Lukas Holfeld am 11.02.2014 im Leipziger Institut für Zukunft im Gespräch mit Marcus Quent (Engagierte Wissenschaft) gegeben. Sie sprechen über den Hintergrund der Veranstaltungsreihe und das Thema der Broschüre.

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    1. :

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    (mp3; 26.5 MB; 28:54 min)

Despotismus der Freiheit

Im Anschluss an das Gespräch hat Sebastian Tränkle einen Vortrag über Georg Büchner gehalten, ein Dichter, der gut in die vierte KSR-Ausgabe gepasst hätte, es aber nicht hineingeschafft hat. Tränkle arbeitet anhand Georg Büchners Dantons Tod den Widerspruch zwischen revolutionärer Moral und individuellem Glücksstreben heraus – um anschließend mit Bezug auf Oscar Wilde der Moral eine materialistische Absage zu erteilen. Dem Vortrag liegt ein Beitrag zugrunde, den Tränkle für das Buch Gewalt und Moral. Eine Diskussion über die Dialektik der Befreiung (Hendrik Wallat, Hg.) verfasst hat.

In Georg Büchners Dantons Tod (1835) wird ein zentrales Problem aller revolutionären Politik dramatisiert: Der Konflikt zwischen der ihr zugrunde liegenden Moral und dem Glücksstreben der einzelnen Individuen. Büchners Drama – in der Sprache so unerhört modern, dass man bisweilen meinen möchte, es nehme Brecht vorweg – seziert in geradezu ideologiekritischer Manier die jakobinischen Moralvorstellungen und ihren blutigen Konsequenzen. Aus der historischen Rückschau lässt das zur terroristischen Endzeit der Französischen Revolution situierte Stück gar Fluchtlinien hin zum Großen Terror des Stalinismus erkennen. Vor dem Hintergrund der beiden historischen Erfahrungen wird die Fragwürdigkeit eines jeden Ansatzes zu einer politischen Ethik deutlich. Mit einem Seitenblick auf Oscar Wilde soll ihr schließlich eine materialistische Absage erteilt werden: Dort wo nur für »die Sache« gekämpft wird, statt für das eigene Glück ist die Revolution schon an den Revolutionären gescheitert – oder zeitgemäßer formuliert: führt sich jeder Versuch zur Befreiung selbst ad absurdum.

Von Sebastian Tränkle ist jüngst ein Aufsatz zum Thema erschienen: »Polizeisoldat des Himmels. Über revolutionäre Moral und die Negation des individuellen Glücksanspruchs«, in: Hendrik Wallt (Hg.), Gewalt und Moral. Eine Diskussion der Dialektik der Befreiung, Münster: Unrast 2014. Der Vortrag möchte mit dem Essay auch das Buch vorstellen. Sebastian Tränkle ist als freier Autor tätig und lebt in Berlin. [via]

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    1. :

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    (mp3; 48.9 MB; 53:26 min)

Auguste Langlois schäumt nicht im Tuileriengarten

Bei der Release-Veranstaltung zu KSR#4 in der ACC Galerie Weimar hat Clemens Bach seinen in der Broschüre enthaltenen Artikel vorgestellt: es geht um den Begriff einer negativen Pädagogik in den Werken von Joris-Karl Huysmans und Comte de Lautréamont. Zuvor liest Lukas Holfeld einen Auszug aus der Einleitung des Heftes vor.

Am 30.10.2014 wird das Heft in der ACC Galerie vorgestellt und wird erstmals erhältlich sein. Außerdem stellt Clemens Bach die Thesen seines Textbeitrags über die Romane von Joris-Karl Huysman und Comte de Lautréamont vor. In Huysmans‘ Roman »Gegen den Strich« und Lautréamonts »Gesängen des Maldoror« spürt er einen negativen Kern pädagogischer Prozesse auf und stößt dabei auf die Grenzen, die der Leib dem pädagogischen Zugriff setzt und dabei ein fiebriges Erschaudern vor dem gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft hervorruft. Passagen aus beiden Romanen werden leserisch vorgetragen. (via)

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    1. :

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    (mp3; 43.9 MB; 47:57 min)

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Recht auf Stadt & Recht auf Party

Auf Radio Corax werden immer wieder sehr hörenswerte Features gesendet. Zwei davon seien hier dokumentiert:

Zur Ambivalenz der heutigen und der anderen Stadt: Im Feature kommen sowohl Vertreter_innen der Anti-Gentrifizierungsbewegung zu Wort, als auch die Kritiker_innen dieser Bewegung. Zu hören sind Andrej Holm (Stadtsoziologe), Gesine Leyk (Radio Corax), Roger Behrens (Philosoph), Karsten Jost (Initiative Media Spree versenken), und Jean Baudrillard.

Seit einigen Jahren beklagen Initiativen, die Gentrifizierung bekämpfen, eine neoliberale Stadtpolitik, die sich dem Regime der Kapitalakkumulation unterwirft. Doch ist dieses Regime wirklich so neu? Und was ist eigentlich vom utopischen Moment einer Auseinandersetzung mit Städten geblieben? Ein Moment, der nicht für Mitgestaltung, sondern für das Recht auf ein ganz anderes Leben steht. Wir sprechen mit Menschen, die sich weigern die (städtische) Realität als die einzig Mögliche anzuerkennen und wir sprechen mit Menschen, die sich im Bereich des Möglichen versuchen zu behaupten. [via]

Bis zur Revolution… Gedanken zum Hedonismus: Diskutiert wird das Konzept des Hedonismus in seiner Widersprüchlichkeit innerhalb und außerhalb der linken Szene. Zu Wort kommen Torsun (Egotronic), Chris (Beatpunk), Sebastian Tränkle (Vgl. Phase 2 (Ausgabe 33) – „Alle Lust will Ewigkeit„), Johannes Ullmaier (Testcard), Jan Gerber (Vgl. Bahamas 57 – „Die Partei des Glücks“), Nina Scholz (Hate Mag), Mark Terkessidis (Mainstream der Minderheiten) und Vertreter der Hedonistischen Internationale.

Nicht selten ist das, was als links und revolutionär angepriesen wird, vom selben Arbeits- und Konkurrenzfetisch geprägt wie im Bestehenden. Für einige bleibt da nur noch der Rückzug aus den praktischen Zusammenhängen ins Reich der reinen Kritik, aus dem heraus sich ab und an in einer hedonistischen Party gegönnt wird. Nicht die schlechteste Idee, findet Sebastian Tränkle, der hier in den nächsten Minuten (auch) zu Wort kommen wird. Für Tränkle verlangt dennoch die Kritik Reflexion auch in Bezug aufs Feiern. Wird der Abschlag nämlich fürs Ganze genommen, dann ist auch die Suche nach dem guten Leben nur die Einrichtung in den jämmerlichen Gegebenheiten des Kapitalismus. Ein Collage zum Hedonismus als Ideologie der Selbstbefreiung. [via]