Schlagwort-Archive: Rassismus

In Deutschland und anderswo…

Allein schon Deutschland Part 2, diesmal mit der Gruppe Café Morgenland: via AArchiv (mp3; 19 MB; 33:13 min) — Vortrag zum nachlesen hier. Vor der Veranstaltung waren die Referenten beim FSK und haben dort über die Situation in Griechenland und Deutschland im Rahmen der Eurokrise gesprochen: hier und hier [via]. Das Café Morgenland ist nun außerdem mit einer monatlichen Kollumne auf FSK zu hören – die erste Kolumne zur Debatte über den »Rechtsterrorismus« (inkl. Diskussion) gibt es hier. Zum selben Thema war auf dem Freien Radio für Stuttgart ein Artikel vom Gegenstandpunkt zu hören – zum Nachhören: hier. Apropos »Rechtsterrorismus« – in Ungarn ist nach wie vor die Zeit zurückgedreht; Radio Corax berichtet hier.

Deutschland bildet sich

Über die nationale Dynamik der Sarrazin-Debatte und ihre Geschichte

JustIn Monday wirft in diesem Vortrag einen Blick auf den Verlauf der sog. Sarrazin-Debatte, also auf die Äußerungen Thilo Sarrazins (»Deutschland schafft sich ab«) über Intelligenz, Vererbung und Integration sowie die Repliken, wie sie z. B. von Frank Schirrmacher (FAZ) vorgetragen worden sind. Es geht ihm dabei nicht darum, die Vorstellungen Sarrazins von links zu widerlegen. Vielmehr versucht er sich an einer ideologiekritischen und teilweise psychoanalytischen Deutung dieser Vorstellungswelt. Dazu stellt er einen Zusammenhang zu Denkern der »konservativen Revolution« (Oswald Spengler, Ortega y Gasset) und zur Krise der kapitalistischen Akkumulation her, auf welche erstere in den 1920/30er Jahren wie auch Sarrazin und einige seiner KritikerInnen heute ideologisch (rassistisch, sexistisch, nationalistisch usw.) reagier(t)en.

Der Vortrag wurde am 15. Oktober 2011 auf dem »EXIT!«-Seminar aufgezeichnet.

Download
via AArchiv: Teil 1 (1:06 h, 23 MB), Teil 2 (0:55 h, 19 MB)
via MF: Teil 1, Teil 2

Ankündigungstext: Weiterlesen

Hegel und Haiti

Da wir doch gerade bei einer aufklärungskritischen Deutung Hegels waren…

1. Auf FRN erschien gerade erst vorgestern eine Hörbuchfassung des Essays »Hegel und Haiti«. Dieser stammt aus der Feder von Susan Buck-Morss und entfaltet die These, dass es der Sklavenaufstand 1791 im damaligen französischen Kolonialgebiet Saint-Domingue und die schließlich in die Unabhängigkeitserklärung Haitis 1804 mündende Revolution waren, die Hegel zu seiner berühmten Herr-Knecht-Dialektik inspirierten. Aufklärungskritisch ist der Essay, insofern er zum einen recht detailliert darlegt, wie sich die bürgerlichen Freiheits- und Gleichheitsforderungen von Anfang an auf den weißen Mann beschränkten, während die zu ihnen in krassem Widerspruch stehende Institution der Sklaverei überwiegend stillschweigend oder offen apologetisch gebilligt wurde. So richtete sich die Anklage der »Knechtschaft«, vorgetragen von Philosophen wie Rousseau oder Locke, allein gegen den europäischen Absolutismus. Zum anderen bringt er die noch heute allzu oft anzutreffende Geschichtsfälschung zur Sprache, die darin besteht, die im Sinne des Mythos der Aufklärung verdrängte Gewalt- und Kolonialgeschichte Europas großzügig zu beschweigen und auszublenden, wenn es um die Universalität der mit ihr inaugurierten Vernunft und den Aufstieg des durch sie ermöglichten kapitalistischen Reichtums geht.

Klappentext:

1791 revoltierten die Sklaven von Saint Domingue, dem heutigen Haiti, unter Absingen der Marseillaise gegen die französischen Kolonialherren. Die »schwarzen Jakobiner« bewiesen so die Unteilbarkeit der Aufklärung. Diese im Okzident verdrängte Geschichte Haitis wird derzeit angesichts zunehmender weltweiter Ungleichheit wiederentdeckt. Anknüpfungspunkte dafür finden sich ausgerechnet bei Hegel, der die Ereignisse in der Karibik verfolgte. Seine Überlegungen zum Verhältnis von Herrschaft und Knechtschaft lesen sich wie ein Kommentar zum Geschehen – ohne daß Haiti mit einem Wort erwähnt würde. Susan Buck-Morss konfrontiert Hegels Interesse mit seiner Philosophie und skizziert die Grundlinien einer neuen Universalgeschichte.

Das Hörbuch basiert auf der 2011 in der Edition Suhrkamp erschienenen deutschen Übersetzung. Das erstmals im Jahr 2000 veröffentlichte englischsprachige Original inklusive der Bilder kann man hier als PDF beziehen. Sowohl die deutschsprachige Suhrkamp- als auch die englische Buchausgabe enthalten als zweiten Teil noch den hier nicht vertonten Aufsatz »Universal History«.

2. Eine positive Besprechung des Buches liegt in einer Sendung von »Lorettas Leselampe« (FSK) vor. Dort erfährt man noch einiges über Geschichte und Gegenwart Haitis, die Sklaverei und die Revolution sowie über Susan Buck-Morss. Download via FRN (0:52 h, 37 MB).

3. Ein englischsprachiges Interview mit Susan Buck-Morss aus derselben Reihe wie jenes mit Moishe Postone ist hier zu finden. Darin gibt sie u.a. Auskunft über ihren intellektuellen Werdegang und ihre Studienzeit in Deutschland.

Zur Differenz von Rassismus und Antisemitismus

Wie bereits in einem früheren Beitrag erwähnt, gibt es zur Zeit einen Streit über die Vergleichbarkeit von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus. Zuspitzen lässt sich dieser Streit auf die Frage, ob bzw. inwiefern die Moslems »die Juden von heute« sind. Für die Linke ist diese Frage von Bedeutung im Zusammenhang mit einer derzeit wieder teilweise aggressiv geführten Auseinandersetzung zwischen eher israelsolidarischen und eher israelkritischen Fraktionen, die tendenziell beide dazu neigen, (anti-arabischen/-muslimischen) Rassismus und Antisemitismus (insbesondere in seiner anti-israelischen Gestalt) gegen einander auszuspielen oder (mindestens) einen von beiden zu verharmlosen. Ich möchte daher an dieser Stelle auf zwei Vorträge aufmerksam machen, die die Differenzen der beiden Ideologien betonen und zeigen, dass sie nicht subsumier- oder auf einander reduzierbar sind.

1. Rosa Fava zur Kritik des Rassismus. Einführender Vortrag aus der Reihe Intros (Hamburg, 12.04.2011)

Dieser recht umfangreiche Einführungsvortrag befasst sich mit unterschiedlichen rassismustheoretischen Ansätzen sowie Begriff und Geschichte der »Migrantin«/des »Migranten« in Deutschland. Gegen Ende skizziert Rosa Fava auch sehr kenntnisreich wesentliche Unterschiede des Rassismus zum Antisemitismus. Besonders interessant sind auch ihre Ausführungen zum Verhältnis von Kultur- und Natur-Konstruktionen im rassistischen Denken.

Unter Rassismus können vollkommen unterschiedliche Phänomene gefasst werden: Ungleiche Rechte von Eingewanderten, Apartheid, das Sterben lassen vor den Grenzen Europas und exterritoriale Gebiete am Frankfurter Flughafen, völkischer Nationalismus, die überproportionale Zuweisung von „Migrantenkindern“ auf Haupt- und Förderschulen, das Weißsein deutscher linker Zusammenhänge, Sklaverei, abwertende Begrifflichkeiten für Personen und deren Lebenswelten, der Multikulturalismus als Staatsmodell, die Entstehung einer breiten deutschen Mittelschicht über den Gastarbeitern, physische Gewalt von Neonazis, …

Antisemitismus gilt mal als spezielle Form von Rassismus, mal als Oberkategorie für unterschiedliche Formen von Aus- und Einschluss zur Schaffung eines homogenen Kollektivs. Antiziganismus wird zunehmend nicht als ‚normaler‘ Rassismus verstanden, Rassismus gegen Muslime soll es nicht geben.

In Deutschland entwickelte sich eine Kritik des Rassismus erst sehr spät und gegen große Widerstände in den 1990er Jahren, meist in Orientierung an der englischsprachigen und französischen Theoriebildung und/oder in Anlehnung an die Kritik des Antisemitismus. Vorherrschend ist aber immer noch, auch in linken Publikationen, das Konzept der Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit sowie der Vorurteilsforschung. In dem Vortrag geht es darum, verschiedene Begriffe und Zugänge vorzustellen.

Rosa Fava lebt in Hamburg, ist im Arbeitskreis Distomo für die Entschädigung von NS-Opfern aktiv.

2. Juliane Wagner zu Antisemitismus und Islamophobie. Vortrag aus der Reihe Zwischen Vorurteil und Ressentiment. Zum Verhältnis von Antisemitismus, Rassismus und ‚Islamophobie‘ (Gießen, 20.04.2011)

Die Leipziger Politikwissenschaftlerin und Outside the Box-Redakteurin Juliane Wagner nahm sich auf Einladung des Arbeitskreises Kritische Theorie Gießen explizit der Debatte um die Vergleichbarkeit von Muslim- und Judenfeindschaft an. Sie setzt sich mit dem Antisemitismusbegriff des ZfA auseinander und weist nach, wie wenig dieser die Spezifik insbesondere des eliminatorischen Antisemitismus zu fassen vermag.

Der Vortrag wird der Frage nachgehen, welche theoretischen Annahmen den Begriffen Antisemitismus und Islamophobie am Zentrum für Antisemitismusforschung zugrunde liegen. Es soll überprüft werden, ob es im Rahmen der Vorurteilsforschung des ZfA möglich ist, die wesentlichen Inhalte, Strukturmerkmale und Spezifika der beiden Phänomene zu erfassen. Im Ergebnis soll deutlich werden, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Parallelen der beiden Ressentiments auf ein unzureichendes Begriffsverständnis zurückzuführen ist.

Öffentlich-Rechtliches (15)

Öffentlich-Rechtliches (10)

Diverses
SWR:
Woher weht der Zeitgeist? Was bleibt von der „Postmoderne“? Von Hans-Joachim Lenger
Der neue Feminismus. Feuchtgebiet oder Trockenübung. Von Ingrid Strobl.

SWR2 Wissen vom 06.05.2010. „Feminismus“ ist in den letzten Jahrzehnten zum Unwort mutiert. Doch seit einiger Zeit macht der „Neue Feminismus“ Furore. Studentinnen belegen Seminare über feministische Theorien; junge Frauen lesen popfeministische Magazine und Bücher wie „Wir Alphamädchen“ oder „Feuchtgebiete“. Darin wird postuliert: Feminismus ist cool – und notwendig. Geschlechterforschung, Popfeminismus und junge Frauen selbst räumen auf unterschiedliche Weise mit der Illusion auf, die Gleichberechtigung sei längst erreicht. Welche Ziele haben sich die „Neuen Feministinnen“ tatsächlich auf die Fahnen geschrieben – und steckt dahinter mehr als eine kurzfristige Mode?

Die Angst vor dem Islam. Warum die Niederlande nach Rechts rücken.
Die Lüge vom Werwolf. Warum Tausende Jugendliche in sowjetischen Lagern landeten
Die Scharia in Europa. Islamisches Recht in der Diskussion
DRadio:
Terror im Namen Gottes?
Palästinenser: Katastrophe ohne Ende
Mythos Weimar – Das intellektuelle Erbe der ersten deutschen Demokratie
Lehren aus der Hyperkrise – Gespräche mit…

  1. Heiner Flassbeck
  2. Paul Jorion
  3. dem Wirtschaftshistoriker Robert Skidelsky über Keynes

HR:
Muslimische Identitäten:

  1. Von der Orientverklärung zum Feindbild

    Schon immer wurden Muslime als die Anderen definiert: die Geschichten aus 1001 Nacht, Karl May, Gustave Flaubert und Mozarts Entführung aus dem Serail sind Beispiele historischer Zuschreibungen.

  2. Machos oder andere arme Würstchen
  3. Integration der Imame

WDR 5 Das philosophische Radio: über den Fortschritt mit Robert Spaemann, Ex-Marxist und katholischer Philosoph. Interessant sind seine Ausführungen über DDR und Marxismus am Anfang. (Backup bei MF)

Irrationalismus

Zum Themenkreis Irrationalismus und Esoterik fand 2005 eine Veranstaltungsreihe in Göttingen statt. Die Gruppe »Gegenstrom«, die diese ausrichtete, stellt auch die Audiodokumentationen der Vorträge zum Download bereit.
Im Einzelnen handelt es ich um folgende Referate und Referent_innen:

  • Claudia Barth: Esoterik und Leitkultur. Eine Einführung
    Download via AArchiv (50 Minuten, 17 MB)
  • Andreas Speit: Esoterik – zwischen Faschismus und neuer Gesellschaft
    Download via AArchiv (1:08 h, 24 MB)
  • Peter Bierl: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister: Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorf-Pädagogik
    Download via AArchiv (1:10 h, 24 MB)
  • Colin Goldner: Der Fall des Gottkönigs. Der Dalai Lama und die rechte Esoterik-Szene
    Download via AArchiv (1:23 h, 28 MB)

Siehe auch: Colin Goldner im Interview mit Trotzfunk, Radio Unerhört Marburg: Teil 1, Teil 2.

Reaktionäre Esoterik. Zur Kritik irrationaler Weltanschauungen

Die Jugendinitiative gegen Rassismus und Antisemitismus dokumentiert ein Referat Claudia Barths vom November 2009 zur Kritik irrationaler Welterklärungen und deren Beziehung zu Antisemitismus und Rassismus. Insbesondere wird die Anthroposophie Gegenstand der Kritik sowie allerlei Wiedergeburts- und Karmaglauben. (1:55 h)

Download: kleine Fassung (40 MB), Original (105 MB!)

Zwischen den Räumen? Postkoloniale feministische und queere Kritik im deutschen Kontext

Auf der Public Information Plattform ist eine interessante Vortrags- & Diskussionsveranstaltung mit María do Mar Castro Varela und Nikita Dhawan zu postkolonialer Theoriebildung dokumentiert, die in der Reihe »When worst comes to worst – Antirassistisches Denken in komplexen Zusammenhängen« 2008 in Leipzig ausgerichtet wurde. Zu dieser Reihe gehört auch ein hier bereits archivierter Vortrag Eske Wollrads.

Download (mp3, mono, 48 kBit/s; 37,8 MB; 1:50 h)

Ankündigungstext: Weiterlesen

Die Farbe meiner Haut

Vortrag/Lesung der Antirassismustrainerin ManuEla Ritz über Rassismus, »Empowerment« und das (Über)Leben in der deutschen, weißen Mehrheitsgesellschaft. Neben persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen wird auch etwas Rassismustheorie referiert. Tonqualität mäßig.

Download (mp3, 48 kBit/s, mono; 26,5 MB; 1:17 h)

Original in vier Teilen bei FRN (128 KBit/s; 70,7 MB)

Mina Ahadi zur aktuellen Situation im Iran

Kurzbeschreibung: Mina Ahadi (Zentralrat der Exmuslime) hielt am 22.10.09 in der ACC Galerie Weimar einen Vortrag zur aktuellen Situation im Iran. Sie ging in diesem Vortrag auf ihre eigene Lebensgeschichte ein und reflektierte die Vorgschichte, die schließlich im Aufstand gegen die gefälschten Wahlen mündete. Sie bezog explizit Stellung gegen eine falsche Wahrnehmung des Irans in Deutschland und rief zur Unterstützung oppositioneller Exil-IranerInnen auf. Die Veranstaltung war unter Anderem eine Reaktion auf ein Austauschprogramm der Stadt Weimar mit dem Iran im Rahmen des West-Östlichen-Diwans (siehe Artikel von solidoku Weimar). Der Mitschnitt bricht leider kurz vor Ende des Vortrags ab.

Audiocharakteristika: Mp3, Mono, 128 kbps

Gesamtlänge: 27 min 9 sec (24,9 MB)

Download: Archive.org

dlf: Britische Gentests bei Asylbewerbern

Nur mithilfe genetischer Marker das Herkunftsland eines Menschen zu bestimmen, sei mit aktuellen wissenschaftlichen Methoden allenfalls sehr ungenau möglich, sagt der Molekulargenetiker Manfred Kayser. Doch genau das möchte die britische Einwanderungsbehörde nun in der Praxis ausprobieren – an Asylbewerbern.

(Backup: 1, 2)

Antiziganismus. Eine theoretische Annäherung

Auf FRN gibt es ein älteres Gespräch mit Markus End, der gerade bei Unrast einen Band über die antiziganistischen Zustände mitherausgegeben hat. Dieser wird in einem anderen dreiteiligen Beitrag mit den beiden übrigen Herausgeberinnen besprochen, und in einigen weiteren vorgestellt.