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Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI)

Das Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) in Frankfurt am Main i̶̶s̶̶t̶̶ ̶̶g̶̶e̶̶f̶̶ä̶̶h̶̶r̶̶d̶̶e̶̶t̶ ist im Begriff geräumt zu werden.

Das 2003 zunächst von Studis besetzte Haus hat sich in der Zeit seines Bestehens zu einem, wenn nicht dem Knotenpunkt in der gesellschaftskritischen Frankfurter Subkultur und Studiszene entwickelt. Die wohl einzigartige Einrichtung, die Wissenschaft, Kultur und politische Praxis verbindet und auch weiterhin und tiefgreifender verbinden will, beherbergt jedes Semester eine Vielzahl an autonomen Tutorien zu Themen, die an der Uni zu kurz kommen, oder dort gar nicht erst besprochen werden. Außerdem soll es Treff- und Organisationsort der gesellschaftlich Irrelevantisierten sein, wie das IvI sie nennt.
Das Gebäude, war bis vor ca. einem halben Jahr im Besitz der Uni, wurde aber dann an einen Investor verkauft. Dieser hat heute die Eingangstür aufgebrochen und Strom sowie Wasser abgestellt, die Anwesenden wurden abgefilmt. Eine Sitzblockade konnte ein weiteres Vorgehen verhindern. Den Leuten im IvI wurde mit Polizei gedroht. Eine tatsächliche Räumung scheint unmittelbar bevorzustehen.

Solidarisierungsmöglichkeiten
Wer in Frankfurt am Main ist, kann sich praktisch solidarisieren, zum Beispiel auf (spontan-)Demos und evtl. zu weiteren Blockaden zur Verhinderung der Räumung gehen. Andere können diese Petition unterzeichnen und von politischen Gruppen sind Solidaritätsbekundungen gerne gesehen. Für solche Bekundungen und einen Pressespiegel gibt es einen Solidaritätsblog. Alle aktuellen Informationen zur Rämung auf der Homepage des IvI und unter diesem Twitter Hashtag. Wir dokumentieren an dieser Stelle einen Beitrag des Bildungsmagazins, das vor einigen Wochen, als die Räumungsdrohung lediglich im Raum stand und noch begrenzte Aussichten auf Verhandlungen bestanden, mit einem Vertreter des IvI über den Zweck und die Organisation des IvI sowie die Räumungsdrohung gegen es sprach.

Das Institut
Das IvI kritisiert die gesellschaftliche Trennung von Theorie, Praxis und Party. Während theoretische Einsicht für die Gesellschaftsorganisation nicht wirksam wird, setzen viele politische Praktiker ihre praktischen Zwecke, einmal gefasst, der Theorie voraus, subsumieren damit die theoretische Erkenntnis diesen praktischen Zwecken. Auch Leute, die hauptsächlich Gesellschaftskritik betreiben, wirken praktisch, wenn sie z.B. eine Party organisieren. Die gesellschaftliche Trennung tritt ihnen dann in der Form entgegen, dass sie sich mit längst kritisierten Vorstellungen, wie z.B. Sexismus, Homosexuellenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus etc. herumschlagen müssen. Dagegen will das IvI so etwas in der eigenen Organisation reflektieren; Theorie soll also mit der Praxis vermittelt werden, sie reflektieren und anleiten. Eine praktische Maßnahme ist z.B., dass Sexisten, Schwulenfeinde, Antisemiten etc. von den Partys im IvI geschmissen werden.

Verhandlungsstand bezüglich des Gebäudes
Das Gebäude des IvI wurde an einen Investor verkauft. Das Institut wird über solch frappierende Neuigkeiten nicht von der Unileitung informiert und konnte bisher Einzelheiten, wenn überhaupt, aus der Presse entnehmen. Die Universität fährt eine Hinhaltetaktik: Informationen verweigert sie und gegenüber der Öffentlichkeit tut sie so, als wäre ihr am IvI etwas gelegen, indem sie zum Beispiel anbietet, dass das IvI “auch mal Räume im Studierendenhaus benutzen” könne. Solche Angebote können der komplexen, auf eigene Räume dauerhaft angewiesenen Struktur und Organisation des IvI in keiner Weise gerecht werden. Auch Angebote von Seiten des Investors, die bislang kostenlosen Räume nun an das IvI zu vermieten, erscheinen angesichts der sowieso schon chronisch leeren Taschen der Studis und mehr noch der Irrelevantisierten eher als Hohn, zumal der Investor eine Ausgabe von – so wird vermutet – 1,1 Mio. Euro profitabel machen muss. Inzwischen scheint sich auch die Verhandlungsfrage erledigt zu haben. Heute wurde die Tür zum IvI aufgebrochen und Strom und Wasser von Mitarbeitern des Investors abgestellt, dabei wurden die Leute im IvI abgefilmt. Eine Sitzblockade konnte Schlimmerem bislang vorbeugen.

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PM des IvI; PM 1 & PM 2 des Asta der Uni FFM

Kurzer, älterer Film über das IvI von Arte Tracks

Das Verhältnis von kritischer Theorie und Praxis

im Spannungsfeld von Ideologie, Organisation und Alltag

Inwiefern führt ein unbedingtes Setzen auf unmittelbare, verändernde Praxis nur noch tiefer in das bestehende Falsche hinein? Enthält eine Theorie, die Abstand von der Praxis nimmt, in der Benennung des falschen Ganzen schon einen Index des erstrebenswerten Besseren? Inwiefern handelt es sich bei dem Alltagsverstand der nicht-intellektuellen Menschen nicht doch schon stets um intellektuelle Tätigkeit? Inwiefern birgt das technische Wissen jeder verrichteten Arbeit nicht auch ein Potential von Reflexion und Kritik? Diese Fragen diskutiert Martin Krempel (BiKo) in seinem Vortrag, den er am 08.07.2011 in Jena gehalten hat. Er referiert jeweils mehrere Thesen zum Theorie-Praxis-Verständnis von Theodor W. Adorno und Antonio Gramsci, die er gegenüberstellt und aneinander abarbeitet, um das Vermittlungsproblem zwischen Theorie und Praxis in den analytischen Blick zu bekommen, ohne letztlich beide miteinander wie auch immer zu versöhnen.

Seit über einem Jahrhundert werden in gesellschaftskritischen Gruppen grundlegende Fragen immer wieder diskutiert. Vorrang der individuellen oder der kollektiven Bedürfnisse? Spontaneismus oder Organisation? Revolution oder Reformation? etc. Neben diesen Dauerbrennern wird eine Frage jedoch immer relevanter für politische Arbeit: »Wie ist das Verhältnis von Theorie und Praxis zu bestimmen?« Dieses Problem lässt nicht nur Differenzen im politischen Verständnis auftauchen, sondern es verhindert auch ganz explizit Bündnisse und schafft es ganze Assoziationen zu spalten. Die Fraktion einer »ohnmächtigen Theorie« steht dann häufig der Fraktion einer »blinden Praxis« gegenüber. Die »Theoretiker_innen« sehen meistens als die wichtigste Aufgabe von linker Politik die ideologiekritische Aufklärung über den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang an. Die »Praktiker_innen« dagegen präferieren die direkten Aktion und Organisation gegen Herrschaftsmechanismen. Beide idealtypischen Parteien finden sich jedoch in der heutigen Zeit zu einem großen Teil blockiert und fragmentiert vor. Eingeklemmt zwischen bürgerlicher Hegemonie und dem Alltagsverstand der Leute stößt jede kritische Theorie und Praxis auf eminente Probleme. So ist kritische Theorie isoliert, der antikapitalistischen Bewegung fehlen Anknüpfungspunkte in die Gesellschaft und eine Aufbruchsstimmung ist auch nicht in Sicht. Um die Möglichkeiten und Grenzen kritischer Handlungsfähigkeit auf dem theoretischen wie dem praktischen Terrain zu erkunden lädt das »Biko« zu einem Vortrag über das spannungsgeladene und widersprüchliche Verhältnis dieser beiden »Praxen« ein. Der Theorie/ Praxis- Komplex soll durch den Rückgriff auf die unterschiedlichen Gedanken von Theodor W. Adorno und Antonio Gramsci »neu« aufgerollt und durchleuchtet werden. Erstens um über das schwierige Verhältnis von Theorie und Praxis – mit einem kühlen Kopf nachzudenken und zweitens dadurch einen kleinen Schritt zur Überwindung eines innerlinken Grabenkampfes leisten zu können. Der Diskurs über den Theorie/ Praxis- Nexus soll im Vortrag zugespitzt werden, nicht um ihn zu schließen, sondern im Gegenteil um ihn unter Spannung verhandelbar zu machen. [via]

Download: via AArchiv (mp3; 35,8 MB; 1h 2:35 min)

Material zu Hans-Jürgen Krahl

Die sozialistische Studien-Vereinigung »Theorie Praxis Lokal« hat sich über einen längeren Zeitraum mit den Texten von Hans-Jürgen Krahl auseinandergesetzt. Hans-Jürgen Krahl hatte zuerst ein gutes Verhältnis zu Theodor W. Adorno, bei welchem er promovierte, suchte dann jedoch im Zuge der Studierenden-Proteste die Konfrontation mit Adorno, dem er vor Allem eine Flucht vor der Praxis in die Theorie vorwarf. Krahls eigene theoretische Schriften wurden von Theorie Praxis Lokal und die Projektgruppe »Krahlstudien« diskutiert. Bei den Aufnahmen handelt es sich größtenteils um Aufnahmen der Seminare, in denen die Krahl-Texte gelesen und diskutiert werden. Einen Eindruck von Krahls gelegentlichen Ausbrüchen gibt es hier, einen Ausschnitt aus seiner »Römerbergrede« vom Mai 1968, in der er zum Generalstreik aufruft, gibt es hier.

1. Hans Jürgen Krahl – Adornokritik von links. »Der politische Widerspruch der kritischen Theorie Adornos« und »Angaben zur Person«: Download | Zum Text

2. Hans Jürgen Krahl – Adornokritik von links. »Angaben zur Person« (inkl. einer einführenden Diskussion): Download | Zum Text

3. Zur Praxis kritischer Theorie. Hans-Jürgen Krahl und das unabgegoltene Erbe der Neuen Linken. Vortrag von krahlstudien.de: Download | Zum Ankündigungstext

4. Zur Praxis kritischer Theorie. »Kritische Theorie und Praxis«: Download | Zur Einleitung des Textes

5. Zur Praxis kritischer Theorie. »Thesen zum allgemeinen Verhältnis von wissenschaftlicher Intelligenz und proletarischem Klassenbewusstsein«: Download | Zum Text

Links zu Hans-Jürgen Krahl: Weiterlesen