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Zum 90. Geburtstag von »Geschichte und Klassenbewusstsein«

Georg Lukács und seine Rezeption für Einsteiger, Freunde und Kenner

1923 erschien mit der Aufsatzsammlung Geschichte und Klassenbewusstsein eine Art Gründungsdokument des späterhin so genannten »Westlichen Marxismus«. Für die Junge Panke/Helle Panke Berlin Anlass, ihr und ihrem Autor Georg Lukács einen Abend »in gepflegter salonbolschewistischer Atmosphäre« zu widmen. Nach »Zwanziger-Jahre-Arbeiterbewegungs-Chanson am E-Piano« referierten Patrick Eiden-Offe und Frank Engster im Kreuzberger Monarch über Biographie, Werk und Rezeption von Georg Lukács. Im Mittelpunkt stand neben dem berühmten Verdinglichungsaufsatz auch Lukács‘ zwiespältiges Verhältnis zur Partei- und Organisationsfrage, sein historisch bedingtes Schwanken zwischen eher linkskommunistisch-spontaneistischen Vorstellungen vom subjektiven Faktor und leninistischen Avantgarde-Konzepten.

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Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI)

Das Institut für vergleichende Irrelevanz (IvI) in Frankfurt am Main i̶̶s̶̶t̶̶ ̶̶g̶̶e̶̶f̶̶ä̶̶h̶̶r̶̶d̶̶e̶̶t̶ ist im Begriff geräumt zu werden.

Das 2003 zunächst von Studis besetzte Haus hat sich in der Zeit seines Bestehens zu einem, wenn nicht dem Knotenpunkt in der gesellschaftskritischen Frankfurter Subkultur und Studiszene entwickelt. Die wohl einzigartige Einrichtung, die Wissenschaft, Kultur und politische Praxis verbindet und auch weiterhin und tiefgreifender verbinden will, beherbergt jedes Semester eine Vielzahl an autonomen Tutorien zu Themen, die an der Uni zu kurz kommen, oder dort gar nicht erst besprochen werden. Außerdem soll es Treff- und Organisationsort der gesellschaftlich Irrelevantisierten sein, wie das IvI sie nennt.
Das Gebäude, war bis vor ca. einem halben Jahr im Besitz der Uni, wurde aber dann an einen Investor verkauft. Dieser hat heute die Eingangstür aufgebrochen und Strom sowie Wasser abgestellt, die Anwesenden wurden abgefilmt. Eine Sitzblockade konnte ein weiteres Vorgehen verhindern. Den Leuten im IvI wurde mit Polizei gedroht. Eine tatsächliche Räumung scheint unmittelbar bevorzustehen.

Solidarisierungsmöglichkeiten
Wer in Frankfurt am Main ist, kann sich praktisch solidarisieren, zum Beispiel auf (spontan-)Demos und evtl. zu weiteren Blockaden zur Verhinderung der Räumung gehen. Andere können diese Petition unterzeichnen und von politischen Gruppen sind Solidaritätsbekundungen gerne gesehen. Für solche Bekundungen und einen Pressespiegel gibt es einen Solidaritätsblog. Alle aktuellen Informationen zur Rämung auf der Homepage des IvI und unter diesem Twitter Hashtag. Wir dokumentieren an dieser Stelle einen Beitrag des Bildungsmagazins, das vor einigen Wochen, als die Räumungsdrohung lediglich im Raum stand und noch begrenzte Aussichten auf Verhandlungen bestanden, mit einem Vertreter des IvI über den Zweck und die Organisation des IvI sowie die Räumungsdrohung gegen es sprach.

Das Institut
Das IvI kritisiert die gesellschaftliche Trennung von Theorie, Praxis und Party. Während theoretische Einsicht für die Gesellschaftsorganisation nicht wirksam wird, setzen viele politische Praktiker ihre praktischen Zwecke, einmal gefasst, der Theorie voraus, subsumieren damit die theoretische Erkenntnis diesen praktischen Zwecken. Auch Leute, die hauptsächlich Gesellschaftskritik betreiben, wirken praktisch, wenn sie z.B. eine Party organisieren. Die gesellschaftliche Trennung tritt ihnen dann in der Form entgegen, dass sie sich mit längst kritisierten Vorstellungen, wie z.B. Sexismus, Homosexuellenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus etc. herumschlagen müssen. Dagegen will das IvI so etwas in der eigenen Organisation reflektieren; Theorie soll also mit der Praxis vermittelt werden, sie reflektieren und anleiten. Eine praktische Maßnahme ist z.B., dass Sexisten, Schwulenfeinde, Antisemiten etc. von den Partys im IvI geschmissen werden.

Verhandlungsstand bezüglich des Gebäudes
Das Gebäude des IvI wurde an einen Investor verkauft. Das Institut wird über solch frappierende Neuigkeiten nicht von der Unileitung informiert und konnte bisher Einzelheiten, wenn überhaupt, aus der Presse entnehmen. Die Universität fährt eine Hinhaltetaktik: Informationen verweigert sie und gegenüber der Öffentlichkeit tut sie so, als wäre ihr am IvI etwas gelegen, indem sie zum Beispiel anbietet, dass das IvI “auch mal Räume im Studierendenhaus benutzen” könne. Solche Angebote können der komplexen, auf eigene Räume dauerhaft angewiesenen Struktur und Organisation des IvI in keiner Weise gerecht werden. Auch Angebote von Seiten des Investors, die bislang kostenlosen Räume nun an das IvI zu vermieten, erscheinen angesichts der sowieso schon chronisch leeren Taschen der Studis und mehr noch der Irrelevantisierten eher als Hohn, zumal der Investor eine Ausgabe von – so wird vermutet – 1,1 Mio. Euro profitabel machen muss. Inzwischen scheint sich auch die Verhandlungsfrage erledigt zu haben. Heute wurde die Tür zum IvI aufgebrochen und Strom und Wasser von Mitarbeitern des Investors abgestellt, dabei wurden die Leute im IvI abgefilmt. Eine Sitzblockade konnte Schlimmerem bislang vorbeugen.

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PM des IvI; PM 1 & PM 2 des Asta der Uni FFM

Kurzer, älterer Film über das IvI von Arte Tracks