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Gesellschaftliche Naturverhältnisse und materialistische Kritik

Seit dem (Wieder)Erstarken der Thematisierung des Klimawandels sind Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Energiesparen, CO2-Minimierung und vor allem „gesunde“ (Bio-)Nahrungsmittel alltägliche Paradigmen der Lebenswelt. Vor einigen Jahren noch undenkbar ist das Warenangebot an Bio-Produkten, vollwertigen Lebensmitteln, ökologisch verträglichen, früher nur in der Reformhaus-Szene erhältlichen Verbrauchsprodukten bis hin zum Stromanbieter, energieneutralem Hausbau sowie Umweltinvestment für den Kleinanleger unüberschaubar gewachsen. Kaum ein Unternehmen leistet sich kein Umweltmanagement, Umweltschutz ist auf regionaler bis globaler Ebene eines der wichtigsten Topoi in der Politik geworden und die Konsumwelt ist ohne die Labels ›Bio‹, ›ökologisch abbaubar‹, ›CO2-neutral‹ etc. nicht mehr vorstellbar. Umweltbewusstsein, nachhaltiger Konsum und darauf bezogene Wachstums- und Konsumkritik beleben nicht nur Untote wie die globalisierungskritische ATTAC-Bewegung, sondern transformieren den seine Bedürfnisse befriedigenden Normalbürger in einen ›kritischen Konsumenten‹. Der Natur was Gutes tun, ob „mit jedem Waschgang“ oder der Balkon-Tomate.. Im Mittelpunkt der konsumkritischen Wohlfühl- und Bewusstseinspraxis steht ein Verständnis von Natur, in dem sie als vermeintliches Prinzip des Reinen, Guten oder Authentischen, als Gegensatz zur Gesellschaft fetischisiert wird. Was hinter der gesamtgesellschaftlichen Pseudoaktivität, ob als ›kritischer Konsument‹, als von Wellblechhütte und Subsistenz träumende Wachstumskritikerin oder moralisch richtig gepolter, grün-konservativer Altbau-Bewohner, verschwindet, ist eine Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Naturverhältnis. Die Frage, was die Zerstörung der Natur und das zügige Voranschreiten zu tatsächlichen Grenzen des Planeten, mit dem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang, mit der kapitalistischen Produktionsweise und mit gesellschaftlicher Herrschaft zu tun haben könnte, stellt sich erst gar nicht. Dies ist der Ausgangspunkt einer aus drei Vorträgen bestehenden Reihe des AK Kritische Intervention, in der Martin Blumentritt, Julian Kuppe und Michael Schüßler Aspekte einer materialistischen Gesellschaftskritik des Verhältnisses von Natur und Gesellschaft herausarbeiten.

Martin Blumentritt: Der Begriff der Natur bei Marx und Adorno

Bereits in der bekannten ersten Feuerbachthese bestimmte Marx das Verhältnis von Natur und Gesellschaft in kritischer Auseinandersetzung mit dem sinnlichen Materialismus Ludwig Feuerbachs. Diesem sei zu zugestehen, dass im Gegensatz zur Erkenntnistheorie des deutschen Idealismus dem Subjekt wirklich „sinnliche Objekte“ und nicht „Gedankenobjekte“ gegenüberstehen. Die subjektive Hinwendung folge aber nicht einfach der „Form des Objekts“ oder sei Prozess der „Anschauung“, sondern ist die Geschichte der „sinnlich[en] menschliche[n] Tätigkeit“ selbst. Marx stellt damit den Subjektivismus des Idealismus auf materialistische Füße. Er verneinte nicht einfach den idealistischen Konstruktivismus, sondern zeigte, wie der Mensch sich durchaus seine Wirklichkeit schafft, weniger aber durch sein Erkennen als vielmehr durch sein schöpferisches, umgestaltendes und notwendiges Tätig-Sein, dass jedoch zugleich die objektive Welt zwar ›für ihn‹ ist, aber nicht letztlich aus seiner Anschauung oder Praxis hervorgeht. Die sich darin abzeichnende Dialektik, dass der Mensch stets eine „geschichtliche Natur und eine natürliche Geschichte vor sich habe“ (Marx/Engels; Deutsche Ideologie), ja mehr sogar, dass der Mensch als zugleich Natur- wie gesellschaftliches Wesen selbst Teil dieser Konstellation ist, stellt auch den materialistischen Kern der Kritischen Theorie dar. Natur wird darin mit der Kategorie der „Naturgeschichte“ und der „Negativen Ontologie“ (Adorno) in ihrem „gesellschaftlich-geschichtlichen Charakter“ begriffen. Das bedeutet, dass „[a]lle (…) Aussagen über Natur, seien sie spekulativer, erkenntnistheoretischer oder naturwissenschaftlicher Art, (…) die Gesamtheit der technologisch-ökonomischen Aneignungsweisen der Menschen, gesellschaftliche Praxis jeweils schon voraus[setzen]“ (Alfred Schmidt). Natur, auch des Menschen selbst, ist somit stets vermittelt, gewinnt aber zugleich durch ihre doppelte immanente Notwendigkeit als für den Menschen lebensnotwendiger Naturstoff sowie als Natur am Menschen einen zur Gesellschaft antagonistischen Charakter. Was das für eine Gesellschaftskritik bedeutet, soll ausgehend vom Referat diskutiert werden.

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Julian Kuppe: Ohnmacht und imaginäre Inszenierung. Zu einigen gegenwärtigen Erscheinungen des Verhältnisses von Natur, Individuum und Gesellschaft

In gegenwärtigen Gesellschaften ist eine Gleichzeitigkeit von Dynamik und Erstarrung vorzufinden. Der dieser Erscheinung zugrunde liegende Zusammenhang muss im Verhältnis von Natur, Individuum und Gesellschaft in ihrer kapitalismusspezifischen Form gesucht werden. Wie Marx und die kritische Theorie aufweisen, ist Geschichte bis heute Vorgeschichte, in der sich Naturzwang blind durchsetzt. Fortschritt und gesellschaftliche Dynamik erweisen sich damit als Ausdruck unbegriffenen Naturzwangs, als Naturgeschichte. Diese Dynamik der ihrer selbst unbewussten Gesellschaft bringt ganz offenbar erhebliche soziale und ökologische Widersprüche hervor, die innerhalb des Rahmens der bestehenden Verhältnisse nicht aufzulösen sind. Was aber ist die gesellschaftliche Antwort auf diese Konstellation? Ein Schwerpunkt gesellschaftlichen Praxis scheint vor allem darin zu bestehen, die scheinbare Ohnmacht gegenüber den als Naturmacht erscheinenden gesellschaftlichen Verhältnissen imaginär zu bewältigen. Gesellschaftliche Dynamik ist damit einerseits als blinder Naturzwang real und andererseits als imaginäre gesellschaftliche Praxis scheinhaft, wobei sich dahinter zugleich die gesellschaftliche Statik in Form der erstarrten gesellschaftlichen Verhältnisse verbirgt. Da die Identität von Imaginärem und Realität aber nicht herzustellen ist, sondern immer wieder scheitert, wird letztlich Gewalt zum Mittel des Versuchs der Herstellung dieser unmöglichen Identität. Der Vortrag versucht der Frage nachzugehen, welche Stellung imaginäre Identität in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Konstellation einnimmt und in welchem Verhältnis diese gesehen werden müsste, um die katastrophalen, gewaltförmigen Folgen, die diese gegenwärtig mit sich bringt, zu vermindern.

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Michael Schüßler: Interaktionsform und Sprachzerstörung. Die materialistische Sozialisationstheorie Alfred Lorenzers – Kritische Theorie des Subjekts

Trotz ihrer Wendungen zwischen Kulturismus und Biologismus ist die Psychoanalyse stets ein Feld, in dem sich der Antagonismus zwischen Natur und Gesellschaft am Menschen auftut. Im Gegensatz zu den Positionen der revisionistischen oder biologistischen Seite, aber auch gegenüber dem ‚Lacanschen Mainstream‘ hat Alfred Lorenzer versucht, für den Gegenstand der Psychoanalyse die Dialektik von Natur und Gesellschaft darzulegen und damit zugleich die methodologischen Grundlagen der psychoanalytischen Praxis als auch ihr Verhältnis zur kritischen Gesellschaftstheorie schärfer zu bestimmen.
Seine psychoanalytische Theorie stellt sich dem Widerspruchsverhältnis einer nicht in Gänze in gesellschaftlicher Praxis aufgehenden menschlichen Natur, ohne das diese einer Essentialisierung gleichkäme. Hierfür sind bei Lorenzer zwei zusammenhängende Stränge von Bedeutung. In seiner materialistischen Sozialisationstheorie zeigt er, wie in Reiz-Reaktions-Komplexen zwischen Fötus und Mutter bereits intrauterin, später in vorsprachlichen leiblich-körperlichen Interaktionsformen zwischen Neugeborenen und primären Beziehungsobjekten und vor allem in der Spracherwerbung Naturanlagen und gesellschaftliche Praxis beständig vermittelt werden. Zugleich zeichnet Lorenzer in diesem Zusammenhang von prässymbolischen Interaktionsformen und der späteren Spracherwerbung die Bruchlinien zwischen Kind und gesellschaftlichen Anforderungen als stets konflikthafte, beschädigende Subjektwerdung unter den Bedingungen gesellschaftlicher Herrschaft nach. Die Psychoanalyse Alfred Lorenzers weitet sich so zu einer Kritischen Theorie des Subjekts.
Im Vortrag möchte ich mit besonderem Fokus auf das Verhältnis von Natur und Gesellschaft am Menschen diese Kritische Theorie des Subjekts von Lorenzer darlegen und die Stärke des Ansatzes auch vor dem Hintergrund des poststrukturalistischen Mainstreams diskutieren. Hierzu werde ich den Fokus auf Lorenzers Ansatz einer materialistischen Sozialisationstheorie legen.

Zudem bat Michael Schüßler um Platz für eine Verortung der materialistischen Sozialisationstheorie Alfred Lorenzers und damit um Platz für eine Kontextualisierung des Vortrags.

In seiner materialistischen Sozialisationstheorie zeigt Alfred Lorenzer, wie in Reiz-Reaktions-Komplexen zwischen Fötus und Mutter bereits intrauterin, später zwischen dem Körperbedarf des Kindes und den von primären Beziehungsobjekten dargebotenen gesellschaftlichen Praxisformen die ›innere Natur‹ des Kindes und Gesellschaft beständig vermittelt werden. Vor allem das gestisch-praktische Arrangement zwischen Kind und primären Bezugsobjekten (›Mutter‹) sowie die in Triebe umgesetzten somatischen Reize stellen das Ergebnis dieser ›Interaktionen‹ und der frühen Objektbeziehungen des Kindes dar. Dieses von Lorenzer im Begriff der ›Bestimmten Interaktionsformen‹ reflektierte Repertoire an ersten Praxisfiguren zwischen Kind und der von ihm noch nicht geschiedenen Objektwelt schlägt sich im werdenden Subjekt auch neurophysiologisch als Erinnerungsengramme, folglich leiblich nieder.
Wie sich nach Lorenzer bereits in der vor- aber nicht außersprachlichen Phase die Dialektik von Natur und Gesellschaft am Menschen nachzeichnen lässt, so fügt sich der qualitative Umschlag von den unbewussten Interaktionsformen in die ersten Bewusstseinsformen durch die Spracherwerbung in dieses Verhältnis ein.
Lorenzer macht deutlich, dass Spracherwerbung nicht die bloße Übernahme der objektiven Sprachstruktur und ihrer Regeln ist. Vielmehr ist Sprache beim Kind ebenso die innerpsychische und neurophysiologische Verankerung von Praxis; in dem Fall die Verklammerung von Bestimmten Interaktionsformen mit lautlicher Symbolisierung. In diese ›Symbolischen Interaktionsformen‹ sind folglich der gestische und sinnlich-mimetische Zusammenhang der ersten Praxisfiguren und das Triebgeschehen aufgehoben.
Besonders an der Spracherwerbung als bedeutenden Punkt der Ausbildung von Ich- und Nicht-Ich-Pol hebt Lorenzer hervor, dass bereits die primäre Sozialisation als stets konflikthafte, beschädigende Subjektwerdung unter den Bedingungen gesellschaftlicher Herrschaft zu begreifen ist. Bereits in der Ausbildung der ersten Bewusstseinsformen kommt es zu dem, was Lorenzer Sprachzerstörung nennt und Freud mit den Begriffen der Verdrängung und Fixierung bezeichnet hat. Es geht um die Konfrontation von bereits hergestellten Symbolischen Interaktionsformen mit neuen Praxisanforderungen in konflikthafter Konstellation. Unter der Dominanz und der Vehemenz der neue Anforderung zerreißt das bestehende Gefüge von Interaktionsform und Symbol; drängt die nun verpönte Praxisfigur ins Unbewusste, wo jedoch ihr energetischer, triebhafter Gehalt bestehen (Freud: fixiert) bleibt. Als konflikthafte Bestandteile des ES können diese „Klischees“ (Freud) durch bestimmte situative Reize in unmittelbarer und nicht realitätsgerechter Form nach ›oben‹ drängen. Sie sind die Quelle neurotischen oder gar psychotischen Leidens.

Materialistisch ist diese Theorie in dreifacher Weise. 1. Sie zeigt, wie Natur und Gesellschaft am Menschen in einem Widerspruchsverhältnis vermittelt sind. Natur bildet zwar den Möglichkeitenhorizont, entfaltet sich jedoch stets unter dem Eindruck gesellschaftlicher Praxis; bereits in der embryonalen Phase. Zugleich lässt sich Natur nicht aus dieser Praxis ableiten, geht in dieser nicht auf. 2. Darüberhinaus sind die ersten Objekt-Beziehungen des Kindes nicht auf eine familiäre Praxis eingeschränkt. Lorenzer erörtert, dass die ›mütterliche‹ Praxis stets schon gesellschaftliche, herrschaftsförmige Praxis qua gesellschaftlicher Subjekt- und Leibform und der primären wie sekundären Sozialisation der primären Bezugspersonen ist. 3. Zudem ist Sprache als wesentliches qualitativ veränderndes Moment der primären Sozialisation in die Dialektik von Natur und gesellschaftlicher Praxis eingespannt und geht dieser nicht einfach voraus. Sprache ist Praxisform zwischen Anlagen des Kindes, der bis dato hergestellten Triebstruktur und des objektiven Sprachsystems. Als Vermittlungsschritt von Interaktionsform und (Laut-)Symbol sind in den Sprachfiguren das sinnlich-gestische Arrangement der Erlebnisszene und das Triebgeschehen bewahrt. Erst die durchgesetzte Rationalität ›schleift‹ beim Kind die sinnlich-mimetischen und bildlichen Aspekte der Sprachsymbole ab, macht aus symbolvermittelten Erlebnisszenen ›entleerte‹ Allgemeinbegriffe und Zeichen. Dies ist zugleich potentialfördernd als Bedingung höherer Abstraktionsgrade und doch auch beschädigend im Sinne einer ›Entsinnlichung‹ von Sprache und Praxis. Genannte Aspekte bleiben im Kern der Sprache sowie als Teil des Unbewussten „als Stachel des Nichtidentischen gegen das allgemein Anerkannte lebendig“ (Lorenzer, Zu Begründung einer materialistischen Sozialisationstheorie, 1972, S. 119). Sie stellen, ob nun als Anteil lustbesetzter Erlebnisszenen, als Erinnerung und Phantasie oder aber als sinnlicher Gehalt von Reflexivität, widerständige Momente gegen die herrschende Rationalität dar.

Vor diesem Hintergrund begründet Lorenzer die psychoanalytische Praxis in ihrer Methodologie als materialistische Tiefenhermeneutik. Als ›szenisches Verstehen‹ muss der Analytiker die ›Erzählbilder‹ des Analysanden in dessen lebensgeschichtliche Genese einordnen, sich folglich auf den lebenspraktischen Zusammenhang einlassen.
In dem unmittelbaren Zusammenspiel beider Akteure nimmt der Analytiker keine bloße Beobachtersituation ein, vielmehr wird er selbst zum Teil der Konfliktszenen, die der Analysand in die Analysesituation überträgt. Er wird in der Analytiker-Analysand-Dyade selbst Teil des ›Spiels‹ des Patienten, der dem Analytiker eine Rolle in seinem ›Drama‹ zuweist. Dem Analytiker kann es gelingen, die verschütteten Konfliktsituation sinnlich-konkret (nach)zuerleben und im Verein mit dem szenisch-hermeneutischen Deuten als eigene Erlebnisschicht des Fremdpsychischen verbalisieren und so den unbewussten Gehalt der Konfliktszenerie ins Bewusstsein holen.
Die ›Resymbolisierung‹ verändert die Konfliktkonstellation zwischen bewussten und verdrängten Bestandteilen. Mitnichten ist damit das Leiden beendet oder sind gar die Zumutungen der Realität vom Patienten genommen. Das Leiden, begriffen als zugleich inneres wie soziales Leid, kann die Psychoanalyse nicht beenden, vielmehr ist sie „Hilfe gegen die ungeeigneten Selbstbeschränkungen, die der notwendigen Selbstbehauptung[!] entgegenstehen“ (Lorenzer, Kultur-Analysen, 1986, S. 23).
Dies deutet auf ein weiteres wichtiges Element in Lorenzers Ansatz. Die Analyse subjektiver Struktur, als Sozialisationstheorie wie als psychoanalytische Praxis, muss stets vermittelt werden mit der Analyse objektiver Struktur. Beide Perspektiven laufen gewissermaßen gegenläufig aufeinander zu. Dies bedingt sich dadurch, dass Individuum und gesellschaftliche Verkehrsformen jeweils nicht völlig auseinander ableitbar, also nichtidentisch sind. Lassen wir dazu zum Schluss Lorenzer zu Wort kommen:
„Gegenstand des psychoanalytischen Verfahrens sind die ››Produkte‹‹ des Sozialisationsprozesses. Der Durchblick auf Sozialisation darf ebensowenig mißverstanden werden wie die Rede davon, daß das erfaßbare Leiden letzten Endes auf eine verfehlte Synthesis von innerer Natur und vermittelter gesellschaftlicher Praxis zurückgeht. Beide Aussagen enthalten keinen kausalgenetischen Anspruch. Im Gegenteil. Psychoanalyse ist ausschließlich Strukturanalyse, ohne ››hinter‹‹ den subjektiven Strukturen objektive Bedingungen erfassen zu können. Um die Kausalgenese zu entfalten, muß die subjektive Strukturanalyse einer objektiven Analyse vermittelt werden, was allemal den theoretischen und gegenwärtig-praktischen Rahmen der Psychoanalyse überschreitet und nur innerhalb einer historisch-materialistischen Gesellschaftstheorie möglich wird. Psychoanalytische Erkenntnisse durchbrechen nicht den Bannkreis ideologischer Bornierung. ››Wahr‹‹ im Sinne einer an die geschichtlichen Prozesse gebundene Wahrheit ist jedoch die ››Richtung‹‹ der hermeneutischen Durchdringung: Die Richtung von unerträglichen lebenspraktischen Entwürfen zu erträglichen verweist auf Gewalt, die dem Produkt des Sozialisationsprozesses angetan wird. Sie verweist auf antagonistische Produktionsverhältnisse.“ (Lorenzer, Die Wahrheit der psychoanalytischen Erkenntnis, 1976, S. 278).

Michael Schüßler

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Momente einer kritischen Theorie der Naturwissenschaften

Ein weiterer Beitrag zur Kritik der historischen wie gegenwärtigen Naturverhältnisse, der auf eine Vortragsreihe in Jena verweist, die versuchte Momente einer kritischen Theorie der Naturwissenschaften herauszuarbeiten: Die Veranstalter, die sich die Frage stellten, warum die Naturwissenschaften im Kontext von Debatten, die sich auf das kritische Denken von Horkheimer und Adorno stützen, bisher tendenziell eher als randständig angesehen wurden, zur Motivation der Reihe.

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1.) Martin Blumentritt – Zum Begriff der Natur und der Wissenschaft bei Marx

In Erinnerung und mit Bezug auf den 2012 verstorbenen Alfred Schmidt, referiert Martin Blumentritt über die Lehre der Natur bei Marx.

Die Überlegungen der Frankfurter Kritischen Theorie in den frühen 60er Jahren kreisten um einen Materialismus der „zweiten Natur”. Alfred Schmidts Dissertation über die Lehre der Natur bei Karl Marx suchte nicht bloß interpretierend, die Kritische Theorie weiterzuführen. Durch den erneuten Rekurs auf Marx konkretisierte er die Kritik an der auf Engels zurückgehenden Variante der Marx-Interpretation, die zu einer Trennung von historischem und dialektischem Materialismus und der Vorordnung eines naturalistisch-ontologischen Materialismus vor dem historischen führte. Die alten Materialisten hätten in der Sache, nicht in der Form, recht gehabt, die die Stärke des Idealismus war:

„Es gibt in der idealistischen Philosophie Fragestellungen, die mit der idealistischen Form, in der sie vorgetragen werden, nicht abgetan sind. Der deutsche Idealismus von Kant bis Hegel, an den Marx bewußt angeknüpft hat, zeigt, daß die uns umgebende Welt keine bloß an sich seiende, sondern ebensosehr eine für und durch uns seiende Realität ist. Freilich hat der Idealismus diese Abhängigkeit des Objektiven vom Subjektiven, indem er sie aussprach zugleich mystifiziert, und zwar deshalb, weil er die subjektive Konstitution dessen, was wir Erfahrungs- und Dingwelt nennen radikal entstofflichte und dadurch die Sache verdunkelte.”[1]

Mit dem Begriff der „gegenständlichen Tätigkeit” hielt Schmidt die Vermitteltheit des unmittelbar Vorfindlichen gegen die idealistischen Formen fest und arbeitete eine Alternative zu Engels ontologischer Naturdialektik heraus, wodurch der erkenntnistheoretischen Abhängigkeit der Objektwelt und ontologischen Unabhängigkeit gleichermaßen Rechnung getragen wird. Aus der Perspektive von Kants negativer Metaphysik und Hegels Produktionslogik diskutierte Schmidt das Verhältnis erster und zweiter Natur mittels der Interpretation der marxschen Texte in Hinsicht auf ihr Naturverhältnis. [via]

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2.) Jörg Huber – Subjektive und objektive Momente physikalischer Erkenntnis

Huber spricht über den naiven Glaube an die absolute Objektivität der Naturwissenschaften. Denn: Naturwissenschaften können gar keine völlig objektive Beschreibung der Natur liefern, da ihre Erkenntnisformen historischen Ursprungs sind. Huber fragt, inwieweit Reformulierungen von gesellschaftlichen Veränderungen abhängen.

Ihre naturwissenschaftliche Grundlagenforschung stellen Wissenschaftler gerne als Selbstzweck dar, den sie aus reiner Neugierde verfolgen würden. Sie möchten Gesetze finden, denen die Natur folgt, und damit zur Akkumulation menschlichen Wissens beitragen. Ihr gemeinsames höchstes Ziel ist die lückenlose Erklärung der ganzen Welt durch solche Gesetze. Die Gesellschaft soll die Mittel für diese Forschung bereitstellen, die Wissenschaftler fühlen sich aber im Zweifelsfall nicht dafür verantwortlich, wie ihre Erkenntnisse genutzt werden. Die Gesellschaft soll also auch die Verantwortung für den Gebrauch ihrer Resultate übernehmen. Wie aber können dann diese Resultate ganz unabhängig von der Gesellschaft sein und die Natur einfach so erklären, wie sie an sich ist? Der naive Glaube an die absolute Objektivität der Naturwissenschaften liefert eine bequeme Rechtfertigung für wissenschaftliche Verantwortungslosigkeit, die scientific community erteilt ihrem insgesamt blinden Treiben damit selbst die Absolution. Demgegenüber skeptische Positionen erschöpfen sich häufig darin, inhumane technische Anwendungen naturwissenschaftlichen Wissens auf ethische Mängel zurückzuführen.

Der eigentümliche Status des Wissens, das die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung liefert, lässt sich aber nur ernsthaft kritisieren, wenn der unüberbrückbare epistemologische Spalt zwischen der Natur und unserer Vorstellungen von ihr nicht unterschlagen wird. Die Naturwissenschaften können gar keine völlig objektive Beschreibung der Natur liefern, da ihre Erkenntnisformen historischen Ursprungs sind. Naturwissenschaftliche Theorien als Funktionsweise oder gar als Schöpfungscode der Natur auszugeben, erweist sich als ideologischer Abdruck gesellschaftlicher Verhältnisse. Um dieser Erscheinung von Ideologie auf die Spur zu kommen, wird sich der Vortrag anhand bekannter Beispiele erkenntniskritisch mit dem Verhältnis naturwissenschaftlicher Theorie zu ihrem spezifischen Gegenstand befassen. Die theoretische Entwicklung der Himmelsmechanik zeigt die enormen Wandlungen auf dem Weg zur ersten allgemeingültigen physikalischen Theorie, deren Gegenstand, die Ordnung der Himmelskörper, dabei gegenüber irdischen Maßstäben starr geblieben ist. Aus der Himmelsmechanik entstand dann die heutige theoretische Mechanik, die noch mehrfach reformuliert wurde, obwohl keine grundsätzlichen Probleme bei ihren bekannten mechanischen Experimenten aufgetreten waren. Daher liegt die Frage nahe, inwieweit solche Reformulierungen von gesellschaftlichen Veränderungen abhängen. Der enorme Erfolg der Relativitätstheorie degradierte die klassische Mechanik dann zum wichtigsten Spezialfall allgemeingültigerer Gesetze. Und die Kantische Vorstellung, dass Raum und Zeit bloße Formen unserer Anschauung seien, geriet ins Wanken. [via]

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Da der Mitschnitt leider abrupt abbricht, hat Jörg Huber für das Audioarchiv die nicht aufgezeichneten Momente des Vortrags und Teile der Diskussion nachträglich eingesprochen.

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3.) Prof. Dr. Gerhard Stapelfeldt – Der Begriff der Natur in der Epoche des Liberalismus

Stapelfeldt untersucht den Begriff – die Begriffe – der Natur in der Epoche des Liberalismus (um 1765-1870), der bürgerlichen Aufklärung, der bürgerlichen Revolutionen.

Der Vortrag untersucht den Begriff – die Begriffe – der Natur in der Epoche des Liberalismus (um 1765-1870), der bürgerlichen Aufklärung, der bürgerlichen Revolutionen.
‚Natur’ scheint ein ganz einfacher Begriff, der einen selbstverständlichen Gegenstand bestimmt. Man denkt an Gesteine, an Pflanzen, an Tiere, an die körperlicher Natur des Menschen, an Naturgesetze, an Naturwissenschaften, an Naturschutz. Aber dann wird es doch schwierig: Gibt es eine ‚Natur der Sache’, eine Natur des Menschen, eine Natur der Gesellschaft? Was ist ‚natürlich’? Schon der antike Naturbegriff ist heute kaum nachvollziehbar: Natur als göttliche, subjektive, mit moralischen Qualitäten ausgestattete Natur. In der Neuzeit hat Galilei, nach seinem Selbstverständnis, im „Buch der Natur“ gelesen. Im Liberalismus wird es mit dem Begriff – den Begriffen – der Natur in der Philosophie, der Sozial- und Naturwissenschaft ganz kompliziert: Vico unterscheidet die „Welt der Natur“ von der „gesellschaftlichen Welt“; Kant spricht von einer „sinnlichen“ und von einer unbewußten „übersinnlichen (zweiten) Natur“, Smith von der „Natur des Reichtums der Nationen“, Darwin von einer Naturgeschichte; Comte stellt der Wissenschaft der Biologie die Wissenschaft von der Gesellschaft (Soziologie) zur Seite und bezeichnet beide als „Physik“ – als Naturwissenschaften. Diese Begriffe, ihr Zusammenhang, ihre gesellschaftsgeschichtliche Grundlage sind zu klären.

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Fussnoten:

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Wo keins ist, ist eins #8 – #11

Da ich vermute, dass auch die meisten Nutzer_innen des Audioarchivs nicht die ganzen letzten Sommertage in ihren Zimmern hocken und sich Radiosendungen über Hegel reinziehen, mögen sie es mir verzeihen, dass ich es mit der Regelmäßigkeit etwas habe schleifen lassen und nun schon wieder eine ganze geballte Ladung Philosophie, diesmal gleich vier Ausgaben der Dialektik-Sendung vom FSK auf einmal hier dokumentiere. Vielleicht sind es ja ein paar Stunden, mit denen sich die werten Hörer_innen den kommenden Herbst oder dann den Winter denkerisch versüßen können – hörenswert sind die Sendungen in jedem Fall.

Wo keins ist, ist eins #8 (13.05.2012)

In der Sendung steht die Wirklichkeit als Einheit von Inneren und Äußeren, Kraft und Äußerung, Wesen und Erscheinung im Vordergrund. Hatte die metaphysische und positivistische Tradition die formelle Wirklichkeit als das, was sich widerspruchsfrei denkbar zu erweisen hat, erfasst, so wird mit Hegel die innere Widersprüchlichkeit einer solchen Wirklichkeit aufgewiesen, die sich als zufällig erweist, d.h. nicht notwendig so ist, wie sie ist, sondern auch anders sein kann. Das nötigt Hegel von der formellen zur realen Wirklichkeit, Möglichkeit und Notwendigkeit überzugehen. Ein Kurzschluss von Notwendigkeit und Wirklichkeit, ein überdeterminierter Wirklichkeitsbegriff, wie der Positivismus oder kritische Rationalismus ihn haben, führt dazu, dass schließlich alles, was notwendig sein soll, sich als etwas erweist, was auch ganz anders sein kann. Die reale Möglichkeit der Totalität der Bedingungen einer Sache ist vorhanden, bevor die Sache in Existenz tritt. Fehlen Bedingungen der Veränderung in einer bestehenden Möglichkeit, sind Versuche gesellschaftliche Praxis zum Scheitern verurteilt.

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Wo keins ist, ist eins #9 (Juni 2012)

Zur Wirklichkeit gehört nicht nur das Beobachtbare, sondern auch deren Möglichkeiten, Vernunftpotentiale; so endet die objektive Logik Hegels und dies reflektiert auch die materialistische Dialektik Adornos. Der Übergang zum Subjekt oder Begriff des Begriffs hat es in sich. Die Dialektik von Allgemeinen und Besondern wird anhand von Hegels Verständnis von Begriff und deren materialistischer Kritik aufgewiesen wie u.a. Adorno sie zusammenfaßt: »Dialektik heißt nicht, wozu sie in der Parodie wie in der dogmatischen Versteinerung wurde, die Bereitschaft dazu, die Bedeutung eines Begriffs durch eine erschlichene andere zu substituieren; nicht, man solle, wie man der Hegelschen Logik es zumutet, den Satz vom Widerspruch ausstreichen. Sondern der Widerspruch selber: der zwischen dem festgehaltenen und dem bewegten Begriff, wird zum Agens des Philosophierens. Indem der Begriff festgehalten, also seine Bedeutung mit dem unter ihm Befaßten konfrontiert wird, zeigt sich in seiner Identität mit der Sache, wie die logische Form der Definition sie verlangt, zugleich die Nichtidentität, also daß Begriff und Sache nicht eins sind. Der Begriff, der der eigenen Bedeutung treu bleibt, muß eben darum sich verändern; Philosophie, die den Begriff für höher achtet denn ein bloßes Instrument des Verstandes, muß nach deren eigenem Gebot die Definition verlassen, die sie daran hindern möchte. Die Bewegung des Begriffs ist keine sophistische Manipulation, die ihm von außen her wechselnde Bedeutungen einlegte, sondern das allgegenwärtige, jede genuine Erkenntnis beseelende Bewußtsein der Einheit und der gleichwohl unvermeidlichen Differenz des Begriffs von dem, was er ausdrücken soll. Weil Philosophie von jener Einheit nicht abläßt, muß sie dieser Differenz sich überantworten.«(Adorno)

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Wo keins ist, ist eins #10 (Juli 2012)

Hegels Begriff des Begriffs als Einheit der Allgemeinheit, Besonderheit und Einzelnem, wurde in der vorherigen Folge von „Wo keins ist, ist eins“ als Ergebnis des Durchgangs durch die Kategorien der Substantialität als Ergebnis der Wesenslogik herausgearbeitet. Den Begriff bezeichnet er als absolute Einheit von Reflexion und Gesetztsein oder Anundfürsichsein. Anundfürsichsein ist der Kontrastbegriff zu allen nur verhältnisweisen, außenrelativen Bestimmungen einer Sache, wie sie bei Hegel beim Staat (Allgemeinwille), christlichem Gott und dem Lebendigen auftritt. Mit dem Gedanken der „Identität von Anundfürsichsein und Gesetztsein“ artikuliert Hegel, daß eine Sache durch sich selbst bestimmt sei, so erweist sich der Idealismus als Theorie der Freiheit. In der materialistischen Dialektik wird aufgewiesen, daß in dieser Art von Subjekt bzw. „Begriff“ gesellschaftliche Arbeit sich verbirgt. Neben einigen Lektüretips zum Idealismus und deren materialistischer Kritik, soll das Verhältnis von Allgemeinen und Besonderen, nun im Kontrast Hegel und Adornos Negativer Dialektik entfaltet werden.

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Wo keins ist, ist eins #11 (August 2012)

Die Diskussion der gesellschaftlichen Substanz, die dem Wert der Ware zugrundeliegt, aus der Juli Sendung, wird fortgesetzt. Die folgende Dialektik, die Adorno am Verhältnis vom Allgemeinen und Besonderen herausarbeitete, wird genauer diskutiert: »Je selbstherrlicher das Ich übers Seiende sich aufschwingt, desto mehr wird es unvermerkt zum Objekt und widerruft ironisch seine konstitutive Rolle. Ontisch vermittelt ist nicht bloß das reine Ich durchs empirische, das als Modell der ersten Fassung der Deduktion der reinen Verstandesbegriffe unverkennbar durchscheint, sondern das transzendentale Prinzip selber, an welchem die Philosophie ihr Erstes gegenüber dem Seienden zu besitzen glaubt. Alfred Sohn-Rethel hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß in ihm, der allgemeinen und notwendigen Tätigkeit des Geistes, unabdingbar gesellschaftliche Arbeit sich birgt. Der aporetische Begriff des transzendentalen Subjekts, eines Nichtseienden, das doch tun; eines Allgemeinen, das doch Besonderes erfahren soll, wäre eine Seifenblase, niemals aus dem autarkischen Immanenzzusammenhang von notwendig individuellem Bewußtsein zu schöpfen.« (Adorno, Negative Dialektik) Es werden Kriterien zur Aneignung der idealistischen Dialektik durch eine materialistische Theorie erarbeitet, die in der Folgesendung historisch weitergeführt wird.

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Wo keins ist, ist eins.

Wo keins ist, ist eins #3 und #4

#3 (Dezember 2011) – In der dritten Sendung zur Einführung in die Dialektik beschäftigen sich Michael Löbich, Susanne Sippel und Martin Blumentritt weiter mit dem Verhältnis von Wesen und Erscheinung und mit dem Begriff des Seins. Diesmal gehen sie von Hegel zurück zu Kant und diskutieren über dessen Versuch, das Denken zu denken, über das Verhältnis von Kategorie und Anschauung und die ursprüngliche Einheit der Apperzeption.

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#4 (Januar 2012) – Es geht weiter mit Kant und der Identität des Subjekts als Voraussetzung für synthetische Verknüpfungen, die konstitutiv für Erkenntnis sind. Es wird auch Fichtes System der Wissenschaft und die Frage nach der Wahrheit des Satzes der Identität A=A gestriffen, die Fichte und Hegel anzweifeln und auf verschiedene Weise weiter entwickeln. Die drei kehren dann wieder zum Beginn der Wesenslogik zurück, um weiter auf den Übergang von Unmittelbarkeit zur Vermittlung zu reflektieren und auf die Hegelschen Reflexionsbestimmungen einzugehen. Der vierten Sendung ist sehr gut zu folgen, da die erste Hälfte auf gut hörbaren, ausformulierten Sätzen basiert. In der zweiten Hälfte diskutieren die drei in gewohnter Weise und kreisen den Gegenstand der Reflexion ausschweifend ein.

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Wo keins ist, ist eins #2

Während sich die erste Ausgabe der Sendung »Wo keins ist, ist eins« mit dem Anfang (des Denkens, der Logik) befasste, geht es in der zweiten Ausgabe um die Frage, wie voranzuschreiten sei, wo es hingehen soll. Wir hören zunächst ein ausführliches Referat, welches sich ausgehend von Hegels Logik mit den Bestimmungen des Denkens, der Abstraktion, der Reflexion, dem Übergehen von Sein und Nichts in ihr Entgegengesetztes und dem Werden auseinandersetzt. Die Diskussion, die diesmal zu zweit (Martin Blumentritt und Michael Löbich) stattfand, streift dann unter anderem die philosophiegeschichtliche Entwicklung des Idealismus, das Verhältnis von Endlichem und Unendlichem, Materialität und antagonistische Gesellschaft. Einen besonderen Fokus legen die beiden dabei diesmal auf den Begriff der Totalität und des Ganzen. Immer wieder kommen die beiden dabei auf Adorno zu sprechen, dessen Gesellschafts-Begriff sie am Ende als einen dialektischen gegen den Positivismus diskutieren.

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Wo keins ist, ist eins

Theoretische Veranstaltungen können durchaus auch Praktisches nach sich ziehen: ein Ergebnis der Veranstaltung der Gruppe Kritikmaximierung mit Stefan Müller über Aspekte der Dialektik, die am 18.08.2011 in Hamburg stattfand, ist, dass sich Susanne Sippel, Michael Löbich und Martin Blumentritt zusammengetan haben, um die Diskussion über Dialektik im Radio weiterzuführen. Am 09.10.2011 war die Sendung »Wo keins ist, ist eins« zum ersten mal auf FSK zu hören. Nach einer kurzen Einleitung diskutieren die drei über Hegels Anfang aller logischen Bestimmungen: wie kann das Denken aus der Gleichzeitigkeit und Antinomie von reinem Sein und dem Nichts zum prozesshaften Werden übergehen? Das Radiogespräch versucht sich dann aus verschiedenen Richtungen Hegel zu nähern und sein Denken zu charakterisieren. Hierbei sind auch Marx und Adorno als dialektische Denker immer wieder wichtige Bezugspunkte. In der zweiten Stunde der Sendung entfernt sich die Diskussion ein wenig vom eher grundlegend philosophischen Thema, hin zu der Frage: was können wir tun? Eine Frage, die nicht umhinkommt, die Gesellschaft, die doch Ausgangspunkt dieser Fragestellung ist, als Totalität zu begreifen – als Totalität, die zu bestimmen wäre. Die Sendung »Wo keins ist, ist eins« wird nun monatlich auf FSK zu hören sein – wir werden die Sendereihe aufmerksam verfolgen und an gleicher Stelle dokumentieren. [Da der Stream etwas brüchig war, ist die Sendung an zwei Stellen kurz unterbrochen – die Musik wurde in der Audiodatei entfernt.]

    Download: via AArchiv (mp3; 56,9 MB; 1:39 h)

Vom Denken – und Tauschen

Diese Sendung von Anfang 2009 befasst sich mit der frühen Aufklärung, dem Denken René Descartes‚ und dem Liberalismus. Zunächst werden die beiden Texte »Dualismus und Descartes« und »Das Charisma des Cartesianismus« von Ilse Bindseil gelesen, anschließend ein Aufsatz Martin Blumentritts: »Antinomie der Freiheit. Zur Dialektik des Liberalismus«.

Sendereihe: Sachzwang FM

Mitwirkende:
Moderation & Sprecher: Dr. Indoktrinator
AutorInnen: Ilse Bindseil, Martin Blumentritt

Links zum Beitrag: Beschreibung auf FRN

Audiocharakteristika: mp3, mono, 48 kbit/s; 2 Stunden

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