Schlagwort-Archive: Ljiljana Radonic

Psychoanalyse als Aufklärung

Zum Fortbestehen des autoritären Charakters

Sachzwang FM hat sich einmal mehr der Psychoanalyse und ihres kritischen Potentials angenommen. Verlesen werden zwei Texte:

  1. Ljiljana Radonic, Psychopathologie der Normalität. Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Kritische Theorie, ça ira 2006
  2. René Wiegel, Die schlechte Aufhebung des bürgerlichen Subjektbegriffs (etwa die letzte halbe Stunde)

Ein Hauptanliegen beider Texte ist die Zurückweisung der humanistischen und postmodernen Revision der Psychoanalyse und ein Plädoyer für ihre Aktualisierung vor dem Hintergrund veränderter gesellschaftlicher Bedingungen (Individualisierung, Flexibilitätszwang, Subjektwerdung der Frau u.Ä.). Der Fokus liegt dabei auf Wandel und Fortbestehen des autoritären Charakters, wie er von der Kritischen Theorie diagnostiziert wurde.

Antisemitismus & Krise

*Update*: Der Beitrag wurde überarbeitet, die Links stimmen wieder.

*Update*: Leider sind die EAG-Links schon wieder tot; die MF-Links ebenso. Die Referate sind aber via AArchiv weiter verfügbar.

Die Emanzipative Antifaschistische Gruppe aus Berlin stellt die Audioaufzeichnungen der von ihr und der Gruppe Disparat organisierten Veranstaltungsreihe »Antisemitismus und Krise« zum Download bereit.

Die verlinkten nachbearbeiteten Dateien sind etwas lauter, z.T. von Störgeräuschen bereinigt und von derselben Größe wie die Originale.

1. Martin Dornis: Möglichkeit, Wirklichkeit und Permanenz der Krise – von der gewaltförmigen Vergleichung zum Massenwahn
Dornis‘ Vortrag ähnelt stark seinen übrigen Referaten aus der letzten Zeit. Ankündigungstext:

Der Kapitalismus trägt sowohl das Moment der Krise, als auch das der Ideologie, die sich in der Krise bis zum Massenmord zuspitzen kann, von Anbeginn in sich. Warum nicht der Kommunismus, sondern die nationalsozialistische mörderische Krisenlösung in der Logik der Warengesellschaft angelegt ist, soll begründet werden. Vor diesem Hintergrund soll im Vortrag über grundlegende Zusammenhänge von kapitalistischer Gesellschaft, politisch-ökonomischer Krisen, Staat und ideologischer Verarbeitung diskutiert werden.

Download: Referat (1:20 h, 18 MB, mp3) – Diskussion via EAG, via AArchiv (0:44 h, 10 MB, mp3)
Nachbearbeitet: Referat via AArchiv, via MF

2. Gerhard Stapelfeldt: Neoliberalismus und Antisemitismus  - Hörenswert
Sehr empfehlenswert!
Ankündigungstext:

Der Neoliberalismus tritt nicht antisemitisch auf; offen antisemitische Äußerungen wird man im Werk des Hauptes der neoliberalen Theorie, Friedrich August von Hayek (1899-1992), nicht finden. Aber der Antisemitismus ist kein Bewußtes, sondern ein Gesellschaftlich-Unbewußtes. Darum ist der Antisemitismus allererst nicht in Rücksicht auf das Judentum zu erklären, sondern als unbewußte gesellschaftliche Projektion. Diese freilich benötigt eine Projektionsfläche, die der unbewußten Übertragung Plausibilität verleiht: nicht jeder Mensch, nicht jede soziale Gruppe ist als eine solche Fläche geeignet. So ist der Antisemitismus gesellschaftlich unbewußt, zugleich keine pure Willkür: „Der Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“ (Adorno) Der Antisemitismus bedurfte der Juden, aber er vermag sich auch zu erhalten, ohne daß empirisch auf Juden verwiesen werden könnte. Umgekehrt ist der Antisemitismus auch ohne of-fen antisemitische Charaktere möglich. Der Neoliberalismus nun ist die Apologie des unbewußten Allgemeinen. Daraus folgt sein kategorischer Imperativ: Anpassung an die undurchschauten Mächte der Tradition; daraus folgt seine Negation und Diffamierung aller Gestalten gesellschaftlicher Utopien; daraus folgt seine Individualisierung gesellschaftlicher Verhältnisse. In dieser Konstellation von neoliberalen Basisdogmen besteht eine Wahlverwandtschaft zwischen dem neuen Liberalismus und dem Antisemitismus. Vor allem in Zeiten der Krise droht diese Nähe in einer manifesten Praxis zu erscheinen. Die Aufklärung dieses Zusammenhangs hat sich vor einem allzu umstandslosen Vergleich des Neoliberalismus mit dem Nationalsozialismus, vor einer Verhöhnung der Opfer des nationalsozialistischen Staatsterrors zu hüten. Sie hat aber ebenso die neoliberale Verdrängung des Terrors zurückzuweisen, die schon kurz nach 1945 im Dogma von der ‚Stunde Null’ einsetzte. Seit Freud ist bewußt, daß jede Verdrängung die „Wiederkehr des Verdrängten“ impliziert; die „Wiederkehr“ ist jedoch keine Wiederholung, sondern die Erscheinung des Verdrängten unter veränderten Verhältnissen.

Download: via AArchiv, via EAG, via MF (1:31 h, 21 MB, mp3)

3. Ljiljana Radonic: Finanzkapital, USrael und Antisemitismuskeule – Eine Einführung in die Antisemitismustheorie
Ankündigungstext:

Pflegt man in der Wirtschaftskrise dem Finanzkapital die Schuld an der Misere zu geben, so ist die Trennung von „raffendem“ und „schaffenden“ Kapital nicht weit. Warum schon dieser Verfolgungswahn eine für den Antisemitismus charakteristische pathische Projektion ist, soll hier ebenso aufgezeigt werden, wie danach gefragt werden soll, warum verkürzte Kapitalismuskritik, Antizionismus und Antiamerikanismus zu einem „neuen Antisemitismus“ geführt haben, bei dem sich rechtsextreme, linke und islamistische Parolen plötzlich aufs Haar gleichen.

Download: Referat (0:55 h, 13 MB, mp3) – Diskussion (0:39 h, 9 MB, mp3)
Nachbearbeitet: Referat via AArchiv, via MF

4. Stephan Grigat: Der Iran – Analyse einer islamischen Diktatur und ihrer Bedrohung für Israel
Ankündigungstext:

Der Vortrag analysiert Geschichte und Gegenwart der iranischen Diktatur und setzt sich mit dem Verhältnis Europas, insbesondere Deutschlands und Österreichs, zum Iran auseinander. Betrachtet wird die innenpolitische Lage im Iran, der Terror der Teheraner Mullahs gegen die iranische Bevölkerung sowie das geheime Atomprogramm des Iran und die Vernichtungsdrohungen gegen Israel.

Download: Referat (0:58 h, 13 MB, mp3) – Diskussion (1:14 h, 17 MB, mp3)
Nachbearbeitet: Referat

5. Luise Schirmer: »Stalin hat uns das Herz gebrochen« – Antisemitismus in der DDR
Ankündigungstext:

Einem von rechter Seite stark besetzten Thema soll eine linke Perspektive entgegengesetzt werden, die einen differenzierten Blick auf die diversen Erscheinungsformen des Antisemitismus in der Politik der SED, aber auch in der DDR-Bevölkerung ermöglicht.

Download: Referat (0:38 h, 9 MB, mp3) – Diskussion (0:46 h, 11 MB, mp3)
Nachbearbeitet: Referat via AArchiv, via MF

6. Tanja Kinzel: Sexismus und Antisemitismus  - Hörenswert
Guter, historisch fundierter Überblick über die Entwicklung juden- und frauenfeindlicher Ideologeme in der bürgerlichen Gesellschaft. Ankündigungstext:

Sexismus, Rassismus und Antisemitismus sind konstitutiv mit der Durchsetzung der bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft verbunden. Grundlagen dieser Einstellungen lassen sich historisch an der Entwicklung und Beantwortung der “Frauenfrage” und der “Judenfrage” nachvollziehen: In antisemitischen Stereotypen verschmelzen frauenfeindliche Sexualfantasien mit rassistischen Bildern. Im Vortrag geht es um die historischen Entwicklungen und Verschränkungen von Geschlechtsbildern und antisemitischen Vorstellungen – und die Frage, inwiefern diese Bilder heute noch aktuell sind.

Download: Referat (1:00 h, 14 MB, mp3), Diskussion (0:17 h, 4 MB, mp3)
Nachbearbeitet: Referat via AArchiv, via MF
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Die Politisierung der Lust. Sexualität im Nationalsozialismus

Die Basisgruppe Politikwissenschaft dokumentiert einen interessanten Vortrag von Ljiljana Radonic zur Sexualität im Nationalsozialismus. Es wird vor allem der Mythos von der Sexualfeindlichkeit der Nazis destruiert. Radonic bedient sich zur Ergründung der widersprüchlichen nazistischen Einstellung zur Lust vor allem der psychoanalytischen Ansätze Freuds und der kritischen Theorie.

Download

Nachbearbeitet (lauter, kleiner): mp3, 1:10 h, 48 kBit/s, 23,8 MB
Original: mp3, 64 kBit/s; 32,4 MB

»Quer zur Wirklichkeit« – Kritische Theorie Ringvorlesung

Von der Ringvorlesung »Quer zur Wirklichkeit« – Kritische Theorie und Gesellschaftskritik des Sommersemesters 2009 an der Uni in Wien sind folgende Vorträge dokumentiert:

Ljiljana Radonic: Kritische Theorie und Psychoanalyse. Nachbearbeitet hier.

Irina Djassemy: Studien zum autoritären Charakter. Nachbearbeitung hier.

Stephan Grigat: Kritik des Antisemitismus / Kritische Theorie des Zionismus. Nachbearbeitung hier.

Irina Djassemy: Karl Kraus und die Kritische Theorie. Nachbearbeitung hier.

Johann Dvořák: Walter Benjamins Materialismus und das „geistige Österreich“. Nachbearbeitung hier.

Gerhard Scheit: »Behemoth« und die »Dialektik der Aufklärung«. Nachbearbeitung hier.

Alex Gruber/Florian Ruttner: Kritische Theorie und Postmoderne. Auch nachbearbeitet verfügbar.

Die Nachbearbeitungen sind vor allem lauter als die Originale und z.T. von Störgeräuschen bereinigt. Den Vorlesungsplan der Ringvorlesung mit Literaturlisten zu den jeweiligen Vorträgen gibt es hier. Alle Vorträge via Archive.org hier (Edit Mai 2019).