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Leben ohne tote Zeit

Antje Géra und Claus Baumann haben im Februar in Stuttgart über die theoretische Bestimmung gesellschaftlicher Raum-Zeit-Verhältnisse u.a. bei Marx, Benjamin und der Situationistischen Internationale referiert. Im ersten Teil konzentrieren sie sich dabei auf den Begriff der disponiblen Zeit bei Marx, das Problem der Freizeit und die Formbestimmtheit kapitalistischer Produktion. Der zweite Teil enthält eine sehr sympathische und materialreiche Einführung in die Geschichte und kritische Theorie der Situationisten.

Angesichts der Wiederaufnahme offensiverer kritischer Auseinandersetzungen mit den Bedingungen eines möglichen »richtigen Lebens im Falschen« könnte man konstatieren, dass damit auch die Kämpfe um die gesellschaftliche Raum-Zeit neu justiert und mit Vehemenz geführt werden. Nun scheint es jedoch so, als sei angesichts sinnlich wahrnehmbarer Phänomene wie Gentrifizierung, Kommerzialisierung, Branding von (städtischen) Räumen die Problematik vornehmlich eine des Raumes. Uns wird es in den Vorträgen darum gehen, darzustellen, inwiefern gerade die Problematik der Zeit hierbei nicht vernachlässigt werden darf, inwiefern die Problematik wahrhaft freier Zeit ein grundlegendes Moment einer kritischen Gesellschaftstheorie bilden muss. Der Kampf um die freie Zeit stellte gerade für die Situationisten den entscheidenden strategischen Ansatzpunkt zur Veränderung der Gesellschaft in Richtung einer emanzipativen Gesellschaft, da sie eine der Grundbedingungen für Muße. Diese Überlegungen werden wir einbetten und flankieren in kritisch-theoretische Entwürfe eines Begriffs von wahrhaft freier Zeit, wie er sich bei Marx, Benjamin, Adorno reflektiert findet. [via]

  1. Teil 1: Vortrag: via AArchiv (mp3; 41,9 MB; 1:31:23 h) | via Mediafire (62,8 MB) / Diskussion: via AArchiv (mp3; 17,7 MB; 38:38 min) | via Mediafire (26,5 MB)
  2.  

  3. Teil 2: Vortrag: via AArchiv (mp3; 36,6 MB; 1:19:43 h) | via Mediafire (54,7 MB) / Diskussion: via AArchiv (mp3; 21,7 MB; 47:17 min) | via Mediafire (32,5 MB)

Eiko Grimberg: Wegschaffen und verwirklichen – Was die SI mit der Kunst wollte

Kurzbeschreibung: Die nunmehr historische Kritik der künstlerischen Avantgardebewegungen Dada und Surrealismus am autonomen Kunstwerk und dessen Werkcharakter hat diese Kategorien verfestigt, Kunst besteht als getrennte Sphäre weiter. Jedoch hat der gescheiterte Angriff den institutionalisierten Charakter der Kunst und ihre daraus resultierende (relative) Folgenlosigkeit in der bürgerlichen Gesellschaft zumindest sichtbar gemacht. Seither wird alle Bemühung um Aufhebung der Kunst selbst zur künstlerischen Veranstaltung, die unabhängig von den Absichten ihrer Produzenten Werkcharakter (und Warenförmigkeit) annimmt oder in Popularisierung und kulturindustrielle Konfektionierung umschlägt. Angesichts dieser falschen Aufhebung scheint Adornos Verteidigung des Autonomiestatus folgerichtig: die Distanz der Kunst zur Lebenspraxis garantiert den Spielraum, innerhalb dessen Alternativen zum Bestehenden vorstellbar werden. In einer Gesellschaft der Sphärentrennung kann weder die Kunst noch eine politische Avantgardegruppe als separate existieren, wenn sie ihrem Anspruch auf Aufhebung der Trennung gerecht werden möchte. Gleichzeitig ist die Trennung Bedingung der Kritik (als eines äußeren Standpunktes) und Garant der unmöglichen Veränderung. So ist auch GuyDebord zu verstehen, wenn er schreibt, „je grandioser ihr Anspruch ist (der Anspruch der Kunst), umso mehr liegt ihre wahre Verwirklichung jenseits von ihr. Diese Kunst ist notwendig Avantgarde und diese Kunst existiert nicht. Ihre Avantgarde ist ihr Verschwinden.“ Weiterlesen

»Es ist die Aufgabe der Ästhetik Aufruhr anzuzetteln!«

Kurzbeschreibung: Unter obigem Zitat von Asger Jorn steht dieser einführende Vortrag zur Geschichte und Theorie der Situationisten in zwei Teilen. Der Referent widmet sich zunächst jenen künstlerischen Bewegungen der Nachkriegszeit, die sich schließlich in der Situationistischen Internationalen auflösten (Lettristische Internationale, CoBrA, Bauhaus Imaginiste). Im zweiten Teil des Vortrags liegt der Schwerpunkt dann auf dem Wirken und der Theoriebildung der Situationisten. Der Vortrag wurde im September ’08 im Schreibmaschinencafé in Leipzig aufgezeichnet.

Mitwirkende:
Ein Referent des Bildungskollektivs BiKo e.V.

Gesamtlänge: 2 Stunden

Audiocharakteristika: mp3, mono, 128 kbps

Download & Streaming: Teil 1, Teil 2
(Gesamtgröße: 110 MB)

Guy Debord & Friends

Kurzbeschreibung: Der erste nicht-theoretische Beitrag im Audioarchiv zeigt wie „Emanzipatorische Inhalte zum hören“ auch klingen können. Folgendes Bootleg erschien 1957 als Doppel-EP unter dem Titel „SITUATIONISTEN“ und es ist angeblich eine Aufnahme von und mit Guy Debord. Eine genaue Zuordnung ist jedoch nicht möglich; genauso kann es sich um eine Aufnahme aus der Zeit der Lettristischen Internationale, aus dem Personenkreis um Gil Wolman handeln. Ein Kommentar zum Hintergrund dieser Aufnahmen befindet sich hier. Weiterlesen