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Mütterimagines, Mückenstiche und die selbstverschuldete Unmündigkeit der Frau

Zum Zusammenhang von einseitiger Ideologiekritik und antifeministischer Regression – Ein Vortrag der Feministischen Intervention

Am 30.01.2019 fand im Conne Island eine Diskussionsveranstaltung zum antideutschen Antifeminismus statt. Dabei ging es insbesondere um die Positionen von Magnus Klaue, Thomas Maul und David Schneider, die sich u.a. in der Bahamas #78 nachlesen lassen. Die Veranstaltung war auch eine Reaktion auf Vorträge von Thomas Maul und Magnus Klaue im Conne Island. Der Vortrag hatte drei Teile: Im ersten Teil hat Sarah (es wird nur der Vorname genannt) einige Aussagen von Maul, Klaue und Schneider analyisiert. Sie geht dabei insbesondere auf die ökonomische Entwicklung der letzten Jahrzehnte ein, und was diese mit dem Geschlechterverhältnis zu tun haben. Sie skizziert das Problem einer einseitigen Ideologiekritik, die sich nicht mehr auf ökonomische Verhältnisse bezieht. Im zweiten Teil führt Constanze Stutz aus, inwiefern Antifeminismus eine regressive Reaktion auf gesellschaftliche Widersprüche und Krisenerscheinungen ist und was das mit Männlichkeit zu tun hat. In diesen Zusammenhang ordnet sie auch den antideutschen Antifeminismus ein. Im dritten Teil skizziert Koschka Linkerhand ein notwendiges Spannungsverhältnis zwischen Realpolitik und grundlegender Gesellschaftskritik, das in Teilen der antideutschen Theoriebildung einseitig aufgelöst werde. Sie formuliert die Notwendigkeit einer feministischen, materialistischen Gesellschaftsanalyse. In den Referaten gibt es mehrere Bezüge auf den Text „Raus aus der Comfort Zone. Für eine feministische Position in antideutscher Gesellschaftskritik„, den der Antifaschistische Frauenblock vor etwa zehn Jahren veröffentlicht hat. Bei Minute 32:30 gibt es eine technik-bedingte Unterbrechung der Aufnahme.

Eine Befindlichkeit vorab: Die Welt geht unter und wir diskutieren den Frauenhass von Magnus Klaue und Thomas Maul. Aber da wir an der Notwendigkeit einer linken, feministischen Gesellschaftskritik festhalten und das Conne Island als zentralen Veranstaltungsort der Leipziger Linken nicht unkommentiert diesem offenen Antifeminismus überlassen wollen, diskutieren wir heute Abend über Magnus Klaue und Thomas Maul.

Innerhalb des letzten Jahres haben die beiden Bahamas-Autoren in ihren Artikeln und Vorträgen im Conne Island eindrucksvoll vorgeführt, wie weit die antifeministische Regression einiger antideutscher Theoretiker fortgeschritten ist: Kritik heißt bei ihnen mittlerweile, Feministinnen als »brutal verdummt« zu verunglimpfen. Kaum des Lesens und Schreibens mächtig und unabgelöst von ihren Müttern, seien sie so unwillens wie unfähig, »Männer, sei es sexuell oder gar intellektuell, zu befriedigen«. Dass Feministinnen sich und ihren antideutschen Kritikern diese Befriedigung versagen, beklagen ideologiekritische Pamphlete, die mit einer Analyse des kapitalistisch-patriarchalen Istzustands nicht viel zu tun haben.

Der Vortrag soll erhellen, wie sich – während Nazis, Islamisten und die Klimakatastrophe auf dem Vormarsch sind – die krisenhafte Verfasstheit des männlichen Subjekts auch in den autoritären Auswüchsen antideutscher Kritik zeigt. Wir fordern eine Ideologiekritik, die sich nicht für die Rundumschläge gekränkter Theoretikermännlichkeit eignet, sondern Ideologien in Beziehung zu den Verhältnissen setzt, die sie hervorbringen. Weder Islamkritik noch die Kritik am Queerfeminismus darf den Mäulern und Klauen antideutscher Antifeministen überlassen werden. Denn die haben immer noch nicht verstanden, dass das bürgerliche Subjekt, das sich wesentlich über kapitalistische Sphärentrennung und damit die Abspaltung von Weiblichkeit und Reproduktion konstituiert, nicht das Sehnsuchtsziel einer feministischen Gesellschaftskritik sein kann. Der Vortrag plädiert dafür, antideutschen Antifeministen zukünftig lieber den Felsenkeller oder das Haus Auensee als Vortragsort anzuempfehlen und sich einem materialistischen Feminismus als adäquater Gesellschaftsanalyse zu widmen.

Vortrag:

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Diskussion:

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Feministisch streiten!

Wir dokumentieren hier mehrere Beiträge, die aktuelle Diskussionen innerhalb des deutschsprachigen Feminismus abbilden. Dabei liegt ein Fokus auf einer Kritik des Queer- bzw. Popfeminismus aus materialistisch-feministischer Perspektive.

1.) Beißreflexe

Das 2017 veröffentlichte Buch Beißreflexe – Kritik an queerem Aktivismus, autoritären Sehnsüchten, Sprechverboten ist viel besprochen worden. Radio Corax hat ein Interview mit zwei Co-AutorInnen des Buches geführt – mit Caroline Sosat, die „betroffenheitsfeministische Dynamiken“ kritisiert und Jakob Hayner, der Queerfeminismus und Critical Whiteness im universitären Kontext analysiert und kritisiert.

Wir von Radio Corax versuchen immer wieder auch eine Kritik der Geschlechterverhältnisse zu thematisieren. Kritik der Geschlechterverhältnisse – das heißt zu erkennen, dass Geschlecht eine Kategorie ist, an der entlang Herrschaftsverhältnisse und Ideologie sich organisieren und ausrichten. Eine feministische Gesellschaftskritik ist notwendig – etwa wenn es darum geht, zu erkennen, dass weibliche Körper in besonderem Maß gesellschaftlichem Zugriff und Reglementierung unterliegen. Eine bestimmte Spielart des Feminismus ist heute bekannt unter der Bezeichnung „Queerfeminismus“. Queer – das meinte ursprünglich das nicht Normierte, das Abweichende, das Perverse, das sexuell Deviante. Queer ist aber Stichwort für eine bestimmte Art von Politik, die auch innerhalb feministischer Zusammenhänge kontrovers diskutiert wird. Es ließe sich etwa sagen: Queer, das ist heute eine bestimmte Art von Politik, die sich auf Identitätspolitik reduziert und dabei selbst extrem reglementierte Räume schafft. Eine solche Kritik an queer politics wird etwa formuliert in einem Buch, das kürzlich im lesbisch-schwulen Querverlag erschienen ist. „Beißreflexe“ heißt dieses Buch, das etwa 25 Beiträge versammelt und das herausgegeben wurde von Patsy l’amour lalove. Es schien uns interessant, einmal einen Blick in dieses Buch zu werfen. Deshalb sprachen wir einerseits Caroline Sosat und andererseits Jakob Hayner – welche sich jeweils mit einem Beitrag an diesem Sammelband beteiligten.

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2.) Feministisch streiten!

Ebenfalls im Querverlag ist das Buch Feministisch streiten – Texte zu Vernunft und Leidenschaft unter Frauen erschienen, herausgegeben von Koschka Linkerhand. Noch vor Veröffentlichung des Buches haben Koschka Linkerhand und Co-Autorin Sabrina Zachanassian einen Vortrag in der Leipziger MonaLisa gehalten, in der sie ihre Kritik des Queerfeminismus und dabei auch ein Selbstverständnis des materialistischen Feminismus formuliert haben. Ihre Kritik am Queerfeminismus lautet, dass er durch seinen Fokus auf Identitäten gesellschaftliche Strukturen und Wirkweisen nicht richtig erfassen kann.

Feministin sein heißt heutzutage fast automatisch: Queerfeministin sein. Der Queerfeminismus, als dessen bekannteste Urheberin Judith Butler firmiert, dominiert seit etwa zwanzig Jahren die kultur- und geisteswissenschaftliche akademische Debatte weit über das Thema Geschlecht hinaus; queerfeministische Geschlechtervorstellungen reichen mittlerweile bis in die Politik der etablierten Parteien und in eine queere Pop- und Alltagskultur hinein, wie sie sich in vielen linken und LGBT-Szenen etabliert hat. Doch was genau bedeutet Queerfeminismus? Was unterscheidet ihn vom klassischen Feminismus, der von Frauen ohne Anführungszeichen und Sternchen, von biologischem versus sozialem Geschlecht und patriarchaler Gesellschaft spricht?

In unserer Veranstaltung wollen wir diskutieren, wie eine adäquate feministische Kritik der gegenwärtigen Gesellschaft aussehen könnte. Inwieweit kann Queerfeminismus über pure Identitätspolitik hinausreichen – taugt er zur Gesellschaftskritik oder ist er nicht mehr als ein Wegweiser zum neoliberalen Nischenglück? Was bedeutet es und welche politischen Konsequenzen hat es, das Geschlechterverhältnis als Ergebnis von Diskursen zu analysieren? Bereitet Dekonstruktion, das queere Wundermittel gegen Diskriminierung, tatsächlich den Weg zu einer freieren Gesellschaft, in der alle „ohne Angst verschieden sein können“ (Adorno)? In welchem Verhältnis stehen queerfeministische Kategorien zu einem Feminismus, der sich auf die Zweite Frauenbewegung, auf Materialismus, Universalismus und die Kritik der politischen Ökonomie beruft – und trotzdem das Wünschen noch nicht verlernt hat?

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Eine Aktivistin bei Radio Corax hat eine mehrteilige Interview-Reihe über das „Feministisch-Streiten“-Buch produziert, in der dieses wiederum aus queer-feministischer Perspektive kritisiert wird: Teil 1, Teil 2, Teil 3.

3.) I am a Materialist Girl – Zum materialistischen Feminismus

Am 17.09.2018 trafen sich auf Einladung der Gesellschaftskritischen Odyssee [geko] Koschka Linkerhand und Ilse Bindseil zur Diskussion über den Feminismus an der Universität in Halle (Saale). Während Koschka Linkerhand in Umrissen ihre Vorstellung eines materialistischen Feminismus referiert (der sich ihres Erachtens explizit auf das Subjekt Frau beziehen muss), bringt Ilse Bindseil eine Reflexion auf der Meta-Ebene ins Spiel. Für sie stehen Materialismus und Feminismus in einem ausschließenden Verhältnis des Widerspruchs, ebenso wie Theorie und Praxis. Diese eher philosophische Stoßrichtung bestimmt dann die Diskussion zwischen beiden, wobei es zu großen Teilen um Begriffsklärungen geht. Ein Vorabgespräch mit Radio Corax gibt es hier, die Diskussion mit dem Publikum kann hier nachgehört werden.

Wenn derzeit von „materialistischem Feminismus“ gesprochen wird, schlagen die Herzen höher, während der Kopf stehen bleibt. Kaum jemand weiß, was mit der Rede vom „Materialismus“ überhaupt gemeint ist. Weil man sich aber in der Gegnerschaft zu Patriarchat und Queerfeminismus einig ist, darf die Arbeit am Begriff ruhig liegen bleiben. So gelingt es, kaum vereinbare Positionen unter ein gemeinsames Banner zu zwingen und Streit zu vermeiden. Uns ist jedoch weniger am feministischen Frieden gelegen als daran, das Geschlechterverhältnis zu analysieren und treffend zu kritisieren.

Deshalb werden wir mit Ilse Bindseil und Koschka Linkerhand diskutieren, welche sich beide als materialistische Kritikerinnen des Geschlechterverhältnisses sehen. Gleichzeitig vertreten sie bezüglich vieler Fragen unterschiedliche Positionen. Mit ihnen wollen wir klären, was es überhaupt bedeutet das Geschlechterverhältnis materialistisch zu betrachten, wie dies mit der Kritik der Gesellschaft zusammenhängt und welche feministische Praxis sich daraus eventuell ableiten lässt.

Ilse Bindseil veröffentlichte im ca ira-Verlag unter anderem Elend der Weiblichkeit, Zukunft der Frauen und Es denkt. Sie ist Redakteurin der Zeitschrift Ästhetik und Kommunikation. Koschka Linkerhand ist Herausgeberin des Sammelbandes Feministisch Streiten. Texte zu Vernunft und Leidenschaft unter Frauen und Autorin eines Beitrags in Beißreflexe.

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4.) Auf dem Fleischmarkt untenrum frei unterwegs

Auf dem Fleischmarkt untenrum frei unterwegs: Zur Kritik am Popfeminismus – unter diesem Titel hat Constanze Stutz von der Zeitschrift Outside the Box in Leipzig und Halle Vorträge gehalten. Leider liegt uns kein Vortragsmitschnitt vor – falls es eine Aufnahme gibt, kontaktiert uns gerne. Radio Corax hat mit Constanze Stutz im Vorfeld des Vortrags in Halle recht ausführlich gesprochen. Darin geht es um eine Begriffsbestimmung, die Potentiale und die Beschränkungen des Popfeminismus. Der Titel des Vortrags verweist auf Bücher von Laury Penny und Margarete Stokowsky, auf die auch im Gespräch eingegangen wird.

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