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Zur Differenz von Rassismus und Antisemitismus

Wie bereits in einem früheren Beitrag erwähnt, gibt es zur Zeit einen Streit über die Vergleichbarkeit von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus. Zuspitzen lässt sich dieser Streit auf die Frage, ob bzw. inwiefern die Moslems »die Juden von heute« sind. Für die Linke ist diese Frage von Bedeutung im Zusammenhang mit einer derzeit wieder teilweise aggressiv geführten Auseinandersetzung zwischen eher israelsolidarischen und eher israelkritischen Fraktionen, die tendenziell beide dazu neigen, (anti-arabischen/-muslimischen) Rassismus und Antisemitismus (insbesondere in seiner anti-israelischen Gestalt) gegen einander auszuspielen oder (mindestens) einen von beiden zu verharmlosen. Ich möchte daher an dieser Stelle auf zwei Vorträge aufmerksam machen, die die Differenzen der beiden Ideologien betonen und zeigen, dass sie nicht subsumier- oder auf einander reduzierbar sind.

1. Rosa Fava zur Kritik des Rassismus. Einführender Vortrag aus der Reihe Intros (Hamburg, 12.04.2011)

Dieser recht umfangreiche Einführungsvortrag befasst sich mit unterschiedlichen rassismustheoretischen Ansätzen sowie Begriff und Geschichte der »Migrantin«/des »Migranten« in Deutschland. Gegen Ende skizziert Rosa Fava auch sehr kenntnisreich wesentliche Unterschiede des Rassismus zum Antisemitismus. Besonders interessant sind auch ihre Ausführungen zum Verhältnis von Kultur- und Natur-Konstruktionen im rassistischen Denken.

Unter Rassismus können vollkommen unterschiedliche Phänomene gefasst werden: Ungleiche Rechte von Eingewanderten, Apartheid, das Sterben lassen vor den Grenzen Europas und exterritoriale Gebiete am Frankfurter Flughafen, völkischer Nationalismus, die überproportionale Zuweisung von „Migrantenkindern“ auf Haupt- und Förderschulen, das Weißsein deutscher linker Zusammenhänge, Sklaverei, abwertende Begrifflichkeiten für Personen und deren Lebenswelten, der Multikulturalismus als Staatsmodell, die Entstehung einer breiten deutschen Mittelschicht über den Gastarbeitern, physische Gewalt von Neonazis, …

Antisemitismus gilt mal als spezielle Form von Rassismus, mal als Oberkategorie für unterschiedliche Formen von Aus- und Einschluss zur Schaffung eines homogenen Kollektivs. Antiziganismus wird zunehmend nicht als ‚normaler‘ Rassismus verstanden, Rassismus gegen Muslime soll es nicht geben.

In Deutschland entwickelte sich eine Kritik des Rassismus erst sehr spät und gegen große Widerstände in den 1990er Jahren, meist in Orientierung an der englischsprachigen und französischen Theoriebildung und/oder in Anlehnung an die Kritik des Antisemitismus. Vorherrschend ist aber immer noch, auch in linken Publikationen, das Konzept der Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit sowie der Vorurteilsforschung. In dem Vortrag geht es darum, verschiedene Begriffe und Zugänge vorzustellen.

Rosa Fava lebt in Hamburg, ist im Arbeitskreis Distomo für die Entschädigung von NS-Opfern aktiv.

2. Juliane Wagner zu Antisemitismus und Islamophobie. Vortrag aus der Reihe Zwischen Vorurteil und Ressentiment. Zum Verhältnis von Antisemitismus, Rassismus und ‚Islamophobie‘ (Gießen, 20.04.2011)

Die Leipziger Politikwissenschaftlerin und Outside the Box-Redakteurin Juliane Wagner nahm sich auf Einladung des Arbeitskreises Kritische Theorie Gießen explizit der Debatte um die Vergleichbarkeit von Muslim- und Judenfeindschaft an. Sie setzt sich mit dem Antisemitismusbegriff des ZfA auseinander und weist nach, wie wenig dieser die Spezifik insbesondere des eliminatorischen Antisemitismus zu fassen vermag.

Der Vortrag wird der Frage nachgehen, welche theoretischen Annahmen den Begriffen Antisemitismus und Islamophobie am Zentrum für Antisemitismusforschung zugrunde liegen. Es soll überprüft werden, ob es im Rahmen der Vorurteilsforschung des ZfA möglich ist, die wesentlichen Inhalte, Strukturmerkmale und Spezifika der beiden Phänomene zu erfassen. Im Ergebnis soll deutlich werden, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Parallelen der beiden Ressentiments auf ein unzureichendes Begriffsverständnis zurückzuführen ist.

Der postmoderne Beitrag zur Barbarisierung der Gesellschaft

Während es im letzten Beitrag einen groben Überblick darüber gab, was die Postmoderne eigentlich ist, können wir uns nun der Kritik derselben widmen: Die Gruppe Monaco stellt einen Mitschnitt der Buchvorstellung des kürzlich im ça ira Verlag erschienenen Sammelbandes „Gegenaufklärung. Der postmoderne Beitrag zur Barbarisierung der Gesellschaft“ zur Verfügung, die am 17. Juni 2011 in München stattfand (danke für den Hinweis, KayOhKayn). Im ersten Teil rekonstruiert Alex Gruber (Café Critique) den Poststrukturalismus als deutsche Ideologie: er umreißt erst den Begriff der Deutschen Ideologie, wie ihn erst Marx und Engels und später Adorno verwendet haben und gleicht diesen dann mit Nietzsche, Heidegger, Derrida und Butler ab. Im zweiten Teil referiert Philipp Lenhard (Redakteur der Zeitschrift Prodomo), mit einem Umweg über Heidegger und Freud, über den Zusammenhang von deutscher Ideologie und politischem Islam.

Download:

      via zippyshare: Teil 1 (mp3; 54,1 MB; 59:03 min), Teil 2 (mp3; 47,8 MB; 51:15 min), Diskussion (mp3; 30,7 MB; 33:34 min)

Zwei der Texte aus dem Buch stehen inzwischen schon im Internet zur Verfügung: “Deutsche Ideologie”: Von Stirner zum Poststrukturalismus (leicht abgewandelt in der Jungle World) | Dekonstruktion und Regression. Der Poststrukturalismus als Masseverwalter Carl Schmitts und Martin Heideggers

Djihad und Judenhass

Im Juli 2005, kurz nach den islamistischen Bombenanschlägen in London am 7.7. 2005, hielt Matthias Küntzel einen Vortrag in München. Vor dem Hintergrund der Anschläge refereriert Küntzel im wesentlichen die wichtigsten Thesen seiner Studie Djihad und Judenhass, welche sich mit der Geschichte und Ideologie des modernen Islamismus befasst und dabei vor allem dessen antisemitischen Gehalt in den Blick nimmt. Dabei zeigt er auch Ausschnitte einer antisemitischen Hetzrede, die im palästinensischen Fernsehen übertragen wurde.

Download via Audioarchiv | via MF (1:13h; 25 MB)

Öffentlich-Rechtliches (15)

Öffentlich-Rechtliches (12)

  • Das Philosophische Radio mit Axel Honneth über Fortschrittsfähigkeit, die »Frankfurter Schule« und ihre Geschichte/Generationen. Download via WDR5 | via MF
  • Der Prophet schätzte starke Frauen. Islamische Feministinnen kämpfen für Reformen.
  • DRS Reflexe: Der Islam als Herausforderung für Europa. Gespräch mit Stefan Weidner, Islamwissenschaftler, Übersetzer, Autor und Chefredaktor einer in Arabisch, Persisch und Englisch erscheinenden Kulturzeitschrift «Fikrun wa Fann». Download
  • Der Mann hinter Marx: Friedrich Engels, Sozialist und Kaufmann – BR2 RadioWissen vom 17.03.2008. Download
  • Öffentlich-Rechtliches (10)

    Diverses
    SWR:
    Woher weht der Zeitgeist? Was bleibt von der „Postmoderne“? Von Hans-Joachim Lenger
    Der neue Feminismus. Feuchtgebiet oder Trockenübung. Von Ingrid Strobl.

    SWR2 Wissen vom 06.05.2010. „Feminismus“ ist in den letzten Jahrzehnten zum Unwort mutiert. Doch seit einiger Zeit macht der „Neue Feminismus“ Furore. Studentinnen belegen Seminare über feministische Theorien; junge Frauen lesen popfeministische Magazine und Bücher wie „Wir Alphamädchen“ oder „Feuchtgebiete“. Darin wird postuliert: Feminismus ist cool – und notwendig. Geschlechterforschung, Popfeminismus und junge Frauen selbst räumen auf unterschiedliche Weise mit der Illusion auf, die Gleichberechtigung sei längst erreicht. Welche Ziele haben sich die „Neuen Feministinnen“ tatsächlich auf die Fahnen geschrieben – und steckt dahinter mehr als eine kurzfristige Mode?

    Die Angst vor dem Islam. Warum die Niederlande nach Rechts rücken.
    Die Lüge vom Werwolf. Warum Tausende Jugendliche in sowjetischen Lagern landeten
    Die Scharia in Europa. Islamisches Recht in der Diskussion
    DRadio:
    Terror im Namen Gottes?
    Palästinenser: Katastrophe ohne Ende
    Mythos Weimar – Das intellektuelle Erbe der ersten deutschen Demokratie
    Lehren aus der Hyperkrise – Gespräche mit…

    1. Heiner Flassbeck
    2. Paul Jorion
    3. dem Wirtschaftshistoriker Robert Skidelsky über Keynes

    HR:
    Muslimische Identitäten:

    1. Von der Orientverklärung zum Feindbild

      Schon immer wurden Muslime als die Anderen definiert: die Geschichten aus 1001 Nacht, Karl May, Gustave Flaubert und Mozarts Entführung aus dem Serail sind Beispiele historischer Zuschreibungen.

    2. Machos oder andere arme Würstchen
    3. Integration der Imame

    WDR 5 Das philosophische Radio: über den Fortschritt mit Robert Spaemann, Ex-Marxist und katholischer Philosoph. Interessant sind seine Ausführungen über DDR und Marxismus am Anfang. (Backup bei MF)

    Zur Kritik des politischen Islam

    Zwei Veranstaltungen in Münster setzten sich im letzten Jahr mit einer Kritik des politischen Islam auseinander:

    1. Kritische Tagung zur Debatte um den politischen Islam (organisiert von der Gruppe et2c in Münster):

    • Klaus Blees, Geschichte des islamischen Antisemitismus
    • Udo Wolter, Universalistischer Rassismus, getarnt als “Islamismuskritik”? (mp3, 28 MB; 1:21 h)
    • Jörg Sundermeier, Unser guter Islamist – der Islamwissenschaftler Tariq Ramadan

    Download
    bei et2c

    2. 30 Jahre islamische Republik – der Iran zwischen religiöser Diktatur und Revolte (organisiert vom AStA der Uni Münster u.a.):

    • Inputreferat des Organisationskreises
    • Wahied Wahadat-Hagh zu einer Staatsanalyse des Iran (mp3, 7 MB)
    • Stephan Grigat zum deutsch-iranischen Verhältnis

    Download
    bei revolte im iran

    Öffentlich-Rechtliches (8)

    Schwulenhass und Männerbund. Die autoritäre Sehnsucht im deutschen Sprechgesang

    Im April 2008 lud die AG Antifa der Uni Halle Tjark Kunstreich ein, um über den Zusammenhang von Schwulenhass und Männerbund, vor allem in der deutschen Hip Hop-Szene, zu referieren. Auf FRN ist der Vortrag in fünf Teilen (128 kbit/s, mono) hinterlegt, sowie zwei Gespräche zum Vortrag mit Hannes Loh und Kunstreich selbst.

    Download auch hier (mp3, mono, 48 KBit/s, 2:04 h; 42,4 MB).

    Ausführliche Beschreibung: Weiterlesen

    Beiträge aus dem Öffentlich-Rechtlichen (3)

    (Anti-)Zionismus (2): Dr. Marcus Hawel vs. Dr. Stephan Grigat

    Zwei Beiträge zum Themenkomplex Israel:

    1. Marcus Hawel: Befindlichkeit im Blick. Versuch, uns und anderen Israel von »außen« zu erklären.
      Hawel geht der Geschichte und der aktuellen Situation Israels und des Zionismus nach und kritisiert mit Bezug auf Moshe Zuckermann auch »antideutsche« Positionen.
      Beschreibung & Download (FRN): mp3, mono, 64 kBit/s; 57 min; 26,2 MB. Textgrundlage (PDF)
    2. Stephan Grigat: Zur Kritik des Antizionismus.
      Gehalten bei der Jugendinitiative gegen Rassismus und Antisemitismus. Tonqualität mäßig.
      Download (leicht bearbeitete Fassung): mp3, mono, 40 kBit/s; 44 min; 12,6 MB

    Rechtspop & Sündenbock

    Die antifaschistischen Gruppen Redical [M] und Gegenstrom aus Göttingen haben 2008 mehrere Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem „Anti-Islam-Kongress“ ausgerichtet, von denen zwei aufgezeichnet wurden.

    1. Not my revolution! Über den regressiven Antikapitalismus der Nazis: Ein Vortrag von Bender (?) von T.O.P. Berlin samt Diskussion.
      Download (mp3, mono, 48 kBit/s; 31,3 MB; 1:31 h)
    2. Klaus Blees (Aktion 3.Welt Saar) und Bernhard Schmid diskutieren über RechtspopulistInnen und ihre Islamisierungsängste und wie mit ihnen umzugehen ist.
      Download (mp3, mono, 48 kBit/s; 32,9 MB; 1:36 h)
    3. Auch hörbar bei Redical [M]

    Die Linke und der Nahostkonflikt

    Peter Ullrich referierte Ende 2007 in Bielefeld bei der AG Antifa zum Thema seiner Studie über »Nahostdiskurse in Großbritannien und Deutschland«. Im Zuge dessen stellt er Positionen der deutschen und britischen Linken zu Israel und Palästina vor und versucht eine „universalistische“ Haltung zu skizzieren.

    Download: a.a.o und hier (mp3, mono, 48 kBit/s; 23,3 MB / 1:07 h)

    Das Öffentlich-Rechtliche. Eine Subjektive Auswahl

    Zuweilen produzieren auch die öffentlich-rechtlichen/offen-rechten Rundfunkanstalten mehr oder minder interessante Beiträge.

    Z.B. Bayern 2 »Radio Wissen« (jeweils etwa 20 Minuten) über:

    Jean Piaget, John Stuart Mill & den Utilitarismus, die Shoah-Überlebende Ruth Klüger Weiterlesen