Care-Arbeit im Kapitalismus
Eine gute Sendung zur Notwendigkeit feministischer Gesellschafts- und Ökonomiekritik haben Julia Fritzsche und Sebastian Dörfler für die Reihe Zündfunk Generator (BR 2) gestaltet.
Frankfurt im Mai 2013. Bei den Blockupy-Protesten der Kapitalismuskritiker fliegen plötzlich nicht nur Farbbeutel, sondern auch Windeln. Daneben kippen Aktivistinnen Töpfe, Bügelbretter und Wäscheständer auf die Straße, bis sich dort ein kleiner Berg aus Haushaltsmüll türmt. Dazwischen Pappschilder mit Botschaften wie: „Jetzt kurz shoppen, noch schnell das Kind abholen und morgen gleich wieder früh raus… Who Cares?“
Während die Politik fehlende Kitaplätze und ein marodes Pflegesystem diskutiert, fragen Kongresse und Zeitschriften unter dem Motto „Take Care“ nach geschlechtergerechten Wirtschaften. Bücher fordern den „Aufstand aus der Küche“.
In der Krise reden alle von Finanzmärkten und Rettungspaketen, die Vertreter der Care-Revolution aber wollen wissen: Wer kümmert sich eigentlich um die Daseinsvorsorge der Menschen? Die Antwort: Nach wie vor Frauen. Sie kochen, putzen, ziehen die Kinder groß, pflegen die Alten und Schwachen.
Um diese „Reproduktionsarbeit“ sichtbar zu machen, forderten italienische Feministinnen in den 70ern deshalb „Lohn für Hausarbeit“. Doch statt Hausarbeit sichtbar zu machen, tummeln sich die Frauen heute auf dem Arbeitsmarkt. Sie werden schlechter bezahlt, arbeiten häufiger in Niedriglohnjobs und müssen sich daneben noch um Haushalt, Kinder und Pflegebedürftige kümmern.
Der Zündfunk-Generator spricht mit Gabriele Winker von der Technischen Universität Hamburg-Harburg sowie mit der Blockupy-Aktivistin Anja, liest sich durch Texte der heute wieder durch die Welt tourenden Feministin Silvia Federici und fragt: Wer macht hier eigentlich die ganze Arbeit? Und was haben Kochlöffel und Klobürste mit dem Kapitalismus zu tun?
Hören auf br.de.
Download: MQ via br.de (0:46 h, 44 MB) | HQ via br.de| HQ via RS.com (77 MB)