Sie gehört zu den anspruchsvollsten Sendungen der deutschsprachigen freien Radios. Seit Mitte der 1990er Jahre werden unter ihrem Licht Veröffentlichungen besprochen, die von den Hörern und Hörerinnen sonst potentiell nicht wahrgenommen werden würden. Immer wieder gelang es mit ihr Positionierungen aufzuzeigen und Scheuklappen zu lüften. Ihre klare Position gegen den Antisemitismus in der Linken und ihre Vorliebe für die Kritische Theorie, hoben sich angenehm von vielen anderen Produktionen der freien Radios ab. Auch weil sich die Produktionsbedingungen für sie in den letzten Jahren verschlechtert haben (die Redaktion verkleinerte sich und die verbliebenen Mitglieder verteilen sich auf unterschiedliche Städte), soll sie im Folgenden gewürdigt werden: Lorettas Leselampe vom Freien Sender Kombinat Hamburg.
Schlagwort-Archive: FSK
Wo keins ist, ist eins #8 – #11
Da ich vermute, dass auch die meisten Nutzer_innen des Audioarchivs nicht die ganzen letzten Sommertage in ihren Zimmern hocken und sich Radiosendungen über Hegel reinziehen, mögen sie es mir verzeihen, dass ich es mit der Regelmäßigkeit etwas habe schleifen lassen und nun schon wieder eine ganze geballte Ladung Philosophie, diesmal gleich vier Ausgaben der Dialektik-Sendung vom FSK auf einmal hier dokumentiere. Vielleicht sind es ja ein paar Stunden, mit denen sich die werten Hörer_innen den kommenden Herbst oder dann den Winter denkerisch versüßen können – hörenswert sind die Sendungen in jedem Fall.
Wo keins ist, ist eins #8 (13.05.2012)
In der Sendung steht die Wirklichkeit als Einheit von Inneren und Äußeren, Kraft und Äußerung, Wesen und Erscheinung im Vordergrund. Hatte die metaphysische und positivistische Tradition die formelle Wirklichkeit als das, was sich widerspruchsfrei denkbar zu erweisen hat, erfasst, so wird mit Hegel die innere Widersprüchlichkeit einer solchen Wirklichkeit aufgewiesen, die sich als zufällig erweist, d.h. nicht notwendig so ist, wie sie ist, sondern auch anders sein kann. Das nötigt Hegel von der formellen zur realen Wirklichkeit, Möglichkeit und Notwendigkeit überzugehen. Ein Kurzschluss von Notwendigkeit und Wirklichkeit, ein überdeterminierter Wirklichkeitsbegriff, wie der Positivismus oder kritische Rationalismus ihn haben, führt dazu, dass schließlich alles, was notwendig sein soll, sich als etwas erweist, was auch ganz anders sein kann. Die reale Möglichkeit der Totalität der Bedingungen einer Sache ist vorhanden, bevor die Sache in Existenz tritt. Fehlen Bedingungen der Veränderung in einer bestehenden Möglichkeit, sind Versuche gesellschaftliche Praxis zum Scheitern verurteilt.
- Download: via AArchiv (mp3; 1:40:36 h; 57,6 MB)
Wo keins ist, ist eins #9 (Juni 2012)
Zur Wirklichkeit gehört nicht nur das Beobachtbare, sondern auch deren Möglichkeiten, Vernunftpotentiale; so endet die objektive Logik Hegels und dies reflektiert auch die materialistische Dialektik Adornos. Der Übergang zum Subjekt oder Begriff des Begriffs hat es in sich. Die Dialektik von Allgemeinen und Besondern wird anhand von Hegels Verständnis von Begriff und deren materialistischer Kritik aufgewiesen wie u.a. Adorno sie zusammenfaßt: »Dialektik heißt nicht, wozu sie in der Parodie wie in der dogmatischen Versteinerung wurde, die Bereitschaft dazu, die Bedeutung eines Begriffs durch eine erschlichene andere zu substituieren; nicht, man solle, wie man der Hegelschen Logik es zumutet, den Satz vom Widerspruch ausstreichen. Sondern der Widerspruch selber: der zwischen dem festgehaltenen und dem bewegten Begriff, wird zum Agens des Philosophierens. Indem der Begriff festgehalten, also seine Bedeutung mit dem unter ihm Befaßten konfrontiert wird, zeigt sich in seiner Identität mit der Sache, wie die logische Form der Definition sie verlangt, zugleich die Nichtidentität, also daß Begriff und Sache nicht eins sind. Der Begriff, der der eigenen Bedeutung treu bleibt, muß eben darum sich verändern; Philosophie, die den Begriff für höher achtet denn ein bloßes Instrument des Verstandes, muß nach deren eigenem Gebot die Definition verlassen, die sie daran hindern möchte. Die Bewegung des Begriffs ist keine sophistische Manipulation, die ihm von außen her wechselnde Bedeutungen einlegte, sondern das allgegenwärtige, jede genuine Erkenntnis beseelende Bewußtsein der Einheit und der gleichwohl unvermeidlichen Differenz des Begriffs von dem, was er ausdrücken soll. Weil Philosophie von jener Einheit nicht abläßt, muß sie dieser Differenz sich überantworten.«(Adorno)
- Download: via AArchiv (mp3; 1:31:24 h; 52,3 MB)
Wo keins ist, ist eins #10 (Juli 2012)
Hegels Begriff des Begriffs als Einheit der Allgemeinheit, Besonderheit und Einzelnem, wurde in der vorherigen Folge von „Wo keins ist, ist eins“ als Ergebnis des Durchgangs durch die Kategorien der Substantialität als Ergebnis der Wesenslogik herausgearbeitet. Den Begriff bezeichnet er als absolute Einheit von Reflexion und Gesetztsein oder Anundfürsichsein. Anundfürsichsein ist der Kontrastbegriff zu allen nur verhältnisweisen, außenrelativen Bestimmungen einer Sache, wie sie bei Hegel beim Staat (Allgemeinwille), christlichem Gott und dem Lebendigen auftritt. Mit dem Gedanken der „Identität von Anundfürsichsein und Gesetztsein“ artikuliert Hegel, daß eine Sache durch sich selbst bestimmt sei, so erweist sich der Idealismus als Theorie der Freiheit. In der materialistischen Dialektik wird aufgewiesen, daß in dieser Art von Subjekt bzw. „Begriff“ gesellschaftliche Arbeit sich verbirgt. Neben einigen Lektüretips zum Idealismus und deren materialistischer Kritik, soll das Verhältnis von Allgemeinen und Besonderen, nun im Kontrast Hegel und Adornos Negativer Dialektik entfaltet werden.
- Download: via AArchiv (mp3; 56,4 MB; 1:38:35 h)
Wo keins ist, ist eins #11 (August 2012)
Die Diskussion der gesellschaftlichen Substanz, die dem Wert der Ware zugrundeliegt, aus der Juli Sendung, wird fortgesetzt. Die folgende Dialektik, die Adorno am Verhältnis vom Allgemeinen und Besonderen herausarbeitete, wird genauer diskutiert: »Je selbstherrlicher das Ich übers Seiende sich aufschwingt, desto mehr wird es unvermerkt zum Objekt und widerruft ironisch seine konstitutive Rolle. Ontisch vermittelt ist nicht bloß das reine Ich durchs empirische, das als Modell der ersten Fassung der Deduktion der reinen Verstandesbegriffe unverkennbar durchscheint, sondern das transzendentale Prinzip selber, an welchem die Philosophie ihr Erstes gegenüber dem Seienden zu besitzen glaubt. Alfred Sohn-Rethel hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß in ihm, der allgemeinen und notwendigen Tätigkeit des Geistes, unabdingbar gesellschaftliche Arbeit sich birgt. Der aporetische Begriff des transzendentalen Subjekts, eines Nichtseienden, das doch tun; eines Allgemeinen, das doch Besonderes erfahren soll, wäre eine Seifenblase, niemals aus dem autarkischen Immanenzzusammenhang von notwendig individuellem Bewußtsein zu schöpfen.« (Adorno, Negative Dialektik) Es werden Kriterien zur Aneignung der idealistischen Dialektik durch eine materialistische Theorie erarbeitet, die in der Folgesendung historisch weitergeführt wird.
- Download: via AArchiv (mp3; 56,4 MB; 1:38:35 h)
Wo keins ist, ist eins #5 – #7
Diesmal durch sonstige Verpflichtungen etwas verzögert, dafür als geballte Ladung, dokumentieren wir hier die letzten drei Ausgaben der Dialektik-Sendung vom FSK:
Wo keins ist, ist eins #5 (12.2.2012)
Nachdem die vorherigen Sendungen zu erklären suchten, wie die Wesenslogik Hegels, die auch für die materialistische Dialektik wichtig wurde, aus Kants und Fichtes Reflexionsphilosophie entwickelt wurde, werden in dieser die setzende, voraussetzende und bestimmende Reflexion, konstruktive Voraussetzung der Reflexionsbestimmungen: Identität, Unterschied, Verschiedenheit, Gegensatz und Widerspruch konkretisiert. In Adornos Utopie einer Welt, in der man ohne Angst verschieden sein kann, wird gezeigt, welche Bedeutung die Kritik der Identitätsphilosophie auch für eine Gesellschaftstheorie hat.
- Download: via AArchiv (mp3; 52 MB; 1:30:56 h)
Wo keins ist, ist eins #6 (11.3.2012)
Von den unterschiedlichen Fassungen der Wesenslogik wird die »große Logik« oder »Wissenschaft der Logik II«, zur Entfaltung des Begriffs des Grundes herangezogen. Hierbei wird die Mehrdeutigkeit des Begriffs des Wesens diskutiert. Ein identisches Wesen zeigt sich in verschiedenen Formen, die Materie kann verschiedene Formen annehmen, eine bestimmte formierte Materie macht einen Inhalt aus. Diesen zu erklären aus tautologischen Gründen oder beliebigen vom begründeten unterschiedenen Gründen, ist unzureichend. Zur Vollständigkeit des Grundes bedarf es der Be-Dingungen, die notwendig sind, damit eine Sache in Existenz tritt.
- Download: via AArchiv (mp3; 58,5 MB; 1:42:15 h)
Wo keins ist, ist eins #7 (08.4.2012)
Diese und die im Mai folgende Sendung beschäftigt sich mit der Wirklichkeit als der in Existenz getretenen Sache. Die unmittelbare Existenz ist die von Dingen und ihren Eigenschaften, deren Fixiertheit aufgelöst wird. Dialektik verflüssigt die festen Bestimmungen und löst alles auf in ein Verhältnis von Kräften oder Potenzen, die sich gegenseitig hervorlocken (solizitieren), die Wirklichkeit erweist sich als ein Verhältnis von Inneren und Äußeren. Auch die menschliche Vernunft, so erweist sich, gehört zu diesen Kräften, Potenzen, zum Inneren der sich manifestierenden Wirklichkeit, deren Einheit dann dargelegt wird.
- Download: via AArchiv (mp3; 57,1 MB; 1:39:51 h)
Wo keins ist, ist eins #3 und #4
#3 (Dezember 2011) – In der dritten Sendung zur Einführung in die Dialektik beschäftigen sich Michael Löbich, Susanne Sippel und Martin Blumentritt weiter mit dem Verhältnis von Wesen und Erscheinung und mit dem Begriff des Seins. Diesmal gehen sie von Hegel zurück zu Kant und diskutieren über dessen Versuch, das Denken zu denken, über das Verhältnis von Kategorie und Anschauung und die ursprüngliche Einheit der Apperzeption.
- Download: via Mediafire (mp3; 162,6 MB; 1 h 58:26 min) | via AArchiv (ohne Musik; 54,8 MB; 1 h 35:44 min)
#4 (Januar 2012) – Es geht weiter mit Kant und der Identität des Subjekts als Voraussetzung für synthetische Verknüpfungen, die konstitutiv für Erkenntnis sind. Es wird auch Fichtes System der Wissenschaft und die Frage nach der Wahrheit des Satzes der Identität A=A gestriffen, die Fichte und Hegel anzweifeln und auf verschiedene Weise weiter entwickeln. Die drei kehren dann wieder zum Beginn der Wesenslogik zurück, um weiter auf den Übergang von Unmittelbarkeit zur Vermittlung zu reflektieren und auf die Hegelschen Reflexionsbestimmungen einzugehen. Der vierten Sendung ist sehr gut zu folgen, da die erste Hälfte auf gut hörbaren, ausformulierten Sätzen basiert. In der zweiten Hälfte diskutieren die drei in gewohnter Weise und kreisen den Gegenstand der Reflexion ausschweifend ein.
- Download: via Mediafire (mp3; 164,8 MB; 1 h 59:58 min) | via AArchiv (ohne Musik; 58,9 MB; 1 h 42:54 min)
Witjastiefe 3 im Netz
Witjastiefe 3 ist die größte anzunehmende Radiotiefe: ein zweistündiges monatliches Magazin und überregionales Radioprojekt.[via]
Schon seit einiger Zeit ist Witjastiefe 3 als ein gemeinsames Radioprojekt von FSK und Radio Corax auf Sendung. Es geht in der Sendung darum, sich mit politischen Entwicklungen auseinanderzusetzen, ohne dabei selbst in den tagespolitischen Jargon zu verfallen, sondern theoretische Reflexion zu wagen – in den Worten der Sendungsmacher_innen: »›Dass es weitergeht, ist die Katastrophe‹: Realpolitische Erwägungen im Interview, Reflexion der apokalytischen Stimmungslage der Republik und Interventionen an den soziokulturellen Kampfobjekten.« (via) Die bisher schon gesendeten Ausgaben der Witjastiefe sind nun online: witjastiefe3.blogsport.de – zu finden sind unter anderem Sendungen über die völkische Wende in Ungarn, Antiziganistische Realitäten, den Wunsch nach einer heilen Welt und einige mehr.
Die Witjas-Sende-Termine (jeder erste Donnerstag im Monat) findet ihr hier, zu empfangen ist die Sendung auf UKW im Raum Hamburg auf 93.0 MHz und 101.4 bzw.105.7Mhz und im Raum Halle-Leipzig auf 95,9 Mhz. Per Internet-Live-Stream ist Witjastiefe 3 über Corax oder FSK zu hören.
Nachdem das Audioarchiv in einen kurzen Jahreswechselschlummer gefallen ist, geht’s hier auch in Kürze wieder weiter.
Zur Beschreibung der Witjastiefe 3: Weiterlesen
Occupy
Franz Josef Degenhardt ist tot
Für all diejenigen, die zu den Hochzeiten der BRD groß geworden sind, gehörte er zum Inventar. In der DDR war er als Teilnehmer an den Festivals des politischen Liedes präsent. Er sang über das Leben der Boheme und den kommunistischen Widerstand im 3. Reich, er hoffte auf die Kämpfe junger Arbeiter und Angestellter gegen Autoritarismus, Wiederbewaffnung und alte Nazis. [via]
Werner Pomrehn (recycling-Redaktion) und Günther Jacob haben sich in einer Sendung auf dem FSK zwei Stunden lang dem Leben, Wirken und der Musik Franz Josef Degenhardts gewidmet, der am 14.11.2011 verstorben ist. Empfehlenswert auch der Nachruf von Beatpunk. Danke an W. für’s Zuspielen.
- Download: via zshare (mp3; 165,3 MB; 2 h) | oder via Mediafire
Wo keins ist, ist eins #2
Während sich die erste Ausgabe der Sendung »Wo keins ist, ist eins« mit dem Anfang (des Denkens, der Logik) befasste, geht es in der zweiten Ausgabe um die Frage, wie voranzuschreiten sei, wo es hingehen soll. Wir hören zunächst ein ausführliches Referat, welches sich ausgehend von Hegels Logik mit den Bestimmungen des Denkens, der Abstraktion, der Reflexion, dem Übergehen von Sein und Nichts in ihr Entgegengesetztes und dem Werden auseinandersetzt. Die Diskussion, die diesmal zu zweit (Martin Blumentritt und Michael Löbich) stattfand, streift dann unter anderem die philosophiegeschichtliche Entwicklung des Idealismus, das Verhältnis von Endlichem und Unendlichem, Materialität und antagonistische Gesellschaft. Einen besonderen Fokus legen die beiden dabei diesmal auf den Begriff der Totalität und des Ganzen. Immer wieder kommen die beiden dabei auf Adorno zu sprechen, dessen Gesellschafts-Begriff sie am Ende als einen dialektischen gegen den Positivismus diskutieren.
- Download: via AArchiv (mp3; mono; ohne Musik; 58,8 MB; 1:43 h) oder via hotfile (mp3; stereo; mit Musik; 163,6 MB; 2 h)
Konterrevolution & Revolte
In der letzten Ausgabe der Freibaduniversität sendete Roger Behrens einen Vortrag über »Aufstände, Wutbürger und den Wunsch, dass irgendwas bleibt«, den er im April 2011 in Kiel gehalten hat. Er skizziert darin zunächst die kulturellen Umbrüche in den 60er/70er Jahren (»postindustrielle« Produktion, postmodernes Wissen, Pluralisierung von Sinn, Individualisierung der Kultur, Kulturalisierung gesellschaftlicher Phänomene), um daran anschließend dann den »Wutbürger« als autoritären/konformen Charakter zu beschreiben. Skizzenhaft referiert er über das Verhältnis des Wutbürgers zum Staat, über den Wegfall verbindlicher politischer Positionen in der Protestbewegung und die moralischen Finessen der gegenwärtigen öffentlichen Debatten.
- Download: via AArchiv (mp3; 36,2 MB; 1:03 h)
Wo keins ist, ist eins
Theoretische Veranstaltungen können durchaus auch Praktisches nach sich ziehen: ein Ergebnis der Veranstaltung der Gruppe Kritikmaximierung mit Stefan Müller über Aspekte der Dialektik, die am 18.08.2011 in Hamburg stattfand, ist, dass sich Susanne Sippel, Michael Löbich und Martin Blumentritt zusammengetan haben, um die Diskussion über Dialektik im Radio weiterzuführen. Am 09.10.2011 war die Sendung »Wo keins ist, ist eins« zum ersten mal auf FSK zu hören. Nach einer kurzen Einleitung diskutieren die drei über Hegels Anfang aller logischen Bestimmungen: wie kann das Denken aus der Gleichzeitigkeit und Antinomie von reinem Sein und dem Nichts zum prozesshaften Werden übergehen? Das Radiogespräch versucht sich dann aus verschiedenen Richtungen Hegel zu nähern und sein Denken zu charakterisieren. Hierbei sind auch Marx und Adorno als dialektische Denker immer wieder wichtige Bezugspunkte. In der zweiten Stunde der Sendung entfernt sich die Diskussion ein wenig vom eher grundlegend philosophischen Thema, hin zu der Frage: was können wir tun? Eine Frage, die nicht umhinkommt, die Gesellschaft, die doch Ausgangspunkt dieser Fragestellung ist, als Totalität zu begreifen – als Totalität, die zu bestimmen wäre. Die Sendung »Wo keins ist, ist eins« wird nun monatlich auf FSK zu hören sein – wir werden die Sendereihe aufmerksam verfolgen und an gleicher Stelle dokumentieren. [Da der Stream etwas brüchig war, ist die Sendung an zwei Stellen kurz unterbrochen – die Musik wurde in der Audiodatei entfernt.]
- Download: via AArchiv (mp3; 56,9 MB; 1:39 h)
Thinking Marx
Zwei Stunden von, mit und über Moishe Postone
Beim FSK Hamburg wurde eine sehr interessante zweistündige Sendung über Moishe Postone produziert. Sie führt in Werk und Biographie Postones ein, enthält seinen Vortrag »Marx’s Critical Theory of Capitalist Modernity« (siehe FRN) vom Kongress Re-Thinking Marx (Berlin Mai 2011) und befasst sich ausführlicher mit seinem Antisemitismus-Ansatz. Ein Highlight ist zweifellos das Interview, dass die Sendungsmacher_innen am Rande der Konferenz mit Postone geführt haben und das in der zweiten Hälfte der Sendung zu hören ist. Es ist teilweise auf Deutsch, aber großenteils auf Englisch.
Download: Mono via AArchiv, Mono via MF | HQ/Stereo via Rapidshare
Wie nur Wenige vor ihm, hat es Moishe Postone geschafft, mit Hilfe der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie, die abstrakten gesellschaftlichen Beziehungen und Denkformen der kapitalistischen Produktionsweise zu analysieren und zu kritisieren.
Darauf aufbauend liefert er sowohl eine bemerkenswerte Kritik des traditionellen Marxismus, welcher immer wieder versucht, die Gründe für das Elend in der Gesellschaft in der Sphäre der Distribution zu finden, als auch eine herausragende Kritik des modernen Antisemitismus als einer besonders gefährlichen Form des Fetischs.
Grund genug Moishe Postone 2 Stunden zu widmen, in denen sowohl sein Vortrag vom Re-Thinking Marx Kongress als auch ein Interview mit ihm zu hören sein werden.
Am Rande sei noch auf das Interview mit Petra Haarmann hingewiesen, das Radio F.R.E.I. 2004 zur Übersetzung von Postones Hauptwerk Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft geführt hat: mp3 via FRN (9 Minuten)
Fukushima und das atomare Zeitalter
Die Reaktorunfälle im Kernkraftwerk Fukushima liegen knapp zwei Monate zurück. Auch wenn es nach wie vor bundesweite Demonstrationen für den sofortigen Atomausstieg gibt, scheint das Thema inzwischen aus den Tagesordnungsdebatten, auch der Linken, verschwunden zu sein – ohne dass sich etwas grundlegend an der Situation in Fukushima verändert hätte. Wir stellen im Folgenden eine Auswahl von Radiobeiträgen zur Verfügung, die deutlich machen, dass eine Kritik der militärischen und zivilen „Nutzung“ der Kernenergie Bestandteil linksradikaler Gesellschaftskritik sein muss. In den meisten Beiträge liefern die Texte von Günther Anders Stichworte zur Auseinandersetzung mit den möglichen Folgen der Kernenergie. Dabei sei angemerkt, dass Günther Anders der Verdinglichung der gesellschaftlichen Verhältnisse dahingehend Rechnung trägt, indem er darauf hinweist, dass wir von „Geräten“ beherrscht werden, uns ihre Logik aufzwingen lassen. Gleichzeitig sitzt er dieser Verdinglichung selbst auf, da er das Problem nur im Charakter der Dinge erkennen kann – welche aber demgegenüber als gesellschaftliche Objektivationen, auch in ihrer konkret-dinglichen Beschaffenheit, nur als gesellschaftlich vermittelt (konkret: durch die kapitalistischen Verhältnisse) begriffen werden können.
1. Be trusted – be sad
6 Tage nach dem Bekanntwerden der Ereignisse in Japan sendete das Freie Senderkombinat (FSK) ein ausführliches Gespräch mit Günther Jacob über Atomkraft als gesellschaftlichen Zusammenhang und über die Lehren, die aus Fukushima zu ziehen wären. Themen sind u.a. die Geschichte der Anti-Atombewegung und Muster der Rechtfertigung der Nutzung von Atomkraft.
Vor sechs Tagen sind in Japan mehr als 10.000 Menschen durch einen Tsunamie getötet worden. Eine überlebende Frau sagte, daß sie nicht wisse, ob es überhaupt o.k. sei, daß sie noch lebe. Die Sorge, die umtreibt lautet: Strahlung. Die Ereignisse und die Politik, die sich um sie herum entwickelt, sind nicht kommentierbar hinsichtlich eines Auswegs. Die Sorge aber um die Handlungsfähigkeit gewinnt die Überhand. Ein Motiv darin: Bestätigung. Ein Lehrstück über das Denken 2011 während der Reaktorkatastrophe in Fukushima.[via]
- Download: via FRN (mp3; 53,4 MB; 58:22 min)
2. Wutpilger-Streifzüge März 2011
Die Märzausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ (Radio Lotte / Radio Corax) hat ebenfalls die Ereignisse in Fukushima zum Themenschwerpunkt – verlesen wird der Text „Steinzeit? Nein Danke!“ von Roger Behrens, der anschließend in einem Interview selbst zum Thema zu Wort kommt. Das Interview ist leicht gekürzt inzwischen in schriftlicher Form im Programmheft von Radio Corax erschienen (als PDF oder als html via aergernis).
- Sendung komplett: via MF (mp3; 55,2 MB; 1 h)
- Roger Behrens: „Steinzeit? Nein Danke!“: via AArchiv (mp3; 6,4 MB; 11:13 min)
- Roger Behrens im Interview: via AArchiv (mp3; 21,9 MB; 23:53 min)
3. Wutpilger-Streifzüge April 2011
Auch die April-Ausgabe der Sendereihe „Wutpilger-Streifzüge“ hat die Ereignisse in Japan noch einmal zum Thema – diesmal werden die „Gebote des atomaren Zeitalters“ von Günther Anders vollständig vorgelesen.
- Sendung komplett: via MF (mp3; 54,9 MB; 1 h)
- Günther Anders: „Gebote des Atomzeitalters“: via AArchiv (mp3; 14,2 MB; 24:52 min)
4. Das Philosophische Radio März 2011
Vielleicht eher als Hintergrundwissen denn als gesellschaftskritischer (geschweige denn kapitalismuskritischer) Beitrag: Beim Philosophischen Radio (WDR5) ging es im März um Günther Anders. Studiogast war Konrad Paul Liessmann, durch den man einige interessante Aspekte über Günther Anders erfahren kann. Natürlich wird auch über die Ereignisse in Fukushima diskutiert.
»Der kommende Aufstand«, besprochen in sieben Kreisen der Kritik
Deutschland und die Herrschaft der falschen Freiheit
Die dieses Jahr vom bundesweiten »… um’s Ganze!«-Bündnis herausgegebene Broschüre »Staat, Weltmarkt und die Herrschaft der falschen Freiheit« wurde viel diskutiert. Zum Abschluss des „Supergedenk- und Jubiläumsjahres“ 2009 soll hier deshalb zum einen ein Referat der Berliner Gruppe Theorie.Organisation.Praxis dokumentiert werden, zum anderen ein Mitschnitt der Radio Corax-Sendung Inkasso Hasso, die Beiträge zur Kritik der heutigen deutschen Zustände sowie zur Diskussion um die genannte Broschüre und die Gruppe TOP kompiliert.
- TOP Berlin: Deutschland und die Herrschaft der falschen Freiheit
Download (mp3, mono, 48 KBit/s; 2 h; 41,6); in weiteren Formaten hier - Inkasso Hasso (Dez 2009): Wie ist Deutschland heute zu kritisieren?
Download (mp3; mono; 48 KBit/s; 2 h; 41,3 MB)
Siehe/höre auch: Diskussion u.a. mit TOP Berlin im FSK zur Spezifik des deutschen Nationalismus heute
Antisemitismus in der Literatur
Zwei vom Hamburger Freien Senderkombinat mitgeschnittene und produzierte Vorträge (mit Musik und Moderation) von 2006:
- Klaus Briegleb: »Fayngolds ‚Opfervergleich’: Über den lüstern erzählten Antisemitismus des Günter Grass«.
An Günther Grass’ Roman „Blechtrommel” zeigt Briegleb exemplarisch die Verschränkung von Opferdarstellung und Obszönität. Mit der „engführenden Lektüre” einzelner Textpassagen zeigt er auf, wie Antisemitismus sich unbewusst-bewusst fortschreibt. Insbesondere die Rolle des Romans in der bundesrepublikanischen Rezeption wird von Briegleb als Versuch deutscher Schuldabwehr interpretiert.
Download
via AArchiv: Teil 1, Teil 2
via MF: Teil 1, Teil 2 (mp3, mono, 56 kBit/s; 48,2 MB; 2 h) - Ole Frahm: »Populäres Bild – Stereotyp – Antisemitismus«
Der Vortrag widmet sich der literarischen Repräsentation antisemitischer Codes, allerdings in der graphischen Literatur. Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Analyse eines Comics aus der Reihe „Tim und Struppi“ von Hergé, zu dem Ole Frahm verschiedene Interpretationen anbietet und sogar die Möglichkeit einer subversiven, sprich anti-antisemitischen Lesart eröffnet.
Download
via AArchiv: Teil 1, Teil 2
via MF: Teil 1, Teil 2 (mp3, mono, 56 kBit/s; 50,2 MB; 2:05 h)