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Anonyme Herrschaft. Zum Zusammenhang von Reichtum und Subjektivität

Ingo Elbe war Ende 2010 bei der Hamburger Gruppe Kritikmaximierung eingeladen, um mit einem Vortrag über die abstrakte Struktur kapitalistischer Herrschaft in die Marxsche Gesellschaftkritik (nach neuerer Lesart) einzuführen.
Da mir schon vor der Veröffentlichung auf FRN eine von Kritikmaximierung erstelle und mit Jingle an Anfang und Ende versehene Fassung des Mitschnitts zuspielt wurde, veröffentliche ich diese hier nachbearbeitet und zusätzlich eine Bearbeitung der Diskussion. In letzterer, an der auch Roger Behrens beteiligt ist, geht es u.a. um die Begriffe abstrakte vs. anonyme Herrschaft, den Status des Klassenbegriffs und um das Verschmelzen von Charakter und Maske.

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nachbearbeitet via AArchiv: Vortrag (1:19 h, 27 MB), Diskussion (0:37 h, 13 MB) | via MF: Vortrag, Diskussion (~)
Orignial via FRN: Teil 1 (0:58 h, 53 MB), Teil 2 (0:56 h, 51 MB)

Ankündigungstext & Referenteninfo: Weiterlesen

Zur Differenz von Rassismus und Antisemitismus

Wie bereits in einem früheren Beitrag erwähnt, gibt es zur Zeit einen Streit über die Vergleichbarkeit von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus. Zuspitzen lässt sich dieser Streit auf die Frage, ob bzw. inwiefern die Moslems »die Juden von heute« sind. Für die Linke ist diese Frage von Bedeutung im Zusammenhang mit einer derzeit wieder teilweise aggressiv geführten Auseinandersetzung zwischen eher israelsolidarischen und eher israelkritischen Fraktionen, die tendenziell beide dazu neigen, (anti-arabischen/-muslimischen) Rassismus und Antisemitismus (insbesondere in seiner anti-israelischen Gestalt) gegen einander auszuspielen oder (mindestens) einen von beiden zu verharmlosen. Ich möchte daher an dieser Stelle auf zwei Vorträge aufmerksam machen, die die Differenzen der beiden Ideologien betonen und zeigen, dass sie nicht subsumier- oder auf einander reduzierbar sind.

1. Rosa Fava zur Kritik des Rassismus. Einführender Vortrag aus der Reihe Intros (Hamburg, 12.04.2011)

Dieser recht umfangreiche Einführungsvortrag befasst sich mit unterschiedlichen rassismustheoretischen Ansätzen sowie Begriff und Geschichte der »Migrantin«/des »Migranten« in Deutschland. Gegen Ende skizziert Rosa Fava auch sehr kenntnisreich wesentliche Unterschiede des Rassismus zum Antisemitismus. Besonders interessant sind auch ihre Ausführungen zum Verhältnis von Kultur- und Natur-Konstruktionen im rassistischen Denken.

Unter Rassismus können vollkommen unterschiedliche Phänomene gefasst werden: Ungleiche Rechte von Eingewanderten, Apartheid, das Sterben lassen vor den Grenzen Europas und exterritoriale Gebiete am Frankfurter Flughafen, völkischer Nationalismus, die überproportionale Zuweisung von „Migrantenkindern“ auf Haupt- und Förderschulen, das Weißsein deutscher linker Zusammenhänge, Sklaverei, abwertende Begrifflichkeiten für Personen und deren Lebenswelten, der Multikulturalismus als Staatsmodell, die Entstehung einer breiten deutschen Mittelschicht über den Gastarbeitern, physische Gewalt von Neonazis, …

Antisemitismus gilt mal als spezielle Form von Rassismus, mal als Oberkategorie für unterschiedliche Formen von Aus- und Einschluss zur Schaffung eines homogenen Kollektivs. Antiziganismus wird zunehmend nicht als ‚normaler‘ Rassismus verstanden, Rassismus gegen Muslime soll es nicht geben.

In Deutschland entwickelte sich eine Kritik des Rassismus erst sehr spät und gegen große Widerstände in den 1990er Jahren, meist in Orientierung an der englischsprachigen und französischen Theoriebildung und/oder in Anlehnung an die Kritik des Antisemitismus. Vorherrschend ist aber immer noch, auch in linken Publikationen, das Konzept der Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit sowie der Vorurteilsforschung. In dem Vortrag geht es darum, verschiedene Begriffe und Zugänge vorzustellen.

Rosa Fava lebt in Hamburg, ist im Arbeitskreis Distomo für die Entschädigung von NS-Opfern aktiv.

2. Juliane Wagner zu Antisemitismus und Islamophobie. Vortrag aus der Reihe Zwischen Vorurteil und Ressentiment. Zum Verhältnis von Antisemitismus, Rassismus und ‚Islamophobie‘ (Gießen, 20.04.2011)

Die Leipziger Politikwissenschaftlerin und Outside the Box-Redakteurin Juliane Wagner nahm sich auf Einladung des Arbeitskreises Kritische Theorie Gießen explizit der Debatte um die Vergleichbarkeit von Muslim- und Judenfeindschaft an. Sie setzt sich mit dem Antisemitismusbegriff des ZfA auseinander und weist nach, wie wenig dieser die Spezifik insbesondere des eliminatorischen Antisemitismus zu fassen vermag.

Der Vortrag wird der Frage nachgehen, welche theoretischen Annahmen den Begriffen Antisemitismus und Islamophobie am Zentrum für Antisemitismusforschung zugrunde liegen. Es soll überprüft werden, ob es im Rahmen der Vorurteilsforschung des ZfA möglich ist, die wesentlichen Inhalte, Strukturmerkmale und Spezifika der beiden Phänomene zu erfassen. Im Ergebnis soll deutlich werden, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Parallelen der beiden Ressentiments auf ein unzureichendes Begriffsverständnis zurückzuführen ist.

Was ist eigentlich »die Postmoderne«?

Während im letzten Beitrag vor allem eine Kritik der »Postmoderne« zu hören war, womit zum einen eine bestimmte Denkbewegung und zum anderen ein Abschnitt historischer Wirklichkeit bezeichnet wurde, erlauben wir uns in diesem Beitrag mit einer etwas älteren Sendung der Redaktion 17 Grad noch einmal die grundlegende Frage: »Was ist eigentlich die Postmoderne?« Die Sendung beschäftigt sich einführend mit dem Begriff der Postmoderne: sie enthält ein Interview zum Unterschied von Moderne und Postmoderne, eine kurze Einführung in die Philosophie Lyotards, stellt Definitionen von Terry Eagleton und Jürgen Felix vor, fragt nach der Postmoderne in der Ethnologie und widmet sich außerdem dem postmodernen Film und postmoderner Musik (vgl. das Buch „Soundcultures„). Die inhaltlichen Beiträge werden ergänzt durch Hörspielausschnitte und geschmackvolle Country-, Singer-Songwriter- und Blueseinlagen.

Download: via MF (mp3; 27,3 MB; 59:31 min)

Sartres Aufhebung des Existenzialismus

Im vorerst letzten Vortrag der Reihe »Existentialism Revisited« geht es noch einmal um das Verhältnis Sartres zum Marxismus. Fabian Schmidt gibt hier eine sehr nachvollziehbare und der Komplexität des Themas dennoch angemessene Einführung in Grundkategorien der Philosophie Sartres in ihren verschiedenen Phasen (Das Sein und das Nichts, Fragen der Methode, Kritik der dialektischen Vernunft). Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Rolle des Subjektiven im Prozess der Objektivität gelegt. Leider bricht die Aufnahme des Vortrags nach anderthalb Stunden ab und auch von der Diskussion sind nur Fragmente vorhanden, da es vor Ort Probleme mit dem Aufnahmegerät gab. Es lohnt sich dennoch, sich den sehr hörenswerten Vortrag anzuhören.

Jean-Paul Sartres Hinwendung zum Marxismus wird häufig als Bruch mit dem Existenzialismus wahrgenommen. Die von ihm in den Fragen der Methode skizzierte Aufhebung des Existenzialismus zielt jedoch – im Hegelschen Sinne des Wortes – gerade auch auf dessen Bewahrung. Ausgehend von in Das Sein und das Nichts entwickelten Grundgedanken werde ich in meinem Vortrag versuchen, aus Sartres Perspektive das Verhältnis zwischen Existenzialismus und Marxismus näher zu bestimmen. Themenkomplexe werden insbesondere Bewusstsein und Praxis, Freiheit und Notwendigkeit sowie Individualität und Gesellschaftlichkeit sein. Anhand ihrer möchte ich die Frage diskutieren, inwieweit Sartres Ansatz als Korrektiv gegen mechanistische Marx-Auslegungen dienen kann. [via]

Download:

Da die angekündigten Vorträge von Roswitha Scholz und Andreas Trottnow leider bis auf weiteres verschoben werden mussten, gibt es hier zur Überbrückung der Wartezeit noch zwei Empfehlungen: zum einen die Texte unter der Kategorie „Existenzialismus“ auf dem Blog la vache qui rit und zum anderen die nun bei Youtube verfügbare Dokumentation »Sartre über Sartre«: Teil 1 | Teil 2.

Nietzsche im Lichte unserer Erfahrung

Lieber Herr Professor, zuletzt wäre ich sehr viel lieber Baseler Professor als Gott; aber ich habe es nicht gewagt, meinen Privategoismus so weit zu treiben, um seinetwegen die Schaffung der Welt zu unterlassen…1

[…] wenn die Notstände Philosophie treiben, wie bei allen kranken Denkern – und vielleicht überwiegen die kranken Denker in der Geschichte der Philosophie -: was wird aus dem Gedanken selbst werden, der unter den Druck der Krankheit gebracht wird? […] Nicht anders als es eine Reisender macht, der sich vorsetzt, zu einer bestimmten Stunde aufzuwachen, und sich dann ruhig dem Schlafe überläßt: so ergeben wir Philosophen, gesetzt daß wir krank werden, uns zeitweilig mit Leib und Seele der Krankheit – wir machen gleichsam die Augen vor uns zu.2

Friedrich Nietzsche bejahte die Krankheit als Kraft der Erkenntnis, die den Gedanken unter Druck setzt und in der Genesung, im Moment des Erwachens, „den Geist auf der Tat ertappt“. Anekdotisch beginnt Thomas Mann seinen Vortrag über „Friedrich Nietzsche im Lichte unserer Erfahrung“ mit einer Auseinandersetzung mit Nietzsches eigener Krankheit. Der Schriftsteller und Weltbürger Mann referierte zur Eröffnung des XIV. Kongresses des internationalen PEN-Clubs am 3. Juni 1947 in Zürich über die Ambivalenz des Vermächtnis von Friedrich Nietzsche. Er gibt dabei zunächst einen biographischen Überblick, führt dann in das Werk Nietzsches ein, um ihm schließlich aus einer liberal-bürgerlichen Perspektive eine Affinität zum Nationalsozialismus nachzuweisen – nicht ohne auf humanistische und aufklärerische Züge Nietzsches hinzuweisen und hieraus eine Perspektive für seine Zeit zu eröffnen. Auch wenn es sich bei diesem Vortrag gewiss nicht um eine materialistische Kritik handelt, ist er ein sehr hörenswertes Zeitdokument. [Nebenbei sei auf einen kürzlich bei Beatpunk erschienenen Text über Nietzsches Sprachphilosophie hingewiesen – ähnlich wie Thomas Mann Nietzsche mit Oscar Wilde vergleicht, werden hier Nietzsche und Baudelaire gegenübergestellt.]

Download: via AArchiv (Mp3; 1:08:39; 26,9 MB)

  1. So und ähnlich lauteten kleine Briefchen und Zettelchen, die Nietzsche zu Beginn seines geistigen Zusammenbruchs allen möglichen Leuten schickte. Friedrich Nietzsche, Nachlass, zitiert nach Mazzino Montinari: Friedrich Nietzsche: eine Einführung. de Gruyter, Berlin und New York 1991, S.129. [zurück]
  2. Friedrich Nietzsche: Fröhliche Wissenschaft, Stuttgart 1965, S.5. [zurück]

Existentialism Revisited

Die Beschäftigung mit Camus, Sartre, Heidegger oder de Beauvoir wirft ein neues Licht auf die theoretischen Fragen, die uns bis heute nicht loslassen, weil wir im Wesentlichen nicht über sie hinaus sind. Von den gewissermaßen ewigen philosophischen Fragen abgesehen, handelt es sich um ganz konkrete Probleme kritischer Theorie“ – so lautet der Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung mit dem Existentialismus, die in Form einer Veranstaltungsreihe (Flyer als PDF) zur Zeit in der translib im Institut für vergleichende Irrelevanz in Frankfurt geführt wird. Drei der bisher gehaltenen Vorträge stellen wir hier zur Verfügung:

1. Andrea Trumann – Vortrag über Simone de Beauvoir

Nach einem kurzen Input-Referat der Veranstalter_innen über den kritischen Bezug Simone de Beauvoirs auf das Werk Jean-Paul Sartres, referiert Andrea Trumann (u.a. Autorin des theorie.org-Buches „Feministische Theorie. Frauenbewegung und weibliche Subjektbildung im Spätkapitalismus„) zunächst über ihre persönliche Rezeptionsgeschichte de Beauvoirs, um anschließend im Hauptteil des Vortrags einen kritischen Überblick über de Beauvoirs Vorstellung von Emanzipation zu geben. Hauptkritikpunkt ist dabei, dass de Beauvoir eine männlich-naturbeherrschende Form von Subjektivität auch für Frauen für erstrebenswert hält und damit kaum über kapitalistische Verhältnisse hinausstrebt.

    Download (via AArchiv): Vortrag (mp3; 56 min, 45 sec; 19,5 MB), Diskussion (mp3; 1h, 30 min; 31 MB)

2. Paul Stephan – Sartre und der Marxismus

Paul Stephan (Irrelevanzcluster für vergleichende Exzellenz, Translib) gibt hier eine sehr gelungene und hörenswerte Einführung in das Denken Jean-Paul Sartres und zeigt insbesondere anhand der Begriffe Situation und Freiheit, wie sich Sartre auf den Marxismus und ein revolutionäres Projekt bezieht. Der Vortrag ist unter Anderem deswegen sehr sympathisch, da er die Aktualität der Sartreschen Kategorien anhand aktueller Beispiele demonstriert; etwa an den jüngsten Unruhen im arabischen Raum oder der Illusion autonomer Subjektivität im flexiblen Kapitalismus.

    Download (via AArchiv): Vortrag (mp3; 35 min 48 sec; 12,3 MB), Diskussion (mp3; 19 min, 26 sec; 6,7 MB)

3. Christoph Zwi – Existentialismus und Marxismus

Christoph Zwi (Biene Baumeister Zwi Negator) skizziert zunächst die historische Situation, in der sowohl die Situationisten als auch Georg Lukács, auf je unterschiedliche Weise eine an Marx und Hegel orientierte kritische Theorie zu entwickeln beginnen, um dann sehr ausführlich und mit vielen Verweisen darzustellen, wie beide eine Kritik am Existentialismus, insbesondere an Heidegger, formulieren. Zwi legt dabei einen besonderen Augenmerk darauf, dass sowohl Heidegger, als auch Lukács und die Situationisten auf sehr unterschiedliche Weise den Versuch angehen, eine Ontologie zu entwerfen.

    Download (via AArchiv): Teil 1 (mp3; 59 min, 58 sec; 20,6 MB), Teil 2 (mp3; 55 min, 54 sec; 19,2 MB), Diskussion (mp3; 17 min, 37 sec; 6 MB)

Es sei auf die weiterhin folgenden und sehr spannenden Vorträge im Rahmen der Reihe hingewiesen, die wir nach Beendigung der Reihe ebenfalls dokumentieren werden:

  • Do 14.4.2011, 19h im IVI-Saal: Vortrag “Der dritte Mann oder Albert Camus” (Andreas Trottnow).
  • Fr 6.5.2011, 19h im IVI-Saal: Vortrag “Sartres Aufhebung des Existenzialismus” (Fabian Schmidt).
  • Fr 13.5.2011, 19h im IVI-Saal: Vortrag “Simone de Beauvoir heute” (Roswitha Scholz).

Ankündigungstext der Reihe: Weiterlesen

Kleine Geschichte der Französischen Revolution

Sechs vorwiegend biographische Beträge aus dem Öffentlich-Rechtlichen über die Französische Revolution und darüber hinaus. Die ersten vier stammen von BR2 RadioWissen, der fünfte von SWR 2 Wissen, der letzte von DRadio Essay und Diskurs. (Je ~0:22 h – 0:28 h)

Die französische Revolution – Frei, gleich und brüderlich – 29.11.2010
In schwarzem Trauergewand sitzt Marie Antoinette in ihrer primitiven Zelle in der Conciergerie – bewacht von Soldaten der Revolutionsregierung. Gleichzeitig droht aber auch einfachen Kammerzofen, Journalisten oder Handwerkern der Tod durch die Guillotine. Autorin: Gabriele Knetsch

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»Frauen erwacht, erkennt eure Rechte!« – Olympe de Gouges – 26.10.2009
Als Reaktion auf die „Erklärung der Rechte des Mannes“, die an den König gegangen waren, postulierte Olympe de Gouges in 17 Artikeln die Gleichstellung der Frau …

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Danton: Täter und Opfer der Revolution – 23.11.2009
Georges Danton (1759-1794) gilt als die schillerndste Figur der Französischen Revolution. Ein sinnen- und lebensfroher Abenteurer und begnadeter Redner, der es verstand, seine Zuhörer durch Spontanität, Witz und einleuchtende Bilder für sich zu gewinnen. Seine bestechende Rhetorik und sein geschicktes Taktieren verhalfen dem gelernten Anwalt bald zur politischen Macht…
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Maximilien de Robespierre – „Blutrichter“ der Revolution – 29.11.2010
Er wurde „Scheusal“, „blutrünstige Bestie“, aber auch „der Unbestechliche“ genannt. Terrorist der Tugend allemal. Dabei fand er zu Beginn seiner juristischen Laufbahn Tage lang keine Ruhe, wenn er ein Todesurteil unterschrieben hatte. Autorin: Gabriele Bondy
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Intrigant, Karrierist, Menschenfeind: Joseph Fouché und die französische Revolutionszeit
Von Michael Reitz

Er wurde zum Inbegriff des politischen Intriganten und gewissenlosen Karrieristen – Joseph Fouché (1759 – 1820). Als Polizeiminister während der Französischen Revolution, unter Kaiser Napoleon Bonaparte und dem wiedereingesetzten König überlebte Fouché die politischen Wirren seiner Zeit – und profitierte davon. Er zog die Fäden und galt lange Zeit als bestinformierter Mann Frankreichs, vor dem sich sogar Napoleon fürchtete. Fouché lieferte ehemalige Bundesgenossen und Freunde ans Messer, wenn es seiner Karriere förderlich war. Mit beispielloser Skrupellosigkeit gelang es ihm, sich unentbehrlich zu machen und ein Geheimdienst- und Spitzelwesen aufzubauen, das zum Modell aller nachfolgenden Polizeidiktaturen und Überwachungsstaaten wurde.

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Freiheit, Gleichheit und die Vorsehung.
Über Alexis de Tocqueville

Von Franz Michael Kreiter

Dass mehr Gleichheit und Demokratie nicht unbedingt auch mehr Freiheit bedeuten müssen, gehört heute zu den Erkenntnissen der politischen Entwicklung seit der Französischen Revolution. Einer der ersten Philosophen, der in diese Richtung dachte, war der französische Publizist Alexis de Tocqueville.

Download: via MF

Die Situationisten und die Aufhebung der Kunst

Die Dokumentation des internationalen Symposiums Interventionen, das im Oktober 2010 in Paderborn stattfand, enthält den Mitschnitt eines Vortrags von Anselm Jappe (u.a. Autor der Zeitschrift Exit!) mit dem Titel „Die Situationisten und die Aufhebung der Kunst: was bleibt davon nach fünfzig Jahren?„. Jappe gibt dort einen Überblick über die Geschichte und Aspekte der kritischen Theorie der Situationistischen Internationalen, besonders mit einem Fokus auf den Gegenstand der Kunst. Besonders interessant werden die Ausführungen Jappes m.E. am Ende des Vortrags, wo er den Fortschrittsglauben der S.I. kritisiert und die Perspektive der S.I. auf die Aufhebung der Kunst mit ähnlichen und doch entscheidend anderen Ansätzen aus der Ästhetischen Theorie Adornos konfrontiert. Um diesen Aspekt dreht sich dann auch die Diskussion, die wegen des Mittagessens leider vorzeitig abgebrochen werden musste. Die anderen auf dem Symposium gehaltenen Vorträge sind hier dokumentiert. Ein Text von Anselm Jappe zum Vergleich von Adorno und Guy Debord gibt es hier.

Abstract: Weiterlesen

Einführung in die Kritische Theorie

Eine weitere* Einführung in die Kritische Theorie, diesmal von Dirk Lehmann, u.a. Autor für Phase 2 und Prodomo.

Vortrag samt Diskussion aus der Veranstaltungsreihe »Was uns beherrscht« (Okt – Dez. 2010), organisiert von der Bielefelder Association Critique.

Download: Nachbearbeitet via Audioarchiv, via MF (1:30 h, 31 MB) | Original via Sound Cloud (83 MB)

Ankündigungstext: Weiterlesen

Geschlecht – Wider die Natürlichkeit

Bei FRN gibt es ein hörenswertes Interview mit Heinz-Jürgen Voß (Autor des kürzlich im Schmetterlingsverlag erschienenen Buches „Geschlecht – Wider die Natürlichkeit“) über die kulturelle Determinierung von Geschlecht: hören.

Detlev Claussen über Adorno

Auf youtube (vier Teile) ist ein interessantes Gespräch mit Detlev Claussen, Professor für Gesellschaftstheorie, Kultur- und Wissenschaftssoziologie an der Universität Hannover, über Adornos Denken zu finden. Themen sind u.a. die Studierendenbewegung der 60er und die Kulturindustrie.

Download (audio): via MF (mp3; 19 MB; 0:57 h)

»Blumen am Rande des Existenzminimums« – Walter Benjamin zum 70. Todestag

Etwas verspätet…

1. »Ich pflücke Blumen am Rande des Existenzminimums«. Zum 70. Todestag des Philosophen Walter Benjamin. Ein DLF-Radio-Essay von Astrid Nettling, gesendet bei Essay und Diskurs.

Download: via DLF | via RS.com

2. A-X-iom, die Wissenschaftsredaktion des Freien Stadtradios Frankfurt a.M. über verschiedene Ansätze Walter Benjamins, z.B. seinen Übersetzungsbegriff und seine Kinderbuchforschung. Weitere Informationen und Download auf der Website von Moderatorin Felicia Herrschaft.

3. Das Ende des Krieges und die Rückkehr der Kritischen Theorie und ihrer Vertreter nach Europa hat Benjamin bekanntlich nicht mehr miterlebt. Genau diese Rückkehr ist Thema einer Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt a.M. gewesen. Einen Einblick in die Ausstellung mit dem Titel »Die Frankfurter Schule und Frankfurt. Eine Rückkehr nach Deutschland« verschafft eine weitere A-X-iom-Sendung. Auch wenn man die ausgestellten Exponate nicht betrachten kann, liefert die aufgezeichnete Führung einige interessante Anekdoten wie diese eigentümlich aktuelle über Leo Löwenthal:

Download auf Fehe.org
Update: Der Downloadlink auf Fehe.org funktioniert aufgrund des Umlautes nicht. Dieser funktioniert.

Arthur Schopenhauer zum 150. Todestag

Am 21. September 1860 starb Arthur Schopenhauer. Hier einiges aus dem Öffentlich-Rechtlichen dazu.

1. [DLF Essay & Diskurs] Konstantin Sakkas: Sieg der Entsagung. Leben und Sterben mit Schopenhauer

Arthur Schopenhauer entwickelte eine eigene Position des Subjektiven Idealismus. In seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ vertrat der Philosoph als einer der Ersten die Überzeugung, dass der Welt ein unvernünftiges Prinzip zugrunde liege.

Hier sind vor allem die geschilderten Beziehungen zwischen Schopenhauer, Kant, Hegel, Nietzsche und anderen interessant.

Download: via DLF, via MF (29 min, 13 MB)

2. BR2 RadioWissen über Schopenhauer.

3. [WDR5] Das Philosophische Radio über Schopenhauer mit Otto A. Böhmer. Download via MF

4. [DLF Studiozeit] Möglichkeit, die Welt mit anderen Augen zu betrachten. Der Philosoph Arthur Schopenhauer und seine Aktualität heute. Über Andreas Belwes Hörbuch »Die Welt ist die Hölle«. Hören, Download

5. [DLF Büchermarkt] Zäher Pessimist. Zum 150. Todestag von Arthur Schopenhauer von Hans-Martin Schönherr-Mann
Hören, Download

6. [SWR2 Essay] Ludger Lütkehaus: Das Buch als Wille und Vorstellung„. Das Briefdrama zwischen Schopenhauer und seinem Verleger

Beziehungen zwischen Autoren und ihren Verlegern sind selten spannungsfrei und niemals ausgewogen. Das ist so ähnlich wie bei dem berühmten Ei und der Henne, man weiß nicht zu entscheiden, wer wen dringender benötigt. Der Philosoph Arthur Schopenhauer und sein langjähriger Verleger Friedrich Arnold Brockhaus sind zwei »hommes de lettres« des 19. Jahrhunderts, genauso temperamentvoll wie detailbesessen. Ihr Briefwechsel dokumentiert ein Drama zwischen zwei schlagfertigen und unnachgiebigen Charakteren, die dennoch ein unverbrüchliches Interesse eint: die Herstellung eines „guten Buches“. In drei Akten geht Ludger Lütkehaus dem sprachlich brillanten Briefdrama zwischen Schopenhauer und Brockhaus nach. Persönlich begegnet sind sich die beiden Hitzköpfe nicht einmal.

Hören (mp3/wma) | Download via MF (wma, 54 min, 19 MB)

Differenzen & Gemeinsamkeiten in der Entwicklung der Kritischen Theorie zur Wert-Abspaltungskritik

In seinem Vortrag warf Daniel Späth einen wert-abspaltungskritischen Blick auf die kritische Theorie Adornos. Sein Interesse galt dabei den Differenzen, die auf Seiten Adornos als Beschränkungen der Kritik moderner Fetischverhältnisse gedeutet werden. Seine Gliederung/Themen gehen aus seiner Zitatesammlung (PDF) hervor:

  1. Die kritische Geschichtstheorie Adornos und die wert-abspaltungskritische Theorie der Geschichte als „Geschichte von Fetischverhältnissen“
  2. Das bürgerliche Subjekt und der Status der Vernunft bei Adorno
  3. Die „Kritik der politischen Ökonomie“ und der historische Kontext Adornos
  4. „Natur“ und Wertabspaltung

Durch die Orientierung am Zitatematerial und die rege Beteiligung im Auditorium gewann der Vortrag einen starken Workshopcharakter.

Veranstaltet und aufgezeichnet vom Wert-Abspaltungskritischen Lese- & Diskussionskreis Berlin in Zusammenarbeit mit dem Verein für kritische Gesellschaftswissenschaften e.V. August 2010.

Download: via AArchiv | via MF (1:42 h, 41 MB)

Ankündigungstext: Weiterlesen