Schlagwort-Archive: Bewegungsgeschichte

Libertärer Literat und Lebemann #1

Glossen von und über Erich Mühsam

Als Anarchokommunist, der es geschafft hat, es sich mit anarchistischen und kommunistischen Organisationen gleichermaßen zu verscherzen, scheint uns Erich Mühsam nicht die unsympathischste historische Gestalt der deutschen Linken zu sein. Deshalb möchten wir hier in loser Folge auf biographische Features, Lesungen und Vorträge aufmerksam machen, die sich mit Mühsams Leben und Schaffen beschäftigen. Bei der Aufarbeitung des Materials hat uns Mühsam mitunter zum Lachen gebracht, wobei klar ist, dass sein theoretisches Wirken auch eine kritische Betrachtung verdient; es handelt sich aber auch um einen sehr ernsten Teil einer unabgegoltenen und abgebrochenen Geschichte, wenn man sich gewahr wird, welches Schicksal damit verbunden ist. Anlass für die Idee zu dieser Reihe, für die wir inzwischen eine ganze Menge Material gesammelt haben, war die Herausgabe seiner Tagebücher, die 2011 beim Verbrecher Verlag begonnen hat.

1.) Poesie und Revolution: Ihr hört zuerst ein biographisches Feature von Kurt Kreiler. U.a. kommen darin Lotte Loebinger und Augustin Souchy zu Wort, die Mühsam persönlich gekannt haben; es sind einige Auszüge aus theoretischen Texten und aus Tagebucheinträgen, sowie Vertonungen seiner Gedichte zu hören. Man erfährt einiges über seine Liebesaffären und finanzielle Probleme, sein Engagement gegen den Krieg, seine Tätigkeit in der Novemberrevolution und der Münchner Räterepublik – schließlich über seine Haft, seinen Zwist mit Parteikommunismus und Sozialdemokratie und seinen Kampf gegen die Nazis, die ihn brutal gefoltert und 1934 ermordet haben.

    Download: via Mediafire (mp3; 54,8 MB; 59:52 min)

2.) 17 Grad / Ausgabe 115: Erich Mühsam: Die 17-Grad-Redaktion hat einige interessante Tagebucheinträge von Erich Mühsam aus den 1910er Jahren herausgesucht und vorgelesen. Man erfährt Persönliches, aber auch Einschätzungen Mühsams zu politischen Entwicklungen seiner Zeit und zur Entwicklung proletarischer Kämpfe in Deutschland – zwischen verächtlichem Spott über die deutsche Arbeiterbewegung und überraschter Sympathie für selbstorganisierte Gegenwehr der Arbeiter. Zudem ist eine ausführliche Auslassung über den Vegetarismus enthalten. Die vollständige Sendung wird auf der Homepage von 17 Grad zur Verfügung gestellt, auf dem AArchiv-Server findet ihr eine nachbearbeitete Version, in der die Musik herausgeschnitten ist.

Liebe Zuhörerinnen, geschätzte Zuhörer: wenn jemand der ehemaligen Reichs- und heutigen nur –hauptstadt weniger zugetan ist als der Bayerischen, wenn einer Vegetarier und andere Abstinent- und Verzichtler verspottet, wenn er es schafft, sich sowohl mit anarchistischen als auch mit kommunistischen Organisationen zu überwerfen, ohne politischen Verve einzubüßen, dann kann das kein so schlechter Mensch sein. Gewesen sein, müsste man genauer sagen. Denn der Anarchist und gleichzeitige Bohemian Erich Mühsam wurde 1934 von den Nazis im KZ Oranienburg ermordet. Dieser Tage erscheint nun der erste Band seiner Tagebücher im Berliner Verbrecherverlag. Die Berliner Morgenpost nennt dies ein literarisches Mammutprojekt, immerhin sind insgesamt 15 Bände und damit ca. 7000 Seiten geplant. Wir nennen es – bodenständig wie wir sind – großartig, wollen aber, wenn es um den vollbärtigen Zausel aus Lübeck geht, der während der Münchner Räterepublik so einiges auf die Beine gestellt und unter die Tische getrunken hat, von der Prämisse der werbefreien Sendungen Abstand nehmen: Sie hören in der Folge eine Reklame in Reinkultur, eine Hommage an den Autor mit seinen eigenen Worten quasi. Kaufen Sie diesen und die folgenden 14 Bände. Und wenn Sie dann noch Barmittel übrig haben: Sie wissen ja, wo Sie unsere Spendenaktion „Pate 2.0“ im Netz finden. [via]

    Download: via 17 Grad (mp3; 82,3 MB; 59:56 min) | via AArchiv (nachbearbeitet; 19,1 MB; 33:19 min)

Franz Josef Degenhardt ist tot

Für all diejenigen, die zu den Hochzeiten der BRD groß geworden sind, gehörte er zum Inventar. In der DDR war er als Teilnehmer an den Festivals des politischen Liedes präsent. Er sang über das Leben der Boheme und den kommunistischen Widerstand im 3. Reich, er hoffte auf die Kämpfe junger Arbeiter und Angestellter gegen Autoritarismus, Wiederbewaffnung und alte Nazis. [via]

Werner Pomrehn (recycling-Redaktion) und Günther Jacob haben sich in einer Sendung auf dem FSK zwei Stunden lang dem Leben, Wirken und der Musik Franz Josef Degenhardts gewidmet, der am 14.11.2011 verstorben ist. Empfehlenswert auch der Nachruf von Beatpunk. Danke an W. für’s Zuspielen.

    Download: via zshare (mp3; 165,3 MB; 2 h) | oder via Mediafire

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Hegel und Haiti

Da wir doch gerade bei einer aufklärungskritischen Deutung Hegels waren…

1. Auf FRN erschien gerade erst vorgestern eine Hörbuchfassung des Essays »Hegel und Haiti«. Dieser stammt aus der Feder von Susan Buck-Morss und entfaltet die These, dass es der Sklavenaufstand 1791 im damaligen französischen Kolonialgebiet Saint-Domingue und die schließlich in die Unabhängigkeitserklärung Haitis 1804 mündende Revolution waren, die Hegel zu seiner berühmten Herr-Knecht-Dialektik inspirierten. Aufklärungskritisch ist der Essay, insofern er zum einen recht detailliert darlegt, wie sich die bürgerlichen Freiheits- und Gleichheitsforderungen von Anfang an auf den weißen Mann beschränkten, während die zu ihnen in krassem Widerspruch stehende Institution der Sklaverei überwiegend stillschweigend oder offen apologetisch gebilligt wurde. So richtete sich die Anklage der »Knechtschaft«, vorgetragen von Philosophen wie Rousseau oder Locke, allein gegen den europäischen Absolutismus. Zum anderen bringt er die noch heute allzu oft anzutreffende Geschichtsfälschung zur Sprache, die darin besteht, die im Sinne des Mythos der Aufklärung verdrängte Gewalt- und Kolonialgeschichte Europas großzügig zu beschweigen und auszublenden, wenn es um die Universalität der mit ihr inaugurierten Vernunft und den Aufstieg des durch sie ermöglichten kapitalistischen Reichtums geht.

Klappentext:

1791 revoltierten die Sklaven von Saint Domingue, dem heutigen Haiti, unter Absingen der Marseillaise gegen die französischen Kolonialherren. Die »schwarzen Jakobiner« bewiesen so die Unteilbarkeit der Aufklärung. Diese im Okzident verdrängte Geschichte Haitis wird derzeit angesichts zunehmender weltweiter Ungleichheit wiederentdeckt. Anknüpfungspunkte dafür finden sich ausgerechnet bei Hegel, der die Ereignisse in der Karibik verfolgte. Seine Überlegungen zum Verhältnis von Herrschaft und Knechtschaft lesen sich wie ein Kommentar zum Geschehen – ohne daß Haiti mit einem Wort erwähnt würde. Susan Buck-Morss konfrontiert Hegels Interesse mit seiner Philosophie und skizziert die Grundlinien einer neuen Universalgeschichte.

Das Hörbuch basiert auf der 2011 in der Edition Suhrkamp erschienenen deutschen Übersetzung. Das erstmals im Jahr 2000 veröffentlichte englischsprachige Original inklusive der Bilder kann man hier als PDF beziehen. Sowohl die deutschsprachige Suhrkamp- als auch die englische Buchausgabe enthalten als zweiten Teil noch den hier nicht vertonten Aufsatz »Universal History«.

2. Eine positive Besprechung des Buches liegt in einer Sendung von »Lorettas Leselampe« (FSK) vor. Dort erfährt man noch einiges über Geschichte und Gegenwart Haitis, die Sklaverei und die Revolution sowie über Susan Buck-Morss. Download via FRN (0:52 h, 37 MB).

3. Ein englischsprachiges Interview mit Susan Buck-Morss aus derselben Reihe wie jenes mit Moishe Postone ist hier zu finden. Darin gibt sie u.a. Auskunft über ihren intellektuellen Werdegang und ihre Studienzeit in Deutschland.

Rote Armee Fiktion

Im Folgenden sei eine etwas ältere Veranstaltung dokumentiert, die 2007 für einigen Trubel gesorgt hat: Die Werbeveranstaltung für das Buch »Rote Armee Fiktion« mit Jan Gerber und Joachim Bruhn auf der linken Literaturmesse in Nürnberg am 15.12.2007. Im ersten Part referiert Bruhn und streift darin in gewohnter Polemik zahlreiche Aspekte zum Thema RAF und Deutscher Herbst: Das Attentat als Berufsrisiko für Politiker in der Klassengesellschaft, die RAF als Naturkatastrophe der bürgerlichen Gesellschaft usw. Er formuliert sowohl eine Kritik an der Aufregung über die RAF, als auch an der RAF selbst – diese hat, so Bruhn, dem revolutionären Projekt geschadet, da sie den Begriff der Charaktermaske ruiniert hat und zudem nicht auf die Aneignung von Reichtum, sondern auf das Anzünden von Kaufhäusern gesetzt hat. Zentral ist dabei auch der Antizionismus der RAF und der RZ. Jan Gerber versucht die RAF in eine Geschichte der Protestbewegung nach ’68 einzuordnen und kritisiert ebenfalls sowohl die Herrschaft, die, sobald es um die RAF geht, in ein Gestammel des gesunden Menschenverstandes verfällt, als auch die RAF selber, die er als »ideelle Gesamtlinke« bezeichnet. Ob es sich bei der Kritik der beiden an der RAF nun um eine »solidarische Kritik« handelt oder nicht, ist dann zentraler Gegenstand der Diskussion.

    Download: via ISF (mp3; 22 MB; 1 h 36:02 min) oder nachbearbeitet (trotzdem relativ schlechte Klanqqualität) via AArchiv (mp3; 16,5 MB)

Am obigen Beitrag ist es also möglich nachzuprüfen, ob oder wie Joachim Bruhn und Jan Gerber die Gesprächskultur auf der linken Literaturmesse zerstört oder dies zumindest versucht haben – dies war nämlich der zentrale Vorwurf, mit dem schließlich der Ausschluss des ça ira Verlags von der linken Literaturmesse begründet wurde (siehe die Erklärung des ça ira Verlags). In einem Gespräch mit dem FSK haben dann Norbert von der AG Kritische Theorie und Joachim Bruhn ihre Sicht auf die Vorgänge des Ausschlusses geschildert. Das Interview enthält sowohl eine Vorstellung des ça ira Verlags als auch der AG Kritische Theorie, welche den ça ira Verlag damals auf der Literaturmesse vertreten hatte:

    Download: via FRN (mp3; 29,8 MB; 25:59 min)

Nachprüfbar ist ebenfalls, ob Joachim Bruhns Seitenhieb gegen Jutta Ditfurths Ulrike-Meinhof-Biographie zutrifft, die er in seinem Vortragsteil als »Terror-Soap« unter dem Niveau bürgerlicher Geschichtsschreibung beschreibt und sie vor allem als Ideal- bzw. Wunschbiographie Ditfurths selbst versteht. In zwei Interviews mit Ditfurth erfährt man, neben einigen Details über die Person Meinhof und die bisherige Behandlung dieser Person im allgemeinen Kanon der bundesdeutschen Literatur und Presse, auch einiges über Ditfurth selbst: dass sie cool und mit Profis gegen Verleumdungen in der Presse vorgeht, wie sie aufopferungsvoll viele Jahre an dieser Biographie gearbeitet hat, dass Kunst, Literatur und Politik ihr Leben sind und dass sie meint, dass Veränderung und Gegenöffentlichkeit eher aus einer anderen Welt kommen (dass eine solche möglich ist, wissen wir ja bereits):

  • Interview mit J. Ditfurth von Klaus Blödow vom NEWS Magazin: via FRN (mp3; 25,8 MB; 37:35 min)
  • Interview mit J. Ditfurth von Roger Spindler vom Schweizer Freien Radio RaBe: via archive.org (mp3; 48 MB; 59:54 min)

Klassen, Kämpfe & Revolte: Der Mai ’68 in Frankreich

Die antikapitalistische Gruppe Revolta hat am 19. April in Jena zusammen mit der Jour Fix Initiative Berlin einen Vortrag über die Ereignisse des Mai/Juni 1968 in Frankreich organisiert. Elfriede Müller referiert über Hintergründe und Bedingungen mit denen es dort zu einer Massenstreikbewegung kommen konnte, welche die Wirtschaft des ganzen Landes für einige Wochen nahezu zum Erliegen brachte. Sie gibt einen Überblick über die Abläufe, die beteiligten Gruppierungen und die Gegenreaktionen und zieht dann Schlüsse, die aus einer revolutionären Perspektive aus diesen Ereignissen zu ziehen wären. Besonders betont sie den individualistischen Charakter der Revolte und setzt die Perspektive auf das Subjekt, die in diesen Kämpfen gewonnen wurde, in Beziehung zur Gegenwart. Neben dem zum Thema erschienenen Band der Jour Fix Initiative empfehle ich die Lektüre des Buches „Wütende und Situationisten in der Bewegung der Besetzungen„, in dem der Situationist René Viénet unmittelbar nach den Ereignissen im Mai ’68 auf das Scheitern dieses revolutionären Anlaufs reflektiert und insbesondere ein Licht auf die Rolle der Situationisten wirft, die Elfriede Müller nur am Rande erwähnt. Ebenfalls sei auf die zur Zeit laufende Veranstaltungsreihe der Jour Fix Initiative verwiesen, die einige vielversprechende Programmpunkte enthält.

Download: via AArchiv (mp3; 19 MB; 0:56 h)

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Zur Geschichte der Antifa

Wir setzen unseren kleinen Streifzug durch die Geschichte der antinationalen und »antideutschen Bewegung« fort1, bevor wir ihn mit einem großen Sammelbetrag, der hier schon mal dezent angekündigt sei, vorläufig beenden werden.

Der folgende Vortrag stammt vom Antifaschistischen Jugendcamp 2008 und wurde von der Gruppe ELA vorbereitet. Es geht darin weniger um die historischen antifaschistischen Organisationen der 1930er Jahre, als vielmehr um die (autonome) Bewegung, die sich in der BRD seit etwa den 1980ern entwickelt hat und in deren Zusammenhang auch die »antideutsche Bewegung« entstanden ist. Etwas schleppend vorgetragen, aber trotzdem ein informativer Überblick für alle, die es nicht selbst miterlebt haben.

Download: via AArchiv | via MF (0:46 h, 16 MB, nachbearbeitet)

Original auf Archive.org

  1. Siehe Geschichte der antinationalen Linken, Konferenz Wie scheiße ist Deutschland?, Die Transformation des deutschen Nationalismus
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Kleine Geschichte der Französischen Revolution

Sechs vorwiegend biographische Beträge aus dem Öffentlich-Rechtlichen über die Französische Revolution und darüber hinaus. Die ersten vier stammen von BR2 RadioWissen, der fünfte von SWR 2 Wissen, der letzte von DRadio Essay und Diskurs. (Je ~0:22 h – 0:28 h)

Die französische Revolution – Frei, gleich und brüderlich – 29.11.2010
In schwarzem Trauergewand sitzt Marie Antoinette in ihrer primitiven Zelle in der Conciergerie – bewacht von Soldaten der Revolutionsregierung. Gleichzeitig droht aber auch einfachen Kammerzofen, Journalisten oder Handwerkern der Tod durch die Guillotine. Autorin: Gabriele Knetsch

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»Frauen erwacht, erkennt eure Rechte!« – Olympe de Gouges – 26.10.2009
Als Reaktion auf die „Erklärung der Rechte des Mannes“, die an den König gegangen waren, postulierte Olympe de Gouges in 17 Artikeln die Gleichstellung der Frau …

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Danton: Täter und Opfer der Revolution – 23.11.2009
Georges Danton (1759-1794) gilt als die schillerndste Figur der Französischen Revolution. Ein sinnen- und lebensfroher Abenteurer und begnadeter Redner, der es verstand, seine Zuhörer durch Spontanität, Witz und einleuchtende Bilder für sich zu gewinnen. Seine bestechende Rhetorik und sein geschicktes Taktieren verhalfen dem gelernten Anwalt bald zur politischen Macht…
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Maximilien de Robespierre – „Blutrichter“ der Revolution – 29.11.2010
Er wurde „Scheusal“, „blutrünstige Bestie“, aber auch „der Unbestechliche“ genannt. Terrorist der Tugend allemal. Dabei fand er zu Beginn seiner juristischen Laufbahn Tage lang keine Ruhe, wenn er ein Todesurteil unterschrieben hatte. Autorin: Gabriele Bondy
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Intrigant, Karrierist, Menschenfeind: Joseph Fouché und die französische Revolutionszeit
Von Michael Reitz

Er wurde zum Inbegriff des politischen Intriganten und gewissenlosen Karrieristen – Joseph Fouché (1759 – 1820). Als Polizeiminister während der Französischen Revolution, unter Kaiser Napoleon Bonaparte und dem wiedereingesetzten König überlebte Fouché die politischen Wirren seiner Zeit – und profitierte davon. Er zog die Fäden und galt lange Zeit als bestinformierter Mann Frankreichs, vor dem sich sogar Napoleon fürchtete. Fouché lieferte ehemalige Bundesgenossen und Freunde ans Messer, wenn es seiner Karriere förderlich war. Mit beispielloser Skrupellosigkeit gelang es ihm, sich unentbehrlich zu machen und ein Geheimdienst- und Spitzelwesen aufzubauen, das zum Modell aller nachfolgenden Polizeidiktaturen und Überwachungsstaaten wurde.

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Freiheit, Gleichheit und die Vorsehung.
Über Alexis de Tocqueville

Von Franz Michael Kreiter

Dass mehr Gleichheit und Demokratie nicht unbedingt auch mehr Freiheit bedeuten müssen, gehört heute zu den Erkenntnissen der politischen Entwicklung seit der Französischen Revolution. Einer der ersten Philosophen, der in diese Richtung dachte, war der französische Publizist Alexis de Tocqueville.

Download: via MF

Die Situationisten und die Aufhebung der Kunst

Die Dokumentation des internationalen Symposiums Interventionen, das im Oktober 2010 in Paderborn stattfand, enthält den Mitschnitt eines Vortrags von Anselm Jappe (u.a. Autor der Zeitschrift Exit!) mit dem Titel „Die Situationisten und die Aufhebung der Kunst: was bleibt davon nach fünfzig Jahren?„. Jappe gibt dort einen Überblick über die Geschichte und Aspekte der kritischen Theorie der Situationistischen Internationalen, besonders mit einem Fokus auf den Gegenstand der Kunst. Besonders interessant werden die Ausführungen Jappes m.E. am Ende des Vortrags, wo er den Fortschrittsglauben der S.I. kritisiert und die Perspektive der S.I. auf die Aufhebung der Kunst mit ähnlichen und doch entscheidend anderen Ansätzen aus der Ästhetischen Theorie Adornos konfrontiert. Um diesen Aspekt dreht sich dann auch die Diskussion, die wegen des Mittagessens leider vorzeitig abgebrochen werden musste. Die anderen auf dem Symposium gehaltenen Vorträge sind hier dokumentiert. Ein Text von Anselm Jappe zum Vergleich von Adorno und Guy Debord gibt es hier.

Abstract: Weiterlesen

Die Tragödie des Sowjetstaates

Anknüpfend an die letzte Ausgabe und passend zu den aktuellen »Kommunismus«-/Stalinismus-Debatten befasst sich Sachzwang FM in der aktuellen Ausgabe mit der nachholenden ursprünglichen Akkumulation und Industrialisierung des (nach-)revolutionären Russlands. Dr. Indoktrinator verliest folgende, teilweise gekürzte, Texte:

Download via Audioarchiv | via MF (2 h, 41 MB)

Wie kapitalistisch war der Sozialismus?

Am 10.11.2010 hielt Rüdiger Mats im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Das Ende des Kommunismus« (Mitschnitte siehe hier) der Gruppe Inex einen Vortrag über die Ökonomie des Realsozialismus. Er gibt einen Überblick über die Phasen der ökonomischen Entwicklung in der Sowjetunion, geht vor Allem auf die Neue Ökonomische Politik (NEP) ein und skizziert die Probleme der Produktion in der DDR. Ein zentrales Motiv des Referenten ist, aufzuzeigen, dass die Ökonomie des Realsozialismus, nach den Maßstäben der Produktivität und Effektivität bemessen, irrational gewesen ist.

Download: via FRN (61,6 MB), via Audioarchiv (20,5 MB)

  • Rüdiger Mats: Bloß eine neue Maschine aufstellen – Was man aus dem Scheitern des Realsozialismus für die linksradikale Praxis schließen kann – und was nicht (Phase 2 #34/2009)

    Ankündigungstext: Weiterlesen

  • Antisemitismus in der KPD der Weimarer Republik

    Ein sehr interessanter Vortrag von Olaf Kistenmacher, den der Arbeits- und Aktionskreis kritischer Studierender Kiel veranstaltet und dankenswerterweise aufgezeichnet hat.

    Download (0:46 h): via AArchiv | via MF (16 MB, geringfügig lauter), Original via AK Kiel (43 MB)

    Texte Kistenmachers bei der Roten Ruhr Uni.

    Zur Aktualität des Kommunismus

    In Anlehnung an den Themenschwerpunkt der vorletzten Ausgabe der Phase 2 hat sich Inkasso Hasso mit mehreren mehr oder weniger bekannten TextproduzentInnen über Möglichkeit und Schwierigkeit des Kommunismus unterhalten. In dem 38-minütigen Feature kommen zu Wort: Joachim Bruhn, Lars Quadfasel, Roger Behrens, Bini Adamczak, Hannes Gießler, Renate Hürtgen und ein Mitglied der Gruppe TOP Berlin. Ein Schwerpunkt des Features liegt auf der Auseinandersetzung mit demjenigen Teil der kommunistischen Geschichte, der in einer Brutalisierung der Herrschaft des Menschen über den Menschen endete.

    Download (via frn) [52,4 MB; 38 min 8 sec; mp3; 192 kbps; stereo]

    Frauenleben – Frauenbilder

    Eine weitere HR2-Wissenswert-Reihe. Von Inge Kurz. Interessante Einblicke in die Geschichte des Patriarchats in Deutschland. Zu Wort kommen vor allem Zeitzeuginnen.

    (1) Dienen lerne das Weib

    Um 1900 als Frau zu leben, hieß in allem dem Mann untertan zu sein, kein eigenes Geld zu besitzen.

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    (2) Die deutsche Frau

    Mutter und Magd: Adolf Hitlers Frauenbild zielte auf Zucht und Ausbeutung durch Arbeit

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    (3) Petticoat und Nierentisch – die fünfziger Jahre

    Der Alltag war hart: Schürze und Waschtisch statt Petticoat und Nierentisch, Roll Back statt Rock’n Roll.

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    (4) Gemischte Gefühle – Frauenleben in der DDR

    40 Jahre lang galt die DDR als das gelobte Land für die Frauen, Funktionäre betonten gerne die gleichberechtigte Rolle der Frau. Die Realität im Alltag sah anders aus.

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    (5) Geschlechterkampf – die siebziger Jahre

    Kinderbetreuung, Pille, Paragraph 218 – mit diesen Fragen begann der Befreiungskampf, um Karriere ging es erst später.

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    Ausbeutung – Ungleichheit – soziale Kämpfe in der Gegenwart

    Sowohl für die kritische Gesellschaftstheorie als auch für die sozialen Bewegungen ist ungeklärt, welche analytischen und handlungsrelevanten Einsichten die Anwendung des Klassenbegriffs auf die heutige Sozialstruktur bietet, ja ob es überhaupt möglich ist, von sozialen Klassen zu sprechen.

    Class Counts – selbst wer am Klassenbegriff festhält, weil alle Alternativangebote (Schicht, Milieu, Multitude) kapitalismustheoretisch fragwürdig sind, steht vor Unklarheiten: Wie ist die gegenwärtige Klassenlandschaft zu kartographieren? Welche bekannten Klassen­formationen existieren in welcher Gestalt fort, welche entstehen neu? Lässt sich in den Prozessen der Neuzusammensetzung die Ausbildung von Klassenbewusstsein beobachten? Wie entscheidend ist der (Nicht-)Besitz von Produktionsmitteln – zumal der informationstechnischen, die sich mehr und mehr verallgemeinern? Wie hängt der „arbeitsweltliche“ Klassenbegriff mit außerbetrieblichen kulturellen Praxen zusammen? Darüber hinaus: Wie artikulieren sich Klassen(-fraktionen) auf der Ebene der (staatlichen, zivilgesellschaftlichen) Politik? Welche Konsequenzen (für Gewerkschaften und soziale Bewegungen) sind aus einer aktuellen Klassenanalyse sinnvoller Weise zu ziehen?

    Die Veranstaltung soll sowohl zeitdiagnostische Fragen diskutieren als auch mögliche theoretische Zugänge prüfen und nicht zuletzt Folgen für Strategie und Praxis emanzipatorischer Politik abwägen. Herausforderung, aber auch Chance liegen in der Integration wissenschaftlicher und bewegungsorientierter Perspektiven.

    Download und Hören (via archive.org)

    Programmübersicht, Thesenpapier und Inputs zur Konferenz hier.