Schlagwort-Archive: Antisemitismus

Arabischer Nationalismus …

…, Antisemitismus und die Auslandspropaganda der Nationalsozialisten

Etwas verspätet: Das Bündnis gegen den Al Quds-Tag in Berlin stellt einen sehr informativen Vortrag über die Beziehungen der Nationalsozialisten zu Kollaborateuren in arabischen Ländern zur Verfügung, der am 24.08.2011 im Rahmen der Mobilisierung gegen den Al Quds-Tag in Berlin gehalten wurde. Darin gibt Hannes Bode zunächst einen sehr differenzierten Überblick über die Bedingungen, unter denen im arabischen Raum überhaupt eine Öffentlichkeit im modernen Sinne entstanden ist und im Rahmen welcher Kräfteverhältnisse sich dort nationalistische und antisemitische Positionen etablieren konnten. Vera Henßler spricht dann über diplomatische und propagandistische Versuche der Nationalsozialisten, im arabischen Raum (kriegerisch) Fuß zu fassen. Die Aufnahme enthält leider starke Hintergrundgeräusche.

    Download: via FRN (mp3; 57,5 MB; 1 h 2:44 min) | via AArchiv (mp3; 35,9 MB) | Soundcloud

Die weiteren im Rahmen der Mobilisierung gehaltenen Vorträge findet ihr auf dem Blog des Bündnisses oder direkt auf dem AArchiv-Server. Zudem sei auf das zahlreiche Material des Bündnisses hingewiesen. Ebenfalls maßgeblich: die Ausgabe des iz3w mit dem Schwerpunkt zum Thema.

Zum Ankündigungstext des Vortrags: Weiterlesen

Thinking Marx

Zwei Stunden von, mit und über Moishe Postone

Beim FSK Hamburg wurde eine sehr interessante zweistündige Sendung über Moishe Postone produziert. Sie führt in Werk und Biographie Postones ein, enthält seinen Vortrag »Marx’s Critical Theory of Capitalist Modernity« (siehe FRN) vom Kongress Re-Thinking Marx (Berlin Mai 2011) und befasst sich ausführlicher mit seinem Antisemitismus-Ansatz. Ein Highlight ist zweifellos das Interview, dass die Sendungsmacher_innen am Rande der Konferenz mit Postone geführt haben und das in der zweiten Hälfte der Sendung zu hören ist. Es ist teilweise auf Deutsch, aber großenteils auf Englisch.

Download: Mono via AArchiv, Mono via MF | HQ/Stereo via Rapidshare

Wie nur Wenige vor ihm, hat es Moishe Postone geschafft, mit Hilfe der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie, die abstrakten gesellschaftlichen Beziehungen und Denkformen der kapitalistischen Produktionsweise zu analysieren und zu kritisieren.
Darauf aufbauend liefert er sowohl eine bemerkenswerte Kritik des traditionellen Marxismus, welcher immer wieder versucht, die Gründe für das Elend in der Gesellschaft in der Sphäre der Distribution zu finden, als auch eine herausragende Kritik des modernen Antisemitismus als einer besonders gefährlichen Form des Fetischs.
Grund genug Moishe Postone 2 Stunden zu widmen, in denen sowohl sein Vortrag vom Re-Thinking Marx Kongress als auch ein Interview mit ihm zu hören sein werden.

Am Rande sei noch auf das Interview mit Petra Haarmann hingewiesen, das Radio F.R.E.I. 2004 zur Übersetzung von Postones Hauptwerk Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft geführt hat: mp3 via FRN (9 Minuten)

Zur Differenz von Rassismus und Antisemitismus

Wie bereits in einem früheren Beitrag erwähnt, gibt es zur Zeit einen Streit über die Vergleichbarkeit von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus. Zuspitzen lässt sich dieser Streit auf die Frage, ob bzw. inwiefern die Moslems »die Juden von heute« sind. Für die Linke ist diese Frage von Bedeutung im Zusammenhang mit einer derzeit wieder teilweise aggressiv geführten Auseinandersetzung zwischen eher israelsolidarischen und eher israelkritischen Fraktionen, die tendenziell beide dazu neigen, (anti-arabischen/-muslimischen) Rassismus und Antisemitismus (insbesondere in seiner anti-israelischen Gestalt) gegen einander auszuspielen oder (mindestens) einen von beiden zu verharmlosen. Ich möchte daher an dieser Stelle auf zwei Vorträge aufmerksam machen, die die Differenzen der beiden Ideologien betonen und zeigen, dass sie nicht subsumier- oder auf einander reduzierbar sind.

1. Rosa Fava zur Kritik des Rassismus. Einführender Vortrag aus der Reihe Intros (Hamburg, 12.04.2011)

Dieser recht umfangreiche Einführungsvortrag befasst sich mit unterschiedlichen rassismustheoretischen Ansätzen sowie Begriff und Geschichte der »Migrantin«/des »Migranten« in Deutschland. Gegen Ende skizziert Rosa Fava auch sehr kenntnisreich wesentliche Unterschiede des Rassismus zum Antisemitismus. Besonders interessant sind auch ihre Ausführungen zum Verhältnis von Kultur- und Natur-Konstruktionen im rassistischen Denken.

Unter Rassismus können vollkommen unterschiedliche Phänomene gefasst werden: Ungleiche Rechte von Eingewanderten, Apartheid, das Sterben lassen vor den Grenzen Europas und exterritoriale Gebiete am Frankfurter Flughafen, völkischer Nationalismus, die überproportionale Zuweisung von „Migrantenkindern“ auf Haupt- und Förderschulen, das Weißsein deutscher linker Zusammenhänge, Sklaverei, abwertende Begrifflichkeiten für Personen und deren Lebenswelten, der Multikulturalismus als Staatsmodell, die Entstehung einer breiten deutschen Mittelschicht über den Gastarbeitern, physische Gewalt von Neonazis, …

Antisemitismus gilt mal als spezielle Form von Rassismus, mal als Oberkategorie für unterschiedliche Formen von Aus- und Einschluss zur Schaffung eines homogenen Kollektivs. Antiziganismus wird zunehmend nicht als ‚normaler‘ Rassismus verstanden, Rassismus gegen Muslime soll es nicht geben.

In Deutschland entwickelte sich eine Kritik des Rassismus erst sehr spät und gegen große Widerstände in den 1990er Jahren, meist in Orientierung an der englischsprachigen und französischen Theoriebildung und/oder in Anlehnung an die Kritik des Antisemitismus. Vorherrschend ist aber immer noch, auch in linken Publikationen, das Konzept der Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit sowie der Vorurteilsforschung. In dem Vortrag geht es darum, verschiedene Begriffe und Zugänge vorzustellen.

Rosa Fava lebt in Hamburg, ist im Arbeitskreis Distomo für die Entschädigung von NS-Opfern aktiv.

2. Juliane Wagner zu Antisemitismus und Islamophobie. Vortrag aus der Reihe Zwischen Vorurteil und Ressentiment. Zum Verhältnis von Antisemitismus, Rassismus und ‚Islamophobie‘ (Gießen, 20.04.2011)

Die Leipziger Politikwissenschaftlerin und Outside the Box-Redakteurin Juliane Wagner nahm sich auf Einladung des Arbeitskreises Kritische Theorie Gießen explizit der Debatte um die Vergleichbarkeit von Muslim- und Judenfeindschaft an. Sie setzt sich mit dem Antisemitismusbegriff des ZfA auseinander und weist nach, wie wenig dieser die Spezifik insbesondere des eliminatorischen Antisemitismus zu fassen vermag.

Der Vortrag wird der Frage nachgehen, welche theoretischen Annahmen den Begriffen Antisemitismus und Islamophobie am Zentrum für Antisemitismusforschung zugrunde liegen. Es soll überprüft werden, ob es im Rahmen der Vorurteilsforschung des ZfA möglich ist, die wesentlichen Inhalte, Strukturmerkmale und Spezifika der beiden Phänomene zu erfassen. Im Ergebnis soll deutlich werden, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Parallelen der beiden Ressentiments auf ein unzureichendes Begriffsverständnis zurückzuführen ist.

Einführendes zur Kritik des Antisemitismus

Regelmäßige Hörer_innen des Audioarchivs werden einer Einführung in die Kritik des Antisemitismus gewiss nicht bedürfen, befasst sich doch ein nicht unerheblicher Teil des hier bereits zusammengetragenen Materials mit genau diesem Thema. Wer sich jedoch erstmals ideologiekritisch mit Formen und Inhalten der Judenfeindschaft beschäftigen möchte, findet im Folgenden einige recht aktuelle Beiträge zur Einführung.

1. Gabriele Kammerer: Antisemitismus – ein Vorurteil wie andere? SWR2 Wissen vom 22.06.2011.

Die Sendung widmet sich u.a. dem aktuell in der Antisemitismusforschung schwelenden Streit darüber, inwieweit der Antisemitismus als Vorbild oder Matrix für andere Formen der Diskriminierung und Ausgrenzung betrachtet werden kann. Damit einher geht die nicht unbedeutende Frage, ob überhaupt eine eigene Antisemitismusforschung nötig ist oder diese stattdessen als Zweig der (vergleichenden) Vorurteilsforschung betrieben werden sollte.1 Es kommen unter anderen Wolfgang Benz (bis vor kurzem Direktor des Berliner ZfA) und Matthias Küntzel (Sozialwissenschaftler aus Hamburg) zu Wort. Des Weiteren werden die aktuellen Formen und Konjunkturen des sekundären und anti-israelischen Antisemitismus behandelt, die »Protokolle der Weisen von Zion« thematisiert und (Aufklärungs-)Initiativen gegen Judenhass vorgestellt. Es erübrigt sich fast anzumerken, dass dem Feature als Beitrag des öffentlich-rechtlichen SWR nahezu jede kapitalismuskritische Dimension in der Erklärung des Antisemitismus abgeht.

„Du Jude!“ tönt es auf deutschen Schulhöfen, Politiker ereifern sich über den „Vernichtungskrieg“ der Israelis, Stammtische giften über „zu hohe“ Entschädigungssummen nach dem Holocaust. Wer die verschiedenen Formen des Antisemitismus begreifen will, muss sich mit religiösen und rassistischen Motiven, mit dem kollektiven Ego der Deutschen, mit linkem und rechtem Antizionismus beschäftigen. Die Frage, ob Antisemitismus ein Vorurteil ist wie andere Vorurteile auch – zum Beispiel gegen Muslime -, wird in jüngster Zeit kontrovers diskutiert.

2. Associazione Delle Talpe: Einführung in die Kritik des Antisemitismus. Dritter Teil der Hamburger Veranstaltungsreihe »Intros« (Mai 2011).

Den theoretischen Hauptbezugspunkt der Bremer Maulwurfsvereinigung bildet die Kritische Theorie. Dementsprechend wird der Antisemitismus als wahnhaftes Syndrom pathischer Projektion und »Gerücht über die Juden« gedeutet. Neben allgemeinen Bestimmungen erfährt man einiges zur Geschichte der Judenfeindschaft in Europa und zu sekundärem, anti-israelischem und linkem Antisemitismus. Gegenstände der ebenfalls aufgezeichneten Diskussion sind u.a. (wie so oft) die (Un-)Möglichkeit einer nicht-antisemitischen Israelkritik und »verkürzte Kapitalismuskritik«.

Download: via AArchiv | via MF | via FRN (2:03 h, 56 MB) || Skript via adt

Mit dem Ausspruch „Die Juden sind unser Unglück.“ lieferte Heinrich von Treitschke 1879 die Leitparole für den modernen Antisemitismus. Dieser löste den religiös motivierten Judenhass des Mittelalters ab, indem er die damals beliebte Rassentheorie auf Jüd_innen übertrug. Das Judentum wurde zu einer Rasse konstruiert, die man für Krisen und andere negativ empfundene Aspekte der Moderne verantwortlich machte. Die Nazis unterstellten eine, die einzelnen Nationen zersetzende „jüdische Weltverschwörung“. Dieser antisemitische Wahn wurde im Nationalsozialismus von der Mehrzahl der Deutschen unterstützt und gipfelte in der industriell organisierten Ermordung von sechs Millionen Menschen durch Massenerschießungen, Aushungerung in Ghettos, tödliche Zwangsarbeit und letztlich in den Gaskammern der Konzentrations- und Vernichtungslager. Der Name „Auschwitz“ ist zum Symbol dafür geworden.

Antisemitisches Denken ist auch heute noch weit verbreitet – der Soziologe Heitmeyer zeigt in seinen Studien zu „Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“, dass aktuell 20% der Deutschen dem klassischen „Nazi-Antisemitismus“ zustimmen. Gar 55% verstehen, dass man etwas gegen Juden hat, wenn man sich die israelische Staatspolitik anschaut und demonstrieren damit Israelbezogenen bzw. neuen modernen Antisemitismus.

Egal ob in klassischer Form oder verborgen in einer Kritik an Israel – Antisemitismus ist in jeder Form zu entlarven und konsequent zu kritisieren!

In dem Vortrag wollen wir uns mit Euch darüber auseinandersetzen, was antisemitisches Denken und Handeln ausmacht. Dabei sollen uns einige Gedanken zur Theorie und Kritik des Antisemitismus der Gesellschaftstheoretiker Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Moishe Postone helfen, die wir Euch kurz vorstellen möchten. Vorweg gibt es einen knappen historischen Überblick über die Entwicklung des Judenhass vom religiös motivierten Antijudaismus, über den Rassenantisemitismus der Nationalsozialisten bis hin zu gegenwärtigen Formen des Antisemitismus. Um den Vortrag anschaulich zu machen, haben wir viel Bild- und Textmaterial zusammengetragen und sind offen für alle Eure Fragen und Diskussionsbeiträge.

Die Gruppe associazione delle talpe aus Bremen arbeitet seit 2005 zur Kritik des Antisemitismus, des Staates und der Nation.

3. Olaf Kistenmacher: Einführung in die Kritik des sekundären Antisemitismus (Dezember 2010).

Sekundärer Antisemitismus ist Antisemitismus nach 1945, Antisemitismus nicht trotz sondern wegen Auschwitz. Olaf Kistenmacher knüpft in seinem Vortrag aus der Hamburger »Allein schon«-Reihe an sein Referat über Antisemitismus in der KPD an. Ging es dort um die Linke der Vorkriegszeit, steht in diesem Vortrag die deutsche Nachkriegslinke und ihr Antizionismus im Zentrum (wobei es auch hier einen Exkurs in die 20er Jahre gibt). Kistenmacher bezieht sich ein paar mal auf den Berliner Juden Dieter Tam (jetzt Arie Tam), der sich nach mehreren antisemitischen Vorfällen 2004 zur Auswanderung nach Israel genötigt sah. Ein Bericht über ihn kann auf den Seiten des RRB angesehen werden.

Einführende Veranstaltung zur Kritik des sekundären Antisemitismus

Es spielt sich wieder mal Verwunderliches in der deutschen Medienlandschaft ab: Die Rede ist von christlich-jüdischen Werten, einer „Tradition“ gar. Dabei gingen wir immer von einem ungebrochenen 1500-jährigen christlich-antijüdischen Erbe in diesen Breitengraden aus. Denn Antisemitismus, als negative Leitidee der Moderne, die sich in der Feindschaft gegen Juden und Jüdinnen niederschlägt, hat sich schon immer den Umständen angepasst. Auch nach Auschwitz, der grausamen Realisierung des antisemitischen Vernichtungswunsches, gibt es ihn weltweit in unverminderter Stärke. Im deutschsprachigen Raum ist dabei eine besondere Form zu beobachten: der sekundäre Antisemitismus, der Antisemitismus nach, trotz und wegen Auschwitz. Die Mechanismen und Bilder im Inneren sind ähnlich geblieben: Es wird eine (jüdische) Weltverschwörung imaginiert, gegen Zinsen und das Unverstandene im Kapitalismus gewettert, die seit jeher mit Juden und Jüdinnen in Verbindung gebracht werden, und somit fühlt sich der_die Antisemit_in als Opfer einer größeren Macht. Nur die Sprache musste eine andere werden. Durch Auschwitz wird der Antisemitismus mit einem Tabu belegt, er darf nicht mehr allzu offen geäußert werden, ohne dass es Konsequenzen gibt. Verwendet werden also Bilder und Chiffren. Die Rede ist also von der „Ostküste“, wenn das „vom Juden beherrschte/gesteuerte Kapital“ gemeint ist, von „Heuschrecken“, wenn es um den „wuchernden Juden“ und das „raffende Kapital“ geht, und von Israel, das als Jude unter den Staaten gedacht wird. Diese Verschiebungen sind auch in der Linken weit verbreitet. Es wird sich antizionistisch-antiimperialistisch-rebellisch gegeben, wo sich doch nur der Antisemitismus Bahn bricht.

In der dritten Veranstaltung der „Allein schon…“-Reihe werden wir uns dem Antisemitismus besonders in seiner aktuellen Form zuwenden und einen Einstieg in seine Kritik geben. Zeigen, welche Kontinuitäten, aber auch welche Neuheiten es gibt. Wir wollen aufdecken, was gesellschaftlich hinter Antisemitismus steht und damit auch die Augen öffnen für die Alltäglichkeit, die er weiterhin besitzt. Dafür haben wir uns als Experten Olaf Kistenmacher eingeladen.

Olaf Kistenmacher promoviert in Bremen zum Thema: Arbeit und „jüdisches Kapital“. Antisemitische Aussagen in der Tageszeitung der KPD, Die Rote Fahne, zur Zeit der Weimarer Republik, 1918-1933. Er schreibt gelegentlich für die Konkret und Phase zwei.

Neuere wissenschaftliche Veröffentlichungen:
„Gerechtigkeit“ für Palästina? Die mediale Agitation der KPD gegen den „zionistischen Faschismus“ während der Weimarer Republik, in: Alexandra Böhm/Antje Kley/Mark Schönleben (Hg.): Ethik – Anerkennung – Gerechtigkeit. Philosophische, literarische und gesellschaftliche Perspektiven, München: Wilhelm Fink (im Erscheinen), S. 369-380.

„Jüdischer Warenhausbesitzer finanziert Nazipropaganda“. Antifaschismus und antisemitische Stereotype in der Tageszeitung der Kommunistischen Partei Deutschlands, der Roten Fahne, am Ende der Weimarer Republik, 1928-1933, in: Gideon Botsch/Christoph Kopke/Lars Rensmann/Julius H. Schoeps (Hg.): Politik des Hasses. Antisemitismus und radikale Rechte in Europa, Hildesheim/New York/Zürich: Georg Olms 2010, S. 97-112.

Bei dem Mitschnitt handelt es sich um eine FSK-Sendung mit Musik, durch mich komprimiert und gekürzt um den Eröffnungssong sowie die Schlussmusik und -moderation. Sie enthält auch Teile der Diskussion. Die Originaldatei kann hier bezogen werden (2:00 h, 164 MB).

  1. Insbesondere die Vergleichbarkeit bzw. der Sinn und Unsinn eines Vergleiches des Antisemitismus mit der recht jungen Erscheinung des antimuslimischen Rassismus/Ressentiments ist Gegenstand der Debatte. Diese Frage wird demnächst auch Thema im Audioarchiv sein. [zurück]

»Bewältigungsversuche eines Überwältigten«. Nie geführte Interviews mit Jean Améry

Die Göttinger Gruppe OLAfA hat in einem Anfang 2011 gesendeten, hörenswerten Radioprojekt Auszüge aus Schriften Jean Amérys zu einem fiktiven Interview komponiert. Améry (1912-1978), der als (areligiöser) Jude in der Résistance die Nazis bekämpfte und das KZ überlebte, berichtet in seinen Texten u.a. von seinen Erfahrungen als von Antisemiten Verfolgter und von seinem Engagement für die juristische Belangung der Täter nationalsozialistischer Verbrechen. Schließlich geht es auch um Israel und den Antizionismus der Linken.

  1. »Ich verliere jeden Tag von Neuem das Weltvertrauen«
    Download via AArchiv, via MF (0:40 h, 14MB) | via OLAfA (36 MB)
  2. Teil 2: »Ich gehörte zur mißbilligten Minderheit derer, die nachtrugen«
    Download via AArchiv, via MF (0:43 h, 15 MB) | via OLAfA (40 MB)
  3. Teil 3: Making of – die OLAfA im Interview
    Download via AArchiv, via MF (0:32 h, 11 MB) | via OLAfA (29 MB)

Skript Teil 1: via AArchiv, via MF, via OLAfA (PDF)
Skript Teil 2: via AArchiv, via MF, via OLAfA (PDF)

Die politische Ökonomie des Antisemitismus. Über die sogenannten »Protokolle der Weisen von Zion«

Beim Freiburger ça ira Verlag wird zur Zeit ein Band über die bekannten »Protokolle der Weisen von Zion« vorbereitet. Die schon vor langer Zeit und mehrfach als Fälschung aus dem Dunstkreis der zaristischen Geheimpolizei entlarvten Protokolle zählen noch heute zu den einflussreichsten Schriften des Antisemitismus und haben maßgeblich zur ideologischen Wahnvorstellung einer »jüdischen Weltverschwörung« beigetragen. Joachim Bruhn als Mitarbeiter des ça ira Verlages hatte im März 2011 mehrfach Gelegenheit, den o.g. Band vorzustellen. In seinen Vorträgen behandelt er – auch in Abgrenzung zur, wie er sagt, »liberalen Antisemitismusbeforschung« – weniger die Entstehung der Protokolle, als vielmehr die ihnen wie ihrem anhaltenden Erfolg und ihrer Aufklärungsimmunität zugrunde liegende politische Ökonomie, die er in einen Zusammenhang mit der »orientalischen Despotie« (Marx) stellt.

1. Zur materialistischen Kritik des Antisemitismus, veranstaltet und dokumentiert von der Gruppe Sur l’eau Lübeck, vom 19.03.2011.

    Download: via aarchiv (1:25 h; 30 MB) [Die 40 MB große Originaldatei gibt es via Divshare]

2. Die politische Ökonomie des Antisemitismus, aus der Reihe Wahlverwandschaften: Antisemitismus Islamismus Deutschland, vom 16.03.2011, Jüdische Gemeinde Pinneberg

    Download: via aarchiv (1:03 h; 22 MB), via FRN (58 MB)

Da die beiden Versionen weder identisch, noch überschneidungsfrei sind, empfehlen wir allen, die nicht beides hören möchten den erstgenannten, längeren Vortrag.

Ankündigungstext: Weiterlesen

50 Jahre Eichmann-Prozess

Über Twitter sind die einzelnen Teile dieser Reihe von DLF Essay und Diskurs schon gegangen. Hier folgt nun die gesammelte Archivierung der drei ganz hörenswerten Beiträge.

1. Beim ersten handelt es sich um einen Essay von Wolfgang Dreßen:
Abstrakte Arbeit und destruktive Sehnsucht. Hannah Arendt und der banale Antisemitismus

Vor 50 Jahren wurde dem Naziverbrecher Adolf Eichmann in Jerusalem der Prozess gemacht. Die Philosophin und Publizistin Hannah Arendt hat das Verfahren vor Ort verfolgt. Ihre Charakterisierung Eichmanns als „Banalität des Bösen“ löste damals heftige Kontroversen aus.

Die anderen beiden Beiträge bestehen aus Gesprächen, die Jochanan Shelliem geführt hat:

2. Eine Epoche vor Gericht. Zeitzeugengespräch mit dem damaligen Stellvertretenden Ankläger Gabriel Bach. Eindrucksvoll!

Bach wurde in Deutschland geboren, ehe er mit seiner Familie nach Palästina entkommen konnte. 1960 leitete er die Untersuchung der ermittelnden Polizeibehörde gegen Eichmann und im Prozess war er stellvertretender Ankläger.

3. Die Shoah als Grundlage nationaler Identität. Gespräch mit dem israelischen Philosophen und Schriftsteller Avraham Burg

Der Sohn des langjährigen israelischen Ministers, Josef Burg, beschreibt die seit 50 Jahren anhaltenden traumatischen Folgen des Prozesses für die jüdische Nation. Er sieht den Staat Israel in seiner Fixierung auf den Holocaust als erstarrt an. Burg war von 1999 bis 2003 Sprecher der Knesset. Im August wird sein Buch „Hitler besiegen“ im Campus-Verlag erscheinen.

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Djihad und Judenhass

Im Juli 2005, kurz nach den islamistischen Bombenanschlägen in London am 7.7. 2005, hielt Matthias Küntzel einen Vortrag in München. Vor dem Hintergrund der Anschläge refereriert Küntzel im wesentlichen die wichtigsten Thesen seiner Studie Djihad und Judenhass, welche sich mit der Geschichte und Ideologie des modernen Islamismus befasst und dabei vor allem dessen antisemitischen Gehalt in den Blick nimmt. Dabei zeigt er auch Ausschnitte einer antisemitischen Hetzrede, die im palästinensischen Fernsehen übertragen wurde.

Download via Audioarchiv | via MF (1:13h; 25 MB)

Das Gerücht über die Juden. Antisemitismuskritik bei Adorno und Horkheimer

Als erster Beitrag aus der von der Bielefelder Association Critique organisierten Veranstaltungsreihe »Was uns beherrscht« (Okt – Dez. 2010) erscheint hier der leider etwas schnell gesprochene Vortrag von Paul Mentz (RRU) zum Antisemitismusverständnis der kritischen Theorie. Dokumentiert ist ebenfalls (scheinbar allerdings nur teilweise) die Diskussion, in der es u.a. zu einem kleinen Materialismusstreit und zu einer Auseinandersetzung über Israel kam.

Download: Nachbearbeitet via Audioarchiv (1:51 h, 38 MB), via MF | Original via Sound Cloud (102 MB)

Ankündingungstext: Weiterlesen

Ungarns konservative Revolution

Das Offene Antifa Treffen Dresden stellt den Mitschnitt eines Vortrags von Magdalena Marsovszky über die aktuellen Entwicklungen in Ungarn zur Verfügung. Sie referiert über die Geschichte des völkischen Nationalismus in Ungarn, informiert über den Charakter und die Erfolgsgeschichte der rechtsradikalen Parteien Fidesz und Jobbik und die Bedrohung, die u.a. von der `Ungarischen Garde´ ausgeht. (Zum Ankündigungstext)

Download: via archive.org, nachbearbeitet via audioarchiv (28,2 MB; 1 h 1 min 35 sec)

Kleinere Radiobeiträge über die aktuelle Situation in Ungarn:

Europa rechtspopulistisch – Ungarische Ratspräsdentschaft im EU-Parlament diskutiert | Das ungarische Desaster | Ende der Pressefreiheit in Ungarn? | Neues Mediengesetz in Ungarn: Musikzensur, Quoten und weniger Gewalt in den Nachrichten | Tilos Radio in Budapest wird von der ungarischen Medienaufsicht abgemahnt

Hintergrundinformationen:

Feindbild Israel – Der ewige Sündenbock

Über keinen Staat gibt es so viele Gerüchte wie über Israel. Tilman Tarach zeigt, daß die deutschen Medien, aber auch Organisationen wie die Uno und jede Menge »Israelkritiker« den Stoff liefern, aus dem diese diffamierenden Legenden gestrickt werden. Die alte Parole »Die Juden sind schuld« wird heute in weiten Teilen der Gesellschaft begierig auf den jüdischen Staat angewendet, und zwar reichlich unabhängig davon, wie er sich verhält.

Dr. Tilman Tarach (Freiburg) ist Autor des Buches »Der ewige Sündenbock. Heiliger Krieg, die ‘Protokolle der Weisen von Zion’ und die Verlogenheit der sogenannten Linken im Nahostkonflikt«.

Der Vortrag wurde gehalten am 2.12.2010 in Tübingen bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Tübinger Initiative gegen Antisemitismus und Antizionismus und der Gruppe Emanzipation und Frieden. via

Download (1:09 h): via FRN (64 MB), nachbearbeitet via MF oder via audioarchiv (24 MB)

Kapitalistische Vergesellschaftung und nationalistische Ideologie

Mitschnitt eines Vortrags, den Martin Dornis am 19.08.2010 in Jena, im Rahmen der Reihe »Schwarz.Rot.Gold. …sind nicht mal alles Farben« gehalten hat. Er skizziert die Geschichte des Staates im Kapitalismus, um anschließend Besonderheiten des deutschen Staates und der damit verbundenen nationalistischen Ideologie herauszuarbeiten. Ankündigungstext hier. Untenstehend findet ihr das Thesenpapier zum Vortrag und die verwendeten Zitate.

Download (29.19 MB): via keine Farben/Soundcloud, via Audioarchiv

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Weltbühne und Weltsouverän

1. Gerhard Scheit referiert einige Thesen seines 2009 erschienenen Buches „Der Wahn vom Weltsouverän. Zur Kritik des Völkerrechts„. Dabei geht er ausführlich auf das Titelkupfer der Erstausgabe des „Leviathan“ von Thomas Hobbes ein, legt dar warum die Vorstellung von einem Weltsouverän wahnhafte Züge trägt und diskutiert verschiedene (Welt-)Souveränitätskonzepte von Habermas, Kant, Kelsen und Carl Schmitt.

2.Die Realität ist in die Funktionale gerutscht„, so notierte Brecht 1931 angesichts der Tatsache, dass die Totalität der kapitalistischen Vergesellschaftung im Gegensatz zu vormodernen Gesellschaften nicht mehr bildnerisch darstellbar ist. Diesem Problem, das sich insbesondere für die bildenden und darstellenden Künste in der Moderne ergibt, wird Brecht in seinen frühen Stücken dahingehend gerecht, dass er hier die Hinfälligkeit der Moral und der Unterscheidung von „gut“ und „böse“ innerhalb der gegebenen gesellschaftlichen Verhältnisse geradezu brutal demonstriert – „…die Verhältnisse, die sind nicht so.“ Spätestens mit seinem skandalträchtigen Stück „Die Maßnahme“ gibt er diese Zerrüttung jedoch zugunsten einer Entscheidung für die Partei auf und produziert fortan Lehrstücke zur Agitation. Gerhard Scheit referiert im Rahmen der von der Basisigruppe Politikwissenschaft organisierten Ringvorlesung in Wien über die Kritik Adornos an den Stücken Bert Brechts. Dabei geht er vor Allem auf den Aufsatz „Engagement“ und auf Passagen aus der Ästhetischen Theorie ein, in denen Adorno Brechts Leistungen zu würdigen weiß und dennoch kein gutes Haar an ihnen lässt.

Außerdem ein lesenswertes Interview mit Gerhard Scheit (in Textform) über Kitsch, Tod und das Lachen, welches einige Aspekte des Brecht-Adorno-Vortrages aufgreift: hier.

»Antisemit!« Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument

Gerhard Hanloser im Gespräch mit Moshe Zuckermann vor allem über den Antisemitismusvorwurf und antimuslimischen Rassismus in Deutschland und Israel. Zuckermanns Einschätzungen zu Israel sind m.E. beachtenswert, seine Neigung, Antisemitismus in islamischen Gesellschaften und migrantischen Communities einzig und allein auf den sog. Nahostkonflikt zurückzuführen, erscheinen mir allerdings problematisch.

Download: via FRN (41 MB), via MF (15 MB)

Antisemitismus in der KPD der Weimarer Republik

Ein sehr interessanter Vortrag von Olaf Kistenmacher, den der Arbeits- und Aktionskreis kritischer Studierender Kiel veranstaltet und dankenswerterweise aufgezeichnet hat.

Download (0:46 h): via AArchiv | via MF (16 MB, geringfügig lauter), Original via AK Kiel (43 MB)

Texte Kistenmachers bei der Roten Ruhr Uni.