Kinder, Küche, Kantine?

Arbeiterinnen in der Industrialisierung

Radio Z machte kürzlich ein Hörbuch des Nürnberger Forums Frauengeschichte verfügbar, in dem recht anschaulich die geschlechtliche Dimension der Industrialisierung und Proletarisierung dargestellt wird. Unterbrochen von etwa je zweiminütigen Musikschnipseln, schildert das Hörbuch teilweise historisch-allgemein, teilweise erzählend und ZeitzeugInnenberichte wiedergebend, die ungleiche Behandlung, die Arbeiterinnen durch Mehrfachbelastung, Fabrikgesetzgebung und selbst seitens der Genossen von der organisierten Arbeiterbewegung widerfuhr. Wenig theoretisch, aber sehr informativ.

Download: via Radio Z, via AArchiv, via RS.com (0:55 h, 50 MB)

Inhalt:

  1. Kein Drang nach rastlosem Schaffen: Die erste Generation der Fabrikarbeiterinnen
  2. Dreifachbelastung: Lohnarbeit, Hausarbeit, Mutterschaft
  3. „Stillprämien“: Säuglingssterblichkeit und Gegenmaßnahmen
  4. Rationalisierung und (mangelnde) Qualifikation
  5. „Das Evangelium der Arbeiterbewegung“: Sozialistische Frauenagitation und Streiks

Beschreibung:

Die erste Generation der Fabrikarbeiterinnen war noch keineswegs an feste Arbeitszeiten und strenge Fabrikdisziplin gewöhnt. Doch durch Fabriksirenen und -uhren, sowie Überwachungsmaßnahmen männlicher Aufseher wurde den Proletarierinnen der monotone Arbeitsrhythmus eingetrichtert. Viele dieser Frauen litten unter der Dreifachbelastung durch Lohnarbeit, Hausarbeit und Mutterschaft, wovon die Männer ihrer Klasse verschont blieben. Mit den Rationalisierungsmaßnahmen der 20er Jahre wurden Frauen zwar an Arbeitsplätzen eingesetzt, die bislang nur Männern vorbehalten waren, doch die monotone Arbeit erforderte auch keine berufliche Qualifikation mehr: Frauen blieben die am schlechtesten bezahlte Lohngruppe. Weil die Kollegen, die die Frauen tagsüber als „Schmutzkonkurrentinnen“ diffamierten, oft dieselben waren, die abends bei den Gewerkschaftsversammlungen die politische Organisation der Arbeiterschaft forderten, war die gewerkschaftliche Organisierung der Proletarierinnen eine schwierige Aufgabe. In Nürnberg stellte sich dieser Herausforderung erfolgreich die erste Arbeitersekretärin Helene Grünberg. Schon der Streik der Bürsten- und PinselmacherInnen 1913 hatte bewiesen, wie stark sich Frauen an den Protestaktionen beteiligten. Dabei machen die Interviewausschnitte mit der politisch engagierten Zeitzeugin Berta Backof, Jahrgang 1911, deutlich, welchen Gefahren sich eine aussetzte, wenn sie sich politisch für ihre Rechte einsetzte.

Text: Nadja Bennewitz

SprecherInnen: Michaela Baetz, Chris Bellaj, Nadja Bennewitz, Bernd Distler, Matthias Egersdörfer, Syl Glawion, Heike Herzog, Michael Liebler, Bernd Moser, Steffi Weigel

Musik: a.s.h.r

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