Queerfeminismus trifft Kapitalismuskritik

Altes und Neues zum Thema Ökonomiekritik und Geschlecht

Das Anliegen einer feministischen Ökonomie- bzw. Kapitalismuskritik erwuchs aus dem Unbehagen am Androzentrismus marxistischer Theorie und Praxis, in deren Rahmen Kritik etwa an geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung und patriarchalen (Privat-) Verhältnissen nicht selten als »Nebenwiderspruch« abgefertigt und dem Kampf gegen den kapitalistischen Klassengegensatz untergeordnet worden ist. Dies zeichnen die beiden Referentinnen vom Antifaschistischen Frauenblock Leipzig (offenbar Inka Sauter und Sonja Engel – siehe ihren Text zum Thema) im ersten Teil ihres Vortrags im historischen Rekurs auf die Neue Linke in der BRD sowie die zweite Frauenbewegung nach. Im zweiten Teil setzen sie sich mit zwei Ansätzen queertheoretisch inspirierter Ökonomiekritik auseinander und kommen zu recht kritischen Einschätzungen. Es handelt sich zum einen um das Buch The End of Capitalism (as We Knew It): A Feminist Critique of Political Economy (1996) vom Autorinnenkollektiv Gibson-Graham, zum anderen um Sexuell arbeiten, herausgegeben von Renate Lorenz und Brigitta Kuster. Im Zentrum beider Teile steht u.a. die Theoretisierung des Verhältnisses von Arbeit (im marxschen Sinne) und Reproduktionstätigkeiten (»Hausarbeit«, generative Reproduktion, Erziehung).

Der Vortrag wurde am 17. Mai 2011 in Leipzig aufgezeichnet und gehörte zur Reihe »The Future is unwritten – Für eine Perspektive jenseits von Arbeitswahn und Staatsfetisch«.

Download: Vortrag (0:52 h, 48 MB), Diskussion (0:35 h, 32 MB) via AArchiv, Vortrag | Diskussion via unwritten-future.org.

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Ankündigungstext:

Wenn die Begriffe Geschlecht und Kapitalismus fallen, mag man an Lohnunterschiede, Frauenquote und ‚gläserne Decke’ denken, vielleicht auch an ‚Sphärentrennung’, d.h. die stereotype Zuweisung von Haus- und Erziehungsarbeit an Frauen und außerhäusliche Erwerbsarbeit an Männer. Dass die Kategorie Geschlecht ein wichtiges Element der ökonomischen Ordnung darstellt, ist wohl allgemein anerkannt – soll es spezifischer werden, und ist mehr als die Auflistung statistischer Daten gewünscht, begibt man sich immernoch und immerwieder auf unsicheres Terrain. Dabei haben Feminist_innen in den letzten Jahrzehnten ein breites Spektrum an Ansatzpunkten entwickelt, die die Verflechtungen von kapitalistischer Verfasstheit und Geschlechterordnung zu erfassen sucht. Neben der abstrakt-theoretischen wurde immer auch die empirisch-konkrete Analyse der Gegenwart unternommen, durch die queerfeministische Perspektive werden noch ganz neue Aspekte hinzugefügt. Wir möchten in der Veranstaltung diesen Bereich der Ökonomiekritik kritisch vorstellen und diskutieren.

Eine Veranstaltung mit Vertreterinnen des AFBL (Antifaschistischer Frauenblock Leipzig)