»Sex ist nur ein Konstrukt«

Weiter mit dem Themenkomplex Postmoderne, Sexualität, Körper: Martin Dornis referiert in einem von der Gruppe Association Antiallemande Berlin am 28.07.2011 organisierten Vortrag »eine Kritik an der „Überwindung“ von Geschlecht, Subjekt und Geschichte in Poststrukturalismus und Gender Studies«. Der Vortrag will einen Überblick über das Werk von Michel Foucault geben (v.a. „Wahnsinn und Gesellschaft“, „Die Ordnung der Dinge“, „Sexualität und Wahrheit“), fasst die Geistesgeschichte in Deutschland bis zum zweiten Weltkrieg (Weber, Ditlhey, Heidegger), v.a. in dessen Suche nach dem Konkreten zusammen, referiert dann über Friedrich Nietzsche und dessen unterschiedliche Rezeption im Poststrukturalismus und der Kritischen Theorie, um sich schließlich dem Denken von Judith Butler zu widmen. Abgesehen davon, dass mir ein solches Vorhaben in diesem Umfang im Rahmen eines Abendvortrages überhaupt nicht möglich scheint, finde ich die Ausführungen insgesamt wenig konsistent und eher konfus. M.E. schafft es Dornis nicht, in das Denken von Foucault und Butler wirklich einzudringen, was sich letztlich in der Diskussion bestätigt, in der er wenig über das Verhältnis von Gesellschaft und Natur zu sagen hat. Die HörerInnen sollen selbst urteilen.

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Vortrag (1:29 h, 31 MB), Diskussion (0:42 h, 15 MB) via AArchiv | Vortrag , Diskussion via MF

Ankündigungstext:

Am 28.07.2011 lädt die Association Antiallemande Berlin ein zu Vortrag und Diskussion mit Martin Dornis.

Sex ist nur ein Konstrukt
Eine Kritik an der „Überwindung“ von Geschlecht, Subjekt und Geschichte in Poststrukturalismus und Gender Studies

Dass Geschlecht und Sexualität „Konstrukte“ seien, die es aufzulösen gelte, ist Gruppierungen wie dem „Antisexismusbündnis Berlin“ und mit ihm weiten Teilen der radikalen Linken heute ein Gemeinplatz. Zusammen mit der Sexualität gelten derartigem „Antisexismus“ Geschichte, Subjekt und Metaphysik als zu überwindende Gewaltherrschaften über die „Vielfalt der Lüste und Körper“. Der Vortrag will den Grundlagen derartigen Denkens nachspüren und dabei auch ihren (negativen) Wahrheitsgehalt aufzeigen. Dazu stellt er sich die Frage, welche gesellschaftlichen Verhältnisse dafür sorgen, dass die Rede von der Dekonstruktion des Subjekts und des Geschlechts heute den Nerv nicht nur vieler Linker, sondern den vieler Subjekte unter spätkapitalistischen und postnazistischen Zuständen trifft. Welches Subjekt soll da dekonstruiert werden und wer oder was soll an seine Stelle treten? Es wird dabei um nicht weniger als um die Bedeutung des Geschlechts in der kapitalistischen Vergesellschaftungsform gehen.

Martin Dornis lebt in Leipzig, studierte Philosophie, Ökonomie und Erziehungswissenschaften. Er veröffentlichte Texte über Ideologiekritik, Antisemitismus, Krisentheorie und materialistische Gesellschaftskritik.
Zu letzt von ihm erschienen: Der Meister aus Deutschland. Zur Kritik der Ideologie des Todes, in: Alex Gruber/ Philipp Lenhard (Hg.): Gegenaufklärung. Der postmoderne Beitrag zur Barbarisierung der Gesellschaft, Freiburg 2011: ça ira.

Dieses und weitere Bücher werden an dem während der Veranstaltung anwesenden Ça ira-Büchertisch der HUmmel-Antifa erwerbbar sein.

28.07.2011 um 19:00 im „Max und Moritz“, Oranienstrasse 162 Berlin