im Spannungsfeld von Ideologie, Organisation und Alltag
Inwiefern führt ein unbedingtes Setzen auf unmittelbare, verändernde Praxis nur noch tiefer in das bestehende Falsche hinein? Enthält eine Theorie, die Abstand von der Praxis nimmt, in der Benennung des falschen Ganzen schon einen Index des erstrebenswerten Besseren? Inwiefern handelt es sich bei dem Alltagsverstand der nicht-intellektuellen Menschen nicht doch schon stets um intellektuelle Tätigkeit? Inwiefern birgt das technische Wissen jeder verrichteten Arbeit nicht auch ein Potential von Reflexion und Kritik? Diese Fragen diskutiert Martin Krempel (BiKo) in seinem Vortrag, den er am 08.07.2011 in Jena gehalten hat. Er referiert jeweils mehrere Thesen zum Theorie-Praxis-Verständnis von Theodor W. Adorno und Antonio Gramsci, die er gegenüberstellt und aneinander abarbeitet, um das Vermittlungsproblem zwischen Theorie und Praxis in den analytischen Blick zu bekommen, ohne letztlich beide miteinander wie auch immer zu versöhnen.
Seit über einem Jahrhundert werden in gesellschaftskritischen Gruppen grundlegende Fragen immer wieder diskutiert. Vorrang der individuellen oder der kollektiven Bedürfnisse? Spontaneismus oder Organisation? Revolution oder Reformation? etc. Neben diesen Dauerbrennern wird eine Frage jedoch immer relevanter für politische Arbeit: »Wie ist das Verhältnis von Theorie und Praxis zu bestimmen?« Dieses Problem lässt nicht nur Differenzen im politischen Verständnis auftauchen, sondern es verhindert auch ganz explizit Bündnisse und schafft es ganze Assoziationen zu spalten. Die Fraktion einer »ohnmächtigen Theorie« steht dann häufig der Fraktion einer »blinden Praxis« gegenüber. Die »Theoretiker_innen« sehen meistens als die wichtigste Aufgabe von linker Politik die ideologiekritische Aufklärung über den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang an. Die »Praktiker_innen« dagegen präferieren die direkten Aktion und Organisation gegen Herrschaftsmechanismen. Beide idealtypischen Parteien finden sich jedoch in der heutigen Zeit zu einem großen Teil blockiert und fragmentiert vor. Eingeklemmt zwischen bürgerlicher Hegemonie und dem Alltagsverstand der Leute stößt jede kritische Theorie und Praxis auf eminente Probleme. So ist kritische Theorie isoliert, der antikapitalistischen Bewegung fehlen Anknüpfungspunkte in die Gesellschaft und eine Aufbruchsstimmung ist auch nicht in Sicht. Um die Möglichkeiten und Grenzen kritischer Handlungsfähigkeit auf dem theoretischen wie dem praktischen Terrain zu erkunden lädt das »Biko« zu einem Vortrag über das spannungsgeladene und widersprüchliche Verhältnis dieser beiden »Praxen« ein. Der Theorie/ Praxis- Komplex soll durch den Rückgriff auf die unterschiedlichen Gedanken von Theodor W. Adorno und Antonio Gramsci »neu« aufgerollt und durchleuchtet werden. Erstens um über das schwierige Verhältnis von Theorie und Praxis – mit einem kühlen Kopf nachzudenken und zweitens dadurch einen kleinen Schritt zur Überwindung eines innerlinken Grabenkampfes leisten zu können. Der Diskurs über den Theorie/ Praxis- Nexus soll im Vortrag zugespitzt werden, nicht um ihn zu schließen, sondern im Gegenteil um ihn unter Spannung verhandelbar zu machen. [via]
Download: via AArchiv (mp3; 35,8 MB; 1h 2:35 min)
was bitte soll ein „spannungsfeld“ sein ? physikalischer begriff? plumpe metaphorik? dummgequatsche? begriffsarmut? jargon?
Hallo,
der Vortrag ist nicht einmal bis zur fünften Minute hörenswert, da die Begrifflichkeit der Theorie & Praxis keiner grundlegend Bestimmung unterzogen wird, sein einleitendes Referat, was Theorie zu bestimmen habe, mündet nicht folgerichtig in der Kritik. So kann der Vortrag gar nicht anderes als ein kritisch-praktisches Ding verstanden werden, sondern muss für ihn nur theoretische Aspekte beinhalten, die sich weiterhin im Zirkel dem elendslinken Theorie-Praxis Verhältnis abzielt. Mit anderen WOrten: Man dreht sich im Kreis.