Die Dokumentation des internationalen Symposiums Interventionen, das im Oktober 2010 in Paderborn stattfand, enthält den Mitschnitt eines Vortrags von Anselm Jappe (u.a. Autor der Zeitschrift Exit!) mit dem Titel „Die Situationisten und die Aufhebung der Kunst: was bleibt davon nach fünfzig Jahren?„. Jappe gibt dort einen Überblick über die Geschichte und Aspekte der kritischen Theorie der Situationistischen Internationalen, besonders mit einem Fokus auf den Gegenstand der Kunst. Besonders interessant werden die Ausführungen Jappes m.E. am Ende des Vortrags, wo er den Fortschrittsglauben der S.I. kritisiert und die Perspektive der S.I. auf die Aufhebung der Kunst mit ähnlichen und doch entscheidend anderen Ansätzen aus der Ästhetischen Theorie Adornos konfrontiert. Um diesen Aspekt dreht sich dann auch die Diskussion, die wegen des Mittagessens leider vorzeitig abgebrochen werden musste. Die anderen auf dem Symposium gehaltenen Vorträge sind hier dokumentiert. Ein Text von Anselm Jappe zum Vergleich von Adorno und Guy Debord gibt es hier.
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Download: via Audioarchiv Vortrag (20,6 MB, 1h), Diskussion (2,8 MB, 8 min) oder in einer Datei via Interventionen (31,9 MB, 1h 9 min)
Die Situationistische Internationale ist heute wesentlich bekannter als während ihrer Existenz (1957–1972). Sie gilt oft als der historisch letzte Versuch, avantgardistische Kunst mit avantgardistischer Politik zu verbinden. In Wirklichkeit ging es den Situationisten jedoch um die „Aufhebung der Kunst“ in der Revolution. Kann sich irgendeine heutige Kunst- oder Politikform zu Recht darauf berufen? Und war dieses Programm der Aufhebung nicht an einen Fortschrittsgedanken gebunden, der heute selber überholt wirkt, so dass nun eine Verteidigung der Kunst mit „situationistischen“ Argumenten möglich scheint? Und wenn ja, welcher Kunst?
Anselm Jappe (Bonn, 1962) lebt nach dem Philosophiestudium in Rom und Paris heute in Frankreich und Italien und unterrichtet dort an Kunsthochschulen. Er hat über die Situationisten veröffenlicht (Guy Debord, 1993; L’Avant-garde inacceptable, 2004) und an der Erarbeitung der „Wertkritik“ teilgenommen (Die Abenteuer der Ware, 2006, Artikel in Krisis und Exit!).
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Eine überarbeitete Druckfassung des Referats ist kürzlich erschienen in: EXIT! Krise und Kritik der Warengesellschaft. Nr. 8, Horlemann Verlag, 2011