»Da weiß ich nicht recht, ist das jetzt ernst gemeint? Oder ironisch? Oder post-ironisch?« – »Oder post-post-ironisch…«
Die Aufnahme »postmoderner« Theorien in bestehende Theorietraditionen führte zu Wortkonstruktionen wie »Postfeminismus« oder »Poststrukturalismus«. Auch Marxismus und Anarchismus blieben davon nicht verschont. Und so gibt es heute…
- Postmarxismus
Oliver Marchart gab 2008 in einer Reihe »Zur Aktualität Marxscher Theorie« (Uni Jena) eine Einführung in den Postmarxismus, besonders in die Theorie Laclaus. (53 Minuten)
Download: via AArchiv (19 MB) - Postanarchismus
Einen Überblick über das Projekt des und die Debatten um den Postanarchismus gab Jürgen Mümken auf den Anarchietagen 2008 in Winterthur.
Download: Bei der LAW: Vortrag (1:21 h, 36 MB), Diskussion (1:05 h, 26 MB); via MF: Vortrag (28 MB)
und
Ankündigungstext zu Oliver Marchart: Post-Marxismus
„Wenn das Marxismus ist, bin ich kein Marxist“, so Marx in einem Brief an seinen Schwiegersohn Paul Lafargue. In diesem Sinne bedeutet Post-Marxismus zunächst die Zurückweisung des Weltanschauungsmarxismus sowie des ökonomischen Reduktionismus. Mit Weltanschauungsmarxismus sind Versatzstücke Marxscher Theorie gemeint, die innerhalb der historischen Arbeiterkultur zirkulierten, dort aber den Status einer Heilslehre annahmen, die der Überbietung des bürgerlichen Wertesystems dienen sollte; statt an den Klassenkampf glaubte man nun an das allmähliche „Hineinwachsen in den Sozialismus“ (Eduard Bernstein). Ökonomischer Reduktionismus bezeichnet die unter marxistischen Intellektuellen der zweiten und dritten Internationale weit verbreitete Auffassung, der Sozialismus sei die notwendige Folge objektiver Widersprüche in der kapitalistischen Produktionsweise. Beide Lesarten des ‚Marxismus’ unterschätzen den subjektiv-politischen Aspekt der Marxschen Revolutionstheorie.
Soweit kann sich der Post-Marxismus auf den ‚eigentlichen’ Marx berufen. In einem spezifischeren Verständnis des Begriffs geht es jedoch um die Kritik von Kernelementen des Marxschen Werks durch poststrukturalistische Theorieansätze. Unter Berufung auf französische Autoren wie Derrida oder Lacan problematisieren Postmarxisten die Vorstellung von gesellschaftlicher Totalität sowie die Klassen- und Revolutionstheorie. Um die Substanzlosigkeit, aber auch die Umkämpftheit des Sozialen theoretisch in den Griff zu bekommen, soll nicht länger die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit der Untersuchungsgegenstand sein, sondern die Vielzahl konkurrierender Diskurse. Revolution ist für Postmarxisten nicht der von einer Klasse initiierte Bruch mit der sozialen Ordnung, der die Menschheit in ihre authentische Daseinsform überführt, sondern der unendliche Streit um die Hegemonie im Feld politischer Diskurse. Damit erfährt das Politische eine Aufwertung innerhalb marxistischer Debatten. Das politische Terrain erstreckt sich nunmehr über die institutionellen Grenzen hinaus auf die allerorts geführten Auseinandersetzungen um die Verallgemeinerbarkeit sozialer Ansprüche. Im Bewusstsein permanent aufbrechender Bedeutungsüberschüsse in diskursiven Ordnungen gehen Postmarxisten davon aus, dass auch emanzipatorische Politik niemals frei von Machtansprüchen ist und ihre Ziele niemals vollständig realisiert werden können. De sich anschließende Frage ist natürlich, wer überhaupt das politische Subjekt einer so gedachten emanzipatorischen Bewegung sein kann.
Oliver Marchart ist Professor am soziologischen Seminar der Universität Luzern. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der politischen Theorie (Hegemonie- und Demokratietheorie, Cultural Studies). Zuletzt veröffentlichte er „Neu beginnen. Hannah Arendt, die Revolution und die Globalisierung“ (Turia & Kant 2005).
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so’n scheiß
POMOS!!!