Francis Wheen hat sich nicht nur als Marx-Biograph hervorgetan (eine „insgesamt ganz nützliche Arbeit“, bemerkt Udo Winkel in der »Exit!« 6), sondern auch eine zwar nicht sonderlich tiefe aber dafür mit Informationen zum Entstehungsprozess und den Lebensumständen des Verfassers gespickte Einführung in die Kritik der politischen Ökonomie geschrieben. Das Hörbuch ist über 4:30 Stunden lang.
Ich sehe das ganz anders. In meiner Besprechung für den ak schreibe ich:
»Aber zum “Kapital” gibt es mehr als nur ein ärgerliches Buch. Der britische Journalist Francis Wheen hat vor einigen Jahren eine viel gelobte, lesbare Biografie geschrieben. Ein amüsant geschriebenes Buch, das alle Interessierten einmal gelesen haben sollten. Leider hat sich Wheen jetzt daran gemacht, ausgerechnet die größte Leerstelle der Biografie auszuführen – die Auseinandersetzung mit “Das Kapital”. Wheen rekonstruiert Marx’ Hinwendung zu ökonomischen Fragen, die schließlich dazu führte, dass er “Das Kapital” schrieb. Aufgrund Wheens Unverständnis für Marx’ Methode bleibt den LeserInnen “Das Kapital” dabei völlig verschlossen. Das gilt sowohl für Marx’ Forschung als auch für die Darstellungsweise im “Kapital”. Seine produktive Zeit in den Londoner Bibliothek und seine wirtschaftsjournalistische Tätigkeit bleibt ebenso unterbelichtet. Dass Marx theoretische Krisen durchmachte, konzeptionelle Veränderungen vornahm und vornehmen musste, bleibt Wheen und somit auch den LeserInnen verborgen. “Das Kapital” scheint eher von Engels’ Erfahrungen als Unternehmer als von Marx wissenschaftlicher Tätigkeit geprägt zu sein. Bei Wheen bleibt somit unklar, warum ein Buch, dass nach seinen Aussagen surreale Züge trage und nur von Metaphern und “dialektischen Spielereien” geprägt sei, überhaupt zu einer Auseinandersetzung lohnt.«
Und das war noch nicht alles. Bspw. die Übersetzung. In seinem Buch über das „Kapital“ bezieht sich Wheen (S.15) auf das Shylock-Zitat (MEW 23, 304), das wird auch korrekt übersetzt, allerdings schreibt der Übersetzer es stehe im 10. Kapitel (was, darin Wheen folgend, auch die einzige Quellenangabe ist). In der englischen „Kapital“-Ausgabe ist es auch das 10. Kapitel, im deutschen ist es aber das 8. Kapitel (im Englischen wurden die drei Unterabschnitte des vierten Kapitels zu drei eigenständigen Kapitel, so dass man ab dem 7. (englischen Kapitel) immer 2 abziehen muss, um zur Nummer des deutschen Kapitels zu kommen. Es gibt aber noch weitere Ungenauigkeiten. In meinen Augen ein ärgerliches Buch. Auch wenn die Marx-Biographie nett zu lesen – trotz vielen inhaltlichen Mängeln.