Kalkül und Wahn, Vertrauen und Gewalt. Vor dem Ausnahmezustand des Kapitals

Kurzbeschreibung: „Vortrag, Zitatenschlacht und Presseschau zur aktuellen Wirtschaftskrise von Joachim Bruhn, gehalten in Nürnberg Ende November 2008.“

Sendereihe: Sachzwang FM

Mitwirkende:
Moderation: Dr. Indoktrinator
Referent: Joachim Bruhn (ISF Freiburg)

Links zum Beitrag: Beschreibung auf FRN, zugrunde liegender Text und Lesung desselben

Gesamtlänge: 2 Stunden

Audiocharakteristika: mp3, mono, 48 kbit/s

Download: In einem Stück via AArchiv | via MF oder in zweien: Teil 1, Teil 2 (Gesamtgröße: 41,1 MB)

Hinweis: Bruhn polemisiert hier am Rande auch gegen die Kritik Ingo Elbes an der obskurantistischen Marxauslegung in Teilen der deutschen Linken.

Ankündigungstext:

Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Gleichwohl: Die Gesellschaft der totalen Konkurrenz ist in heller Panik, sie wird sich zersetzen und zerstören. Unmöglich noch kann sie die Bedingung der Möglichkeit ihrer eigenen Existenz aus sich selbst heraus reproduzieren: der vollendet autistische Selbstbezug des Kapitals, die losgelassene Akkumulation um der Akkumulation willen, die „Plusmacherei“ (Marx) rutscht ins historische Minus, zerbricht an sich und eben daran, daß die Gesellschaftlichkeit der Individuen als Subjekte bloß auf dem generalisierten Ausschluß aller durch alle gründet, der, eben in den Formen von Wert, Geld, Kapital den totalen Einschluß stiftet, d.h.: die gesellschaftliche Synthesis als vollendet negative. Das ist gewiß paradox: die unbedingte gesellschaftliche Einheit in der Form des totalisierten Atomismus; ein Paradox jedoch, das im Geld dingliche Gewalt annimmt und als „logisches Rätsel“ (FAZ) erscheint. In der Panik wird sich die falsche Gesellschaft ihres eigenen Widersinns inne, allerdings in einer nur noch verrückteren Form, einer Form, die das bankrotte Kalkül der Ökonomie vermittels des Wahns der Politik zu therapieren verspricht, tatsächlich zu überbieten sucht: der Form eines paranoiden Souveräns, der den Triumph des Willens über den kapitalen Sachzwang beschwört und so gerade die „Angst vor dem Chaos“ schürt, darin die Flucht nach vorn anpeitscht und so auf den autoritären Staat provoziert, auf den Ausnahmezustand, d.h. auf die ursprünglich faschistische Situation: denn nichts anderes ist der „Preis des Marktes“ als das politisch, vermittels des Gewaltmonopols auf Leben und Tod erzwungene Opfer der Individuen.

Es spricht Joachim Bruhn (Initiative Sozialistisches Forum, Freiburg), der zuletzt (mit Jan Gerber) „Rote Armee Fiktion“ (ça ira-verlag 2007) herausgegeben hat und dessen Buch „Was deutsch ist. Zur kritischen Theorie der Nation“ im Sommer bei ça ira (www.isf-freiburg.org) erscheinen wird.

16 Gedanken zu „Kalkül und Wahn, Vertrauen und Gewalt. Vor dem Ausnahmezustand des Kapitals

  1. Tibi

    Gibt es den hochinteressanten Vortrag vielleicht auch ohne diese peinlich-pubertären und geistfeindlichen musikalischen Störgeräusche?

  2. Olga

    vielen dank, aber wir haben die CD auch und arbeiten grade dran. Der gesamte Kongress wird in der nächsten Zeit hier hochgeladen werden.

  3. dr. datentausch

    ich habe die CD! falls noch Intresse besteht könnte ich die wo uploaden. dann bitte eine mail vom admin an mich. (das ding ist insgemsammt über 600mb groß.)

  4. negative potential

    administrator,

    ich habe glück gehabt, da ein kumpel mir das backhaus buch geschenkt hat.

    aber wenn du nicht auf die neuauflage warten kannst, kann mann einige aufsätze immer noch saubillig antiquarisch finden. das aufsatz „dialektik der wertform“ findest du bei Schmidt, Alfred _Beiträge zur marxistischen Erkenntnistheorie_.

    die ersten drei teile von Materialien zur Rekonstruktion der Marxschen Werttheorie sind in die Ausgaben 1,3,und 11 von _Gesellschaft_, eine buchserie bei suhrkamp verlag. teil 4 ist allerdigs nur in den ca ira band erhältlich.

    einige andere interessante aufsätze sind auch nur in den ca ira band erhältlich. also druck machen auf bruhn und dahlmann, das sie nicht mehr rassistische scheiss drucken und lieber klassiker auflegen.

  5. abdel kader

    Ich glaube nicht. Frag‘ am besten mal beim Verlag nach.
    Manche Bücher werden da ja seit Jahren angekündigt und sind noch nicht erschienen.

  6. Administrator

    Ich habe Teil 1 eben erfolgreich, aber in einer unangenehm niedrigen Geschwindigkeit heruntergeladen. Ich lade die Sendung noch mal woanders hoch. Link wird oben angefügt.

    Dahlmann vs. Heinrich… nein hab ich nicht. Aber ich hab schon mit dem Gedanken gespielt, die CD von ça Ira zu bestellen. Ich warte noch auf die Neuauflage von dem Backhaus und bestell das dann zusammen… mh… ist die jetzt schon erschienen oder nicht?

  7. lysis

    Das sagt doch Elbe in seinem Vortrag auch: Die Darstellung im Kapital ist zirkulär, weil jede Kategorie die andere im Grunde schon voraussetzt, sie aber nicht alle gleichzeitig behandelt werden können. Die Kategorie, mit der man in seiner Darstellung anfängt, weil man ja mit irgendetwas anfangen muss, kehrt deshalb am Ende zurück — aber unter Überwindung der Abstraktion, die man am Anfang setzen musste, weil man die anderen Kategorien ja noch gar nicht hatte.

    Der wesentliche Unterschied zwischen Elbe und Bruhn besteht darin, dass Bruhn die in der Darstellung erscheindenden Widersprüche als Realparadoxien auffasst, während Elbe sie als Darstellungsprobleme sieht, die durch die Einführung neuer, vermittelnder Kategorien (und damit einer neuen Darstellungsebene) jeweils „dialektisch“ überwunden werden.

    Die Dialektik bei Marx ist aber im Unterschied zu der von Hegel keine Ontologie der Widersprüche, die eine realhistorische Bewegung antriebe (so wie bei Bruhn die Zusammenbruchskrise als praktische Auflösung der „Realparadoxien“ des Kapitals gedeutet wird), sondern ausschließlich eine gedankliche Aneignungsbewegung oder halt Darstellungsmethode, die nichts, aber auch gar nichts mit angeblichen Aporien in der Realität zu tun hat.

  8. abdel kader

    Besitzt du zufällig auch das Streitgespräch zwischen Manfred Dahlmann und Michael Heinrich vom Kongress „Antideutsche Wertarbeit“? Das wäre doch auch ein ganz interessanter Beitrag zu der oben genannten Debatte.

  9. Administrator

    Der Beitrag ist aber insofern erträglich, als dass er hier mehr gegen die Verhältnisse und ihre bürgerlichen Apologeten und (Anti-)Kritiker/Verbesserer wettert, als gegen „Diskursfaschisten“ und vermeintliche linke Antisemiten u.Ä. Kennt mensch einen Vortrag von ihm, kennt mensch alle: Der Wert sei nicht theoretisiertbar, weil er an sich irrational, eben die Vermittlung des an sich Vermittlungslosen von Herrschaft & Ausbeutung sei. Das sagt er in jedem Vortrag früher oder später.

    Seine Hauptkritik an Elbe und dem „akademischen Marxismus“ findet sich am Anfang des zweiten Teils und lautet: Die Darstellung im Kapital verläuft nicht linear aufsteigend von einer Abstraktionsstufe zur nächsten, sondern zirkulär, was stimmen mag, die Kritik Elbes aber noch lange nicht gegenstandslos macht.

  10. Pingback: Marxismus-Mystizismus oder: die Verwandlung der Marxschen Theorie in deutsche Ideologie « Audioarchiv

  11. der Klassensprecher von 1984

    Der Download beider Teile funktioniert.

    Jetzt muss ich mir 2h den Bruhn geben, bloss um rauszufinden was der sich zu Elbe’s Kritik zusammengedichtet hat. Meh.

  12. lysis

    Bei Teil 1 bekomme ich folgende Fehlermeldung:

    Invalid File. This error has been forwarded to MediaFire’s development team.

    The key you provided for file download was invalid. This is usually caused because the file is no longer stored on Mediafire. This occurs when the file is removed by the originating user or Mediafire.

Kommentare sind geschlossen.