Dialektik im 20. Jh. Folge 3: Foucault & Adorno

Kurzbeschreibung: Letzte von drei Folgen, die sich mit marxistischer Dialektik ebenso wie mit antimarxistischer Antidialektik im 20. Jahrhundert beschäftigen.
In dieser Folge geht es um Michel Foucault als beispielhaften Antidialektiker im ersten Teil. Der zweite Teil „verteidigt Adorno gegen seine Liebhaber“.

Sendereihe: Sachzwang FM

Mitwirkende:
Moderation & Sprecher: Dr. Indoktrinator
Autor: Michael Koltan

Links zum Beitrag: Beschreibung auf FRN, Vortragskripte von Micheal Koltan auf seiner Website, diesem Beitrag zugrunde liegende Skripte (PDF): Foucault, Adorno

Audiocharakteristika: 2 Stunden; mp3, mono, 48 kbit/s

Download:: In einem Stück via AArchiv oder via Mediafire oder in zwei Teilen via Mediafire: Teil 1, Teil 2 (Gesamtgröße: 41,1 MB)

Rezension von lysis (zum ersten Teil):

Zwar nervt ein bisschen die Arroganz des Referenten, der immer dort, wo die Sache selbst nicht für ihn oder seinen komischen Freund Hegel spricht, mit schier unnachvollziehbaren Taschenspielertricks oder dem Gestus autoritären Bescheidwissens von oben nachzuhelfen versucht. (Es könnte ja sein, daß der Hörer, wenn man ihn nicht permanent auf die Klugheit Hegels und die Banalität Foucaults hinwiese, sich am Ende noch seine eigenen Urteile macht!) Trotzdem gelingt es ihm durchaus, die wesentliche Gedankengänge von Foucaults Die Ordnung der Dinge (Les mots et les choses, 1966), das allgemein der ersten Phase seines Denkens — der sog. Archäologie des Wissens — zugeordnet wird, sachlich treffend wiederzugeben, weshalb ich das überhaupt nur guten Wissens empfehlen kann.

Allerdings manipuliert der Referent seine Zuhörer_innen auch hier, indem er die späteren Verschiebungen in Foucaults Schriften zugunsten der Konstruktion eines kohärenten Autor-Subjekts völlig unterschlägt. Aber das muss er wohl, wenn er das Label “Foucault” als von der Linken abzuwehrenden “nihilistischen” Frontalangriff auf Hegel und damit, in letzter Instanz, auf den Marxismus zeichnen will. Dass bereits Foucaults neun Jahre später erschienenes Werk Überwachen und Strafen (Surveiller et punir, 1975) eine deutliche Wiederannäherung an Marx — wenn auch nicht an Hegel — erkennen lässt, den er schon dadurch würdigt, dass er fortan immer wieder von einer “politischen Ökonomie” (des Körpers, des Lebens usw.) sprechen wird, erfährt Koltans Publikum wohlweislich nicht.
[Außerdem ist] darauf hin[zu]weisen, dass Koltan die Chronologie in Foucaults Entwicklung verdreht und auf den Kopf stellt. So behandelt er zuerst einen Aufsatz Foucaults über die Genealogie, um dann die „Archäologie“, derer er sich in Die Ordnung der Dinge bedient, als eine Weiterentwicklung davon darzustellen. Tatsächlich ist der Genealogie-Aufsatz aber nicht nur fünf Jahre später verfasst worden als Die Ordnung der Dinge, sondern bezeichnet auch einen wesentlichen Bruch in Foucaults Vorgehen. Mit der Genealogie ergänzt er seine epistemologische Fragestellung nämlich um die Ebene der Macht und schließlich die Modi der Subjektivierung, zieht also völlig neue Analyseebenen ein. Koltan kann das offenbar nicht wahr- oder zur Kenntnis nehmen, weil er Philosophen gemäß dem deutschen Genie-Kult als immer schon fertige Autor-Subjekte beschreibt.

Ein Gedanke zu „Dialektik im 20. Jh. Folge 3: Foucault & Adorno

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